Bayern gegen BVB: 50 Jahre großes Kino

Deutscher Clasico, German Endspiel, Rekordmeister gegen besten Bundesliga-Zweiten aller Zeiten - fürs Prestigeduell FC Bayern München gegen Borussia Dortmund wurden schon viele Superlative gefunden. Diese Paarung gibt es auch im 73. DFB-Pokalfinale am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) in Berlin - Fans aus mehr als 200 Ländern werden sie live im TV verfolgen, das Olympiastadion ist seit Monaten ausverkauft. Erwartet wird ein Duell auf Augenhöhe, der Ausgang erscheint völlig offen - und das bestätigt auch ein Blick in die Statistik.

Seit 2012 ist es bereits das fünfte Aufeinandertreffen, die gemeinsame Pokalgeschichte reicht sogar bis 1966 zurück. Im selben Jahr wurde der Autor Udo Muras (50) geboren, der seitdem in seinem Wirken als Fußball-Historiker (fast) alles über die Geschichte des fast immer spannenden, manchmal sogar dramatischen und oft hochklassigen Pokalduells herausgefunden hat. Für DFB.de wirft er einen Blick auf 50 Jahre Bayern gegen BVB im DFB-Pokal.

1966: Bayern über BVB zum Pokalsieg

Viel besser konnte das neue Jahr kaum anfangen aus Sicht des FC Bayern - und die Pokalgeschichte mit Borussia Dortmund auch nicht. Schon in der ersten Minute schoss Rainer Ohlhauser am 2. Januar 1966 im Stadion an der Grünwalder Straße das 1:0 gegen den BVB, zur Freude der 30.000, die am Tag nach Neujahr schon wieder Grund zu Feiern hatten. Denn die Bayern warfen an diesem Tag den aktuellen Pokalsieger noch in der Qualifikation raus, die damals der ersten Hauptrunde mit 32 Mannschaften vorgeschaltet war. 2:0 hieß es nach 90 Minuten für den Aufsteiger - es war das erste Bundesliga-Jahr der Münchner -, und natürlich durfte ein Gerd-Müller-Tor nicht fehlen. In der 40. Minute überwand der Bomber der Nation BVB-Keeper Hans Tilkowski zum zweiten Mal. Viel mehr Höhepunkte gab es nicht auf tiefem Boden zu einer Jahreszeit, in der heute bestenfalls in der Halle gespielt wird.

Niemand ahnte zu dem Zeitpunkt, dass gerade der neue den alten Pokalsieger besiegt hatte. Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker freute sich: "Das 2:0 war die beste Antwort auf eine Äußerung von Max Merkel in einem deutschen Sportblatt, wir hätten bisher nur mit Glück unsere Spiele gewonnen." Merkel war damals Trainer des Lokalrivalen 1860. Dass die Bayern vor allem tüchtig waren, bewiesen sie 1966 noch öfter. Über Dortmund führte der Weg der Münchner zum Pokalsieg (4:2 im Finale gegen den Meidericher SV).

Klarster Bayern-Erfolg 1981 - BVB-Premierensieg 1992

So war es auch im zweiten von bisher acht Pokalduellen am 5. Dezember 1981: Damals verloren sich nur 8000 Zuschauer im Olympiastadion. Meister Bayern München kam in der dritten Hauptrunde gegen den BVB zu einem ungefährdeten 4:0, Karl-Heinz Rummenigge verschoss sogar noch einen Elfmeter. Das Tor traf er trotzdem, zum entscheidenden 3:0. Die Bayern verkraftetem an diesem Tag sogar die Ausfälle von Paul Breitner und Dieter Hoeneß. Libero Bertram Beierlorzer schoss sein erstes Tor überhaupt im FCB-Dress, auch Wolfgang Dremmler und Wolfgang Kraus schafften es auf die Anzeigetafel. Borussias Trainer Branko Zebec hatte Grund, sich zu ärgern. Von seinen Spielern, grantelte er, hätten "einige in 90 Minuten keinen Zweikampf gewonnen". Wie 1966 gewann Bayern später den Pokal, der BVB war bis dahin ein gutes Omen für den Rekordmeister.

