Ballack: Abschied vom "Capitano" heute in München

Der "Capitano" wird verabschiedet. Im Rahmen des WM-Qualifikationsspiels gegen Österreich in München am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) sagt auch die Nationalmannschaft Servus zum langjährigen Kapitän Michael Ballack, der in 98 Länderspielen 42 Tore erzielte und unter anderem Vizeweltmeister 2002 und Vizeeuropameister 2008 war. DFB.de porträtiert den mittlerweile 36-jährigen, dreimaligen "Fußballer des Jahres".

Wer die Leistung von Michael Ballack würdigen will, auf den stürzen die Bilder nur so ein. Da ist der gelockte Jüngling, den Otto Rehhagel 1997 in Kaiserslautern erstmals in die Bundesliga warf. Der verzweifelte Blick, als Ballack im Jahr 2000 für Bayer Leverkusen ein Eigentor im Spiel in Unterhaching schoss, das die Werkself die Meisterschaft kostete. Die wilde Entschlossenheit bei der Weltmeisterschaft 2002, als Ballack die deutsche Mannschaft bis ins Finale führte – wo er wegen einer Gelben Karte aus dem Halbfinale nicht spielen durfte.

WM 2006: Tränen nach dem Halbfinale

Sein überzeugendes Auftreten bei der WM 2006, seine Tränen nach dem Halbfinal-Aus gegen Italien. Seine Erfolge mit dem FC Bayern, der Wechsel zum FC Chelsea, das Elfmeterschießen im Champions-League-Finale 2008, Ballack verwandelte und musste mit ansehen, wie am Ende trotzdem Manchester United triumphierte.

Es ist leicht, Michael Ballack zu würdigen. Denn kaum jemand hat den deutschen Fußball in den vergangenen 15 Jahren so geprägt wie er, kaum jemand ihn so nach vorne gebracht. Vielleicht sollten wir darum an jener Stelle beginnen, von ihm zu erzählen, an der eine Verletzung Ballacks die Fußballbegeisterten in tiefe Verzweiflung stürzte.

15. Mai 2010: Ballacks Karriere gerät aus den Fugen

Der 15. Mai 2010 war ein sonniger Tag auf Sizilien. Die deutsche Mannschaft bereitete sich auf die Weltmeisterschaft in Südafrika vor, die Atmosphäre im Mannschaftshotel war gelöst. Es sollte ein lockerer Auftakt zum Ereignis des Jahres werden. Bundestrainer Joachim Löw begrüßte die Spieler und ihre Familien. Nur einige Profis, die noch Pokalspiele zu absolvieren hatten, fehlten noch. Auch Michael Ballack, der mit Chelsea im Endspiel des englischen FA-Cups gegen den FC Portsmouth stand. Dort kam es in der 44. Minute zu einem folgenschweren Zweikampf. Im Mittelfeld grätschte Kevin-Prince Boateng den deutschen Spielmacher um, mit schmerzverzerrtem Gesicht musste Ballack ausgewechselt werden. Schon nach wenigen Minuten kam die Nachricht im sizilianischen Trainingslager an.

Michael Ballack - Bilder einer Karriere

Wer verstehen möchte, welchen Stellenwert Michael Ballack zu diesem Zeitpunkt hatte, braucht sich nur die Bilder von damals vor Augen führen. Joachim Löw trat zu ersten Stellungnahmen vor die Presse und äußerte die vage Hoffnung, seinen Kapitän in Südafrika doch noch einsetzen zu können. Nach der Tagesschau lief ein "ARD-Brennpunkt" zur Verletzung des Kapitäns. In Deutschland zitterten die Fans, doch zwei Tage später stand fest: WM-Aus für Ballack. "Fußball-Deutschland unter Schock", schrieb die "Bild".

Das Entsetzen über Ballacks Ausfall zeigt, wie wichtig der Chemnitzer für die Nationalmannschaft war. In 98 Länderspielen war er vorangegangen, oft als "Capitano", wie Jürgen Klinsmann ihn 2006 taufte. Bei der WM 2002 schoss er im Halbfinale gegen Südkorea den Siegtreffer und opferte sich bereits zuvor, als er einen gegnerischen Angriff nur noch mit einem Foul unterbinden konnte und dafür die Gelbe Karte sah, die ihn das Endspiel kostete. Sechs Jahre später bei der Europameisterschaft wurde ein Fernsehbild von ihm weltbekannt: Im letzten Vorrundenspiel gegen Österreich drosch er einen Freistoß zum 1:0 ins Netz. Die Entschlossenheit, die im Moment des Schusses in seinem Blick lag, sprach Bände. Ballack war immer jemand, der da war, wenn es eng wurde.

