Bayer gegen BVB im Video: Schmidt-Verweis und Daum-Rückkehr

Am 6. Spieltag der Bundesliga empfängt der Bayer Leverkusen zum Topspiel am Samstag (ab 18.30 Uhr, live auf Sky) Vizemeister Borussia Dortmund. Vorher wirft DFB.de einen Blick in die Historie dieses Duells, das es in der Bundesliga bislang 78-mal gab.

Das erste Bundesliga-Spiel

26. Oktober 1979, Bayer Leverkusen – Borussia Dortmund 2:1

Als Tabellenführer kam die Borussia an jenem Freitagabend ins Ulrich-Haberland-Stadion, wo erst zum fünften Mal ein Bundesligaspiel stattfand. 20.000 Zuschauer bildeten eine würdige Kulisse, viel mehr passten nicht rein in die Heimstätte des Aufsteigers. Die von Udo Lattek trainierten Borussen wollten ihrer Favoritenrolle gerecht werden und dominierten die Partie zunächst, was mit dem 0:1 durch Manfred Burgsmüller (22.) nach einem Patzer von Verteidiger Jürgen Gelsdorf belohnt wurde. Burgsmüller schlenzte den Ball über Torwart Fred Bockholt, der zu weit vor seinem Kasten stand, da er nicht mit Gelsdorfs Ballverlust gerechnet hatte. Es war schon sein zehntes Saisontor, das ihn an die Spitze der Torschützenliste setzte. Aber Bayer ließ sich nicht beeindrucken und schaffte fast im Gegenzug durch Thomas Hörster den Ausgleich (24.).

Nun "gab es für Bayer kein Halten mehr" (kicker), während sich der BVB unverständlicherweise zurückzog. Die Quittung folgte nach einer Stunde, als Weltmeister Dieter Herzog das entscheidende 2:1 für Leverkusen glückte. Fertig war die Sensation. Es war eine gut geplante, wie Herzog der Presse erzählte: "Im Training haben wir bis zum Erbrechen geeignete Gegenmaßnahmen geprobt. Der Erfolg: die Dortmunder kamen nicht zu ihren gefürchteten Flankenläufen und waren damit nur noch die Hälfte wert." Im Kabinengang verkündete Bayer-Manager Heinz Heitmann unentwegt den Punktestand ("zehn zu zehn"), der offenbar über den Erwartungen des Aufsteigers lag. Dicke Luft dagegen beim BVB, wo ein Vorkommnis in der Kabine den auf der Pressekonferenz noch gefassten Lattek ("Diese Niederlage wirft uns nicht um") zu einem Wutausbruch verleitete. Ein Koffer war stehen geblieben, die Mannschaft schon im Bus und keiner bereit, ihn zu holen. Also holte ihn Lattek selbst, dann hielt er mit hochrotem Kopf schon im Bus eine Strafpredigt. Am Montag darauf, erzählte Lattek später, habe man jedoch "in sachlicher Atmosphäre die Fehler analysiert. Ein Donnerwetter fand nicht statt."



Am 6. Spieltag der Bundesliga empfängt der Bayer Leverkusen zum Topspiel am Samstag (ab 18.30 Uhr, live auf Sky) Vizemeister Borussia Dortmund. Vorher wirft DFB.de einen Blick in die Historie dieses Duells, das es in der Bundesliga bislang 78-mal gab.

Das erste Bundesliga-Spiel

26. Oktober 1979, Bayer Leverkusen – Borussia Dortmund 2:1

Als Tabellenführer kam die Borussia an jenem Freitagabend ins Ulrich-Haberland-Stadion, wo erst zum fünften Mal ein Bundesligaspiel stattfand. 20.000 Zuschauer bildeten eine würdige Kulisse, viel mehr passten nicht rein in die Heimstätte des Aufsteigers. Die von Udo Lattek trainierten Borussen wollten ihrer Favoritenrolle gerecht werden und dominierten die Partie zunächst, was mit dem 0:1 durch Manfred Burgsmüller (22.) nach einem Patzer von Verteidiger Jürgen Gelsdorf belohnt wurde. Burgsmüller schlenzte den Ball über Torwart Fred Bockholt, der zu weit vor seinem Kasten stand, da er nicht mit Gelsdorfs Ballverlust gerechnet hatte. Es war schon sein zehntes Saisontor, das ihn an die Spitze der Torschützenliste setzte. Aber Bayer ließ sich nicht beeindrucken und schaffte fast im Gegenzug durch Thomas Hörster den Ausgleich (24.).

