Antonio Rüdiger: "Manchmal musst du volles Risiko gehen"

Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht, zuletzt Alexander Esswein oder Bernd Leno: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor. Heute: Antonio Rüdiger vom VfB Stuttgart II.

Er ging auf’s Ganze und wurde für seinen Mut belohnt. Antonio Rüdiger vom VfB Stuttgart ist auf dem besten Weg, sich seinen Traum vom Bundesligaprofi zu erfüllen. Dabei ist der Verteidiger gerade einmal 18 Jahre alt.

Halbes Jahr Zwangspause in Kauf genommen

Vor rund einem Jahr musste Rüdiger eine schwere Entscheidung treffen. Bei seinem Wechsel von Borussia Dortmund zum VfB im Winter 2011 stand nämlich fest, dass er für Stuttgart ein halbes Jahr lang nicht spielberechtigt sein würde. "Manchmal musst du volles Risiko gehen, um deine Ziele zu erreichen“, sagt Rüdiger im Gespräch mit DFB.de. „Ich habe mich auf jeden Fall richtig entschieden."

Rüdiger hat schließlich seinen Fuß in der Tür zu den Stuttgarter Profis schon fest geparkt. Das Training absolviert der Abwehrspieler regelmäßig mit der Mannschaft von Cheftrainer Bruno Labbadia. Schon mehrmals gehörte der 1,91 Meter große Defensivspezialist und Junioren-Nationalspieler (U 19) zum Profikader.

Erstes Bundesligaspiel gegen Arango und Reus

Sogar einen ersten Einsatz in der höchsten deutschen Spielklasse kann Rüdiger schon vorweisen. Ende Januar zählte er bei seinem Debüt im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (0:3) zur Startelf, weil der niederländische Nationalspieler Khalid Boulahrouz verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stand. "Da ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen“, ist das Spiel bei Rüdiger noch so präsent, als sei es gestern gewesen. „Harte Arbeit macht sich eben bezahlt."

Gegen die Gladbacher kam der gelernte Innenverteidiger, der bisher acht Spiele in der 3. Liga vorweisen kann, auf der rechten Abwehrseite zum Einsatz. Er bekam es dort überwiegend mit A-Nationalspieler Marco Reus und Juan Arango zu tun. "Die Kulisse, das Tempo und der Druck, das war alles ziemlich neu für mich. Arango und Reus waren gleich zwei hohe Hausnummern. Aber ich denke, dass ich ganz gut mithalten konnte."

Die Schwächen schnell ausmerzen

Seit seinem Profi-Debüt arbeitet Rüdiger in jedem Training dafür, erneut seine Chance zu bekommen. "Bruno Labbadia hat mir gesagt, dass ich Geduld haben muss. Mein Ziel ist es, mehr Ruhe und Klarheit in mein Spiel zu bringen und meine Aktionen in der Offensive zu verbessern. Gerade da tue ich mich als gelernter Spieler für das Abwehrzentrum noch schwer", arbeitet Rüdiger daran, seine Schwächen möglichst schnell auszumerzen.

Derzeit kann er sich voll auf seinen Traum konzentrieren. "Die Realschule habe ich mit einem guten Abschluss verlassen. Jetzt zählt für mich erst einmal nur der Fußball", sagt der 18-Jährige.

Bruder Sahr Senesie spielt in Burghausen

Geboren wurde Antonio Rüdiger in Berlin. Vater Matthias ist Berliner, Mutter Lilly stammt aus Sierra Leone. Sein Bruder ist Sahr Senesie, ebenfalls ein Fußballprofi. Der 26-Jährige verdient sein Geld aktuell beim Drittligisten SV Wacker Burghausen. Das Bruderduell in Liga drei könnte es am kommenden Dienstag im Nachholspiel in Stuttgart geben.

Antonio Rüdiger machte seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz bei Hertha 03 Zehlendorf. Bei Jugend-Turnieren wurden schnell die Scouts von großen Clubs auf den Abwehrspezialisten aufmerksam. Im Jahr 2008 wechselte er zu Borussia Dortmund. Für die Schwarz-Gelben war auch Bruder Senesie aktiv. Zwei Jahre blieb Rüdiger beim BVB. "Dann hat es nicht mehr gepasst", erinnert er sich.

Spielpraxis nur in Testpartien und bei der U 18-Auswahl

"Der BVB hatte mich fest für die U 19 eingeplant. Ich wollte aber mehr. In Stuttgart hat man mir die Chance auf die 3. Liga eingeräumt. Nach den ersten Gesprächen stand für mich schnell fest, dass ich zum VfB wollte", so Rüdiger, der für seinen Wechsel aber weit ins Risiko gehen musste.