Ballack-Ära ohne Zauberfußball

Der Mittelfeldspieler aus Sachsen führte den deutschen Fußball durch ein Jahrzehnt, das kein leichtes war. Heute, wo bestens ausgebildete Spieler wie Özil, Müller, Götze und Reus die deutsche Mannschaft mitunter Zauberfußball spielen lassen, ist es kaum noch vorstellbar, mit welchen Schwierigkeiten die Bundestrainer Erich Ribbeck, Rudi Völler und auch Jürgen Klinsmann zu kämpfen hatten. Und alle drei waren froh, dass sie einen wie Ballack hatten, der so manches Spiel umbog. Denken wir nur an die Play-off-Spiele in der Qualifikation zur WM 2002. In der Ukraine rettete ein Ballack-Treffer das 1:1, im Rückspiel in Dortmund traf er gleich zweimal beim 4:1-Sieg. Die deutsche Nationalmannschaft hatte einen neuen Anführer. Und den brauchte sie auch.

Dass Ballacks Karriere etwas Unvollkommenes anhaftet, ist ebenso tragisch wie ungerecht. Ballack war es, der die Nationalmannschaft zurück in die Weltspitze führte. Mit 42 Treffern ist er der torgefährlichste Mittelfeldspieler der DFB-Geschichte. In Deutschland und England wurde er Meister und Pokalsieger, dreimal Deutschlands "Fußballer des Jahres". Bei je zwei Welt- und Europameisterschaften gehörte er zum "All-Star-Team".

Und dass ihm dieser große internationale Titel fehlt, ist sicher nicht ihm vorzuwerfen. Zweimal stand er im Champions-League-Finale: 2002 unterlag er mit Bayer Leverkusen nach einem brillanten Spiel gegen Real Madrid mit 1:2. 2008 war er noch näher am Triumph. Doch seinen Chelsea-Kollegen John Terry und Nicolas Anelka versagten im Elfmeterschießen gegen Manchester United die Nerven. Und auch hier ging ein Bild von Ballack um die Welt, wie er im Mittelkreis zusammensackt, als habe ihn ein Blitz getroffen.

Bedeutende Karriere ohne Konfettiregen

Michael Ballack bleibt ein Beispiel dafür, dass internationale Titel allein zur Bewertung einer Karriere nicht reichen. Ballacks Bedeutung für den deutschen Fußball geht weit über Pokale und Konfettiregen hinaus – das hat er im Übrigen auch mit einem Uwe Seeler gemein, der seine Laufbahn ohne internationalen Triumph, aber als deutscher Fußballheld und Identifikationsfigur beendete.

Am Freitag, vor dem Länderspiel gegen Österreich, wird Ballack nun offiziell verabschiedet. Seine letzte Partie bestritt er schon zweieinhalb Monate zuvor in Leipzig. Zu seinem Abschiedsspiel in der ausverkauften Leipziger WM-Arena kamen Joachim Löw und Philipp Lahm. José Mourinho betreute eine Mannschaft, Rudi Völler die andere, und auf dem Feld lieferten sich Weltstars wie Didier Drogba, Andrej Schewtschenko und Pavel Nedved ein munteres Spielchen. Und als Schiedsrichter Bernd Heynemann abgepfiffen hatte, erklang Sinatras "My Way", die Tränen kullerten. Ordentlich Pathos, klar, und doch hätte kein Lied die Karriere von Michael Ballack besser beschreiben können.

Das meinen DFB.de-User:

"Michael Ballack war für die deutsche Nationalmannschaft sicherlich einer der wichtigsten Spieler. Ein Michael Ballack im Mittelfeld, der für Ordnung sorgt, war wohl das Beste, was dem Team von damals passieren konnte. Schade, dass er es nie geschafft hat, mit Deutschland einen Titel zu holen; er hätte es verdient gehabt." (Robert Vestner)

"Michael Ballack kann man sicherlich als Mittelfeldgenie bezeichnen. Er hat viele Menschen rund um den Globus inspiriert. An seine Beidfüßigkeit und seine Passgenauigkeit erinnern sich immer noch viele. Er ist einer der Großen Deutschlands." (Amit Verma, Indien)

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Der "Capitano" wird verabschiedet. Im Rahmen des WM-Qualifikationsspiels gegen Österreich in München am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) sagt auch die Nationalmannschaft Servus zum langjährigen Kapitän Michael Ballack, der in 98 Länderspielen 42 Tore erzielte und unter anderem Vizeweltmeister 2002 und Vizeeuropameister 2008 war. DFB.de porträtiert den mittlerweile 36-jährigen, dreimaligen "Fußballer des Jahres".

