Bayern gegen Gladbach: Das Dauerduell einer Epoche

Es sind Duelle, die sich ins kollektive Gedächtnis der Fußballfans eingebrannt haben. Spiele für die ganz großen Emotionen - Begeisterung und Entsetzen, Siegestaumel und tiefe Trauer. Begegnungen, die Millionen von Menschen in ihren Bann ziehen, jedes Mal aufs Neue. Unvergessene Momente der Bundesligahistorie, 90 Minuten für die Ewigkeit, die normale Partien zu Klassikern gemacht haben.

Ein Spiel und seine Geschichte: In einer Serie schaut der DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras immer freitags während der Saison in die Chronik von ganz besonderen Bundesliga-Duellen, die aktuell anstehen. Heute: Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach, die am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) in der Allianz-Arena aufeinandertreffen.

Die Frage aller Fragen: Bayern oder Gladbach?

Wer sich für Fußball interessiert und heute in der Mitte des Lebens steht, hat in seiner Jugend mit Sicherheit irgendwann einmal vor dieser Frage gestanden: Bayern oder Gladbach? In den Siebzigern waren sie die populärsten und erfolgreichsten Klubs in Deutschland und die Wahl zwischen diesen beiden Antipoden wurde für manchen gar zur Glaubensfrage.

Der Autor Holger Jenrich beschrieb sie so: „Borussia gegen Bayern, das hieß für viele Schönheit gegen Erfolg, Links gegen Rechts, Progressivität gegen Pragmatismus.“ Das Dauerduell einer Epoche war auch für Soziologen interessant, und Klischees wurden entworfen, mit denen die Spieler meist gar nichts anfangen konnten. Aber was die Borussia vom Niederrhein mit ihren bescheidenen Mitteln gegen die großkopferten Bayern zu leisten im Stande war, begeisterte insbesondere Intellektuelle und Künstler.

Ein Mann wie Günter Netzer mit seinen wehenden langen Haaren, Disco-Besitzer und Hermann-Hesse-Liebhaber, zog die rebellische Jugend an, nicht zuletzt weil er mit Trainer Hennes Weisweiler im Dauerclinch lag. Auch wer damals nicht zur Universität ging, verspürte die im Menschen tief verwurzelte Sympathie für den Underdog. Bayern gegen Borussia – es war lange Zeit mehr als nur ein Fußballspiel.

"Fohlen" in der Meisterrangliste auf Platz zwei

Das allein war es aber stets wert ins Stadion zu rennen. Wenn diese beiden Mannschaften in den „Goldenen Siebzigern“ aufeinandertrafen, stand Spektakel stets auf dem Programmzettel. Im Schnitt fielen 3,2 Tore und nur selten wurden die Zuschauer enttäuscht von den beiden Mannschaften, die in der Bundesliga am häufigsten Meister wurden. Bayern ist Rekordmeister und mit mittlerweile 21 Titeln weit vorne, Borussia verteidigt seit 1977 mit nur fünf ihren zweiten Platz.

1965 waren sie dort gemeinsam eingezogen und sich erstmals überhaupt begegnet. In den Chroniken der jeweils 1900 gegründeten Klubs finden sich vor dem 2. Oktober 1965 keinerlei Einträge. Seitdem jedoch hat es das Duell allein in der Bundesliga 85mal gegeben, hinzu kommen sechs DFB-Pokalspiele. Die Bilanz spricht klar für die Bayern (45-28-18), ein Duell auf Augenhöhe ist es seit 30 Jahren nicht mehr.

Ein Klassiker wird es dennoch immer bleiben. Ein Rückblick auf unvergessene Spiele: Günter Netzer ließ es sich nicht nehmen, am 8. Oktober 1965 das erste Tor in diesem Klassiker überhaupt zu erzielen, doch am Ende lachten die Bayern: Gerd Müller entschied das Aufsteigerduell auf dem Bökelberg mit einem 20-Meter-Schuss. Beim Rückspiel war der Bomber der Nation nicht unter den Torschützen, was schier unglaublich klingt angesichts des Resultats von 5:2.

Kein Borussen-Sieg an der Grünwalder Straße

So oder so ähnlich ging es für die Borussen weiter, zumindest in München. An der Grünwalder Straße haben sie nie gewonnen, und bis zum ersten Sieg überhaupt in München sollten 31 Jahre ins Land ziehen – die längste derartige Serie in der Bundesliga-Historie entstand ausgerechnet bei einem Spitzenspiel.

Faszinierenden Fußball boten die Rivalen am 17. September 1966, als Gerd Müller wieder seinen Aufgaben nachkam und per Doppelschlag das Heimspiel zugunsten seiner Bayern wendete. Nach dem 4:3 schrieb das Sport Magazin: „Das Tempo war atemberaubend!“. Für Bundestrainer Helmut Schön war dieses Duell bis Amtsende eine Pflichtveranstaltung, war es doch stets eine Leistungsschau seiner wichtigsten Nationalspieler. Hier Maier, Beckenbauer, Schwarzenbeck, Müller – dort Vogts, Wimmer, Netzer, Heynckes als Fixpunkte. Viele kamen hinzu und es gab sogar Partien, in denen die Nationalspieler auf dem Platz klar in der Überzahl waren.

