Bierhoff: "Ich fühle mich wie in Brasilien"

Bierhoff, Bundespräsident, Berlin, Bellevue, Buch, Bremiere. Gestern und heute war einiges los in der deutschen Hauptstadt, erst die Feiern anlässlich des 25. Jahrestages des Mauerfalls, dann gab sich der Weltmeister die Ehre. Die Nationalmannschaft erhielt aus den Händen von Bundespräsident Joachim Gauck das Silberne Lorbeerblatt, am Abend weilte die DFB-Auswahl bei der Erstaufführung des Films "Die Mannschaft" im Sony-Center am Potsdamer Platz.

Im DFB.de-Gespräch der Woche hat Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff mit Redakteur Steffen Lüdeke über den Tag in Berlin und die bevorstehende Woche mit dem EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Nürnberg und dem Testländerspiel gegen Europameister Spanien am Dienstag, 18. November (ab 20.45 Uhr, live in der ARD), in Vigo geredet.

DFB.de: Herr Bierhoff, nach dem WM-Finale haben Sie eine Goldmedaille der FIFA bekommen. Wo bewahren Sie diese auf?

Oliver Bierhoff: Ich bin niemand, der sein Büro mit den Erinnerungsstücken an die Karriere übersät. Die Medaille von der EM 1996 und jetzt die Medaille von der WM in Brasilien verwahre ich in einem Safe. Sie haben für mich symbolisch einen so hohen Wert, dass ich kein Risiko eingehen will. Auch die Medaillen der Länderspiele habe ich sicher gelagert - ganz einfach, weil ich mit ihnen schöne Erinnerungen an schöne Zeiten verbinde. Ansonsten stehen zwei, drei Pokale und zwei, drei Mannschaftsbilder bei mir im Büro. Ich versuche eher, das zu minimieren. Ich will nicht, dass die Leute, die zu mir ins Büro kommen, das Gefühl haben, dass sie so was wie die "Hall of Fame" des Oliver Bierhoff betreten.

DFB.de: Sie haben heute von Bundespräsident Joachim Gauck das Silberne Lorbeerblatt erhalten, nicht zum ersten Mal wurde Ihnen diese Ehre zuteil.

Bierhoff: Stimmt. Das war schon 1996 so, auch 2002, 2006 und 2010. Es ist jetzt das fünfte Mal, dass ich das Lorbeerblatt erhalte. Mittlerweile könnte ich mir eigentlich schon einen kleinen Lorbeerkranz gestalten. (lacht)

DFB.de: Wie war es beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue?

Bierhoff: Ich bin weit davon entfernt, diese Ehrung als etwas Normales zu betrachten, nur weil ich sie nicht zum ersten Mal erhalte. Es ist immer wieder etwas Großes und Besonderes. Es war ein wunderschönes Erlebnis, auch für unsere Spieler. Die Ehrung ist sehr würdevoll, der Rahmen einfach fantastisch, das ganze Ambiente ist immer wieder beeindruckend. Der Bundespräsident hat die richtigen Worte gefunden. Ich bin sicher, dass es den Spielern wie mir gehen wird: Diese Ehrung werden sie nie vergessen.



Bierhoff, Bundespräsident, Berlin, Bellevue, Buch, Bremiere. Gestern und heute war einiges los in der deutschen Hauptstadt, erst die Feiern anlässlich des 25. Jahrestages des Mauerfalls, dann gab sich der Weltmeister die Ehre. Die Nationalmannschaft erhielt aus den Händen von Bundespräsident Joachim Gauck das Silberne Lorbeerblatt, am Abend weilte die DFB-Auswahl bei der Erstaufführung des Films "Die Mannschaft" im Sony-Center am Potsdamer Platz.

Im DFB.de-Gespräch der Woche hat Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff mit Redakteur Steffen Lüdeke über den Tag in Berlin und die bevorstehende Woche mit dem EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Nürnberg und dem Testländerspiel gegen Europameister Spanien am Dienstag, 18. November (ab 20.45 Uhr, live in der ARD), in Vigo geredet.

