Aus der Jugend zu den Profis: Wolf wie Nagelsmann, Tuchel und Co.

Mit der Verpflichtung des erst 35-jährigen Hannes Wolf als neuen Cheftrainer und Nachfolger des erfahrenen Jos Luhukay (53) sorgte Zweitligist VfB Stuttgart für Aufsehen. Ausgerechnet in seiner Heimatstadt Bochum gab Wolf, der zuletzt mehr als sechs Jahre im Nachwuchsbereich von Borussia Dortmund gearbeitet hatte und in den vergangenen drei Jahren dreimal Deutscher Meister wurde (zweimal mit der U 17, einmal mit der U 19), am Freitagabend sein Debüt. Beim VfL Bochum reichte es zu einem 1:1. Damit bleibt der VfB hinter Spitzenreiter Eintracht Braunschweig (2:1 gegen Fortuna Düsseldorf) Tabellenzweiter.

"Nach dem Spielverlauf müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein", meinte Wolf seinem ersten Auftritt als Cheftrainer einer Profimannschaft: "Nach der Pause sind wir etwas müde geworden, die Mannschaft hat aber alles gegeben. Jetzt freue ich mich, dass wir zehn Tage Zeit haben, um intensiv zu trainieren und uns auf das nächste Spiel vorzubereiten.

Der Werdegang von Wolf, der sich über seine erfolgreiche Arbeit im Jugendbereich auf direktem Wege für einen Job als Profitrainer empfehlen konnte, ist außergewöhnlich, aber längst kein Einzelfall mehr. Wolf setzt vielmehr den Trend der vergangenen Jahre fort, in denen bereits eine ganze Reihe hoch qualifizierter Nachwuchstrainer den sofortigen Sprung in den Profibereich geschafft hatten. Von Thomas Tuchel über Christian Streich, Pal Dardai, André Schubert und Jens Keller bis zu Julian Nagelsmann: DFB.de stellt die zum Teil rasanten Aufstiege der einstigen Juniorentrainer vor.

Julian Nagelsmann schreibt Bundesliga-Geschichte

Am 13. Februar 2016 wurde Bundesliga-Geschichte geschrieben: Der zu diesem Zeitpunkt erst 28-jährige Julian Nagelsmann gab als jüngster Cheftrainer der Erstliga-Historie in der Partie beim SV Werder Bremen (1:1) sein Debüt an der Seitenlinie der TSG 1899 Hoffenheim.

Für Nagelsmann, der den aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Huub Stevens beerbt hatte, ist es nach bereits rund zehn Jahren Nachwuchsarbeit der erste Cheftrainer-Posten bei einer Profimannschaft. Zuvor war der gebürtige Landsberger für die U 19 der TSG tätig, gewann 2014 unter anderem die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft, wurde ein Jahr später Vizemeister.

Seit seinem Amtsantritt als Cheftrainer ist Nagelsmann, inzwischen 29 Jahre jung, unumstritten. Nachdem er die Mannschaft auf dem 17. Tabellenplatz übernommen hatte, führte er die TSG zum Klassenverbleib. Am Ende stand Rang 15 zu Buche. In der laufenden Saison ist er mit seinem Team noch unbesiegt. Vor der Partie gegen den FC Schalke 04 am Sonntag (ab 15.30 Uhr) spielte Hoffenheim in allen vier bisherigen Partien remis.

Thomas Tuchel: Vom Nachwuchs-Chef zum Star-Trainer

Für Thomas Tuchel, seit Sommer 2015 Cheftrainer beim Bundesligisten Borussia Dortmund, begann die Trainer-Laufbahn nicht ganz so früh wie bei Julian Nagelsmann. Mit 26 Jahren übernahm der heute 42 Jahre alte Fußballlehrer erstmals eine Jugendmannschaft beim VfB Stuttgart. Nach vier Jahren mit jüngeren Teams wurde Tuchel, der genau wie Hannes Wolf und Julian Nagelsmann während seiner aktiven Zeit nie Profi war, Co-Trainer von Hans-Martin Kleitsch bei der U 19. 2005 folgte der Wechsel in den Nachwuchsbereich des FC Augsburg, in dem sich später die Wege von Tuchel und Nagelsmann kreuzen sollten.