Die kleine Serie riss im dritten Anlauf. Am 12. September 1992 trafen sie sich in der zweiten Hauptrunde nun erstmals in Dortmund. Auch nach zwei Stunden (2:2) stand kein Sieger fest, zehn Bayern retteten sich nach dem Platzverweis von Olaf Thon nach einem Gerangel mit Flemming Povlsen ins Elfmeterschießen. Von zehn Schützen scheiterte nur einer - Bayerns Brasilianer Mazinho verfehlte das Tor. So blieb es dem heutigen BVB-Sportdirektor Michael Zorc vorbehalten, das Spiel zu entscheiden. Trainer Ottmar Hitzfeld, damals in seiner zweiten BVB-Saison, wurde von den Fans gefeiert. "Toller Hit, dramatisches Ende", titelte der Kicker. Die Bayern fanden es weniger toll. Der frisch von Dortmund nach München gewechselte Thomas Helmer behauptete: "Mit elf Mann hätten wir gewonnen." Olaf Thon war wütend: "Ich weiß nicht, warum ich runtergeflogen bin."



Deutscher Clasico, German Endspiel, Rekordmeister gegen besten Bundesliga-Zweiten aller Zeiten - fürs Prestigeduell FC Bayern München gegen Borussia Dortmund wurden schon viele Superlative gefunden. Diese Paarung gibt es auch im 73. DFB-Pokalfinale am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und bei Sky) in Berlin - Fans aus mehr als 200 Ländern werden sie live im TV verfolgen, das Olympiastadion ist seit Monaten ausverkauft. Erwartet wird ein Duell auf Augenhöhe, der Ausgang erscheint völlig offen - und das bestätigt auch ein Blick in die Statistik.

Seit 2012 ist es bereits das fünfte Aufeinandertreffen, die gemeinsame Pokalgeschichte reicht sogar bis 1966 zurück. Im selben Jahr wurde der Autor Udo Muras (50) geboren, der seitdem in seinem Wirken als Fußball-Historiker (fast) alles über die Geschichte des fast immer spannenden, manchmal sogar dramatischen und oft hochklassigen Pokalduells herausgefunden hat. Für DFB.de wirft er einen Blick auf 50 Jahre Bayern gegen BVB im DFB-Pokal.

1966: Bayern über BVB zum Pokalsieg

Viel besser konnte das neue Jahr kaum anfangen aus Sicht des FC Bayern - und die Pokalgeschichte mit Borussia Dortmund auch nicht. Schon in der ersten Minute schoss Rainer Ohlhauser am 2. Januar 1966 im Stadion an der Grünwalder Straße das 1:0 gegen den BVB, zur Freude der 30.000, die am Tag nach Neujahr schon wieder Grund zu Feiern hatten. Denn die Bayern warfen an diesem Tag den aktuellen Pokalsieger noch in der Qualifikation raus, die damals der ersten Hauptrunde mit 32 Mannschaften vorgeschaltet war. 2:0 hieß es nach 90 Minuten für den Aufsteiger - es war das erste Bundesliga-Jahr der Münchner -, und natürlich durfte ein Gerd-Müller-Tor nicht fehlen. In der 40. Minute überwand der Bomber der Nation BVB-Keeper Hans Tilkowski zum zweiten Mal. Viel mehr Höhepunkte gab es nicht auf tiefem Boden zu einer Jahreszeit, in der heute bestenfalls in der Halle gespielt wird.

Niemand ahnte zu dem Zeitpunkt, dass gerade der neue den alten Pokalsieger besiegt hatte. Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker freute sich: "Das 2:0 war die beste Antwort auf eine Äußerung von Max Merkel in einem deutschen Sportblatt, wir hätten bisher nur mit Glück unsere Spiele gewonnen." Merkel war damals Trainer des Lokalrivalen 1860. Dass die Bayern vor allem tüchtig waren, bewiesen sie 1966 noch öfter. Über Dortmund führte der Weg der Münchner zum Pokalsieg (4:2 im Finale gegen den Meidericher SV).