DFB.de: Herr Bierhoff, nach dem WM-Finale haben Sie eine Goldmedaille der FIFA bekommen. Wo bewahren Sie diese auf?

Oliver Bierhoff: Ich bin niemand, der sein Büro mit den Erinnerungsstücken an die Karriere übersät. Die Medaille von der EM 1996 und jetzt die Medaille von der WM in Brasilien verwahre ich in einem Safe. Sie haben für mich symbolisch einen so hohen Wert, dass ich kein Risiko eingehen will. Auch die Medaillen der Länderspiele habe ich sicher gelagert - ganz einfach, weil ich mit ihnen schöne Erinnerungen an schöne Zeiten verbinde. Ansonsten stehen zwei, drei Pokale und zwei, drei Mannschaftsbilder bei mir im Büro. Ich versuche eher, das zu minimieren. Ich will nicht, dass die Leute, die zu mir ins Büro kommen, das Gefühl haben, dass sie so was wie die "Hall of Fame" des Oliver Bierhoff betreten.

DFB.de: Sie haben heute von Bundespräsident Joachim Gauck das Silberne Lorbeerblatt erhalten, nicht zum ersten Mal wurde Ihnen diese Ehre zuteil.

Bierhoff: Stimmt. Das war schon 1996 so, auch 2002, 2006 und 2010. Es ist jetzt das fünfte Mal, dass ich das Lorbeerblatt erhalte. Mittlerweile könnte ich mir eigentlich schon einen kleinen Lorbeerkranz gestalten. (lacht)

DFB.de: Wie war es beim Bundespräsidenten im Schloss Bellevue?

Bierhoff: Ich bin weit davon entfernt, diese Ehrung als etwas Normales zu betrachten, nur weil ich sie nicht zum ersten Mal erhalte. Es ist immer wieder etwas Großes und Besonderes. Es war ein wunderschönes Erlebnis, auch für unsere Spieler. Die Ehrung ist sehr würdevoll, der Rahmen einfach fantastisch, das ganze Ambiente ist immer wieder beeindruckend. Der Bundespräsident hat die richtigen Worte gefunden. Ich bin sicher, dass es den Spielern wie mir gehen wird: Diese Ehrung werden sie nie vergessen.

DFB.de: Am Abend ging es dann zur Premiere des Films "Die Mannschaft". Wir sprechen kurz danach. Wie sehr sind Sie gerade mit Ihren Gefühlen wieder in Brasilien?

Bierhoff: Der Film vermittelt ganz genau das, was wir dort erlebt haben: die Atmosphäre innerhalb der Mannschaft und des engsten Kreises. Es stimmt: Ich fühle mich gerade ein wenig in Brasilien. Und ich glaube, dass es auch den Kinobesuchern so gehen wird. Im Freundes- und Bekanntenkreis habe ich von vielen gehört, die sich - genauso wie bei den WM-Spielen im Sommer - in größere Gruppen zusammentun und den Film gemeinsam schauen werden.

DFB.de: Eigenlob ist ja immer schwierig, dennoch: Wie gelungen ist der Film aus Ihrer Sicht?

Bierhoff: Ich bin wirklich begeistert, wobei ich ja dabei war und wahrscheinlich nicht objektiv urteilen kann. Ich bin aber sicher, dass der Film allen gefallen wird. Er ist von uns, er ist ein Dankeschön an die Fans. Sie kommen ganz nah an die Mannschaft ran, sie können aus unserer Perspektive nachempfinden, was das für ein tolles Erlebnis war. Man spürt die Wärme, die Freunde und die Begeisterung, die in Brasilien in der und um die Mannschaft herum herrschte. Der Film ist auch deshalb etwas Einzigartiges, weil er eine Eigenproduktion ist, er ist aus den Bildern entstanden, die von DFB-TV während der Vorbereitung und während des Turniers gedreht wurden. Ein großes Dankeschön geht deswegen an Uli Voigt, Kameramann Martin Christ und Cutter Jens Gronheid von DFB-TV. Sie haben tolle Arbeit geleistet.