Drei Jahre war Tuchel für den FCA in verschiedenen Funktionen tätig. Er war nicht nur für die U 19 und später für die U 23 als Trainer zuständig, sondern er übernahm auch die Rolle als Leiter des Leistungszentrums. Kurios: Zum damaligen U 23-Kader des FCA gehörte auch der beim TSV 1860 München ausgebildete Julian Nagelsmann, der jedoch im Januar 2008 im Alter von 20 Jahren aufgrund eines schwerwiegenden Knorpelschadens seine Karriere sehr früh beenden musste. Tuchel trennte sich aber nicht von seinem ehemaligen Schützling, sondern beschäftigte Nagelsmann bis zum Saisonende als Nachwuchsscout.

Ab Juli 2008 ging das Duo dann aber doch getrennte Wege. Nagelsmann, der im DFB.de-Interview verriet, dass er zu diesem Zeitpunkt ernsthaft darüber nachgedacht hatte, dem Fußball zunächst einmal fernzubleiben, entschied sich schließlich für ein Engagement als Co-Trainer bei der U 17 des TSV 1860 München. Dort war er zwei Jahre tätig, bevor es ihn in das Leistungszentrum der TSG 1899 Hoffenheim zog. Tuchel nahm dagegen ein Angebot als Trainer der U 19 des FSV Mainz 05 an, mit der er (unter anderem mit dem heutigen Nationalspieler und Weltmeister André Schürrle) gleich im ersten Jahr Deutscher A-Junioren-Meister wurde. Inzwischen arbeiten Tuchel und Schürrle beim BVB wieder zusammen.

Es war der Beginn einer steilen Karriere. Nach seiner erfolgreichen Spielzeit mit den A-Junioren wurde der gebürtige Krumbacher (Schwaben) zum Cheftrainer der Mainzer Bundesligamannschaft berufen. In seiner sechsjährigen Amtszeit avancierte er zum Publikumsliebling, ließ die Enttäuschung der Fans über den Wechsel von Jürgen Klopp (jetzt FC Liverpool) im Jahr 2008 zu Borussia Dortmund in Vergessenheit geraten.

Auch beim BVB, bei dem er sogar die direkte Nachfolge von Klopp antrat, hat sich Tuchel die Sympathien der Anhänger längst gesichert. Mit den Schwarz-Gelben wurde er Vizemeister, erreichte das DFB-Pokalfinale (3:4 im Elfmeterschießen gegen Bayern München) und startete hervorragend in die laufende Saison. Das 3:1 gegen den von Christian Streich trainierten Aufsteiger SC Freiburg am Freitagabend war der vierte Sieg in Serie. Zuvor hatte Dortmund sowohl in der Liga (6:0 gegen Darmstadt und 5:1 beim VfL Wolfsburg) als auch in der Champions League (6:0 bei Legia Warschau/Polen) Kantersiege eingefahren.



Mit der Verpflichtung des erst 35-jährigen Hannes Wolf als neuen Cheftrainer und Nachfolger des erfahrenen Jos Luhukay (53) sorgte Zweitligist VfB Stuttgart für Aufsehen. Ausgerechnet in seiner Heimatstadt Bochum gab Wolf, der zuletzt mehr als sechs Jahre im Nachwuchsbereich von Borussia Dortmund gearbeitet hatte und in den vergangenen drei Jahren dreimal Deutscher Meister wurde (zweimal mit der U 17, einmal mit der U 19), am Freitagabend sein Debüt. Beim VfL Bochum reichte es zu einem 1:1. Damit bleibt der VfB hinter Spitzenreiter Eintracht Braunschweig (2:1 gegen Fortuna Düsseldorf) Tabellenzweiter.

