Bierhoff: "Perfekt zufrieden, 100 Prozent, mehr geht nicht"

Über allem steht der Triumph von Rio, auch für Oliver Bierhoff. Der Europameister von 1996 ist nun auch Weltmeister. 2014 ist auch das Jahr von Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. Und 2015? Was liegt an, welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen? Wie sehr fordert ihn die Akademie, wie sehr profitiert der Fußball? Im DFB.de-Gespräch-der-Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke blickt Bierhoff zurück auf ein großartiges Jahr und voraus auf große Ziele.

DFB.de: Herr Bierhoff, die Nationalmannschaft wurde am Sonntagabend zur "Mannschaft des Jahres" gekürt, herzlichen Glückwunsch!

Oliver Bierhoff: Danke, das nehme ich stellvertretend gern an. Das Team hat sich diese Auszeichnung mehr als verdient. Nicht nur, weil es den Titel in Brasilien geholt hat, sondern weil die Spieler und die Mannschaft insgesamt herausragende Botschafter Deutschlands gewesen sind. Wir haben in der ganzen Welt Sympathien gewonnen, darauf können wir alle stolz sein. 2010 waren wir bereits Deutschlands Mannschaft des Jahres, diesen Titel nun als Weltmeister erneut zu erhalten, empfinde ich als große Ehre und Auszeichnung.

DFB.de: Ihr Vater hat über Sie einmal gesagt: "Es gibt Menschen, die wollen den schnellen Erfolg, und es gibt Menschen, die wollen prägen. So einer ist Oliver." Sehen Sie sich damit richtig charakterisiert?

Bierhoff: Erfolg ist mir im Grunde in jeder Form recht, ich habe auch nichts gegen kurzfristigen Erfolg. Mir gefällt jedoch Oberflächlichkeit nicht, auch nicht im Erfolg, ich will Dinge nachhaltig und fundiert bewegen und verändern. Mich befriedigt es nicht, wenn hinter einem Erfolg nichts steht, wenn er mehr auf Zufällen basiert. Generell bin ich ein Freund davon, sich langfristige Ziele zu setzen. Das hat den Vorteil, dass kurzfristige Misserfolge weniger schwer wiegen. Meine Karriere ist dafür ein gutes Beispiel. Ich habe nicht immer auf Anhieb alles gleich erreicht, aber ich habe mich nie davon irritieren lassen. Ich bin oft den langen, weiten Weg gegangen, das hat sich meistens ausgezahlt.

DFB.de: Ist für Sie persönlich deswegen der Titel bei der WM 2014 höher einzuschätzen, als es ein Erfolg bei der Heim-WM 2006 gewesen wäre? Auf Ihrem Weg als Manager der Nationalmannschaft waren Sie 2006 ja erst die ersten Meter gegangen.

Bierhoff: Der Weg bis 2014 war weiter, das stimmt. Eine Heim-WM hat natürlich ganz viele besondere Aspekte, die WM in Brasilien aber genauso. Das Projekt "Campo Bahia" war eine sehr spezielle Herausforderung für mich. Ich habe diese Entscheidung initiiert und forciert. Ich wusste, dass ein möglicher Misserfolg alleine an meiner Person hängen bleiben würde. Ich war aber davon überzeugt, dass dieses Camp für uns entscheidend sein kann. Wobei der Campo ein Gemeinschaftswerk ist. Ohne die Unterstützung durch das DFB-Präsidium mit Präsident Wolfgang Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock an der Spitze, ohne deren Vertrauen und Rückhalt, wäre dies nicht möglich gewesen. Auch die Trainer haben nie an der Entscheidung gezweifelt. Wobei der Erfolg in Brasilien sehr viele Ursachen hat, das Campo ist nur ein Baustein. An vielen Stellen im Verband und in der Nationalmannschaft wurden viele Schrauben gedreht, der Aufwand war insgesamt sehr groß. Darauf können wir alle sehr stolz sein.