In den ersten vier gemeinsamen Bundesliga-Jahren blieben die Bayern noch ungeschlagen und gewannen auch Titel, während die jungen stürmischen Borussen, als „Fohlen-Elf“ bezeichnet, nur die Herzen gewannen. Günter Netzer beklagte sich bei Trainer Hennes Weisweiler, der wie der heutige Bayern-Trainer Louis van Gaal vor allem Angriff predigte: „Diese Bayern spielen langweiligen Fußball, aber die holen einen Titel nach dem anderen. Das muss sich ändern, wir müssen etwas für die Abwehr tun.“

Erster Gladbacher Erfolg 1969

Das war 1969, nachdem die Bayern erstmals in der Liga Meister geworden waren, zudem zwei DFB-Pokalsiege und 1967 den Europacup der Pokalsieger schafften. Borussia ging als Zweiter knapp leer aus, das 1:1 im Mai 1969 am Bökelberg war das erste von vier absoluten Spitzenspielen (Erster gegen Zweiter) in diesem Duell.

Kurz nach Netzers Klage feierte Borussia im August 1969 den ersten Sieg über die Bayern. Das 2:1 der mit den Verteidigern Luggi Müller und Klaus-Dieter Sieloff verstärkten Borussia war ein Meilenstein auf dem Weg zur allerersten Deutschen Meisterschaft. Dabei spielten eigentlich die Bayern wie ein Meister, führten zur Pause durch Gustl Starek und laut Kicker „erhielt noch keine Mannschaft so viel Beifall wie der FC Bayern in der ersten Halbzeit. Minutenlang herrschte beinahe lautlose Stille unter den 32.000, denn minutenlang ließen die Bayern den Ball durch die eigenen Reihen laufen. So souverän trat noch keine Mannschaft auf.“

Da zog Weisweiler den richtigen Joker und wechselte Debütant Werner Kaiser (19) ein, der mit seinem ersten Ballkontakt drei Minuten nach Wiederanpfiff ausglich. Herbert Laumen besiegelte schließlich Bayerns Niederlage.

1971: Insgesamt 14 deutsche Nationalspieler auf dem Platz

Ein Omen, denn 1970 nahm Borussia den Bayern erstmals die Schale weg. Was keiner ahnte: Weitere sieben Jahre lang sollte der Meister nur aus einer dieser beiden Städte kommen, und so hieß es auch in Bezug auf die Meisterfrage zwischen 1970 und 1977 stets „Bayern oder Gladbach?“ Trotzdem kam es nur ein Mal vor, dass die beiden bis zum letzten Spieltag um den Titel fochten. Das war 1971, als Borussia auch die interne Duellwertung gewann (1:1 in München, 3:1 am Bökelberg).

Beim Gladbacher Heimsieg an jenem April-Mittwoch 1971 standen insgesamt 14 deutsche Nationalspieler auf dem Platz, die kommenden Weltmeister Rainer Bonhof, Paul Breiter und Uli Hoeneß noch nicht mal eingerechnet. Wieder traf Netzer, aus 20 Metern überwand er Sepp Maier. „Sepp Maier war verblüffend unsicher. Dreimal hintereinander ließ er den Ball fallen“, wunderte sich der Kicker.

Der Däne Ulrik Le Fevre und wieder mal Laumen sorgten für den verdienten Sieg, den einer schon vorhergesehen hatte: Berti Vogts tippte auf 3:1. Wieder war die Fußballwelt entzückt, Bundestrainer Helmut Schön sagte nach der Flutlichtpremiere dieses Duells: „Ein großartiges Spiel mit allem Pfeffer, wie man es sich noch wünschen kann.“

"Haben beide wirklich erstklassig gespielt"

Ähnliches hat er noch öfter sagen müssen. Zum Beispiel am 8. Dezember 1973, als in München das vielleicht beste Bundesligaspiel aller Zeiten stattfand. Objektiv messbar ist so eine Einschätzung nicht, rein subjektiv hätte man sie von fast allen der 72.000 Zuschauer zumindest direkt nach Spielschluss bekommen. Diesmal spielte der Zweite gegen den Dritten, Meister gegen Pokalsieger – es ging um die Herbstmeisterschaft und ganz nebenbei um die Frage, wer die wahre Nummer eins im deutschen Tor ist: Sepp Maier oder sein Herausforderer Wolfgang Kleff?

