Barbarez: "Wenn dir keiner was zutraut..."

Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2014/2015. Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) empfängt Borussia Dortmund als Tabellenzwölfter den Letzten HSV.

Vor zehn Jahren gab es eine ähnliche Konstellation, am 23. Oktober 2004 gab Thomas Doll sein Debüt als Trainer des HSV. Mit dem 2:0 der Gäste begann ein rasanter Aufschwung, an dem Sergej Barbarez maßgeblichen Anteil hatte. Im DFB.de-Interview mit dem Historiker Udo Muras erinnert sich der inzwischen 43 Jahre alte Bosnier an das Spiel und zieht Parallelen zur Gegenwart.

DFB.de: Hallo Herr Barbarez, der HSV reist im Oktober als Letzter nach Dortmund und kommt mit einem neuen Trainer. Dann müsste er doch auch wieder 2:0 gewinnen wie im Herbst 2004, oder?

Sergej Barbarez: Wenn das so einfach wäre. Es gibt nur eine Parallele zu damals, und das ist der Tabellenplatz - ansonsten war das alles schon ein bisschen anders. Trainer Joe Zinnbauer ist ja jetzt auch schon zwei Wochen da, und bei der Qualität der HSV-Mannschaften sehe ich einen wichtigen Unterschied: 2004 haben wir ein paar Wochen katastrophal gespielt, aktuell geht das schon seit einem Jahr so.

DFB.de: Aber auch damals rechnete keiner mit dem Sieg. Wie kam es dazu, woran erinnern Sie sich noch?

Barbarez: Solche Sachen passieren, wenn dir keiner was zutraut. Keiner glaubt, dass man was reißen kann - aber wir haben daran geglaubt. Und für mich war es ein besonderes Spiel und ein besonderer Sieg, weil ich vorher bei Borussia gewesen war. Das bleibt immer.

DFB.de: Was genau?

Barbarez: Zum Beispiel die Tore von Emile Mpenza und David Jarolim, zum 1:0 habe ich ja noch die Vorarbeit geliefert. Es war sensationell.

DFB.de: Welche Rolle hat der neue Trainer Thomas Doll, damals 38 Jahre jung, gespielt?

Barbarez: Trainer spielen immer eine Rolle. Sie kommen und erzählen was - und entweder man nimmt es an oder nicht. Es hängt davon ab, ob man dazu bereit ist - und wir haben es angenommen. Thomas Doll hat ja als ehemaliger Mitspieler auch nicht den großen Zampano gespielt, sondern eine gewisse Lockerheit reingebracht. Das war gut so.

DFB.de: Galt das auch für seine Motivationstricks im Abschlusstraining, als die Spieler aus zweieinhalb Metern Höhe rückwärts in die Arme der Kollegen fallen mussten?

Barbarez: Ja, wir mussten damals auf Ventilatoren klettern, das weiß ich noch. Doll hat auch Stadionatmosphäre über Lautsprecher erzeugt. Manchmal nutzt das einfachste Kinderspiel etwas. Hauptsache, es gibt mal was Neues.

DFB.de: Dass es keine brotlose Kunst war, zeigte sich schon bald.

Barbarez: Richtig, wir sind noch Achter geworden und haben den UI-Cup gewonnen, durften also nächste Saison international spielen. Und 2006 zogen wir in die Champions League ein. Wir hatten viel Qualität in der Mannschaft, die neuen Jungs brauchten damals einfach noch etwas mehr Zeit. Als ich dann ging, ging es bergab. (lacht)

DFB.de: Sie waren auch nach der Karriere beim HSV, als Aufsichtsrat, und Sie sind immer noch nahe dran. Glauben Sie, dass der HSV aktuell noch mal so durchstarten kann wie damals unter Thomas Doll?

Barbarez: Ich könnte jetzt diplomatisch sein, aber es fällt mir schwer, so etwas für realistisch zu halten.

Zur Person: Sergej Barbarez bestritt zwischen 1996 und 2008 für vier Bundesligisten 330 Spiele, schoss dabei 95 Tore. Für den HSV war der gebürtige Bosnier am längsten aktiv (2000 bis 2006). 2001 wurde Barbarez mit 22 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga. In der Saison 2009/2010 saß er im Aufsichtsrat des HSV.