"Nach dem Spielverlauf müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein", meinte Wolf seinem ersten Auftritt als Cheftrainer einer Profimannschaft: "Nach der Pause sind wir etwas müde geworden, die Mannschaft hat aber alles gegeben. Jetzt freue ich mich, dass wir zehn Tage Zeit haben, um intensiv zu trainieren und uns auf das nächste Spiel vorzubereiten.

Der Werdegang von Wolf, der sich über seine erfolgreiche Arbeit im Jugendbereich auf direktem Wege für einen Job als Profitrainer empfehlen konnte, ist außergewöhnlich, aber längst kein Einzelfall mehr. Wolf setzt vielmehr den Trend der vergangenen Jahre fort, in denen bereits eine ganze Reihe hoch qualifizierter Nachwuchstrainer den sofortigen Sprung in den Profibereich geschafft hatten. Von Thomas Tuchel über Christian Streich, Pal Dardai, André Schubert und Jens Keller bis zu Julian Nagelsmann: DFB.de stellt die zum Teil rasanten Aufstiege der einstigen Juniorentrainer vor.

Julian Nagelsmann schreibt Bundesliga-Geschichte

Am 13. Februar 2016 wurde Bundesliga-Geschichte geschrieben: Der zu diesem Zeitpunkt erst 28-jährige Julian Nagelsmann gab als jüngster Cheftrainer der Erstliga-Historie in der Partie beim SV Werder Bremen (1:1) sein Debüt an der Seitenlinie der TSG 1899 Hoffenheim.

Für Nagelsmann, der den aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Huub Stevens beerbt hatte, ist es nach bereits rund zehn Jahren Nachwuchsarbeit der erste Cheftrainer-Posten bei einer Profimannschaft. Zuvor war der gebürtige Landsberger für die U 19 der TSG tätig, gewann 2014 unter anderem die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft, wurde ein Jahr später Vizemeister.

Seit seinem Amtsantritt als Cheftrainer ist Nagelsmann, inzwischen 29 Jahre jung, unumstritten. Nachdem er die Mannschaft auf dem 17. Tabellenplatz übernommen hatte, führte er die TSG zum Klassenverbleib. Am Ende stand Rang 15 zu Buche. In der laufenden Saison ist er mit seinem Team noch unbesiegt. Vor der Partie gegen den FC Schalke 04 am Sonntag (ab 15.30 Uhr) spielte Hoffenheim in allen vier bisherigen Partien remis.

Thomas Tuchel: Vom Nachwuchs-Chef zum Star-Trainer

Für Thomas Tuchel, seit Sommer 2015 Cheftrainer beim Bundesligisten Borussia Dortmund, begann die Trainer-Laufbahn nicht ganz so früh wie bei Julian Nagelsmann. Mit 26 Jahren übernahm der heute 42 Jahre alte Fußballlehrer erstmals eine Jugendmannschaft beim VfB Stuttgart. Nach vier Jahren mit jüngeren Teams wurde Tuchel, der genau wie Hannes Wolf und Julian Nagelsmann während seiner aktiven Zeit nie Profi war, Co-Trainer von Hans-Martin Kleitsch bei der U 19. 2005 folgte der Wechsel in den Nachwuchsbereich des FC Augsburg, in dem sich später die Wege von Tuchel und Nagelsmann kreuzen sollten.

Drei Jahre war Tuchel für den FCA in verschiedenen Funktionen tätig. Er war nicht nur für die U 19 und später für die U 23 als Trainer zuständig, sondern er übernahm auch die Rolle als Leiter des Leistungszentrums. Kurios: Zum damaligen U 23-Kader des FCA gehörte auch der beim TSV 1860 München ausgebildete Julian Nagelsmann, der jedoch im Januar 2008 im Alter von 20 Jahren aufgrund eines schwerwiegenden Knorpelschadens seine Karriere sehr früh beenden musste. Tuchel trennte sich aber nicht von seinem ehemaligen Schützling, sondern beschäftigte Nagelsmann bis zum Saisonende als Nachwuchsscout.