DFB.de: Der WM-Erfolg war alles andere als schnell, eine Epoche geprägt hat das DFB-Team noch nicht. Fehlt Ihnen folglich noch etwas zur vollkommenen Zufriedenheit?



Über allem steht der Triumph von Rio, auch für Oliver Bierhoff. Der Europameister von 1996 ist nun auch Weltmeister. 2014 ist auch das Jahr von Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. Und 2015? Was liegt an, welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen? Wie sehr fordert ihn die Akademie, wie sehr profitiert der Fußball? Im DFB.de-Gespräch-der-Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke blickt Bierhoff zurück auf ein großartiges Jahr und voraus auf große Ziele.

DFB.de: Herr Bierhoff, die Nationalmannschaft wurde am Sonntagabend zur "Mannschaft des Jahres" gekürt, herzlichen Glückwunsch!

Oliver Bierhoff: Danke, das nehme ich stellvertretend gern an. Das Team hat sich diese Auszeichnung mehr als verdient. Nicht nur, weil es den Titel in Brasilien geholt hat, sondern weil die Spieler und die Mannschaft insgesamt herausragende Botschafter Deutschlands gewesen sind. Wir haben in der ganzen Welt Sympathien gewonnen, darauf können wir alle stolz sein. 2010 waren wir bereits Deutschlands Mannschaft des Jahres, diesen Titel nun als Weltmeister erneut zu erhalten, empfinde ich als große Ehre und Auszeichnung.

DFB.de: Ihr Vater hat über Sie einmal gesagt: "Es gibt Menschen, die wollen den schnellen Erfolg, und es gibt Menschen, die wollen prägen. So einer ist Oliver." Sehen Sie sich damit richtig charakterisiert?

Bierhoff: Erfolg ist mir im Grunde in jeder Form recht, ich habe auch nichts gegen kurzfristigen Erfolg. Mir gefällt jedoch Oberflächlichkeit nicht, auch nicht im Erfolg, ich will Dinge nachhaltig und fundiert bewegen und verändern. Mich befriedigt es nicht, wenn hinter einem Erfolg nichts steht, wenn er mehr auf Zufällen basiert. Generell bin ich ein Freund davon, sich langfristige Ziele zu setzen. Das hat den Vorteil, dass kurzfristige Misserfolge weniger schwer wiegen. Meine Karriere ist dafür ein gutes Beispiel. Ich habe nicht immer auf Anhieb alles gleich erreicht, aber ich habe mich nie davon irritieren lassen. Ich bin oft den langen, weiten Weg gegangen, das hat sich meistens ausgezahlt.

DFB.de: Ist für Sie persönlich deswegen der Titel bei der WM 2014 höher einzuschätzen, als es ein Erfolg bei der Heim-WM 2006 gewesen wäre? Auf Ihrem Weg als Manager der Nationalmannschaft waren Sie 2006 ja erst die ersten Meter gegangen.

Bierhoff: Der Weg bis 2014 war weiter, das stimmt. Eine Heim-WM hat natürlich ganz viele besondere Aspekte, die WM in Brasilien aber genauso. Das Projekt "Campo Bahia" war eine sehr spezielle Herausforderung für mich. Ich habe diese Entscheidung initiiert und forciert. Ich wusste, dass ein möglicher Misserfolg alleine an meiner Person hängen bleiben würde. Ich war aber davon überzeugt, dass dieses Camp für uns entscheidend sein kann. Wobei der Campo ein Gemeinschaftswerk ist. Ohne die Unterstützung durch das DFB-Präsidium mit Präsident Wolfgang Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock an der Spitze, ohne deren Vertrauen und Rückhalt, wäre dies nicht möglich gewesen. Auch die Trainer haben nie an der Entscheidung gezweifelt. Wobei der Erfolg in Brasilien sehr viele Ursachen hat, das Campo ist nur ein Baustein. An vielen Stellen im Verband und in der Nationalmannschaft wurden viele Schrauben gedreht, der Aufwand war insgesamt sehr groß. Darauf können wir alle sehr stolz sein.