Nun, es sollte kein Spiel für Torhüter werden, am Ende stand ein 4:3 auf der Anzeigetafel. Es ging rauf und runter, nach 23 Minuten stand es schon 3:2. Uli Hoeneß sorgte nach 64 Minuten auch dank eines Kleff-Patzers für die Vorentscheidung, ehe Rainer Bonhof noch mal verkürzte. Alt-Bundestrainer Sepp Herberger war voll des Lobes: „Sie haben beide wirklich erstklassig gespielt. So etwas sieht man selbst heute nur selten.“ Der Münchner Merkur titelte: „Ein Spiel, das seinesgleichen sucht“ - und erläuterte „Meister und Pokalsieger gewinnen dem Offensiv-Fußball eine Schlacht.“

Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker eilte in die Kabine und spendierte den Herbstmeistern eine Extraprämie von 3000 D-Mark pro Kopf. Was würde das wohl für ein Saisonfinale 1974 werden, fragten sich viele, denn der Spielplan führte die Giganten der Siebziger nicht ganz zufällig am 34. Spieltag wieder zusammen. Nun, es wurde in der Tat ein bemerkenswertes Spiel, nur kein bedeutsames.

Bei Borussias höchstem Sieg über die Bayern (5:0) kann man getrost von irregulären Umständen sprechen. Die Bayern kamen direkt aus dem Flugzeug, hatten in Brüssel am Vortag den Europapokal der Meister im Wiederholungsspiel gegen Atletico Madrid gewonnen und waren – zum Glück – schon in der Vorwoche Meister geworden.

Die noch nicht ganz nüchternen Bayern taten nur das Nötigste, Gerd Müller ließ sich früh auswechseln, und Beckenbauer zelebrierte Standfußball: „So wie heute kann ich noch 25 Jahre spielen“, sagte er. „Wir haben auf der Trainerbank bei jedem Tor nur noch gelacht“, gab Udo Lattek zu. Nur Gerd Müller verging das Lachen kurzzeitig, holte ihn Konkurrent Jupp Heynckes doch noch in der Torjägerliste ein. Beide teilten sich den Titel des Schützenkönigs mit je 30 Toren.

Borussia übernimmt nach Meister-Hattrick

Der FC Bayern geriet nach dem Meister-Hattrick in die Krise, nun glückte der Borussia dieses Kunststück, ab 1975 mit dem Münchner Hattrick-Trainer Lattek, der Weisweiler ablöste. Bemerkenswert in dieser Phase des Duells: Borussia blieb in München sieglos, auch wenn sie zweimal bis zur 90. Minute führte. 1975 rettete ein Müller-Elfmeter die Bayern (11), am 21. Mai 1977 war es ein Eigentor des Gladbachers Hans-Jürgen Wittkamp. Dennoch reichte das 2:2, um im Stadion des Rivalen die Meisterschaft zu feiern. Franz Beckenbauer gratulierte nach seinem letzten Spiel im Bayern-Trikot seinem Freund Udo Lattek fair. Was keiner ahnte: Es war der bis dato letzte Mönchengladbacher Meister-Titel.

Nun verschoben sich die Abstände wieder, immer häufiger gewannen die Bayern auf dem Bökelberg. Wie am 24. März 1979, als die gerade gegen ihren Vorstand rebellierenden Bayern auf dem Platz Argumente lieferten, warum sie keinen Max Merkel als Trainer brauchten. Ein schier ungeheuerliches 7:1 steht in den Annalen, es ist bis heute Bayerns höchster Auswärtssieg in der Bundesliga.

Karl-Heinz Rummenigge schoss drei Tore, und Sepp Maier machte vor Freude einen Kopfstand, hinterher sagte er: „Wir haben uns vor dem Spiel zusammengesetzt und dabei geschworen, in Mönchengladbach ein Riesenspiel zu zeigen.“ Und wieder gab es eine Sonderprämie, Schatzmeister Willi O. Hoffmann versprach den Siegern „eine angemessene Summe“ und schwelgte: „Dieser Erfolg war wichtiger als alle Europapokalsiege zusammen.“ Trainer Pal Csernai blieb jedenfalls im Amt und führte Bayern zu zwei Meisterschaften. Die von 1981 wurde auf dem Bökelberg besiegelt – nicht ganz so hoch, aber immer noch deutlich (4:1). Wieder schoss Rummenigge drei Tore.

Bruns-Solo und Matthäus-Elfer

1983/1984 lieferten sich die beiden letztmals Duelle als Meisteraspiranten. In München gewann Bayern 4:0, doch im Gedächtnis bleibt das Solo des Borussen-Liberos Hans-Günter Bruns über das ganze Feld, das er mit einem Schuss an beide Pfosten abschloss. Am Bökelberg gingen die Bayern im März 1984 mit 0:3 unter, höher haben sie seitdem nicht mehr gegen den Rivalen verloren. Die Tor fielen in den letzten zehn Minuten, zwei durch Frank Mill.

Es folgte der 31. Mai 1984, als im Frankfurter Waldstadion das erste DFB-Pokalduell der Dauerrivalen überhaupt stattfand – es war gleich ein Finale. Und es wurde ein Drama. Die Borussen gingen durch Frank Mill vor der Pause in Führung, die bis zur 81. Minute Bestand hatte: Dann traf Wolfgang Dremmler, Ausgleich, es gab weitere zweimal 15 Minuten obendrauf.

