Bayer-Frauen: "Rettung aus eigener Kraft erreichen"

1.FC Lokomotive Leipzig, Bayer 04 Leverkusen oder FF USV Jena – welches dieser drei Teams muss nach dem Rückzug des Hamburger SV den bitteren Gang in die 2. Frauen-Bundesliga antreten? Die Situation ist eindeutig: Leipzig braucht Pfingstmontag einen Sieg bei Spitzenreiter 1. FFC Turbine Potsdam und den Ausrutscher mindestens eines Konkurrenten. Eine aussichtslose Situation?

Auf den ersten Blick schon. Aber natürlich glaubt man in Leipzig an ein Wunder. Jena hingegen hat alle Trümpfe selbst in der Hand, ein Sieg im Heimspiel gegen Freiburg reicht. Auch Leverkusen ist mit einem Erfolg in Bad Neuenahr definitiv gerettet. Aber Bayer-Trainer Doreen Meier warnt vor dem Tabellensiebten: "Die haben eine starke Mannschaft. Bad Neuenahr ist unser Angstgegner, wir können dort nur ein einem guten Tag bestehen."

Für die 43-Jährige hat der letzte Spieltag nicht nur wegen der dramatischen Situation im Tabellenkeller eine besondere Bedeutung. Sie verlässt Leverkusen nach über vier Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit. Auf DFB.de spricht Meier über eine nervenaufreibende Saison, die fürchterliche Hinrunde und ihren Abschied.

Drei Teams bangen noch

Am Dienstagmorgen hat Doreen Meier erst mal tief durchgeatmet. Es war der Moment, als die Trainerin der Bundesliga-Fußballerinnen von Bayer 04 Leverkusen offiziell erfahren hatte, dass ihre Mannschaft völlig überraschend vor dem Klassenerhalt steht. Eigentlich hatte es nach einem dramatischen letzten Spieltag ausgesehen, nach einem Dreikampf zwischen Lok Leipzig, Bayer Leverkusen und USV Jena.

Daran hat sich grundsätzlich auch nichts geändert, diese drei Teams müssen weiter vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit bangen. Aber da der Hamburger SV seinen Rückzug aus Deutschlands höchster Spielklasse bekannt gegeben hat, wird es anstatt zwei sportlichen Absteigern nur noch einen Klub treffen.

Leipzig braucht einen Sieg - und muss hoffen

Die Ausgangslage vor dem letzten Spieltag an Pfingstmontag ist eindeutig. Leipzig kann sich nur mit einem Sieg retten – gleichzeitig muss entweder Leverkusen oder Jena patzen. Aber Lokomotive steht vor einer nahezu unlösbaren Aufgabe: Es geht zum 1. FFC Turbine Potsdam, dem Spitzenreiter, der in dieser Saison erst zehn Zähler abgegeben hat. Zudem braucht der Tabellenführer ebenfalls unbedingt drei Punkte, um sich zum vierten Mal in Folge die Deutsche Meisterschaft zu sichern und den VfL Wolfsburg auf Distanz zu halten.

"Für uns hat sich die Situation etwas verändert", sagt Doreen Meier, der ein hoch emotionales Wochenende bevorsteht. Einerseits wegen der nicht mehr für möglich gehaltenen Rettung. Aber andererseits auch wegen ihres Abschieds nach gut vier Jahren als Bayer-Trainerin: "Es tut mir für die Spielerinnen des Hamburger SV unendlich leid, dass sie jetzt trotz guter Leistungen absteigen müssen. Aber für uns schließt sich der Kreis und wir können aus eigener Kraft die Rettung erreichen."