DFB.de: Der WM-Erfolg war alles andere als schnell, eine Epoche geprägt hat das DFB-Team noch nicht. Fehlt Ihnen folglich noch etwas zur vollkommenen Zufriedenheit?

Bierhoff: Wenn man den Erfolg lediglich aus der Perspektive des Marketings sieht, dann steht der Erfolg an sich, der vierte Stern, im Vordergrund. Ich finde aber, dass der Titel 2014 über den Titel hinausgeht. Die Mannschaft hat mehr erreicht, sie hat mehr hinterlassen als Titel Nummer vier. Der Erfolg in Brasilien ist nicht ausschließlich ein sportlicher Erfolg. Die Mannschaft hat etwas geprägt. Durch unser Auftreten haben wir Menschen berührt und beeinflusst. Auf der ganzen Welt. Und natürlich zu Hause. Die Deutschen waren glücklich, dass diese Jungs ihre Nationalmannschaft bilden. Nicht ausschließlich, weil sie die Spiele gewonnen haben, sondern weil sie sich von den Spielern würdig vertreten gesehen haben. Mit diesem Team und seinen Spielern haben sich Menschen in Deutschland komplett identifiziert. Ich finde, dass das ein hoher Wert ist. Und diesen Wert hat die Mannschaft geprägt.

DFB.de: Dann ist der Manager der Nationalmannschaft Ende des Jahres 2014 ein sehr zufriedener Manager?

Bierhoff: Wie kann man das formulieren? Ich bin perfekt zufrieden, 100 Prozent, mehr geht nicht.

DFB.de: Keine Einschränkung?

Bierhoff: Kritisieren kann man immer. Wir wissen, dass der Übergang von der WM in den Alltag der EM-Qualifikation nicht optimal gelaufen ist. Ich hätte mich gefreut, wenn wir die Begeisterung aus Brasilien mit nach Europa genommen und unsere Fans mit spektakulärem Fußball verwöhnt hätten. Das ist uns gegen Polen und Irland nicht gelungen. Wobei man das auch positiv sehen kann. Durch den unrunden Start in die Qualifikation für die EM in Frankreich ist allen bewusst geworden, dass wir uns in Teilen neu aufstellen und neu erfinden müssen. Ich will die beiden Spiele außerdem nicht überbewerten - Ende des Jahres 2014 bin ich sehr einverstanden damit, wie die vergangenen zwölf Monate gelaufen sind.

DFB.de: Wie müde sind Sie am Jahresende? Wie viel Kraft hat 2014 gekostet?

Bierhoff: Das Jahr war anstrengend, keine Frage. Brasilien war ein großes und großartiges Projekt, es war aber nicht das einzige Großprojekt, in das ich involviert war. 2014 ist ja auch die Entscheidung für die DFB-Akademie gefallen, Präsident Wolfgang Niersbach spricht zu Recht von einem Jahrhundertprojekt. Die Arbeit dafür hat großen Spaß gemacht, das Projekt hat aber auch dazu geführt, dass die Taktung 2014 sehr eng war. Die Erholungsphasen zwischen den Zeiten der hohen Beanspruchung sind immer kürzer geworden, sie haben nicht immer gereicht, um den Tank neu aufzufüllen. Umso mehr freue ich mich jetzt auf die Weihnachtszeit und die Jahreswende. Das alte Jahr verabschiedet sich, das neue kommt, das ist immer eine gute Gelegenheit, einen Schlussstrich zu ziehen und vergangene Ereignisse auch geistig hinter sich zu lassen.

DFB.de: Wie und wo tanken Sie auf? Aus welchen Quellen ziehen Sie Kraft für die neuen Aufgaben?