Klarster Bayern-Erfolg 1981 - BVB-Premierensieg 1992

So war es auch im zweiten von bisher acht Pokalduellen am 5. Dezember 1981: Damals verloren sich nur 8000 Zuschauer im Olympiastadion. Meister Bayern München kam in der dritten Hauptrunde gegen den BVB zu einem ungefährdeten 4:0, Karl-Heinz Rummenigge verschoss sogar noch einen Elfmeter. Das Tor traf er trotzdem, zum entscheidenden 3:0. Die Bayern verkraftetem an diesem Tag sogar die Ausfälle von Paul Breitner und Dieter Hoeneß. Libero Bertram Beierlorzer schoss sein erstes Tor überhaupt im FCB-Dress, auch Wolfgang Dremmler und Wolfgang Kraus schafften es auf die Anzeigetafel. Borussias Trainer Branko Zebec hatte Grund, sich zu ärgern. Von seinen Spielern, grantelte er, hätten "einige in 90 Minuten keinen Zweikampf gewonnen". Wie 1966 gewann Bayern später den Pokal, der BVB war bis dahin ein gutes Omen für den Rekordmeister.

Die kleine Serie riss im dritten Anlauf. Am 12. September 1992 trafen sie sich in der zweiten Hauptrunde nun erstmals in Dortmund. Auch nach zwei Stunden (2:2) stand kein Sieger fest, zehn Bayern retteten sich nach dem Platzverweis von Olaf Thon nach einem Gerangel mit Flemming Povlsen ins Elfmeterschießen. Von zehn Schützen scheiterte nur einer - Bayerns Brasilianer Mazinho verfehlte das Tor. So blieb es dem heutigen BVB-Sportdirektor Michael Zorc vorbehalten, das Spiel zu entscheiden. Trainer Ottmar Hitzfeld, damals in seiner zweiten BVB-Saison, wurde von den Fans gefeiert. "Toller Hit, dramatisches Ende", titelte der Kicker. Die Bayern fanden es weniger toll. Der frisch von Dortmund nach München gewechselte Thomas Helmer behauptete: "Mit elf Mann hätten wir gewonnen." Olaf Thon war wütend: "Ich weiß nicht, warum ich runtergeflogen bin."

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2008: Bayern gewinnt Finale dank Toni

Danach sahen sich die Giganten der Gegenwart zunächst in zwei Endspielen wieder. 2008 jubelten die Bayern im bereits am 19. April ausgetragenen Finale von Berlin, wo sie ihrer Favoritenrolle mit Mühe gerecht wurden. Der in der Liga abgeschlagene BVB glich nämlich durch Mladen Petrić in der zweiten Minute der Nachspielzeit aus. So musste Luca Toni - nach Vorarbeit von Lukas Podolski - noch ein zweites Tor erzielen, um Held des Tages zu werden.

Insgesamt sahen die 74.244 Zuschauer im Berliner Dauerregen eine "qualitativ mäßige Partie", urteilte der Kicker. Die Bayern hielt das nicht vom Feiern ab. Franck Ribéry klaute im Überschwang sogar den Pokal und verschwand im Sprinttempo vom Podest. Oliver Kahn schraubte seinen Rekord in die Höhe, es war sein sechster und letzter Pokalsieg. Erst 2014 wurde er von Bastian Schweinsteiger als Rekordsieger überholt.

2012: BVB und Finalheld Lewandowski deklassieren Bayern

2012 war das Finale von Berlin am 12. Mai auch so etwas wie die Revanche für die Bayern. Dortmund hatte dem Rekordmeister kurz zuvor dank eines etwas glücklichen 1:0 gegen die Bayern die Meisterschaft weggeschnappt. Aber schon nach drei Minuten führte Meister BVB durch Shinji Kagawa. Arjen Robben, der in Dortmund einen Elfmeter verschossen hatte, wagte sich in der 25. Minute erneut an die Aufgabe und machte seinen Frieden mit dem BVB – 1:1. Vorläufig. Denn wie er litten alle Bayern unter dem, was dann kam: Der BVB nutzte in der Folge fast jede Chance, führte zur Pause durch einen Foulelfmeter von Mats Hummels (41.) und einen Treffer von Robert Lewandowski (45.) schon 3:1. Als Lewandowski in der 58. Minute erneut traf, war das mit Hochspannung erwartete Gipfeltreffen des deutschen Fußballs unerwartet früh entschieden. Dem Polen gelang sogar noch ein drittes Tor (81.), dazwischen lag das 2:4 von Ribéry (75.), der diesmal nicht zu Späßen aufgelegt war.