Ab Juli 2008 ging das Duo dann aber doch getrennte Wege. Nagelsmann, der im DFB.de-Interview verriet, dass er zu diesem Zeitpunkt ernsthaft darüber nachgedacht hatte, dem Fußball zunächst einmal fernzubleiben, entschied sich schließlich für ein Engagement als Co-Trainer bei der U 17 des TSV 1860 München. Dort war er zwei Jahre tätig, bevor es ihn in das Leistungszentrum der TSG 1899 Hoffenheim zog. Tuchel nahm dagegen ein Angebot als Trainer der U 19 des FSV Mainz 05 an, mit der er (unter anderem mit dem heutigen Nationalspieler und Weltmeister André Schürrle) gleich im ersten Jahr Deutscher A-Junioren-Meister wurde. Inzwischen arbeiten Tuchel und Schürrle beim BVB wieder zusammen.

Es war der Beginn einer steilen Karriere. Nach seiner erfolgreichen Spielzeit mit den A-Junioren wurde der gebürtige Krumbacher (Schwaben) zum Cheftrainer der Mainzer Bundesligamannschaft berufen. In seiner sechsjährigen Amtszeit avancierte er zum Publikumsliebling, ließ die Enttäuschung der Fans über den Wechsel von Jürgen Klopp (jetzt FC Liverpool) im Jahr 2008 zu Borussia Dortmund in Vergessenheit geraten.

Auch beim BVB, bei dem er sogar die direkte Nachfolge von Klopp antrat, hat sich Tuchel die Sympathien der Anhänger längst gesichert. Mit den Schwarz-Gelben wurde er Vizemeister, erreichte das DFB-Pokalfinale (3:4 im Elfmeterschießen gegen Bayern München) und startete hervorragend in die laufende Saison. Das 3:1 gegen den von Christian Streich trainierten Aufsteiger SC Freiburg am Freitagabend war der vierte Sieg in Serie. Zuvor hatte Dortmund sowohl in der Liga (6:0 gegen Darmstadt und 5:1 beim VfL Wolfsburg) als auch in der Champions League (6:0 bei Legia Warschau/Polen) Kantersiege eingefahren.

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Christian Streich: Das "Urgestein" des SC Freiburg

Auch Christian Streich kam direkt aus dem Jugendbereich, als er 2012 Cheftrainer des SC Freiburg wurde. Im Vergleich zu Tuchel und Nagelsmann verlief der Aufstieg des 50 Jahre alten Fußballlehrers zwar nicht so rasant. Aber auch Streich stieg früh ins Trainergeschäft ein, übernahm bereits mit 30 Jahren seine erste Tätigkeit im Nachwuchs des SC Freiburg.

Nur ein Jahr später wurde der gelernte Industriekaufmann und frühere Bundesligaprofi des FC 08 Homburg (zehn Einsätze) Trainer der U 19, die er von 1996 bis 2011 bemerkenswerte 15 Spielzeiten mit großem Erfolg betreute. Er gewann mit den Breisgauern dreimal den DFB-Junioren-Vereinspokal (2006, 2009 und 2011) sowie 2008 die Deutsche Meisterschaft. Auch das hat er also mit Wolf, Tuchel und Nagelsmann gemeinsam.

In seinen letzten vier Jahren bei der U 19 arbeitete Streich schon parallel als Co-Trainer bei den Freiburger Profis - zunächst unter Robin Dutt, später unter Marcus Sorg, dem aktuellen Cheftrainer der deutschen U 19-Nationalmannschaft. Im Januar 2012 folgte Streich auf Sorg - inzwischen ist er seit über viereinhalb Jahren bei den Breisgauer Profis im Amt, schaffte vor wenigen Monaten mit den Breisgauern den Wiederaufstieg in die Bundesliga.