In der Verlängerung blieben Tore aus, umso mehr fielen im Elfmeterschießen. Hier wurde Lothar Matthäus, dessen Wechsel zu Bayern feststand, zur tragischen Figur. Er hatte den Fans zwar versprochen, er wolle sich „mit dem Pokalsieg im Gepäck nach München verabschieden“, doch der 23-Jährige war dem Druck nicht gewachsen und vergab. Noch war es nicht das Ende, auch Klaus Augenthaler verschoss. Aber nachdem der Borusse Norbert Ringels den Pfosten anvisierte, brachte der 16. Elfmeter durch Michael Rummenigge die Entscheidung. Ein schönes Abschiedsgeschenk für den großen Bruder, Karl-Heinz wechselte als Pokalsieger zu Inter Mailand. Matthäus dagegen zum Sieger, nach „der bittersten Stunde meiner Laufbahn“.

Es kamen weitere hinzu, die Borussen-Fans verziehen ihm den Wechsel nicht. Im Dezember 1984 wurde er am Bökelberg bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen, was sogar den Gegenspielern missfiel. Frank Mill: „Er hat mir leid getan, und er hat es offensichtlich auch nicht ganz weggesteckt.“ Hinzu kam der Frust über ein 2:3 in einem weiteren hochklassigen Duell der Rivalen.

Hohe Trauben am Bökelberg

Am Bökelberg hingen die Trauben auch nach Borussias großer Zeit hoch für die Bayern, nach dem meisterlichen 4:1 von 1981 schafften sie bis 1998 nur noch einen weiteren Sieg (1:0 im Jahr 1987). Im November 1985 verdarb Borussia den Bayern die Herbstmeisterschaft nach einem spektakulären 4:2, einem der besten Spiele des schlaksigen Borussia-Stürmers Hans-Jörg Criens (zwei Tore). Im Rückspiel erfolgte die Revanche: Bayern brauchte einen Sieg, um Meister zu werden, und Borussia tat wenig dagegen. Lothar Matthäus schoss gegen seinen Ex-Klub eins der schnellsten Bundesliga-Tore aller Zeiten, am Ende hieß es 6:0 – Bayerns höchster Heimsieg in diesem Duell.

Im September 1987 saß Jupp Heynckes plötzlich am Bökelberg auf der Bayern-Bank und musste erfahren, dass Ex-Trainer nichts geschenkt bekommen: Uwe Rahn traf doppelt beim 2:0 gegen den Meister. In seinen vier Bayern-Jahren hat Heynckes bei seiner Borussia nie gewonnen.

Eine andere Serie, die unheimlichste der Bundesliga, riss am 14. Oktober 1995 – als Borussia zum ersten und bis heute einzigen Mal bei den Bayern gewann. Ein Seitenwechsler spielte beim 2:1 eine Hauptrolle, Ex-Bayer Stefan Effenberg traf zum 0:1. Ein Eigentor von Andreas Herzog sorgte für die Entscheidung, und nach dem Spiel machten die Helden Liegestützen vor dem Fan-Block.

Borussia war nach 31 sieglosen Jahren neue Wege gegangen. Trikot- und Hotelwechsel hatten nichts gefruchtet, da kam Trainer Bernd Krauss auf die Idee, erst am Spieltag anzureisen. „Das bleibt aber eine Ausnahme“, sagte er nach dem historischen Sieg im Vorübergehen. Für Bayern war es doppelt bitter: Otto Rehhagels Elf hatte ihre ersten sieben Spiele gewonnen, ein weiterer hätte bis heute einen einsamen Startrekord in der Bundesliga bedeutet.

Serientäter im Borussia-Park

Grotesk: Als Borussia im Dezember 1996 wiederkam, war Trainer Bernd Krauss schon entlassen. Der Vorstand ließ ihn dieses eine Spiel noch machen, Bayern gewann 1:0 durch ein Klinsmann-Tor. Es war das erste von mittlerweile wieder elf Heimspielen der Bayern ohne Niederlage gegen den alten Rivalen. Nur 2001 (0:0) und 2006 (1:1) gab es einen Punkt für Borussia, die den Rekordmeister allmählich aus den Augen verlor und zwei Abstiege hinnehmen musste (1999 und 2007).

Am Bökelberg haben sie es den Bayern aber bis zuletzt schwer gemacht: Gleich nach der Rückkehr in die Bundesliga besiegte der Aufsteiger den amtierenden Champions-League-Gewinner im Juli 2001 durch ein Tor von Arie van Lent 1:0. Und im neuen Borussia-Park hat Bayern zuletzt viermal nur Remis gespielt.

In besonderer Erinnerung ist noch das Hinspiel aus dieser Saison, als Bayern dominierte und zur Pause 2:1 führte, Schweinsteiger sogar einen Elfmeter verschoss und Philipp Lahm dem Meister letztlich gerade noch einen Punkt rettete mit seinem Tor zum 3:3. Sie haben sich also noch immer nichts zu schenken, die Rivalen der Siebziger. Die Frage „Bayern oder Gladbach?“ wird sich auch am Samstag wieder stellen.