Bierhoff: Im Kreis meiner Familie und mit Freunden. Die Zeit ist sehr wertvoll für mich, zwischen den Jahren habe ich keinerlei terminliche Verpflichtungen. Ich freue mich sehr, alles sacken lassen zu können. Als ich den Kinofilm "Die Mannschaft" gesehen habe, ist mir bewusst geworden, wie sehr es mir fehlt, die Zeit in Brasilien mal so richtig Revue passieren zu lassen. Genauso war es, als ich das Fotobuch "One Night in Rio" in den Händen hielt. Diese Auszeit wird mir helfen, Brasilien zu verarbeiten und gedanklich Raum für die neuen Aufgaben zu finden. Und das ist dringend notwendig. Die DFB-Akademie wird den Verband an vielen Stellen fordern, ganz sicher auch mich.

DFB.de: Welches Ereignis war wichtiger für die Zukunft des DFB: der Titel in Brasilien oder die Entscheidung für die DFB-Akademie?

Bierhoff: Rein faktisch – die DFB-Akademie. Sie wird den Verband und das, was er zu leisten im Stande ist, auf eine neue Stufe stellen. Der DFB wird neue, spannende Felder besetzen können. Mit der Akademie werden wir noch besser dabei, den Fußball noch besser zu machen. Wir schaffen damit die Grundlagen für den langfristigen Erfolg. Wobei auch die Akademie vom Titel in Brasilien profitiert, insofern fällt es mir schwer, das zu trennen oder gegeneinander zu gewichten. Der vierte Stern gibt dem gesamten Verband viel emotionalen Schwung, auch wirtschaftlich hilft der Erfolg in Brasilien dem DFB bei der Umsetzung dieses und anderer Projekte.

DFB.de: Sie haben sich sehr für die Realisierung der DFB-Akademie eingesetzt. Ihnen schwebt vor, dass der DFB weltweit als Institution der Fußball-Entwicklung anerkannt und gefragt wird.

Bierhoff: Das muss das Ziel sein. Insbesondere auch in Deutschland. Schon weil es laut DFB-Satzung unsere Aufgabe ist, Wissen über den Fußball zu erlangen und dieses zu vermitteln. Diesbezüglich haben wir auch eine Verpflichtung gegenüber den Landesverbänden und dem Fußball in Deutschland insgesamt. Die Akademie muss eine Ideenschmiede sein, ein Ort, an dem die Zukunft des Fußballs gestaltet wird. Für unsere Trainer, für unsere Ausbilder, für unsere Entwickler müssen wir die besten Bedingungen schaffen - nur so kann der Fußball im DFB wachsen. Ich bin überzeugt davon, dass uns dies gelingt und dass wir damit auch die Attraktivität des Verbandes weiter steigern können. Auch für Partner. Ich glaube, dass es auf vielen Feldern noch viel Potenzial gibt.

DFB.de: Eines dieser Felder ist die Datenerhebung. Schon bei der WM in Brasilien wurde das System "Match Insights" angewendet. Was genau verbirgt sich dahinter?

Bierhoff: Wir sind in diesem Bereich erst am Anfang. Mit SAP schaffen wir es, alle Daten unserer verschiedenen Anbieter zentral zu sammeln und für die Spieler zu verarbeiten. Das erfolgt über eine Kommunikations-App, durch die wir den Spielern speziell aufbereitete Informationen und Statistiken über den Gegner und die eigene Leistung zukommen lassen. "Match Insights" ist ein Tool, das alle Spiele enthält, aufgeteilt in verschiedene und für den Spieler jeweils relevante Szenen. "Match Insights" erlaubt unseren Spielern eine selbstständige Analyse und Vorbereitung, für die sie normalerweise einen Scout benötigen. Dadurch verbessert sich ihr Wissen und ihr Verständnis. Mit der Folge, dass sie im Spiel seltener überrascht werden.