Während seiner langen Jahre als Nachwuchstrainer bildete Streich unter anderem Weltmeister Matthias Ginter (jetzt Borussia Dortmund) aus und machte ihn zum Profispieler. Auch Ex-Nationalspieler Dennis Aogo (FC Schalke 04) oder Ömer Toprak (Bayer 04 Leverkusen) bekamen von Christian Streich in der U 19 den letzten Feinschliff, bevor sie Bundesligaprofis wurden.

"Christian Streich ist ein absoluter Fachmann und hat großen Anteil an unserer Nachwuchsförderung in den vergangenen Jahren. Es passt sehr gut zur Philosophie des Vereins, dass er Cheftrainer geworden ist", betonte Jochen Saier, Sportvorstand beim SC Freiburg, gegenüber DFB.de. In seinem 20. Jahr beim Sport-Club schaffte Streich in der vergangenen Saison den erneuten Sprung in das Oberhaus. Ganz egal, ob die Breisgauer in dieser Spielzeit den Klassenverbleib erreichen oder nicht: Ein Denkmal beim SC Freiburg hat sich das Freiburger "Urgestein" Christian Streich längst gesetzt.

Dardai und Stendel: Ähnlicher Werdegang wie Streich

Pal Dardai, Cheftrainer des Bundesligisten Hertha BSC, und Daniel Stendel, der mit Hannover 96 um den Wiederaufstieg in das Oberhaus kämpft, sind zwei weitere Beispiele dafür, dass der Weg aus dem Juniorenbereich direkt in den Profibereich führen kann. Ex-Bundesligaprofi Stendel, der von 1999 bis 2006 selbst für die "96er" am Ball war und dabei unter anderem auf 89 Erstliga-Einsätze kam, beendete seine aktive Laufbahn 2008 bei der Hannoveraner U 23 als spielender Co-Trainer. Im Anschluss daran übernahm er auf Anhieb die U 17 der "96er", betreute sie fünf Jahre. Daraufhin leitete Stendel bis April 2016 die A-Junioren, führte sie zum Abschied zum Triumph im DFB-Junioren-Vereinspokal.

Als im Profiteam dann die Reißleine gezogen und Thomas Schaaf nach dem 28. Bundesligaspieltag (0:3 gegen den Hamburger SV) entlassen wurde, eröffnete sich die Chance für Stendel. Zunächst als Interimstrainer übernahm der ehemalige Offensivspieler die Hannoveraner auf dem letzten Tabellenplatz.

Bei noch sechs verbliebenden Partien und einem Rückstand von elf Zählern Rückstand auf Relegationsplatz 16 war der Klassenverbleib nur noch rechnerisch möglich. Stendel holte mit seiner Mannschaft noch acht Zähler und erhielt trotz des Abstiegs als Schlusslicht einen Kontrakt als Cheftrainer bis Juni 2018. Derzeit rangiert Hannover in der 2. Bundesliga auf Rang vier, ist auf einem guten Weg, sich in der Spitzengruppe zu etablieren. Am Sonntag (ab 13.30 Uhr) geht es zum TSV 1860 München.

Pal Dardais Werdegang verlief ähnlich. Der frühere Mittelfeldspieler war sogar 15 Spielzeiten für die Hauptstädter am Ball (1997 bis 2012), bevor er bei Hertha ins Trainergeschäft einstieg. Nachdem er dann drei Jahre im Nachwuchsbereich tätig war (zuletzt bei der U 15), folgte im Februar 2015 die Beförderung zum Interimstrainer der Bundesligaprofis, nachdem sich die Berliner von Cheftrainer Jos Luhukay getrennt hatten.

Bemerkenswert ist, dass Dardai die ersten rund fünf Monate parallel auch noch Cheftrainer der Nationalmannschaft seines Heimatlandes Ungarns war. Ende Mai 2015 machte Hertha Dardai aber zum Cheftrainer. Kurze Zeit später beendete der heute 40-jährige Fußball-Lehrer seine Tätigkeit in Ungarn, um sich voll auf die Aufgabe in der Hauptstadt zu konzentrieren.