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Es sind Duelle, die sich ins kollektive Gedächtnis der Fußballfans eingebrannt haben. Spiele für die ganz großen Emotionen - Begeisterung und Entsetzen, Siegestaumel und tiefe Trauer. Begegnungen, die Millionen von Menschen in ihren Bann ziehen, jedes Mal aufs Neue. Unvergessene Momente der Bundesligahistorie, 90 Minuten für die Ewigkeit, die normale Partien zu Klassikern gemacht haben.

Ein Spiel und seine Geschichte: In einer Serie schaut der DFB.de-Autor und Historiker Udo Muras immer freitags während der Saison in die Chronik von ganz besonderen Bundesliga-Duellen, die aktuell anstehen. Heute: Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach, die am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) in der Allianz-Arena aufeinandertreffen.

Die Frage aller Fragen: Bayern oder Gladbach?

Wer sich für Fußball interessiert und heute in der Mitte des Lebens steht, hat in seiner Jugend mit Sicherheit irgendwann einmal vor dieser Frage gestanden: Bayern oder Gladbach? In den Siebzigern waren sie die populärsten und erfolgreichsten Klubs in Deutschland und die Wahl zwischen diesen beiden Antipoden wurde für manchen gar zur Glaubensfrage.

Der Autor Holger Jenrich beschrieb sie so: „Borussia gegen Bayern, das hieß für viele Schönheit gegen Erfolg, Links gegen Rechts, Progressivität gegen Pragmatismus.“ Das Dauerduell einer Epoche war auch für Soziologen interessant, und Klischees wurden entworfen, mit denen die Spieler meist gar nichts anfangen konnten. Aber was die Borussia vom Niederrhein mit ihren bescheidenen Mitteln gegen die großkopferten Bayern zu leisten im Stande war, begeisterte insbesondere Intellektuelle und Künstler.

Ein Mann wie Günter Netzer mit seinen wehenden langen Haaren, Disco-Besitzer und Hermann-Hesse-Liebhaber, zog die rebellische Jugend an, nicht zuletzt weil er mit Trainer Hennes Weisweiler im Dauerclinch lag. Auch wer damals nicht zur Universität ging, verspürte die im Menschen tief verwurzelte Sympathie für den Underdog. Bayern gegen Borussia – es war lange Zeit mehr als nur ein Fußballspiel.

"Fohlen" in der Meisterrangliste auf Platz zwei

Das allein war es aber stets wert ins Stadion zu rennen. Wenn diese beiden Mannschaften in den „Goldenen Siebzigern“ aufeinandertrafen, stand Spektakel stets auf dem Programmzettel. Im Schnitt fielen 3,2 Tore und nur selten wurden die Zuschauer enttäuscht von den beiden Mannschaften, die in der Bundesliga am häufigsten Meister wurden. Bayern ist Rekordmeister und mit mittlerweile 21 Titeln weit vorne, Borussia verteidigt seit 1977 mit nur fünf ihren zweiten Platz.

1965 waren sie dort gemeinsam eingezogen und sich erstmals überhaupt begegnet. In den Chroniken der jeweils 1900 gegründeten Klubs finden sich vor dem 2. Oktober 1965 keinerlei Einträge. Seitdem jedoch hat es das Duell allein in der Bundesliga 85mal gegeben, hinzu kommen sechs DFB-Pokalspiele. Die Bilanz spricht klar für die Bayern (45-28-18), ein Duell auf Augenhöhe ist es seit 30 Jahren nicht mehr.

Ein Klassiker wird es dennoch immer bleiben. Ein Rückblick auf unvergessene Spiele: Günter Netzer ließ es sich nicht nehmen, am 8. Oktober 1965 das erste Tor in diesem Klassiker überhaupt zu erzielen, doch am Ende lachten die Bayern: Gerd Müller entschied das Aufsteigerduell auf dem Bökelberg mit einem 20-Meter-Schuss. Beim Rückspiel war der Bomber der Nation nicht unter den Torschützen, was schier unglaublich klingt angesichts des Resultats von 5:2.

Kein Borussen-Sieg an der Grünwalder Straße

So oder so ähnlich ging es für die Borussen weiter, zumindest in München. An der Grünwalder Straße haben sie nie gewonnen, und bis zum ersten Sieg überhaupt in München sollten 31 Jahre ins Land ziehen – die längste derartige Serie in der Bundesliga-Historie entstand ausgerechnet bei einem Spitzenspiel.

Faszinierenden Fußball boten die Rivalen am 17. September 1966, als Gerd Müller wieder seinen Aufgaben nachkam und per Doppelschlag das Heimspiel zugunsten seiner Bayern wendete. Nach dem 4:3 schrieb das Sport Magazin: „Das Tempo war atemberaubend!“. Für Bundestrainer Helmut Schön war dieses Duell bis Amtsende eine Pflichtveranstaltung, war es doch stets eine Leistungsschau seiner wichtigsten Nationalspieler. Hier Maier, Beckenbauer, Schwarzenbeck, Müller – dort Vogts, Wimmer, Netzer, Heynckes als Fixpunkte. Viele kamen hinzu und es gab sogar Partien, in denen die Nationalspieler auf dem Platz klar in der Überzahl waren.