Wer die Leistung von Michael Ballack würdigen will, auf den stürzen die Bilder nur so ein. Da ist der gelockte Jüngling, den Otto Rehhagel 1997 in Kaiserslautern erstmals in die Bundesliga warf. Der verzweifelte Blick, als Ballack im Jahr 2000 für Bayer Leverkusen ein Eigentor im Spiel in Unterhaching schoss, das die Werkself die Meisterschaft kostete. Die wilde Entschlossenheit bei der Weltmeisterschaft 2002, als Ballack die deutsche Mannschaft bis ins Finale führte – wo er wegen einer Gelben Karte aus dem Halbfinale nicht spielen durfte.

WM 2006: Tränen nach dem Halbfinale

Sein überzeugendes Auftreten bei der WM 2006, seine Tränen nach dem Halbfinal-Aus gegen Italien. Seine Erfolge mit dem FC Bayern, der Wechsel zum FC Chelsea, das Elfmeterschießen im Champions-League-Finale 2008, Ballack verwandelte und musste mit ansehen, wie am Ende trotzdem Manchester United triumphierte.

Es ist leicht, Michael Ballack zu würdigen. Denn kaum jemand hat den deutschen Fußball in den vergangenen 15 Jahren so geprägt wie er, kaum jemand ihn so nach vorne gebracht. Vielleicht sollten wir darum an jener Stelle beginnen, von ihm zu erzählen, an der eine Verletzung Ballacks die Fußballbegeisterten in tiefe Verzweiflung stürzte.

15. Mai 2010: Ballacks Karriere gerät aus den Fugen

Der 15. Mai 2010 war ein sonniger Tag auf Sizilien. Die deutsche Mannschaft bereitete sich auf die Weltmeisterschaft in Südafrika vor, die Atmosphäre im Mannschaftshotel war gelöst. Es sollte ein lockerer Auftakt zum Ereignis des Jahres werden. Bundestrainer Joachim Löw begrüßte die Spieler und ihre Familien. Nur einige Profis, die noch Pokalspiele zu absolvieren hatten, fehlten noch. Auch Michael Ballack, der mit Chelsea im Endspiel des englischen FA-Cups gegen den FC Portsmouth stand. Dort kam es in der 44. Minute zu einem folgenschweren Zweikampf. Im Mittelfeld grätschte Kevin-Prince Boateng den deutschen Spielmacher um, mit schmerzverzerrtem Gesicht musste Ballack ausgewechselt werden. Schon nach wenigen Minuten kam die Nachricht im sizilianischen Trainingslager an.

Michael Ballack - Bilder einer Karriere

Wer verstehen möchte, welchen Stellenwert Michael Ballack zu diesem Zeitpunkt hatte, braucht sich nur die Bilder von damals vor Augen führen. Joachim Löw trat zu ersten Stellungnahmen vor die Presse und äußerte die vage Hoffnung, seinen Kapitän in Südafrika doch noch einsetzen zu können. Nach der Tagesschau lief ein "ARD-Brennpunkt" zur Verletzung des Kapitäns. In Deutschland zitterten die Fans, doch zwei Tage später stand fest: WM-Aus für Ballack. "Fußball-Deutschland unter Schock", schrieb die "Bild".

Das Entsetzen über Ballacks Ausfall zeigt, wie wichtig der Chemnitzer für die Nationalmannschaft war. In 98 Länderspielen war er vorangegangen, oft als "Capitano", wie Jürgen Klinsmann ihn 2006 taufte. Bei der WM 2002 schoss er im Halbfinale gegen Südkorea den Siegtreffer und opferte sich bereits zuvor, als er einen gegnerischen Angriff nur noch mit einem Foul unterbinden konnte und dafür die Gelbe Karte sah, die ihn das Endspiel kostete. Sechs Jahre später bei der Europameisterschaft wurde ein Fernsehbild von ihm weltbekannt: Im letzten Vorrundenspiel gegen Österreich drosch er einen Freistoß zum 1:0 ins Netz. Die Entschlossenheit, die im Moment des Schusses in seinem Blick lag, sprach Bände. Ballack war immer jemand, der da war, wenn es eng wurde.