Ein Sieg reicht Bayer

Ein Sieg beim SC Bad Neuenahr reicht auf jeden Fall aus. Dann ist es auch egal, wie Jena gegen den SC Freiburg spielt und ob Leipzig doch die Sensation in Potsdam schafft. "Wir wollen natürlich zunächst versuchen, es aus eigener Kraft zu schaffen", sagt Meier. "Allerdings ist Bad Neuenahr ein starker Konkurrent, da muss schon alles zusammenpassen. Ich gönne aber auch meinem Freund Bernd Schröder und Turbine Potsdam die Meisterschaft. Und wenn sie uns dann mit einem Sieg gleichzeitig noch retten, ist es für uns super gelaufen."

Danach sah es lange nicht aus. Nach der Hinrunde hatten die Bayer-Fußballerinnen nur drei Zähler auf dem Konto. Sie waren Letzter, beinahe aussichtslos Letzter. "Es lief alles gegen uns. Wir hatten teilweise zehn und mehr verletzte Spielerinnen, darunter immer Leistungsträgerinnen. Das kann man mit keinem Kader der Welt auffangen", sagt Meier. "Es war eine extrem schwere Situation für uns alle, aber besonders für mich. Der Trainer ist immer schuld, die Kritik hat teilweise schon weg getan."

Im Winter neuen Mut gefasst

Aber im Winter haben sie in Leverkusen neuen Mut gefasst. Sie hatten mit Sally Shipard eine australische Nationalspielerin fürs Mittelfeld verpflichtet, zudem die amerikanische Angreiferin Katie Bethke. Außerdem kehrten nach und nach wichtige Spielerinnen wie Torhüterin Lisa Schmitz, Audrey Knopp, Claudia Götte oder Susanne Kasperczyk zurück, und damit auch die vorher fehlende Qualität.

Und dann lief es tatsächlich schnell besser. Im ersten Spiel des neuen Jahres gab es ein beachtliches 1:1 bei Turbine Potsdam. Das war der Startschuss zu einer Aufholjagd, die nun mit der Rettung gekrönt werden soll. "Wir haben in der Rückrunde elf Punkte geholt. Das war in Ordnung, mehr nicht", betont Meier. "Aber da hat man endlich in Ansätzen erkennen können, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Es wäre zu schade, wenn wir wegen dieser schlechten Hinserie absteigen müssten."

Abschied mit dem Klassenverbleib?

Nun nimmt die 43-jährige Fußballlehrerin also Abschied. Sie will das möglichst mit einem Sieg machen, mindestens aber mit dem Klassenverbleib. Sie will dem neuen Trainer Thomas Obliers einen Erstligisten hinterlassen. "Es war eine tolle Zeit. Aber das vergangene Jahr war extrem intensiv und anstrengend", sagt Meier. Sie hat die Mannschaft ins Oberhaus geführt, sie hat im ersten Jahr den Klassenerhalt geschafft. Und schafft sie das jetzt erneut? Vieles spricht dafür.

Obwohl Meier für den Fußball lebt, den Fußball liebt, sehnt sie jetzt das Ende der Saison herbei: "Ich brauche etwas Abstand, ich muss den Akku wieder aufladen. Und außerdem freue ich mich darauf, wieder voll als Lehrerin einsteigen zu können." Aber ob das klappt? Ob sie über einen längeren Zeitraum Abstand halten kann? Wahrscheinlich nicht, wahrscheinlich ist das überhaupt nicht möglich.

Aber im Frauenbereich wird man sie so schnell wahrscheinlich nicht wieder sehen. Sie will etwas Anderes, sie will etwas Neues ausprobieren. "Ich kann mir gut vorstellen, eine männliche Nachwuchsmannschaft zu coachen, das wäre eine tolle Sache. Ich betreue bei mir in der Schule schon ein Fußballteam mit Jungs, das macht mir Spaß", sagt sie. Aber das hat Zeit. Bis Pfingstmontag gilt noch die volle Konzentration Bayer 04, dem Abstiegskampf, dem Duell in Bad Neuenahr. Sie will die Rettung vor allem für den Klub schaffen, der ihr so viel gegeben hat. Ihr Abschied spielt da kaum eine Rolle, sagt sie: "Ich bin in diesem Moment total unwichtig."