Nun "gab es für Bayer kein Halten mehr" (kicker), während sich der BVB unverständlicherweise zurückzog. Die Quittung folgte nach einer Stunde, als Weltmeister Dieter Herzog das entscheidende 2:1 für Leverkusen glückte. Fertig war die Sensation. Es war eine gut geplante, wie Herzog der Presse erzählte: "Im Training haben wir bis zum Erbrechen geeignete Gegenmaßnahmen geprobt. Der Erfolg: die Dortmunder kamen nicht zu ihren gefürchteten Flankenläufen und waren damit nur noch die Hälfte wert." Im Kabinengang verkündete Bayer-Manager Heinz Heitmann unentwegt den Punktestand ("zehn zu zehn"), der offenbar über den Erwartungen des Aufsteigers lag. Dicke Luft dagegen beim BVB, wo ein Vorkommnis in der Kabine den auf der Pressekonferenz noch gefassten Lattek ("Diese Niederlage wirft uns nicht um") zu einem Wutausbruch verleitete. Ein Koffer war stehen geblieben, die Mannschaft schon im Bus und keiner bereit, ihn zu holen. Also holte ihn Lattek selbst, dann hielt er mit hochrotem Kopf schon im Bus eine Strafpredigt. Am Montag darauf, erzählte Lattek später, habe man jedoch "in sachlicher Atmosphäre die Fehler analysiert. Ein Donnerwetter fand nicht statt."

###more###

Der höchste Heimsieg

24. Februar 2002, Bayer Leverkusen – Borussia Dortmund 4:0

Die Tabelle vor dem 23. Spieltag verhieß ein echtes Spitzenspiel. Der Zweite empfing den Ersten, niemand erwartete eine einseitige Partie mit einem klaren Ergebnis. Beide hatten unter der Woche noch internationale Aufgaben zu erfüllen; Bayer musste in der Champions League gegen Arsenal London bis zur letzten Minute anrennen, ehe Ulf Kirsten das 1:1 gelang. Borussia spielte noch am Donnerstag im UEFA-Cup in Lille (1:1), weshalb der Schlager des Spieltags auf den Sonntagabend gelegt worden war. Im Hinspiel waren die Trainer Klaus Toppmöller und Matthias Sammer aneinander geraten, weil der Dortmunder eine Rote Karte für Lucio gefordert hatte, was die Brisanz nun noch erhöhte. Toppmöller legte kurz vor dem Spitzenspiel noch mal nach und sagte, Dortmund verkaufe die Leute "mit seiner defensiven Zielsetzung für dumm", Sammer regte sich über diese "Stillosigkeit" auf. Es war also angerichtet.

Borussia musste kurzfristig auf Nationalspieler Christian Wörns (39 Grad Fieber) verzichten und hatte noch mehr Pech, denn Ewerthon schoss nach acht Minuten ein reguläres Tor, das wegen angeblichen Abseits nicht gegeben wurde. Michael Balack stellte nach 32 Minuten mit einem Rechtsschuss die Weichen auf Sieg für Bayer, mit seinem 13. Saisontreffer war der Mittelfeldspieler bester Torschütze der Liga. Nach 50 Minuten köpfte Carsten Ramelow das 2:0 nach Flanke des starken Ze Roberto, der auch das 3:0 von Oliver Neuville (64.) vorbereitete. Dazwischen lag der Platzverweis für Borussias tschechischen Sturm-Hünen Jan Koller (53.), der die Gemüter weiter erhitzte. Jens Lehmann und Ulf Kirsten gerieten aneinander, BVB-Star Marcio Amoroso leistete sich eine Unbeherrschtheit, Sammer wechselte ihn sofort aus. Dimitar Berbatov, der Bayer-Joker, erhöhte noch auf 4:0 (74.).

Borussia war erstmals nach 13 Bundesligaspielen wieder geschlagen - und die Tabellenführung war sie auch los, die verdiente sich Bayer 04. Die Liga freute sich über neue Spannung, Bayern-Präsident Franz Beckenbauer sagte: "Wenn Dortmund gewonnen hätte, wären sie weg gewesen. Eigentlich hatten wir unsere Ziele schon korrigiert, nun wird es noch mal richtig spannend." Am Ende wurde dann doch Dortmund Meister, aber Bayer konnte anführen, ihm die höchste Niederlage zugefügt zu haben.

