Bierhoffs WM-Blog: "Die Euphorie in Brasilien wird gewaltig sein"

Der Countdown läuft für die Weltmeisterschaft in Brasilien - und damit auch für die deutsche WM-Mission. Sportlich und organisatorisch. Genau an der Schnittstelle wirkt Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft. Jede Woche berichtet der 45-Jährige darüber, exklusiv für die User von DFB.de. Bierhoffs WM-Blog - heute über den Besuch bei Jacques Wagner, dem Gouverneur des brasilianischen Bundesstaates Bahia.

Liebe Fans der Nationalmannschaft,

heute melde ich mich aus Brasilien. Mit einer Delegation des DFB sind wir in dieser Woche zu einem Kurzbesuch nach Südamerika gereist. Wir haben mit unseren Gastgebern letzte Details abgesprochen, an ein paar Stellen mussten ein paar Fragezeichen beseitigt werden. Ich bin ein großer Freund moderner Kommunikation. Viele Dinge lassen sich gut via Skype oder per Telepresence organisieren, aber manchmal ist das direkte Gespräch von Angesicht zu Angesicht eben doch die effizienteste Art des Meinungsgaustausches. Auch wenn man dafür um die halbe Welt fliegen muss.

In den vergangenen Wochen hat sich einmal mehr gezeigt, dass sich alleine von unseren Büros in Deutschland aus eine WM auf einem anderen Kontinent nicht organisieren lässt. Dafür sind an so einem Projekt viel zu viele Akteure beteiligt. Die FIFA, das nationale Organisationskomitee, die Politik, regionale Behörden. Auch unsere Partner. Wir sind deswegen am Dienstag noch einmal nach Brasilien geflogen. Wichtigstes Treffen war ein Termin mit Jacques Wagner, dem Gouverneur des Bundesstaates Bahia.

Als ich im Flugzeug saß und wir uns der Landung näherten, habe ich mich gefragt, wie Brasilien diesmal auf mich wirken wird. Zuletzt war ich im Februar im Rahmen des FIFA-Teamworkshops in Florianopolis vor Ort, und bei allen Vorreisen habe ich mich darüber gewundert, wie wenig die Weltmeisterschaft das Bild in Brasilien prägt. Bei der WM 2006 und der Frauen-WM 2011 konnte man in Deutschland schon lange vorher dem Turnier kaum entkommen. Überall hingen Plakate, an den Flughäfen wurden die Menschen von überlebensgroßen Bildern der Stars empfangen, in den Zeitungen, im Fernsehen, im Radio - die WM war allgegenwärtig. In Brasilien? Nichts davon.

So war es auch diesmal. In den Gesprächen mit den Menschen ist zu spüren, wie sehr sie sich auf das Turnier freuen, aber auch, wie sehr sie damit beschäftigt sind, den Alltag zu bewältigen. Wenn die WM beginnt, wird die Euphorie gewaltig sein, bis dahin aber haben viele keinen Kopf für dieses Ereignis. Für mich ist es eine spannenden Erfahrung, dass mir die Brasilianer völlig unvoreingenommen begegnen. Der Name Bierhoff ist einigen ein Begriff, aber erkannt werde ich dort nur selten. Das empfinde ich als sehr angenehm. Ich glaube, dass mir dies ehrlichere Einblicke ermöglicht.

An der "Unsichtbarkeit" der WM hat sich in den vergangenen Wochen also nichts geändert, und auch nicht an der Unberechenbarkeit des Verkehrs. In Brasilien kann es passieren, dass eine sechsspurige Autobahn völlig verstopft ist. In Rio haben wir mal erlebt, dass wir von einem Stadtteil zum anderen drei Stunden unterwegs waren. So extrem war es diesmal nicht, wobei ich zugestehe, dass auch diese Reise kein Spaziergang war. Wieder haben wir im Stau gestanden, wieder haben wir mit einer Mischung aus Faszination und Besorgnis das Chaos auf den Straßen um uns herum wahrgenommen.

Umso mehr bin ich froh, dass wir für die WM mit dem Campo Bahia ein Quartier in einer dünnbesiedelten Region gefunden haben. Von Porto Seguro führt zwar nur eine kleine Küstenstraße zu "unserer" Halbinsel, viel Verkehr habe ich dort aber noch nie erlebt. Und selbst wenn: Mit 30 Kilometern ist die Distanz zum Flughafen überschaubar - große Probleme mit zu langen Reisezeiten werden wir bei der WM nicht haben. Das könnte ein Vorteil für uns sein.



[bild1]

Der Countdown läuft für die Weltmeisterschaft in Brasilien - und damit auch für die deutsche WM-Mission. Sportlich und organisatorisch. Genau an der Schnittstelle wirkt Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft. Jede Woche berichtet der 45-Jährige darüber, exklusiv für die User von DFB.de. Bierhoffs WM-Blog - heute über den Besuch bei Jacques Wagner, dem Gouverneur des brasilianischen Bundesstaates Bahia.