In den ersten vier gemeinsamen Bundesliga-Jahren blieben die Bayern noch ungeschlagen und gewannen auch Titel, während die jungen stürmischen Borussen, als „Fohlen-Elf“ bezeichnet, nur die Herzen gewannen. Günter Netzer beklagte sich bei Trainer Hennes Weisweiler, der wie der heutige Bayern-Trainer Louis van Gaal vor allem Angriff predigte: „Diese Bayern spielen langweiligen Fußball, aber die holen einen Titel nach dem anderen. Das muss sich ändern, wir müssen etwas für die Abwehr tun.“

Erster Gladbacher Erfolg 1969

Das war 1969, nachdem die Bayern erstmals in der Liga Meister geworden waren, zudem zwei DFB-Pokalsiege und 1967 den Europacup der Pokalsieger schafften. Borussia ging als Zweiter knapp leer aus, das 1:1 im Mai 1969 am Bökelberg war das erste von vier absoluten Spitzenspielen (Erster gegen Zweiter) in diesem Duell.

Kurz nach Netzers Klage feierte Borussia im August 1969 den ersten Sieg über die Bayern. Das 2:1 der mit den Verteidigern Luggi Müller und Klaus-Dieter Sieloff verstärkten Borussia war ein Meilenstein auf dem Weg zur allerersten Deutschen Meisterschaft. Dabei spielten eigentlich die Bayern wie ein Meister, führten zur Pause durch Gustl Starek und laut Kicker „erhielt noch keine Mannschaft so viel Beifall wie der FC Bayern in der ersten Halbzeit. Minutenlang herrschte beinahe lautlose Stille unter den 32.000, denn minutenlang ließen die Bayern den Ball durch die eigenen Reihen laufen. So souverän trat noch keine Mannschaft auf.“

Da zog Weisweiler den richtigen Joker und wechselte Debütant Werner Kaiser (19) ein, der mit seinem ersten Ballkontakt drei Minuten nach Wiederanpfiff ausglich. Herbert Laumen besiegelte schließlich Bayerns Niederlage.

1971: Insgesamt 14 deutsche Nationalspieler auf dem Platz

Ein Omen, denn 1970 nahm Borussia den Bayern erstmals die Schale weg. Was keiner ahnte: Weitere sieben Jahre lang sollte der Meister nur aus einer dieser beiden Städte kommen, und so hieß es auch in Bezug auf die Meisterfrage zwischen 1970 und 1977 stets „Bayern oder Gladbach?“ Trotzdem kam es nur ein Mal vor, dass die beiden bis zum letzten Spieltag um den Titel fochten. Das war 1971, als Borussia auch die interne Duellwertung gewann (1:1 in München, 3:1 am Bökelberg).

Beim Gladbacher Heimsieg an jenem April-Mittwoch 1971 standen insgesamt 14 deutsche Nationalspieler auf dem Platz, die kommenden Weltmeister Rainer Bonhof, Paul Breiter und Uli Hoeneß noch nicht mal eingerechnet. Wieder traf Netzer, aus 20 Metern überwand er Sepp Maier. „Sepp Maier war verblüffend unsicher. Dreimal hintereinander ließ er den Ball fallen“, wunderte sich der Kicker.

Der Däne Ulrik Le Fevre und wieder mal Laumen sorgten für den verdienten Sieg, den einer schon vorhergesehen hatte: Berti Vogts tippte auf 3:1. Wieder war die Fußballwelt entzückt, Bundestrainer Helmut Schön sagte nach der Flutlichtpremiere dieses Duells: „Ein großartiges Spiel mit allem Pfeffer, wie man es sich noch wünschen kann.“

"Haben beide wirklich erstklassig gespielt"

Ähnliches hat er noch öfter sagen müssen. Zum Beispiel am 8. Dezember 1973, als in München das vielleicht beste Bundesligaspiel aller Zeiten stattfand. Objektiv messbar ist so eine Einschätzung nicht, rein subjektiv hätte man sie von fast allen der 72.000 Zuschauer zumindest direkt nach Spielschluss bekommen. Diesmal spielte der Zweite gegen den Dritten, Meister gegen Pokalsieger – es ging um die Herbstmeisterschaft und ganz nebenbei um die Frage, wer die wahre Nummer eins im deutschen Tor ist: Sepp Maier oder sein Herausforderer Wolfgang Kleff?