DFB.de: Fußball lebt von seiner Unberechenbarkeit, wird so dem Spiel nicht der Kern geraubt?

Bierhoff: Ich verstehe den Zusammenhang zwischen Vorhersehbarkeit und Technik nicht. Wir stellen durch die Technik keine Roboter auf den Platz. Die Formel-1 ist viel techniknäher als der Fußball, berechenbar ist sie nicht. Entscheidend ist immer der Mensch, entscheidend sind die Spieler und ihre individuellen Fähigkeiten, entscheidend sind die Trainer und wie es ihnen gelingt, die individuellen Fähigkeiten der Spieler für die Mannschaft einzusetzen. Entscheidend ist auf dem Platz. Fußball wird nie berechenbar sein. Es geht darum, die Rahmenbedingungen für Topleistungen zu verbessern. Und da glaube ich, dass wir mit der Technologie ein sehr großes Feld haben, das bisher sehr wenig erschlossen ist. Ich glaube, dass wir heute noch gar nicht wissen, welche Möglichkeiten wir in diesem Bereich künftig haben werden. Daten können bei der Trainingslehre wichtig sein, im Rahmen der Spiel- und Spieleranalyse, auch bei der Spielvorbereitung. Ich sehe darin eine zukunftsträchtige und sehr wichtige Branche. Es ist unsere Pflicht, in der Erforschung und der Vermittlung von Wissen nicht nur Schritt zu halten, wir müssen die Entwicklung vorgeben.

DFB.de: Baustein der Akademie soll auch eine Manager-Ausbildung sein. In welchen Bereichen gibt es unter den deutschen Fußballmanagern Ausbildungsbedarf?

Bierhoff: Mir geht es weniger um Kritik an den Fähigkeiten der aktuellen Manager als darum, dass wir ein Angebot schaffen müssen für Außenstehende und ehemalige Profis, die sich mit dieser Materie befassen möchten. Wir müssen ihnen die Möglichkeit geben, auf den Berufseinstieg im Fußball oder im Sport generell optimal vorbereitet zu sein. Aktuell sehe ich das nicht beziehungsweise nur wenig gewährleistet. Und unabhängig davon glaube ich, dass alle Akteure im Fußball gut beraten sind, Fortbildungsangebote anzunehmen. Auch an der Spitze. In vielen Bereichen gibt es das schon, bei den Schiedsrichtern beispielsweise. Bei den Managern noch nicht. Das sollten wir ändern.

DFB.de: Würden Sie selber Fortbildungsangebote annehmen?

Bierhoff: Jederzeit. Ich bin für alles dankbar und offen, das den Horizont erweitert. Für mich ist jedes Gespräch mit einer interessanten Persönlichkeit eine kleine Fortbildung. Wer sich entwickeln will, muss kommunizieren. Und ich mache das sehr gern.

DFB.de: Joachim Löw hat davon gesprochen, dass es Aufgabe der Trainer sein wird, die Mannschaft neu aufzustellen. Jedenfalls ein Stück weit will sich der Weltmeister neu erfinden, der Trainer dafür neue Reize setzen. Welche Aufgaben werden das Jahr 2015 aus Sicht des Managers der Nationalmannschaft dominieren?

Bierhoff: Das Wichtigste wird sein, das zusammenzuführen, was zu lange zu weit voneinander entfernt gewesen ist: Juniorenbereich und A-Mannschaft. Wir müssen in allen Altersklassen mit einer einheitlichen Philosophie auftreten und arbeiten, nicht nur im sportlichen Bereich. Das ist eine große Aufgabe und Herausforderung. Aber das bekommen wir hin. Und werden dies schon im Aufbau der Strukturen für die Akademie verankern. Die Konstellation mit Hansi Flick als Sportdirektor des DFB ist dafür ein Glücksfall. Mit seiner Vita ist er das perfekte Bindeglied für die Verschmelzung der verschiedenen Teams und Interessen innerhalb des DFB. Für mich besteht eine wichtige Aufgabe für 2015 daneben darin, die EM 2016 in Frankreich vorzubereiten. Ich war vor Kurzem bereits vor Ort und habe mir einige potenzielle Basecamps angeschaut.