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Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zum jeweils aktuellen Spieltag der Saison 2014/2015. Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) empfängt Borussia Dortmund als Tabellenzwölfter den Letzten HSV.

Vor zehn Jahren gab es eine ähnliche Konstellation, am 23. Oktober 2004 gab Thomas Doll sein Debüt als Trainer des HSV. Mit dem 2:0 der Gäste begann ein rasanter Aufschwung, an dem Sergej Barbarez maßgeblichen Anteil hatte. Im DFB.de-Interview mit dem Historiker Udo Muras erinnert sich der inzwischen 43 Jahre alte Bosnier an das Spiel und zieht Parallelen zur Gegenwart.

DFB.de: Hallo Herr Barbarez, der HSV reist im Oktober als Letzter nach Dortmund und kommt mit einem neuen Trainer. Dann müsste er doch auch wieder 2:0 gewinnen wie im Herbst 2004, oder?

Sergej Barbarez: Wenn das so einfach wäre. Es gibt nur eine Parallele zu damals, und das ist der Tabellenplatz - ansonsten war das alles schon ein bisschen anders. Trainer Joe Zinnbauer ist ja jetzt auch schon zwei Wochen da, und bei der Qualität der HSV-Mannschaften sehe ich einen wichtigen Unterschied: 2004 haben wir ein paar Wochen katastrophal gespielt, aktuell geht das schon seit einem Jahr so.

DFB.de: Aber auch damals rechnete keiner mit dem Sieg. Wie kam es dazu, woran erinnern Sie sich noch?

Barbarez: Solche Sachen passieren, wenn dir keiner was zutraut. Keiner glaubt, dass man was reißen kann - aber wir haben daran geglaubt. Und für mich war es ein besonderes Spiel und ein besonderer Sieg, weil ich vorher bei Borussia gewesen war. Das bleibt immer.

DFB.de: Was genau?

Barbarez: Zum Beispiel die Tore von Emile Mpenza und David Jarolim, zum 1:0 habe ich ja noch die Vorarbeit geliefert. Es war sensationell.

DFB.de: Welche Rolle hat der neue Trainer Thomas Doll, damals 38 Jahre jung, gespielt?

Barbarez: Trainer spielen immer eine Rolle. Sie kommen und erzählen was - und entweder man nimmt es an oder nicht. Es hängt davon ab, ob man dazu bereit ist - und wir haben es angenommen. Thomas Doll hat ja als ehemaliger Mitspieler auch nicht den großen Zampano gespielt, sondern eine gewisse Lockerheit reingebracht. Das war gut so.

DFB.de: Galt das auch für seine Motivationstricks im Abschlusstraining, als die Spieler aus zweieinhalb Metern Höhe rückwärts in die Arme der Kollegen fallen mussten?

Barbarez: Ja, wir mussten damals auf Ventilatoren klettern, das weiß ich noch. Doll hat auch Stadionatmosphäre über Lautsprecher erzeugt. Manchmal nutzt das einfachste Kinderspiel etwas. Hauptsache, es gibt mal was Neues.

DFB.de: Dass es keine brotlose Kunst war, zeigte sich schon bald.

Barbarez: Richtig, wir sind noch Achter geworden und haben den UI-Cup gewonnen, durften also nächste Saison international spielen. Und 2006 zogen wir in die Champions League ein. Wir hatten viel Qualität in der Mannschaft, die neuen Jungs brauchten damals einfach noch etwas mehr Zeit. Als ich dann ging, ging es bergab. (lacht)

DFB.de: Sie waren auch nach der Karriere beim HSV, als Aufsichtsrat, und Sie sind immer noch nahe dran. Glauben Sie, dass der HSV aktuell noch mal so durchstarten kann wie damals unter Thomas Doll?

Barbarez: Ich könnte jetzt diplomatisch sein, aber es fällt mir schwer, so etwas für realistisch zu halten.

Zur Person: Sergej Barbarez bestritt zwischen 1996 und 2008 für vier Bundesligisten 330 Spiele, schoss dabei 95 Tore. Für den HSV war der gebürtige Bosnier am längsten aktiv (2000 bis 2006). 2001 wurde Barbarez mit 22 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga. In der Saison 2009/2010 saß er im Aufsichtsrat des HSV.