Nun, es sollte kein Spiel für Torhüter werden, am Ende stand ein 4:3 auf der Anzeigetafel. Es ging rauf und runter, nach 23 Minuten stand es schon 3:2. Uli Hoeneß sorgte nach 64 Minuten auch dank eines Kleff-Patzers für die Vorentscheidung, ehe Rainer Bonhof noch mal verkürzte. Alt-Bundestrainer Sepp Herberger war voll des Lobes: „Sie haben beide wirklich erstklassig gespielt. So etwas sieht man selbst heute nur selten.“ Der Münchner Merkur titelte: „Ein Spiel, das seinesgleichen sucht“ - und erläuterte „Meister und Pokalsieger gewinnen dem Offensiv-Fußball eine Schlacht.“

Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker eilte in die Kabine und spendierte den Herbstmeistern eine Extraprämie von 3000 D-Mark pro Kopf. Was würde das wohl für ein Saisonfinale 1974 werden, fragten sich viele, denn der Spielplan führte die Giganten der Siebziger nicht ganz zufällig am 34. Spieltag wieder zusammen. Nun, es wurde in der Tat ein bemerkenswertes Spiel, nur kein bedeutsames.

Bei Borussias höchstem Sieg über die Bayern (5:0) kann man getrost von irregulären Umständen sprechen. Die Bayern kamen direkt aus dem Flugzeug, hatten in Brüssel am Vortag den Europapokal der Meister im Wiederholungsspiel gegen Atletico Madrid gewonnen und waren – zum Glück – schon in der Vorwoche Meister geworden.

Die noch nicht ganz nüchternen Bayern taten nur das Nötigste, Gerd Müller ließ sich früh auswechseln, und Beckenbauer zelebrierte Standfußball: „So wie heute kann ich noch 25 Jahre spielen“, sagte er. „Wir haben auf der Trainerbank bei jedem Tor nur noch gelacht“, gab Udo Lattek zu. Nur Gerd Müller verging das Lachen kurzzeitig, holte ihn Konkurrent Jupp Heynckes doch noch in der Torjägerliste ein. Beide teilten sich den Titel des Schützenkönigs mit je 30 Toren.

Borussia übernimmt nach Meister-Hattrick

Der FC Bayern geriet nach dem Meister-Hattrick in die Krise, nun glückte der Borussia dieses Kunststück, ab 1975 mit dem Münchner Hattrick-Trainer Lattek, der Weisweiler ablöste. Bemerkenswert in dieser Phase des Duells: Borussia blieb in München sieglos, auch wenn sie zweimal bis zur 90. Minute führte. 1975 rettete ein Müller-Elfmeter die Bayern (11), am 21. Mai 1977 war es ein Eigentor des Gladbachers Hans-Jürgen Wittkamp. Dennoch reichte das 2:2, um im Stadion des Rivalen die Meisterschaft zu feiern. Franz Beckenbauer gratulierte nach seinem letzten Spiel im Bayern-Trikot seinem Freund Udo Lattek fair. Was keiner ahnte: Es war der bis dato letzte Mönchengladbacher Meister-Titel.

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Nun verschoben sich die Abstände wieder, immer häufiger gewannen die Bayern auf dem Bökelberg. Wie am 24. März 1979, als die gerade gegen ihren Vorstand rebellierenden Bayern auf dem Platz Argumente lieferten, warum sie keinen Max Merkel als Trainer brauchten. Ein schier ungeheuerliches 7:1 steht in den Annalen, es ist bis heute Bayerns höchster Auswärtssieg in der Bundesliga.

Karl-Heinz Rummenigge schoss drei Tore, und Sepp Maier machte vor Freude einen Kopfstand, hinterher sagte er: „Wir haben uns vor dem Spiel zusammengesetzt und dabei geschworen, in Mönchengladbach ein Riesenspiel zu zeigen.“ Und wieder gab es eine Sonderprämie, Schatzmeister Willi O. Hoffmann versprach den Siegern „eine angemessene Summe“ und schwelgte: „Dieser Erfolg war wichtiger als alle Europapokalsiege zusammen.“ Trainer Pal Csernai blieb jedenfalls im Amt und führte Bayern zu zwei Meisterschaften. Die von 1981 wurde auf dem Bökelberg besiegelt – nicht ganz so hoch, aber immer noch deutlich (4:1). Wieder schoss Rummenigge drei Tore.

Bruns-Solo und Matthäus-Elfer

1983/1984 lieferten sich die beiden letztmals Duelle als Meisteraspiranten. In München gewann Bayern 4:0, doch im Gedächtnis bleibt das Solo des Borussen-Liberos Hans-Günter Bruns über das ganze Feld, das er mit einem Schuss an beide Pfosten abschloss. Am Bökelberg gingen die Bayern im März 1984 mit 0:3 unter, höher haben sie seitdem nicht mehr gegen den Rivalen verloren. Die Tor fielen in den letzten zehn Minuten, zwei durch Frank Mill.

Es folgte der 31. Mai 1984, als im Frankfurter Waldstadion das erste DFB-Pokalduell der Dauerrivalen überhaupt stattfand – es war gleich ein Finale. Und es wurde ein Drama. Die Borussen gingen durch Frank Mill vor der Pause in Führung, die bis zur 81. Minute Bestand hatte: Dann traf Wolfgang Dremmler, Ausgleich, es gab weitere zweimal 15 Minuten obendrauf.