DFB.de: Ist Frankreich für Sie ein Heimspiel?

Bierhoff: Dafür habe ich zu kurz dort gespielt, es war ja nur ein halbes Jahr in Monaco. Wenn die EM in Italien stattfinden würde, dann könnte man von einem Heimspiel sprechen.

DFB.de: Wie gut beherrschen Sie die Sprache noch?

Bierhoff: Französisch? Ich verstehe sehr viel, leider spreche ich sehr wenig. Dafür waren die sechs Monate zu kurz. Aber ich habe mir gemeinsam mit Andy Köpke und Thomas Schneider fest vorgenommen, dass wir bis zur EM an unseren Sprachfähigkeiten arbeiten werden.

DFB.de: Als Manager sind Sie für die Vermarktung des DFB-Teams zuständig. Verschiedene Studien ergeben überragende Sympathie- und Imagewerte der Spieler und der Mannschaft. In welchen Bereichen der Vermarktung sehen Sie noch Potenzial? Ist der Weltmeister im Ausland so präsent, wie er es sein müsste?

Bierhoff: Nein, aber es ist schwer, dies zu ändern. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich künftig wieder eine Auslandsreise des A-Teams planen könnte. Ich glaube, dass die USA-Reise im Jahr 2013 intern und extrem viel bewirkt hat. Spielern und Betreuern tut so eine Reise immer gut, 2013 sind wir als Mannschaft in den USA noch mehr zusammengerückt. Und auch für die Wahrnehmung im Ausland war die Präsenz dort sehr hilfreich. Ich kenne aber auch die Zwänge, für 2015 gibt der Rahmenterminkalender nicht genügend Freiräume. Deswegen ist eine längere Reise ins fernere Ausland für das kommende Jahr nicht realistisch.

DFB.de: Das Jahr 2013 haben Sie als "Zwischenjahr" bezeichnet. Würden Sie für 2015 denselben Begriff verwenden?

Bierhoff: Auf jeden Fall. Uns erwartet ein heißer Herbst, bis dahin haben wir aber nur die Länderspiele im März und Juni. Nach dem Power-Jahr 2014 müssen wir als Nationalmannschaft die Möglichkeit haben, sechs Monate durchzuschnaufen, auch mal medial weniger stattzufinden. Um dann im Herbst wieder richtig anzugreifen.

DFB.de: Wie wichtig sind die Zwischenjahre für die Erfolge in den Turnierjahren? Wie wichtig war 2013 für 2014?

Bierhoff: Die Mannschaft entwickelt sich mit jedem Spiel. Häufig werden unsere Testspiele kritisiert, sie haben aber alle hohen Wert. Für die Spieler, um Erfahrungen zu sammeln, für die Trainer, um Erkenntnisse zu gewinnen und neue Spieler zu sehen. Auf lange Sicht hat sich dies immer ausgezahlt. Diesen Raum, diese Spiele benötigen wir, um die Mannschaft auf die nächste Stufe zu heben. 2015 können wir die Grundlage für einen möglichen Titel 2016 legen.

DFB.de: Welche Wünsche haben Sie daneben für das kommende Jahr?

Bierhoff: An erster Stelle steht natürlich Gesundheit. Und dann Zeit. Für die Menschen, die mir wichtig sind und für Dinge, die mir wichtig sind. Sportlich wünsche ich mir für das A-Team eine souveräne Qualifikation und für den DFB, dass wir als Verband den Schwung aus 2014 mitnehmen und im Jahr 2015 die richtigen Entscheidungen für die Zukunft des Fußballs in Deutschland fällen.