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1.FC Lokomotive Leipzig, Bayer 04 Leverkusen oder FF USV Jena – welches dieser drei Teams muss nach dem Rückzug des Hamburger SV den bitteren Gang in die 2. Frauen-Bundesliga antreten? Die Situation ist eindeutig: Leipzig braucht Pfingstmontag einen Sieg bei Spitzenreiter 1. FFC Turbine Potsdam und den Ausrutscher mindestens eines Konkurrenten. Eine aussichtslose Situation?

Auf den ersten Blick schon. Aber natürlich glaubt man in Leipzig an ein Wunder. Jena hingegen hat alle Trümpfe selbst in der Hand, ein Sieg im Heimspiel gegen Freiburg reicht. Auch Leverkusen ist mit einem Erfolg in Bad Neuenahr definitiv gerettet. Aber Bayer-Trainer Doreen Meier warnt vor dem Tabellensiebten: "Die haben eine starke Mannschaft. Bad Neuenahr ist unser Angstgegner, wir können dort nur ein einem guten Tag bestehen."

Für die 43-Jährige hat der letzte Spieltag nicht nur wegen der dramatischen Situation im Tabellenkeller eine besondere Bedeutung. Sie verlässt Leverkusen nach über vier Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit. Auf DFB.de spricht Meier über eine nervenaufreibende Saison, die fürchterliche Hinrunde und ihren Abschied.

Drei Teams bangen noch

Am Dienstagmorgen hat Doreen Meier erst mal tief durchgeatmet. Es war der Moment, als die Trainerin der Bundesliga-Fußballerinnen von Bayer 04 Leverkusen offiziell erfahren hatte, dass ihre Mannschaft völlig überraschend vor dem Klassenerhalt steht. Eigentlich hatte es nach einem dramatischen letzten Spieltag ausgesehen, nach einem Dreikampf zwischen Lok Leipzig, Bayer Leverkusen und USV Jena.

Daran hat sich grundsätzlich auch nichts geändert, diese drei Teams müssen weiter vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit bangen. Aber da der Hamburger SV seinen Rückzug aus Deutschlands höchster Spielklasse bekannt gegeben hat, wird es anstatt zwei sportlichen Absteigern nur noch einen Klub treffen.

Leipzig braucht einen Sieg - und muss hoffen

Die Ausgangslage vor dem letzten Spieltag an Pfingstmontag ist eindeutig. Leipzig kann sich nur mit einem Sieg retten – gleichzeitig muss entweder Leverkusen oder Jena patzen. Aber Lokomotive steht vor einer nahezu unlösbaren Aufgabe: Es geht zum 1. FFC Turbine Potsdam, dem Spitzenreiter, der in dieser Saison erst zehn Zähler abgegeben hat. Zudem braucht der Tabellenführer ebenfalls unbedingt drei Punkte, um sich zum vierten Mal in Folge die Deutsche Meisterschaft zu sichern und den VfL Wolfsburg auf Distanz zu halten.

"Für uns hat sich die Situation etwas verändert", sagt Doreen Meier, der ein hoch emotionales Wochenende bevorsteht. Einerseits wegen der nicht mehr für möglich gehaltenen Rettung. Aber andererseits auch wegen ihres Abschieds nach gut vier Jahren als Bayer-Trainerin: "Es tut mir für die Spielerinnen des Hamburger SV unendlich leid, dass sie jetzt trotz guter Leistungen absteigen müssen. Aber für uns schließt sich der Kreis und wir können aus eigener Kraft die Rettung erreichen."

Ein Sieg reicht Bayer

Ein Sieg beim SC Bad Neuenahr reicht auf jeden Fall aus. Dann ist es auch egal, wie Jena gegen den SC Freiburg spielt und ob Leipzig doch die Sensation in Potsdam schafft. "Wir wollen natürlich zunächst versuchen, es aus eigener Kraft zu schaffen", sagt Meier. "Allerdings ist Bad Neuenahr ein starker Konkurrent, da muss schon alles zusammenpassen. Ich gönne aber auch meinem Freund Bernd Schröder und Turbine Potsdam die Meisterschaft. Und wenn sie uns dann mit einem Sieg gleichzeitig noch retten, ist es für uns super gelaufen."