Die Dortmunder ließen den Verteidiger erst im Februar 2011 ziehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Transferperiode schon abgelaufen. Die Folge: Rüdiger durfte ein halbes Jahr kein Meisterschaftsspiel bestreiten. Die nötige Praxis für seine weitere Entwicklung holte sich Rüdiger in Freundschaftsspielen und auch bei der deutschen U 18-Nationalmannschaft unter Trainer Hrubesch. "Beim Training und im Spiel ist er kaum zu bremsen. Er benötigt eine feste Bezugsperson, die ihn führt", so Hrubesch über seinen Schützling.

Hilfe von Hrubesch

Zu Beginn der aktuellen Saison war es dann so weit: Rüdiger durfte erstmals in einem Pflichtspiel für den VfB auflaufen. Am 1. Drittliga-Spieltag stand er im Spiel bei Arminia Bielefeld (2:1) ebenso in der Startelf wie beim folgenden 0:0 gegen den SV Wehen Wiesbaden. Doch in der folgenden Partie beim SSV Jahn Regensburg (0:2) wurde Rüdiger schon nach 45 Minuten ausgewechselt. "Trainer Jürgen Kramny hat meinen Spielaufbau kritisiert", sagt Rüdiger.

Danach kam beim jungen Talent vieles zusammen. "Ich habe mir die Kritik zu Herzen genommen, war danach im Training aber nicht voll bei der Sache", gibt sich Rüdiger selbstkritisch. "Hinzu kam dann noch Heimweh." Die Folge: Der Nachwuchsspieler wurde in der 3. Liga zwei Monate lang nicht berücksichtigt. "Mir haben unter anderem Gespräche mit dem aktuellen U 19-Nationaltrainer Horst Hrubesch, unter dem ich schon bei der U 18 gespielt hatte, und einem Mentaltrainer dabei geholfen, aus meinem Tief heraus zu kommen", sagt Rüdiger.

Auch das Heimweh hat Rüdiger in den Griff bekommen. Er wohnt zwar alleine in Aspach, rund 20 Minuten von Stuttgart entfernt, doch täglich gibt es Telefon-Kontakt mit seiner Mutter in Berlin und Bruder Sahr Senesie in Burghausen. Einmal im Monat besucht ihn Mama Lilly. Rüdiger: "Die Familie und der Kontakt zu ihr sind mir sehr wichtig." In seiner Freizeit geht Antonio Rüdiger gemeinsam mit Freundin Nancy (22) gerne ins Kino oder trifft sich mit Freunden. Außerdem liest er gerne.

Mit der U 19 in Estland Europameister werden

Im Verein heißt das Ziel Bundesliga. Mit der deutschen U 19-Nationalmannschaft, der Rüdiger mittlerweile angehört, hat er sich ebenfalls ein hohes Ziel gesetzt. "Wir haben eine sehr gute Mannschaft zusammen, die keinen Gegner fürchten muss. Ich will in diesem Jahr Europameister werden", lautet die selbstbewusste Ansage des Stuttgarters. Die Titelkämpfe finden vom 3. bis 15. Juli in Estland statt. Zuvor muss sich die deutsche Auswahl von Horst Hrubesch in der Eliterunde gegen Ungarn, Rumänien und Serbien qualifizieren.

Erst Bundesligaprofi, dann A-Nationalspieler? "Erst mal einen Schritt nach dem anderen", sagt Rüdiger und schmunzelt. "Bis zum Saisonende möchte ich noch näher an den Bundesligakader herankommen. Eine Nominierung zur A-Nationalmannschaft wäre selbstverständlich ein Riesentraum. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg."

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Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht, zuletzt Alexander Esswein oder Bernd Leno: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor. Heute: Antonio Rüdiger vom VfB Stuttgart II.

Er ging auf’s Ganze und wurde für seinen Mut belohnt. Antonio Rüdiger vom VfB Stuttgart ist auf dem besten Weg, sich seinen Traum vom Bundesligaprofi zu erfüllen. Dabei ist der Verteidiger gerade einmal 18 Jahre alt.

Halbes Jahr Zwangspause in Kauf genommen

Vor rund einem Jahr musste Rüdiger eine schwere Entscheidung treffen. Bei seinem Wechsel von Borussia Dortmund zum VfB im Winter 2011 stand nämlich fest, dass er für Stuttgart ein halbes Jahr lang nicht spielberechtigt sein würde. "Manchmal musst du volles Risiko gehen, um deine Ziele zu erreichen“, sagt Rüdiger im Gespräch mit DFB.de. „Ich habe mich auf jeden Fall richtig entschieden."

