Blindenfußball-WM: Fangmann zufrieden mit Einzug ins Viertelfinale

Er hat mal wieder einen auf die Nase bekommen. Berufsrisiko beim Blindenfußball. "Du musst schon mit Vollgas in die Zweikämpfe gehen, mit Tempo aufdribbeln, sonst bringt das alles gar nichts", sagt der Kapitän der deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft. Alexander Fangmann, ist gerade wieder aus Japan zurückgekehrt. Erstmals hatte sich Deutschland für die Weltmeisterschaft qualifiziert.

"Das Viertelfinale hatten wir anvisiert, das haben wir geschafft", zieht der Kapitän sportliche Bilanz. "Wir können zufrieden sein." Nach drei Unentschieden gegen Südkorea, Spanien und Argentinien traf Deutschland im Viertelfinale ausgerechnet auf den späteren Titelträger Brasilien. Es setzte eine Klatsche. Danach war das Team müde, unterlag Japan und Kolumbien in den beiden Platzierungsspielen und musste sich mit dem achten Platz begnügen.

"Gegen Brasilien kannst du nicht 50 Minuten dichtmachen, also haben wir etwas offensiver gespielt und lagen schon zur Pause 0:4 hinten", erzählt der 29 Jahre alte Fangmann. "Es war lehrreich. Danach waren wir schon etwas platt, immerhin hatten wir in vier Tagen gegen Spanien, Argentinien und Brasilien gespielt. Die Japaner waren dann extrem diszipliniert und hatten zwei gute Dribbler. Wir haben die letzten beiden Spiele verdient verloren, aber wir müssen uns auch keine Vorwürfe machen." Beim nächsten großen Turnier wird sich die deutsche Mannschaft erfahrener, abgezockter präsentieren, "weniger naive Fouls begehen", sagt der Stuttgarter.

Freundliche Japaner und ein Erdbeben

Gespielt wurde auf einem Outdoor-Kunstrasen auf dem Olympia-Gelände in Tokio. Bei den Auftritten der Gastgeber saßen 1700 Zuschauer auf der Tribüne, ein japanischer Sender übertrug live. Auch außerhalb der Spiele waren die deutschen Fußballer von ihren japanischen Gastgebern begeistert. "Man spricht nicht umsonst vom 'Land des Lächelns'", so Fangmann. "Es wird oft 'Danke', gesagt, überall standen Mitarbeiter der Turnierorganisation und halfen einen beim Fahrstuhl, beim Gang ins Restaurant. Dass alles überall blitzt und blinkt, konnte ich nicht sehen, das wurde mir erzählt, aber dieses Überdrehte Japans bekommt man auch als blinder Mensch mit. Die Musik in denn Läden ist so viel lauter als in Deutschland."

Ein echtes Erdbeben erlebte er auch. Fangmann erzählt: "Wir hatten uns samstags im 17. Stock unseres City-Hotels versammelt, wollten uns um 23.30 Uhr Ortszeit die Bundesligakonferenz anhören. Das Gebäude hat gut geschwankt, in Nagano hatte das Beben eine Stärke von 6,2. Irre, wie es am Ende nochmal knatscht, als ob sich das Haus wieder ausrichtet."



Er hat mal wieder einen auf die Nase bekommen. Berufsrisiko beim Blindenfußball. "Du musst schon mit Vollgas in die Zweikämpfe gehen, mit Tempo aufdribbeln, sonst bringt das alles gar nichts", sagt der Kapitän der deutschen Blindenfußball-Nationalmannschaft. Alexander Fangmann, ist gerade wieder aus Japan zurückgekehrt. Erstmals hatte sich Deutschland für die Weltmeisterschaft qualifiziert.

"Das Viertelfinale hatten wir anvisiert, das haben wir geschafft", zieht der Kapitän sportliche Bilanz. "Wir können zufrieden sein." Nach drei Unentschieden gegen Südkorea, Spanien und Argentinien traf Deutschland im Viertelfinale ausgerechnet auf den späteren Titelträger Brasilien. Es setzte eine Klatsche. Danach war das Team müde, unterlag Japan und Kolumbien in den beiden Platzierungsspielen und musste sich mit dem achten Platz begnügen.