DFB.de: Der Film bietet einmalige Einblicke, die Spieler lassen diese große Nähe zu. Hätten Sie zu Ihrer Zeit als Spieler ein Kamerateam so nah an sich herangelassen?

Bierhoff: Zu meiner Zeit als Nationalspieler hat der damalige Torwarttrainer Sepp Maier viel gefilmt. Noch heute sind das wunderschöne Erinnerungen. Sepp hat zum Beispiel 1996 nach dem EM-Sieg im Wembleystadion in der Kabine gefilmt, auch wie alle im Pool gesessen und gesungen und gelacht haben. Diese Bilder habe ich in meiner Privatsammlung, und ich freue mich jedes Mal, wenn ich sie mir anschaue. Das Niveau ist natürlich heute ein ganz anderes, DFB-TV ist ja ständig dabei und arbeitet hochprofessionell. Martin Christ ist ein herausragender Kameramann, der dabei so selbstverständlich arbeitet, dass er von den Spielern fast nicht mehr wahrgenommen wird.

DFB.de: Das Team von DFB-TV war fast Teil der Mannschaft. Ist es dennoch wichtig, dass es auch Bereiche gibt, in denen nur die Mannschaft und ungestört für sich ist?

Bierhoff: Ja, unbedingt. Wir haben mit dem Film die Distanz unglaublich reduziert. Die Spieler sind in Situationen zu erleben, die sehr ungewöhnlich sind, sie zeigen sich von Seiten und in Augenblicken, die man so nicht kennt. Den Kollegen von DFB-TV unter der Leitung von Uli Voigt kann man nur ein großes Kompliment aussprechen. Für sie gibt es keine Barrieren, sie können überall hin und mit, sie verfügen aber über die Sensibilität und wissen, wann die Kamera auch mal ausbleiben und die Mannschaft nur für sich sein muss.

DFB.de: Haben Sie eine Lieblingssequenz im Film?

Bierhoff: Das ist ganz schwierig. Spontan fällt mir der Tanz von Per Mertesacker ein, mit der Goldmedaille als Stirnband. Per steht für mich einfach sinnbildlich für den Charakter der Mannschaft, dieser selbstlose, dieser unbedingte Teamgeist. Und dann die nicht greifbare Freude über diesen überwältigenden Erfolg.

DFB.de: Haben Sie eine Lieblingserinnerung an Brasilien, die im Film nicht zu sehen ist?

Bierhoff: Brasilien werde ich immer mit der Atmosphäre, mit der Energie, der Wärme und dem Duft vom Campo Bahia verbinden. Im Film kommt schon sehr gut rüber, wie es dort für uns gewesen ist. In den Bildern, die im Film zu sehen sind, ist dies alles sehr gut dargestellt - es ist aber natürlich etwas anderes, dies vor Ort selbst erlebt zu haben.

DFB.de: Die Premiere des Film "Die Mannschaft" ist schon wieder Geschichte. Zukunft ist die Veröffentlichung des Fotobuchs "One Night in Rio". Können Sie kurz beschreiben, was es damit auf sich hat?

Bierhoff: Der Ansatz ist ähnlich wie im Film. Auch das Fotobuch ist ein Dankeschön aus dem internen Kreis von Mannschaft und Betreuern an die Fans. Wir wollten ihnen die Möglichkeit geben, so viel wie möglich an diesem wunderbaren Moment teilzuhaben. Das Buch ist aus den wunderbaren Bildern des Fotografen Paul Ripke entstanden. Ihn kennen wir schon von unseren Autogrammkarten-Shootings, im Rahmen des WM-Trainingslagers in Südtirol war er dann schon für einige Zeit bei der Mannschaft. Schon damals bestand die Überlegung, ihn während des gesamten Turniers als Dokumentationsfotografen dabei zu haben. Aus verschiedenen Gründen haben wir uns zunächst dagegen entschieden. Auch weil wir dem sportlichen Erfolg nicht vorgreifen wollten. Aber nachdem wir dann ins Finale eingezogen sind, haben wir uns kurzfristig dazu entschlossen, ihn nach Rio zu holen.

