Beiersdorfer: "Zeit, Stabilität zu erlangen"

Er ist der Traditionsklub der Bundesliga, nur der Hamburger SV ist seit der ersten Saison 1963/1964 durchgehend dabei, weshalb sein Maskottchen ein Dino ist. Zuletzt durchlebte der Klub schwere Zeiten, stand 2014 und 2015 knapp vor dem Abstieg, verhinderte diesen erst in der Relegation. Titel gewann der sechsmalige Meister schon lange nicht mehr. Der letzte, abgesehen vom eher unbedeutenden Ligapokal 2003, war der DFB-Pokal im Juni 1987. In diesem Wettbewerb treten die Hanseaten am kommenden Dienstag (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) beim Drittligisten Hallescher FC an und die leise Hoffnung auf eine Rückkehr nach Berlin reist mit.

Der aktuelle Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer hatte beim 3:1 gegen die Stuttgarter Kickers im Juni 1987 als Spieler maßgeblichen Anteil am Gewinn des letzten großten Titels der Hamburger. Im DFB.de-Interview mit Udo Muras spricht der 52-Jährige über seine packendsten Pokalpartien mit dem HSV, über das besondere "Berlin-Gefühl" und blickt voraus auf das Duell mit Halle.

DFB.de: Herr Beiersdorfer, haben Sie eigentlich früher gerne im Pokal gespielt?

Dietmar Beiersdorfer: Gute Frage. Eigentlich schon. Es waren immer heiße Spiele, weil ja nur der Sieg zählt. Besonders brisant war es, wenn man als große Mannschaft zu einer kleinen kommt. Das hat sich bis heute nicht geändert und macht die Faszination Pokal aus.

DFB.de: Können Sie sich an eine richtige Blamage erinnern?

Beiersdorfer: Ich weiß noch, dass wir mit dem HSV mal gegen einen Zweitligisten an den Rothenbaum ausgewichen sind und prompt verloren haben.

DFB.de: 1989 in der 2. Runde gegen den MSV Duisburg – 2:4.

Beiersdorfer: Ach ja? Sehen Sie mal. Besonders enttäuschend war auch, als wir 1988 in Bochum verloren haben. Als Titelverteidiger so kurz vor dem Finale rauszufliegen, das war schon bitter. Damals wurden wir in der Liga Zweiter und hatten eigentlich eine super Mannschaft.

DFB.de: Der Pokal hat eben seine eigenen Gesetze. Sie haben ihn zweimal gewonnen und – was manchen verwundern dürfte – in jedem Endspiel ein Tor erzielt. Auch das war ein merkwürdiges Pokalgesetz, wenn man so will. Sie waren ja Verteidiger. Wie kam’s?

Beiersdorfer: Wenn’s drauf ankam, habe ich eben meinen Mann gestanden (lacht). 1987 waren wir haushoher Favorit gegen die Stuttgarter Kickers, aber die gingen in Führung. Da war mein 1:1 schon ziemlich wichtig. Manni Kaltz hat das Spiel dann mit seinem unnachahmlichen Freistoß, seitlich an der Mauer vorbei, entschieden.

DFB.de: Auch 1994 trafen Sie – damals schon für Werder Bremen – beim 3:1 gegen Rot-Weiß Essen. Dazwischen lag der Mauerfall. War es ein anderes Berlin-Erlebnis oder waren diese beiden Finals gleichzusetzen?

Beiersdorfer: Da gab es kaum Umterschiede. Jedesmal war das Stadion voll, die Atmosphäre ist einmalig. Nicht nur im Stadion. 1987 war ich mir noch nicht sicher, ob es eine gute Idee war, das Finale immer nach Berlin zu geben. Heute schon, der Austragungsort ist ein wesentlicher Bezugspunkt für die Attraktivität des Pokalwettbewerbs.

DFB.de: Können Sie das Berlin-Gefühl beschreiben?

Beiersdorfer: Wenn für einen Verein die Möglichkeit besteht, nach Berlin zu kommen, dann muss man es versuchen. Das ganze Wochenende über wird die Stadt in die Farben deines Klubs getaucht und wenn es so ein großer Klub wie der HSV ist, dann hat das noch mal eine besondere Strahlkraft.

DFB.de: Wenn man Sie so reden hört, drängt sich der Gedanke auf, Sie sollten vor dem Spiel in Halle zur Mannschaft sprechen. Sprechen Sie?

Beiersdorfer: Nein, das ist nicht so meine Art. Das kommt vielleicht mal im Einzelgespräch mit einem Spieler vor, je näher das Finale kommt etwas häufiger. Aber was soll ich schon von Berlin erzählen, im Moment wollen wir ja erst mal ins Achtelfinale.

DFB.de: Was erwarten Sie vom Halleschen FC?

Beiersdorfer: Halle wird alles geben, schon das Spiel in Zwickau (1:0, Anm.d.Red.) war kein Spaziergang. Und Halle wird vermutlich noch wesentlich schwerer. Wissen Sie was?

DFB.de: Bitte?

Beiersdorfer: Im Pokal ist jedes Spiel ein Endspiel. Natürlich wollen wir eine Runde weiter kommen. Nach dem schweren Saisonstart wird es nun Zeit, Stabilität zu erlangen und auch für uns berechenbaren Fußball zu spielen.

DFB.de: Haben Sie noch Andenken an ihre beiden Pokalsiege?

Beiersdorfer: Mein Trikot von 1987 habe ich meinem Vater geschenkt, das andere wohl auch. Und irgendwo liegen noch die Medaillen.