Und das gelang ihm mit Bravour: Nachdem Dardai mit der Alten Dame nur wegen des besseren Torverhältnisses (-16) gegenüber dem Hamburger SV (-25) den Gang in die Relegation vermieden hatte, führte er die Berliner in der vergangenen Saison auf Rang sieben. Der Lohn: Hertha nahm an der Qualifikation für die UEFA Europa League teil. Dort musste sich Hertha allerdings dem dänischen Vertreter Bröndby IF (1:0/1:3), der vom ehemaligen RB Leipzig- und VfB Stuttgart-Trainer Alexander Zorniger geleitet wird, geschlagen geben. In der Liga starteten die Hauptstädter aber wieder gut. Nach drei Siegen zum Auftakt gab es erst unter der Woche bei Rekordmeister FC Bayern München (0:3) den ersten Punktverlust.

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Die zwei Anläufe des Jens Keller

Genau wie aktuell bei Hannes Wolf begann auch Jens Keller seine Laufbahn als Profitrainer beim VfB Stuttgart. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: Während Wolfs Weg von Dortmund ins Schwabenland führte, war Keller bereits zuvor einige Jahre für den VfB tätig. Von 2007 bis 2009 war der gebürtige Stuttgarter, der aktuell beim Zweitligisten 1. FC Union Berlin unter Vertrag steht, zunächst für die U 17 und später für die A-Junioren zuständig. Von Dezember 2009 bis Oktober 2010 arbeitete der gebürtige Stuttgarter bei den Profis als Co-Trainer von Christian Gross.

Als dieser entlassen wurde, folgte Kellers Chance auf der großen Bühne. Rund zwei Monate leitete der heute 45 Jahre alte Fußball-Lehrer die Bundesligamannschaft. Dann wurde Keller von Bruno Labbadia (jetzt Hamburger SV) abgelöst.

18 Monate später kam der FC Schalke 04 auf Jens Keller zu, verpflichtete ihn als U 17-Trainer. Es sollte sein zweiter Anlauf auf dem Weg ins Profigeschäft werden. In Kellers ersten 13 Spielen als Trainer der B-Junioren sorgte seine Mannschaft für Furore. Bei einem Torverhältnis von 67:10 wurden alle Begegnungen gewonnen. Grund genug für den damaligen S04-Sportvorstand Horst Heldt, Keller zum Cheftrainer der Bundesligamannschaft zu befördern. Dort beerbte Keller den Schalker Jahrhunderttrainer Huub Stevens.

Nach fast zwei Jahren auf der Trainerbank der Königsblauen, mit denen er sich zweimal für die Champions League qualifizierte, war für Keller im Oktober 2014 auf Schalke Schluss. In diesem Sommer, erneut über eineinhalb Jahre später, heuerte der Ex-Stuttgarter und ehemalige Schalker beim Zweitligisten 1. FC Union Berlin an. Mit den Eisernen ist Keller in der Erfolgsspur. Nach Ablauf des 6. Spieltages rangierten die Hauptstädter auf Relegationsplatz drei. Am Montag (ab 20.15 Uhr) empfängt Union den FC St. Pauli.

André Schubert: Über Umwege zum Bundesligatrainer

Bundesligist Borussia Mönchengladbach setzte nach dem überraschenden Rücktritt von Cheftrainer Lucien Favre nach dem 5. Spieltag der zurückliegenden Saison auf einen Nachfolger aus den eigenen Reihen. Der bis dahin für die U 23 zuständige André Schubert übernahm zunächst interimsweise die Leitung, startete mit einer bemerkenswerten Serie von zwölf Bundesligaspielen ohne Niederlage und erhielt dann einen Vertrag als Cheftrainer bis Juni 2017. Schubert zahlte das vom Verein in ihn gesetzte Vertrauen zurück. Er führte er die Borussia noch auf Tabellenplatz vier und damit erneut in die Qualifikation für die UEFA Champions League. Dort setzte sich Gladbach souverän gegen den Schweizer Vertreter Young Boys Bern durch (3:1/6:1).