DFB.de: Es hat sich gelohnt.

Bierhoff: Unbedingt. Ab dem Moment des Abpfiffs im Maracana bis zur Feier auf der Fanmeile in Berlin sind unglaublich emotionale Bilder entstanden. Bilder, die es auf dem Markt so nicht gibt, überraschende Perspektiven und Einsichten. Paul Ripke hat einfach ein Gespür für den richtigen Moment, er hat mit seiner Kamera das Gefühl eingefangen, das wir alle in dieser einmaligen Zeit hatten. Wenn wir über das Fotobuch reden, will ich gerne auch die tolle Arbeit von Thomas Beheshti aus dem Büro Nationalmannschaft des DFB erwähnen. Mit der Hilfe von einigen Agenturen hat er das Buch gemeinsam mit Paul Ripke entwickelt und gestaltet. Ich bin sehr stolz darauf, dass beide Projekte - also Film und Fotobuch - federführend aus dem Kreis des DFB und der Nationalmannschaft realisiert worden sind.

DFB.de: Hat diese Zeitreise in den Sommer auch eine Schattenseite? Bei den EM-Qualifikationsspielen im Oktober hatten Sie gefordert, dass die Mannschaft die WM hinter sich lassen muss. Jetzt ist sie wieder mittendrin. Und am Freitag steht ein wichtiges EM-Qualifikationsspiel an. Der Weltmeister spielt in Nürnberg gegen Gibraltar. Wie schwer ist es, diesen Spagat zu bewältigen, von Brasilien nach Gibraltar…?

Bierhoff: In der Vorbereitung auf das Spiel am Freitag ist es ein Vorteil, dass wir die letzten beiden Spiele im Rahmen der EM-Qualifikation nicht erfolgreich abgeschlossen haben. Ich glaube, dass es keinen Spieler geben wird, der nicht mit der richtigen Einstellung auf den Platz geht.

DFB.de: Der Bundestrainer hat kürzlich sinngemäß gesagt, dass er Sie als Strafraumspieler gegen Gibraltar gut gebrauchen könnte. Im Umschaltspiel allerdings weniger. Hat er Recht?

Bierhoff: Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass sich mein Spiel in den vergangenen zehn Jahren mit sehr wenig Training grundlegend geändert hat. (lacht) Ich war früher schon kein Konterspieler, da muss ich Jogi leider Recht geben. Aber natürlich freut es mich, dass der Bundestrainer mir zutraut, dass ich als klassischer Stürmer der Mannschaft noch helfen könnte.

DFB.de: Nach Gibraltar ist vor Spanien. Das Länderspieljahr 2014 wird beschlossen mit dem Spiel zwischen altem und dem neuem Weltmeister. Wie speziell ist dieser Vergleich gegen Spanien? Sind die Niederlagen von der EM 2008 und der WM 2010 noch präsent?

Bierhoff: Ja, bei mir schon. Wir haben das natürlich nicht vergessen. Aber die Vorzeichen haben sich geändert. Wir haben geschafft, was wir immer wollten: Wir sind Weltmeister, wir sind die Nummer eins. Das Spiel wird ein Fest des Fußballs. Spanien und Deutschland sind die Nationen, die den internationalen Fußball in den vergangenen sechs Jahren dominiert haben. Dieser Vergleich ist ein Prestigeduell. Und er bietet uns die Möglichkeit, das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des DFB mit einem Erfolg abzuschließen.