"Gegen Brasilien kannst du nicht 50 Minuten dichtmachen, also haben wir etwas offensiver gespielt und lagen schon zur Pause 0:4 hinten", erzählt der 29 Jahre alte Fangmann. "Es war lehrreich. Danach waren wir schon etwas platt, immerhin hatten wir in vier Tagen gegen Spanien, Argentinien und Brasilien gespielt. Die Japaner waren dann extrem diszipliniert und hatten zwei gute Dribbler. Wir haben die letzten beiden Spiele verdient verloren, aber wir müssen uns auch keine Vorwürfe machen." Beim nächsten großen Turnier wird sich die deutsche Mannschaft erfahrener, abgezockter präsentieren, "weniger naive Fouls begehen", sagt der Stuttgarter.

Freundliche Japaner und ein Erdbeben

Gespielt wurde auf einem Outdoor-Kunstrasen auf dem Olympia-Gelände in Tokio. Bei den Auftritten der Gastgeber saßen 1700 Zuschauer auf der Tribüne, ein japanischer Sender übertrug live. Auch außerhalb der Spiele waren die deutschen Fußballer von ihren japanischen Gastgebern begeistert. "Man spricht nicht umsonst vom 'Land des Lächelns'", so Fangmann. "Es wird oft 'Danke', gesagt, überall standen Mitarbeiter der Turnierorganisation und halfen einen beim Fahrstuhl, beim Gang ins Restaurant. Dass alles überall blitzt und blinkt, konnte ich nicht sehen, das wurde mir erzählt, aber dieses Überdrehte Japans bekommt man auch als blinder Mensch mit. Die Musik in denn Läden ist so viel lauter als in Deutschland."

Ein echtes Erdbeben erlebte er auch. Fangmann erzählt: "Wir hatten uns samstags im 17. Stock unseres City-Hotels versammelt, wollten uns um 23.30 Uhr Ortszeit die Bundesligakonferenz anhören. Das Gebäude hat gut geschwankt, in Nagano hatte das Beben eine Stärke von 6,2. Irre, wie es am Ende nochmal knatscht, als ob sich das Haus wieder ausrichtet."

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Der ehemalige Rhetorikstudent der Universität Tübingen, der nun anfangen will, Bewerbungen zu schreiben, hat in Japan sein 40. Länderspiel für Deutschland absolviert. 2015 will er bei der EM in England mit der deutschen Mannschaft ins Finale einziehen, damit würde man sich für die Paralympics in Rio qualifizieren. Offen ist noch, ob sich der Deutsche Behindertensportverband für die Ausrichtung der EM 2017 bewirbt. Berlin wäre möglicher EM-Ausrichter. "Wenn das klappt, würde ich gerne noch bis 2017 spielen", sagt Fangmann. "Eine EM im eigenen Land vor unseren Zuschauern - das hätte was."

"Vor dem Fußball hatte ich kaum Kontakt zu anderen Blinden"

Mit acht Jahren löste sich die Netzhaut ab. Erst wurde er noch operiert, bei der zweiten Ablösung war medizinisch nichts mehr zu machen. Der Fußball hat ihm viel gebracht. Er fühlt sich sicherer, selbstbewusster im Tagtäglichen. Wer gleichzeitig mit sieben anderen blinden Menschen über einen 40 mal 20 Meter großen Kunstrasen sprintet, dem macht der Einkaufsgang nicht mehr so viele Sorgen.

Doch das Spiel mit dem Rasselball hat ihm noch mehr gegeben. "Davor hatte ich kaum Kontakt zu anderen blinden Menschen, die meisten hatten neben dem Verlust des Augenlichts noch andere Schwierigkeiten, damit wollte ich gar nicht umgehen", sagt Alexander Fangmann. "Durch den Fußball habe ich viele Menschen kennengelernt, die neben dem Blindsein eben ein anderes großes Thema haben: den Fußball. Als Mannschaft gemeinsam die Leistung auf den Platz zu bringen, das ist das Beste. Diese Emotionen - ich wüsste gar nicht, wie ich das ohne den Fußball erleben soll."

Im nächsten Frühjahr geht die Deutsche Blindenfußball-Bundesliga in die achte Saison. Dann will Alexander Fangmann mit dem MTV Stuttgart den Titel verteidigen - und zwar möglichst, ohne einen auf die Nase zu bekommen.