Den Weg vom Nachwuchs- zum Cheftrainer bestritt Schubert nicht nur einmal. Schon während seiner Zeit beim SC Paderborn 07 leitete der heute 44 Jahre alte Fußballlehrer und frühere DFB-Stützpunktkoordinator drei Jahre lang die Geschicke der U 23, bevor er im April 2009 zum Cheftrainer berufen wurde und ab diesem Zeitpunkt gleichzeitig die Position des Sportlichen Leiters bekleidete. Danach folgte eine Trainerstation beim Zweitligisten FC St. Pauli und eine sechsmonatige Amtszeit als Sportvorstand bei seinem Heimatverein KSV Hessen Kassel.

Bevor es ihn im Sommer 2015 zur Gladbacher Regionalliga-Mannschaft zog, trainierte Schubert ein Jahr lang die deutsche U 15-Nationalmannschaft. Nur elf Spiele betreute er bei der Borussia die U 23, ehe er die Profis übernahm. Nach über 13 Jahren im Trainergeschäft schaffte es also auch Schubert, einen Posten in der höchsten deutschen Spielklasse zu ergattern.

Schweizer Martin Schmidt startet mit Mainz durch

Der Mainzer Trainer Martin Schmidt ist ein weiteres Beispiel für den aktuellen Trend. Der 48-jährige Schweizer steht seit Februar 2015 an der Seitenlinie der Rheinland-Pfälzer. Zuvor war er fünf Jahre für die U 23 zuständig, die er zum Aufstieg in die 3. Liga führte. Schmidt hatte ebenfalls nie selbst Fußball im Profibereich gespielt.

Mit den Mainzer Profis startete Schmidt in der zurückliegenden Saison durch, wurde Tabellensechster und qualifizierte sich damit direkt für die Gruppenphase der Europa League. Im ersten Spiel kam der FSV zu einem 1:1 gegen den französischen Klub AS Saint-Étienne. In der Liga startete Mainz vielversprechend. Mit sieben Zählern aus vier Partien im Rücken empfängt der FSV am heutigen Samstag (ab 15.30 Uhr) Champions League-Teilnehmer Bayer 04 Leverkusen.

Auch Kauczinski und Lieberknecht auf der Liste

Weitere promimente Beispiele gefällig? Vor seiner erfolgreichen Zeit als Cheftrainer beim Karlsruher SC betreute der gebürtige Gelsenkirchener Markus Kauczinski, heute beim Bundesligisten FC Ingolstadt 04 tätig, die U 16 des FC Schalke 04 und dann viele Jahre die A-Junioren des KSC. Torsten Lieberknecht rückte beim jetzigen Zweitliga-Spitzenreiter Eintracht Braunschweig 2008 vom U 19-Trainer zum "Chef" auf, führte den Traditionsklub aus der Regionalliga bis in die Bundesliga. Kosta Runjaic (TSV 1860 München) war einst über zwei Jahre Stützpunkttrainer in Bad Soden und auch Tayfun Korkut vom 1. FC Kaiserslautern verdiente sich seine ersten Sporen im Nachwuchsbereich (bei Real Sociedad, TSG 1899 Hoffenheim und VfB Stuttgart).

Fakt ist: Nicht erst der Wechsel von Hannes Wolf aus dem Nachwuchsbereich von Borussia Dortmund zum Profiteam des VfB Stuttgart zeigt, dass viele Vereine in der Trainerfrage immer häufiger auf einen erfolgreichen Nachwuchstrainier vertrauen.

Auch eine eigene Profikarriere ist längst kein Muss mehr, um als Trainer durchzustarten. Thomas Tuchel, Julian Nagelsmann und Co. haben es vorgemacht. Hannes Wolf verfolgt jetzt das gleiche Ziel.

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