In der Verlängerung blieben Tore aus, umso mehr fielen im Elfmeterschießen. Hier wurde Lothar Matthäus, dessen Wechsel zu Bayern feststand, zur tragischen Figur. Er hatte den Fans zwar versprochen, er wolle sich „mit dem Pokalsieg im Gepäck nach München verabschieden“, doch der 23-Jährige war dem Druck nicht gewachsen und vergab. Noch war es nicht das Ende, auch Klaus Augenthaler verschoss. Aber nachdem der Borusse Norbert Ringels den Pfosten anvisierte, brachte der 16. Elfmeter durch Michael Rummenigge die Entscheidung. Ein schönes Abschiedsgeschenk für den großen Bruder, Karl-Heinz wechselte als Pokalsieger zu Inter Mailand. Matthäus dagegen zum Sieger, nach „der bittersten Stunde meiner Laufbahn“.

Es kamen weitere hinzu, die Borussen-Fans verziehen ihm den Wechsel nicht. Im Dezember 1984 wurde er am Bökelberg bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen, was sogar den Gegenspielern missfiel. Frank Mill: „Er hat mir leid getan, und er hat es offensichtlich auch nicht ganz weggesteckt.“ Hinzu kam der Frust über ein 2:3 in einem weiteren hochklassigen Duell der Rivalen.

Hohe Trauben am Bökelberg

Am Bökelberg hingen die Trauben auch nach Borussias großer Zeit hoch für die Bayern, nach dem meisterlichen 4:1 von 1981 schafften sie bis 1998 nur noch einen weiteren Sieg (1:0 im Jahr 1987). Im November 1985 verdarb Borussia den Bayern die Herbstmeisterschaft nach einem spektakulären 4:2, einem der besten Spiele des schlaksigen Borussia-Stürmers Hans-Jörg Criens (zwei Tore). Im Rückspiel erfolgte die Revanche: Bayern brauchte einen Sieg, um Meister zu werden, und Borussia tat wenig dagegen. Lothar Matthäus schoss gegen seinen Ex-Klub eins der schnellsten Bundesliga-Tore aller Zeiten, am Ende hieß es 6:0 – Bayerns höchster Heimsieg in diesem Duell.

Im September 1987 saß Jupp Heynckes plötzlich am Bökelberg auf der Bayern-Bank und musste erfahren, dass Ex-Trainer nichts geschenkt bekommen: Uwe Rahn traf doppelt beim 2:0 gegen den Meister. In seinen vier Bayern-Jahren hat Heynckes bei seiner Borussia nie gewonnen.

Eine andere Serie, die unheimlichste der Bundesliga, riss am 14. Oktober 1995 – als Borussia zum ersten und bis heute einzigen Mal bei den Bayern gewann. Ein Seitenwechsler spielte beim 2:1 eine Hauptrolle, Ex-Bayer Stefan Effenberg traf zum 0:1. Ein Eigentor von Andreas Herzog sorgte für die Entscheidung, und nach dem Spiel machten die Helden Liegestützen vor dem Fan-Block.

Borussia war nach 31 sieglosen Jahren neue Wege gegangen. Trikot- und Hotelwechsel hatten nichts gefruchtet, da kam Trainer Bernd Krauss auf die Idee, erst am Spieltag anzureisen. „Das bleibt aber eine Ausnahme“, sagte er nach dem historischen Sieg im Vorübergehen. Für Bayern war es doppelt bitter: Otto Rehhagels Elf hatte ihre ersten sieben Spiele gewonnen, ein weiterer hätte bis heute einen einsamen Startrekord in der Bundesliga bedeutet.

Serientäter im Borussia-Park

Grotesk: Als Borussia im Dezember 1996 wiederkam, war Trainer Bernd Krauss schon entlassen. Der Vorstand ließ ihn dieses eine Spiel noch machen, Bayern gewann 1:0 durch ein Klinsmann-Tor. Es war das erste von mittlerweile wieder elf Heimspielen der Bayern ohne Niederlage gegen den alten Rivalen. Nur 2001 (0:0) und 2006 (1:1) gab es einen Punkt für Borussia, die den Rekordmeister allmählich aus den Augen verlor und zwei Abstiege hinnehmen musste (1999 und 2007).

Am Bökelberg haben sie es den Bayern aber bis zuletzt schwer gemacht: Gleich nach der Rückkehr in die Bundesliga besiegte der Aufsteiger den amtierenden Champions-League-Gewinner im Juli 2001 durch ein Tor von Arie van Lent 1:0. Und im neuen Borussia-Park hat Bayern zuletzt viermal nur Remis gespielt.

In besonderer Erinnerung ist noch das Hinspiel aus dieser Saison, als Bayern dominierte und zur Pause 2:1 führte, Schweinsteiger sogar einen Elfmeter verschoss und Philipp Lahm dem Meister letztlich gerade noch einen Punkt rettete mit seinem Tor zum 3:3. Sie haben sich also noch immer nichts zu schenken, die Rivalen der Siebziger. Die Frage „Bayern oder Gladbach?“ wird sich auch am Samstag wieder stellen.