Der höchste Auswärtssieg

14. Januar 2011, Bayer Leverkusen – Borussia Dortmund 1:3

25 Tage währte die Winterpause nur, selten war die Bundesliga früher in die Rückrunde gestartet als 2011. Und am frühesten fiel der Startschuss in Leverkusen. Auch aus einem anderen Grund blickten alle Fans auf dieses Spiel, denn es war von elementarer Bedeutung für die Spannung im Meisterrennen, das schon fast keines mehr war. Borussia war unter Jürgen Klopp durchgestartet und mit zehn Punkten Vorsprung auf Mainz (!) und Leverkusen Herbstmeister geworden, die Bayern waren noch hinter Hannover Fünfter. "Ganz Deutschland drückt uns die Daumen", wollte Bayers Sportdirektor Rudi Völler wissen.

Wenn dem so war, dann drückte es wohl nicht fest genug, denn Borussia demonstrierte an diesem Freitag eine weitere meisterliche Leistung. Bis zur Pause blieb es vor 30.210 Zuschauern in der BayArena noch torlos, dann setzte sich Klopps Powerfußball durch, zu dem auch der erst 18 Jahre alte Mario Götze als Vertreter von Shinji Kagawa beitrug. Mann des Tages aber war Kevin Großkreutz, der mit einem Doppelschlag (48., 53.) schnell für klare Verhältnisse sorgte. Dann legte er Götze noch das 0:3 (55.) auf. Drei Tore in den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff - was war das wohl für eine Halbzeitansprache von Jürgen Klopp gewesen? Als alles längst gelaufen war, verkürzte Stefan Kießling noch auf 1:3 (80.). Schlusspfiff.

"Das war enttäuschend, wir waren schlecht, wir haben in sieben Minuten alles hergeschenkt", klagte Simon Rolfes, Bayers "Sechser". Ganz anders die Stimmung beim BVB. "Nur wir selbst können uns noch schlagen", tönte Großkreutz. Der kicker zeigte am Montag einen strahlenden Klopp auf der Titelseite und fragte: "Und wer wird Zweiter?" Die Vorschusslorbeeren waren in diesem Fall gerechtfertigt.

###more###

Das wichtigste Spiel

31. Januar 2015, Bayer Leverkusen – Borussia Dortmund 0:0

Vier Jahre später kam Borussia wieder zum Rückrunden-Auftakt nach Leverkusen. Immer noch unter Jürgen Klopp und mit dem Gros der Meistermannschaft von 2011 und 2012, mit vier Weltmeistern, mit Marco Reus und Henryk Mkhitaryan - und doch in einer komplett anderen Lage. Die Vorrunde erlebte den denkbar größten Absturz einer Spitzenmannschaft, die als Vizemeister und Titelaspirant in die Saison gegangen war und als Vorletzter überwintert hatte, punktgleich mit dem Letzten. Das Ende der Ära Klopp zeichnete sich ab, es stellte sich nur die Frage, auf welche Weise.

Sein Kredit war hoch genug, um ihn nicht zu entlassen, aber nun wollten die Verantwortlichen Erfolge sehen. Man erwartete von Klopp, dass er die Mannschaft in der Winterpause im Trainingslager in La Manga wieder auf Kurs gebracht hatte. Klopp war zuversichtlich: "Wir haben in gut einer Woche des neuen Jahres schon häufiger zusammen trainiert als in der siebenwöchigen Sommervorbereitung", die darunter gelitten hatte, dass die fünf Weltmeister viel später begannen. Sportdirektor Michael Zorc wurde deutlich: "Jetzt gilt es, eine in allen Bereichen katastrophale Hinrunde zu revidieren."

Und das beim zu Hause noch ungeschlagenen Tabellendritten. Nach den torlosen 90 Minuten des "Topspiels" bei Sky war die Borussia dann sogar zum 33. Mal Bundesliga-Schlusslicht, was Klopp schlicht "Wurscht" war. Er freute sich lieber, dass sein Team erstmals auswärts ohne Gegentor geblieben war und mit dem Champions-League-Aspiranten mitgehalten hatte. Nach Chancen hieß es 3:3. Das erste Ziel, "Stabilität herzustellen", war erreicht, und Klopp fand: "Man kann nicht alles auf einmal wollen."