Ballack-Ära ohne Zauberfußball

Der Mittelfeldspieler aus Sachsen führte den deutschen Fußball durch ein Jahrzehnt, das kein leichtes war. Heute, wo bestens ausgebildete Spieler wie Özil, Müller, Götze und Reus die deutsche Mannschaft mitunter Zauberfußball spielen lassen, ist es kaum noch vorstellbar, mit welchen Schwierigkeiten die Bundestrainer Erich Ribbeck, Rudi Völler und auch Jürgen Klinsmann zu kämpfen hatten. Und alle drei waren froh, dass sie einen wie Ballack hatten, der so manches Spiel umbog. Denken wir nur an die Play-off-Spiele in der Qualifikation zur WM 2002. In der Ukraine rettete ein Ballack-Treffer das 1:1, im Rückspiel in Dortmund traf er gleich zweimal beim 4:1-Sieg. Die deutsche Nationalmannschaft hatte einen neuen Anführer. Und den brauchte sie auch.

Dass Ballacks Karriere etwas Unvollkommenes anhaftet, ist ebenso tragisch wie ungerecht. Ballack war es, der die Nationalmannschaft zurück in die Weltspitze führte. Mit 42 Treffern ist er der torgefährlichste Mittelfeldspieler der DFB-Geschichte. In Deutschland und England wurde er Meister und Pokalsieger, dreimal Deutschlands "Fußballer des Jahres". Bei je zwei Welt- und Europameisterschaften gehörte er zum "All-Star-Team".

Und dass ihm dieser große internationale Titel fehlt, ist sicher nicht ihm vorzuwerfen. Zweimal stand er im Champions-League-Finale: 2002 unterlag er mit Bayer Leverkusen nach einem brillanten Spiel gegen Real Madrid mit 1:2. 2008 war er noch näher am Triumph. Doch seinen Chelsea-Kollegen John Terry und Nicolas Anelka versagten im Elfmeterschießen gegen Manchester United die Nerven. Und auch hier ging ein Bild von Ballack um die Welt, wie er im Mittelkreis zusammensackt, als habe ihn ein Blitz getroffen.

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Bedeutende Karriere ohne Konfettiregen

Michael Ballack bleibt ein Beispiel dafür, dass internationale Titel allein zur Bewertung einer Karriere nicht reichen. Ballacks Bedeutung für den deutschen Fußball geht weit über Pokale und Konfettiregen hinaus – das hat er im Übrigen auch mit einem Uwe Seeler gemein, der seine Laufbahn ohne internationalen Triumph, aber als deutscher Fußballheld und Identifikationsfigur beendete.

Am Freitag, vor dem Länderspiel gegen Österreich, wird Ballack nun offiziell verabschiedet. Seine letzte Partie bestritt er schon zweieinhalb Monate zuvor in Leipzig. Zu seinem Abschiedsspiel in der ausverkauften Leipziger WM-Arena kamen Joachim Löw und Philipp Lahm. José Mourinho betreute eine Mannschaft, Rudi Völler die andere, und auf dem Feld lieferten sich Weltstars wie Didier Drogba, Andrej Schewtschenko und Pavel Nedved ein munteres Spielchen. Und als Schiedsrichter Bernd Heynemann abgepfiffen hatte, erklang Sinatras "My Way", die Tränen kullerten. Ordentlich Pathos, klar, und doch hätte kein Lied die Karriere von Michael Ballack besser beschreiben können.

Das meinen DFB.de-User:

"Michael Ballack war für die deutsche Nationalmannschaft sicherlich einer der wichtigsten Spieler. Ein Michael Ballack im Mittelfeld, der für Ordnung sorgt, war wohl das Beste, was dem Team von damals passieren konnte. Schade, dass er es nie geschafft hat, mit Deutschland einen Titel zu holen; er hätte es verdient gehabt." (Robert Vestner)

"Michael Ballack kann man sicherlich als Mittelfeldgenie bezeichnen. Er hat viele Menschen rund um den Globus inspiriert. An seine Beidfüßigkeit und seine Passgenauigkeit erinnern sich immer noch viele. Er ist einer der Großen Deutschlands." (Amit Verma, Indien)