Liebe Fans der Nationalmannschaft,

heute melde ich mich aus Brasilien. Mit einer Delegation des DFB sind wir in dieser Woche zu einem Kurzbesuch nach Südamerika gereist. Wir haben mit unseren Gastgebern letzte Details abgesprochen, an ein paar Stellen mussten ein paar Fragezeichen beseitigt werden. Ich bin ein großer Freund moderner Kommunikation. Viele Dinge lassen sich gut via Skype oder per Telepresence organisieren, aber manchmal ist das direkte Gespräch von Angesicht zu Angesicht eben doch die effizienteste Art des Meinungsgaustausches. Auch wenn man dafür um die halbe Welt fliegen muss.

In den vergangenen Wochen hat sich einmal mehr gezeigt, dass sich alleine von unseren Büros in Deutschland aus eine WM auf einem anderen Kontinent nicht organisieren lässt. Dafür sind an so einem Projekt viel zu viele Akteure beteiligt. Die FIFA, das nationale Organisationskomitee, die Politik, regionale Behörden. Auch unsere Partner. Wir sind deswegen am Dienstag noch einmal nach Brasilien geflogen. Wichtigstes Treffen war ein Termin mit Jacques Wagner, dem Gouverneur des Bundesstaates Bahia.

Als ich im Flugzeug saß und wir uns der Landung näherten, habe ich mich gefragt, wie Brasilien diesmal auf mich wirken wird. Zuletzt war ich im Februar im Rahmen des FIFA-Teamworkshops in Florianopolis vor Ort, und bei allen Vorreisen habe ich mich darüber gewundert, wie wenig die Weltmeisterschaft das Bild in Brasilien prägt. Bei der WM 2006 und der Frauen-WM 2011 konnte man in Deutschland schon lange vorher dem Turnier kaum entkommen. Überall hingen Plakate, an den Flughäfen wurden die Menschen von überlebensgroßen Bildern der Stars empfangen, in den Zeitungen, im Fernsehen, im Radio - die WM war allgegenwärtig. In Brasilien? Nichts davon.

So war es auch diesmal. In den Gesprächen mit den Menschen ist zu spüren, wie sehr sie sich auf das Turnier freuen, aber auch, wie sehr sie damit beschäftigt sind, den Alltag zu bewältigen. Wenn die WM beginnt, wird die Euphorie gewaltig sein, bis dahin aber haben viele keinen Kopf für dieses Ereignis. Für mich ist es eine spannenden Erfahrung, dass mir die Brasilianer völlig unvoreingenommen begegnen. Der Name Bierhoff ist einigen ein Begriff, aber erkannt werde ich dort nur selten. Das empfinde ich als sehr angenehm. Ich glaube, dass mir dies ehrlichere Einblicke ermöglicht.

An der "Unsichtbarkeit" der WM hat sich in den vergangenen Wochen also nichts geändert, und auch nicht an der Unberechenbarkeit des Verkehrs. In Brasilien kann es passieren, dass eine sechsspurige Autobahn völlig verstopft ist. In Rio haben wir mal erlebt, dass wir von einem Stadtteil zum anderen drei Stunden unterwegs waren. So extrem war es diesmal nicht, wobei ich zugestehe, dass auch diese Reise kein Spaziergang war. Wieder haben wir im Stau gestanden, wieder haben wir mit einer Mischung aus Faszination und Besorgnis das Chaos auf den Straßen um uns herum wahrgenommen.

Umso mehr bin ich froh, dass wir für die WM mit dem Campo Bahia ein Quartier in einer dünnbesiedelten Region gefunden haben. Von Porto Seguro führt zwar nur eine kleine Küstenstraße zu "unserer" Halbinsel, viel Verkehr habe ich dort aber noch nie erlebt. Und selbst wenn: Mit 30 Kilometern ist die Distanz zum Flughafen überschaubar - große Probleme mit zu langen Reisezeiten werden wir bei der WM nicht haben. Das könnte ein Vorteil für uns sein.

[bild2]

Am Mittwoch hatten wir unser Treffen mit Jacques Wagner, dem Gouverneur des Bundesstaates Bahia. Sein Wort hat Gewicht in der Region, wer in Bahia etwas bewegen will, kommt an ihm nicht vorbei. Wagner hat polnische Wurzeln, und sein Nachname lässt erahnen, dass es in der Familiengeschichte Verbindungen nach Deutschland gibt. Möglicherweise ist er uns aus diesem Grunde so wohlgesonnen. Bei unseren Treffen erlebe ich ihn als sympathischen Menschen und imponierende Persönlichkeit, als verlässlichen Partner und vertrauensvollen Politiker. Wir haben mit Wagner einen großen Fürsprecher in der Region. Seine unbürokratische Hilfe hat uns in der Vergangenheit bereits geholfen, und sie wird uns in Zukunft helfen.

Am Ende dieser Kurzreise fliege ich mit einem guten Gefühl nach Deutschland zurück. Wir haben gute und produktive Gespräche geführt, uns mit allen relevanten Akteuren abgestimmt. Ich bin sicher: Die Dinge in Brasilien nehmen einen guten Lauf. Für uns kann die WM kommen.

Herzlichst
Oliver Bierhoff