Die 30.000 jedoch hätten gern etwas mehr gewollt, sie sahen "eine über weite Strecken hektische und freudlose Partie" (kicker). BVB-Chef Hans-Joachim Watzke meinte: "Mehr war nicht zu erwarten. Man darf uns nicht an der vergangenen Saison messen." Und so war das wohl wichtigste Spiel zwischen diesen Kontrahenten keines für den Saisonrückblick. Fazit von Borussia-Profi Nuri Sahin: "Beide Seiten wollten nicht unbedingt Fußball spielen." Jürgen Klopp immerhin blieb (bis Saisonende) im Amt, auch nach der folgenden 0:1-Heimniederlage gegen Augsburg, und führte den BVB noch auf Platz sieben und in die Europa-League-Qualifikation sowie ins DFB-Pokalfinale.

###more###

Der besondere Moment

21. Februar 2016, Bayer Leverkusen – Borussia Dortmund 0:1

In jeden Saisonrückblick schaffte es dagegen die bisher letzte Partie in Leverkusen, auch sie jedoch nicht wegen ihres Niveaus. In der 67. Minute ereignete sich ein einmaliger Moment der Bundesliga-Historie. Schiedsrichter Felix Zwayer unterbrach die Partie, weil Bayer-Trainer Roger Schmidt sich weigerte, auf die Tribüne zu gehen. Unmittelbar zuvor hatte ein Freistoß zur Gästeführung durch Pierre-Emerick Aubameyang geführt, den Matthias Ginter - wie Bild nachrechnete - 4,55 Meter vom eigentlichen Tatort entfernt ausgeführt hatte. Schmidt beschwerte sich lautstark, Zwayer gab dem Vierten Offiziellen über Headset die Abweisung, Schmidt auf die Tribüne zu verweisen, doch der Bayer-Trainer verlangte eine persönliche Erklärung von Zwayer. Stattdessen gab es eine neunminütige Spielunterbrechung, ehe sich Schmidt fügte. Bayer-Sportdirektor Rudi Völler zeterte zwar: "Da so eine Nummer draus zu machen, die Spieler müssen reingehen, als wäre hier was Furchtbares passiert - das ist übertrieben." Ex-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer nahm Felix Zwayer in Schutz: "Er hat alles richtig gemacht. Das ist grob unsportlich von Schmidt. Der bereute: "Beim Verweis durch den Schiri bin ich zu stur, mein Fehler. Da habe ich mein Team mitbestraft." Das DFB-Sportgericht sperrte ihn für fünf Spiele, wovon zwei auf Bewährung ausgesetzt wurden.

Zu den besonderen Momenten dieser Paarung gehört sicher auch der 17. August 1996, als Christoph Daum nach fast drei Jahren in die Bundesliga zurückkehrte. Bei seinem Bayer-Debüt schlug er gleich den amtierenden Meister BVB mit 4:2, schon nach sieben Minuten stand es durch Paulo Sergio und Ulf Kirsten 2:0. Paul Lambert und Ibrahim Tanko sorgten bis zur Pause für Gleichstand, doch dem zweiten Ansturm war die Dortmunder Mannschaft von Trainer Ottmar Hitzfeld nicht mehr gewachsen. Tore von Holger Fach und René Rydlewicz zwangen den Meister in die Knie. Daum, 1992 Meistertrainer mit Stuttgart, schlug aber noch keine großen Töne an: "Hier geht nichts mit Zauberei, hier wird hart gearbeitet." Und den Schulterklopfern rechnete er vor: "Wir hatten heute ungefähr 15 Fehler drin, drei bis fünf davon werde ich ansprechen." Zum Schluss gab es doch noch einen echten Daum. Angesprochen auf seine Erwartungen, sagte er: "Ich verlange erst mal, dass wir alle Spiele gewinnen."

Fakten

Gesamt-Bilanz: 26-21-27

Heim-Bilanz: 17-11-9

Rückblick:
- BVB ist seit drei Duellen ungeschlagen
- Bayer seit drei Duellen torlos
- Bayer seit neun Jahren ohne Heimsieg (zuletzt am 19. Mai 2007/2:1)
- nur ein Heimsieg in den vergangenen sieben Duellen dieser Paarung
- BVB-Trainer Thomas Tuchel gewann vier der letzten fünf Duelle gegen Bayer
- bereits 13 Platzverweise (6:7)
- das Torverhältnis ist nahezu ausgeglichen (108:107)
- Torquote dieser Paarung: 2,9

Aktuelles:
- Bayer ist in der Liga seit sieben Heimspielen ungeschlagen, gewann davon sechs
- Borussia gewann ihre drei letzten Bundesligaspiele und schoss die meisten Tore

###more###