Danach sah es lange nicht aus. Nach der Hinrunde hatten die Bayer-Fußballerinnen nur drei Zähler auf dem Konto. Sie waren Letzter, beinahe aussichtslos Letzter. "Es lief alles gegen uns. Wir hatten teilweise zehn und mehr verletzte Spielerinnen, darunter immer Leistungsträgerinnen. Das kann man mit keinem Kader der Welt auffangen", sagt Meier. "Es war eine extrem schwere Situation für uns alle, aber besonders für mich. Der Trainer ist immer schuld, die Kritik hat teilweise schon weg getan."

Im Winter neuen Mut gefasst

Aber im Winter haben sie in Leverkusen neuen Mut gefasst. Sie hatten mit Sally Shipard eine australische Nationalspielerin fürs Mittelfeld verpflichtet, zudem die amerikanische Angreiferin Katie Bethke. Außerdem kehrten nach und nach wichtige Spielerinnen wie Torhüterin Lisa Schmitz, Audrey Knopp, Claudia Götte oder Susanne Kasperczyk zurück, und damit auch die vorher fehlende Qualität.

Und dann lief es tatsächlich schnell besser. Im ersten Spiel des neuen Jahres gab es ein beachtliches 1:1 bei Turbine Potsdam. Das war der Startschuss zu einer Aufholjagd, die nun mit der Rettung gekrönt werden soll. "Wir haben in der Rückrunde elf Punkte geholt. Das war in Ordnung, mehr nicht", betont Meier. "Aber da hat man endlich in Ansätzen erkennen können, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Es wäre zu schade, wenn wir wegen dieser schlechten Hinserie absteigen müssten."

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Abschied mit dem Klassenverbleib?

Nun nimmt die 43-jährige Fußballlehrerin also Abschied. Sie will das möglichst mit einem Sieg machen, mindestens aber mit dem Klassenverbleib. Sie will dem neuen Trainer Thomas Obliers einen Erstligisten hinterlassen. "Es war eine tolle Zeit. Aber das vergangene Jahr war extrem intensiv und anstrengend", sagt Meier. Sie hat die Mannschaft ins Oberhaus geführt, sie hat im ersten Jahr den Klassenerhalt geschafft. Und schafft sie das jetzt erneut? Vieles spricht dafür.

Obwohl Meier für den Fußball lebt, den Fußball liebt, sehnt sie jetzt das Ende der Saison herbei: "Ich brauche etwas Abstand, ich muss den Akku wieder aufladen. Und außerdem freue ich mich darauf, wieder voll als Lehrerin einsteigen zu können." Aber ob das klappt? Ob sie über einen längeren Zeitraum Abstand halten kann? Wahrscheinlich nicht, wahrscheinlich ist das überhaupt nicht möglich.

Aber im Frauenbereich wird man sie so schnell wahrscheinlich nicht wieder sehen. Sie will etwas Anderes, sie will etwas Neues ausprobieren. "Ich kann mir gut vorstellen, eine männliche Nachwuchsmannschaft zu coachen, das wäre eine tolle Sache. Ich betreue bei mir in der Schule schon ein Fußballteam mit Jungs, das macht mir Spaß", sagt sie. Aber das hat Zeit. Bis Pfingstmontag gilt noch die volle Konzentration Bayer 04, dem Abstiegskampf, dem Duell in Bad Neuenahr. Sie will die Rettung vor allem für den Klub schaffen, der ihr so viel gegeben hat. Ihr Abschied spielt da kaum eine Rolle, sagt sie: "Ich bin in diesem Moment total unwichtig."