"Alle Fragen sind beantwortet", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp stolz nach dem ersten Dortmunder Doublegewinn überhaupt. Die Bayern, die nie zuvor so viele Tore in einem Finale kassiert hatten, waren geschockt. "Das war eine Blamage", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. " Es gibt eine Mannschaft, die national derzeit über uns steht. Das müssen wir respektieren, akzeptieren und korrigieren." Das gelang schon im Jahr darauf.

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2013: Bayern besiegt BVB auf dem Weg zum Triple

Es war das Triplejahr, das erfolgreichste in der langen FCB-Geschichte. Ganz wesentlich dabei war das DFB-Pokalviertelfinale am 27. Februar 2013 in München. 71.000 im Stadion und Millionen vor den Bildschirmen in 170 übertragenden Ländern waren dabei und sahen in der Allianz Arena das vorweggenommene Finale - und diesmal jubelten wieder die Bayern. Geradezu symbolisch für den Machtwechsel war das Tor des Tages durch den Mann, der 2012 gegen den BVB noch zur tragischen Figur geworden war: Arjen Robben donnerte den Ball kurz vor der Halbzeit in sehenswerter Manier aus 18 Metern unter die Latte.

Dass es nur beim 1:0 blieb, hatte Borussia vor allem Torwart Roman Weidenfeller zu verdanken. Bayern-Trainer Jupp Heynckes bilanzierte: "Wir waren einen Touch gieriger, wir wollten den Sieg unbedingt." Im Finale sahen sie sich in jenem Jahr dennoch, in Wembley ging es am 25. Mai um die Champions League. Mit dem 2:1 war Bayerns Revanche endgültig perfekt.

Bayern triumphiert im Finale 2014, BVB kontert 2015 im Halbfinale

Wiedersehen hat es seither einige gegeben, in der Liga, im Supercup. Und im Pokal. Am 17. Mai 2014 standen sich BVB und FCB erneut im Finale in Berlin gegenüber. Und eine Szene sorgte besonders für Diskussionen. Ein Kopfball von Mats Hummels wurde von Dante geklärt. Auf der Linie? Hinter der Linie? Leicht zu sehen war es nicht. Die Fernsehbilder zeigten schließlich, dass der Ball augenscheinlich drin war. Doch das Tor wurde nicht gegeben, Bayern gewann in der Verlängerung durch Treffer von Robben und Thomas Müller. Es war das letzte Finale ohne Torlinientechnologie.

Die hätte im Halbfinale am 28. April 2015 auch nicht geholfen. Weil es halt Dortmund und die Bayern sind, war es wieder mal denkwürdig. Robert Lewandowskis Führung (29.) für Bayern glich BVB-Sturmpendant Pierre-Emerick Aubameyang eine Viertelstunde vor Schluss in der Allianz Arena aus - dem Spielverlauf nach sehr schmeichelhaft. Ohne weitere Tore endete dann die Verlängerung, trotz erneut glasklarer Bayern-Chancen.

Zum zweiten Mal in der gemeinsamen Pokalgeschichte musste ein Elfmeterschießen entscheiden, zum zweiten Mal siegte dabein der BVB. Es war Ende April, und abends war der Rasen feucht, das machte die Sache tückisch. Vor allem für die Bayern. Erst rutschte Philipp Lahm aus, dann Xabi Alonso, Mario Götze scheiterte an Mitchell Langerak, und Manuel Neuer traf als Schütze die Latte, nachdem er gegen Mats Hummels pariert hatte. Mit zwei verwandelten Elfmetern zog Dortmund ins Finale ein. Jürgen Klopp war nach seinem bis heute letzten Spiel in München glücklich und hatte das Finale vom Vorjahr wohl noch im Kopf: "Es sollte heute sein! Jetzt sind wir weiter. Und fertig."

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