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Er ist der Traditionsklub der Bundesliga, nur der Hamburger SV ist seit der ersten Saison 1963/1964 durchgehend dabei, weshalb sein Maskottchen ein Dino ist. Zuletzt durchlebte der Klub schwere Zeiten, stand 2014 und 2015 knapp vor dem Abstieg, verhinderte diesen erst in der Relegation. Titel gewann der sechsmalige Meister schon lange nicht mehr. Der letzte, abgesehen vom eher unbedeutenden Ligapokal 2003, war der DFB-Pokal im Juni 1987. In diesem Wettbewerb treten die Hanseaten am kommenden Dienstag (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) beim Drittligisten Hallescher FC an und die leise Hoffnung auf eine Rückkehr nach Berlin reist mit.

Der aktuelle Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer hatte beim 3:1 gegen die Stuttgarter Kickers im Juni 1987 als Spieler maßgeblichen Anteil am Gewinn des letzten großten Titels der Hamburger. Im DFB.de-Interview mit Udo Muras spricht der 52-Jährige über seine packendsten Pokalpartien mit dem HSV, über das besondere "Berlin-Gefühl" und blickt voraus auf das Duell mit Halle.

DFB.de: Herr Beiersdorfer, haben Sie eigentlich früher gerne im Pokal gespielt?

Dietmar Beiersdorfer: Gute Frage. Eigentlich schon. Es waren immer heiße Spiele, weil ja nur der Sieg zählt. Besonders brisant war es, wenn man als große Mannschaft zu einer kleinen kommt. Das hat sich bis heute nicht geändert und macht die Faszination Pokal aus.

DFB.de: Können Sie sich an eine richtige Blamage erinnern?

Beiersdorfer: Ich weiß noch, dass wir mit dem HSV mal gegen einen Zweitligisten an den Rothenbaum ausgewichen sind und prompt verloren haben.

DFB.de: 1989 in der 2. Runde gegen den MSV Duisburg – 2:4.

Beiersdorfer: Ach ja? Sehen Sie mal. Besonders enttäuschend war auch, als wir 1988 in Bochum verloren haben. Als Titelverteidiger so kurz vor dem Finale rauszufliegen, das war schon bitter. Damals wurden wir in der Liga Zweiter und hatten eigentlich eine super Mannschaft.

DFB.de: Der Pokal hat eben seine eigenen Gesetze. Sie haben ihn zweimal gewonnen und – was manchen verwundern dürfte – in jedem Endspiel ein Tor erzielt. Auch das war ein merkwürdiges Pokalgesetz, wenn man so will. Sie waren ja Verteidiger. Wie kam’s?

Beiersdorfer: Wenn’s drauf ankam, habe ich eben meinen Mann gestanden (lacht). 1987 waren wir haushoher Favorit gegen die Stuttgarter Kickers, aber die gingen in Führung. Da war mein 1:1 schon ziemlich wichtig. Manni Kaltz hat das Spiel dann mit seinem unnachahmlichen Freistoß, seitlich an der Mauer vorbei, entschieden.

DFB.de: Auch 1994 trafen Sie – damals schon für Werder Bremen – beim 3:1 gegen Rot-Weiß Essen. Dazwischen lag der Mauerfall. War es ein anderes Berlin-Erlebnis oder waren diese beiden Finals gleichzusetzen?

Beiersdorfer: Da gab es kaum Umterschiede. Jedesmal war das Stadion voll, die Atmosphäre ist einmalig. Nicht nur im Stadion. 1987 war ich mir noch nicht sicher, ob es eine gute Idee war, das Finale immer nach Berlin zu geben. Heute schon, der Austragungsort ist ein wesentlicher Bezugspunkt für die Attraktivität des Pokalwettbewerbs.

DFB.de: Können Sie das Berlin-Gefühl beschreiben?

Beiersdorfer: Wenn für einen Verein die Möglichkeit besteht, nach Berlin zu kommen, dann muss man es versuchen. Das ganze Wochenende über wird die Stadt in die Farben deines Klubs getaucht und wenn es so ein großer Klub wie der HSV ist, dann hat das noch mal eine besondere Strahlkraft.

DFB.de: Wenn man Sie so reden hört, drängt sich der Gedanke auf, Sie sollten vor dem Spiel in Halle zur Mannschaft sprechen. Sprechen Sie?

Beiersdorfer: Nein, das ist nicht so meine Art. Das kommt vielleicht mal im Einzelgespräch mit einem Spieler vor, je näher das Finale kommt etwas häufiger. Aber was soll ich schon von Berlin erzählen, im Moment wollen wir ja erst mal ins Achtelfinale.

DFB.de: Was erwarten Sie vom Halleschen FC?

Beiersdorfer: Halle wird alles geben, schon das Spiel in Zwickau (1:0, Anm.d.Red.) war kein Spaziergang. Und Halle wird vermutlich noch wesentlich schwerer. Wissen Sie was?

DFB.de: Bitte?

Beiersdorfer: Im Pokal ist jedes Spiel ein Endspiel. Natürlich wollen wir eine Runde weiter kommen. Nach dem schweren Saisonstart wird es nun Zeit, Stabilität zu erlangen und auch für uns berechenbaren Fußball zu spielen.

DFB.de: Haben Sie noch Andenken an ihre beiden Pokalsiege?

Beiersdorfer: Mein Trikot von 1987 habe ich meinem Vater geschenkt, das andere wohl auch. Und irgendwo liegen noch die Medaillen.

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