Rüdiger hat schließlich seinen Fuß in der Tür zu den Stuttgarter Profis schon fest geparkt. Das Training absolviert der Abwehrspieler regelmäßig mit der Mannschaft von Cheftrainer Bruno Labbadia. Schon mehrmals gehörte der 1,91 Meter große Defensivspezialist und Junioren-Nationalspieler (U 19) zum Profikader.

Erstes Bundesligaspiel gegen Arango und Reus

Sogar einen ersten Einsatz in der höchsten deutschen Spielklasse kann Rüdiger schon vorweisen. Ende Januar zählte er bei seinem Debüt im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (0:3) zur Startelf, weil der niederländische Nationalspieler Khalid Boulahrouz verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stand. "Da ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen“, ist das Spiel bei Rüdiger noch so präsent, als sei es gestern gewesen. „Harte Arbeit macht sich eben bezahlt."

Gegen die Gladbacher kam der gelernte Innenverteidiger, der bisher acht Spiele in der 3. Liga vorweisen kann, auf der rechten Abwehrseite zum Einsatz. Er bekam es dort überwiegend mit A-Nationalspieler Marco Reus und Juan Arango zu tun. "Die Kulisse, das Tempo und der Druck, das war alles ziemlich neu für mich. Arango und Reus waren gleich zwei hohe Hausnummern. Aber ich denke, dass ich ganz gut mithalten konnte."

Die Schwächen schnell ausmerzen

Seit seinem Profi-Debüt arbeitet Rüdiger in jedem Training dafür, erneut seine Chance zu bekommen. "Bruno Labbadia hat mir gesagt, dass ich Geduld haben muss. Mein Ziel ist es, mehr Ruhe und Klarheit in mein Spiel zu bringen und meine Aktionen in der Offensive zu verbessern. Gerade da tue ich mich als gelernter Spieler für das Abwehrzentrum noch schwer", arbeitet Rüdiger daran, seine Schwächen möglichst schnell auszumerzen.

Derzeit kann er sich voll auf seinen Traum konzentrieren. "Die Realschule habe ich mit einem guten Abschluss verlassen. Jetzt zählt für mich erst einmal nur der Fußball", sagt der 18-Jährige.

Bruder Sahr Senesie spielt in Burghausen

Geboren wurde Antonio Rüdiger in Berlin. Vater Matthias ist Berliner, Mutter Lilly stammt aus Sierra Leone. Sein Bruder ist Sahr Senesie, ebenfalls ein Fußballprofi. Der 26-Jährige verdient sein Geld aktuell beim Drittligisten SV Wacker Burghausen. Das Bruderduell in Liga drei könnte es am kommenden Dienstag im Nachholspiel in Stuttgart geben.

Antonio Rüdiger machte seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz bei Hertha 03 Zehlendorf. Bei Jugend-Turnieren wurden schnell die Scouts von großen Clubs auf den Abwehrspezialisten aufmerksam. Im Jahr 2008 wechselte er zu Borussia Dortmund. Für die Schwarz-Gelben war auch Bruder Senesie aktiv. Zwei Jahre blieb Rüdiger beim BVB. "Dann hat es nicht mehr gepasst", erinnert er sich.

Spielpraxis nur in Testpartien und bei der U 18-Auswahl

"Der BVB hatte mich fest für die U 19 eingeplant. Ich wollte aber mehr. In Stuttgart hat man mir die Chance auf die 3. Liga eingeräumt. Nach den ersten Gesprächen stand für mich schnell fest, dass ich zum VfB wollte", so Rüdiger, der für seinen Wechsel aber weit ins Risiko gehen musste.

Die Dortmunder ließen den Verteidiger erst im Februar 2011 ziehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Transferperiode schon abgelaufen. Die Folge: Rüdiger durfte ein halbes Jahr kein Meisterschaftsspiel bestreiten. Die nötige Praxis für seine weitere Entwicklung holte sich Rüdiger in Freundschaftsspielen und auch bei der deutschen U 18-Nationalmannschaft unter Trainer Hrubesch. "Beim Training und im Spiel ist er kaum zu bremsen. Er benötigt eine feste Bezugsperson, die ihn führt", so Hrubesch über seinen Schützling.

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Hilfe von Hrubesch

Zu Beginn der aktuellen Saison war es dann so weit: Rüdiger durfte erstmals in einem Pflichtspiel für den VfB auflaufen. Am 1. Drittliga-Spieltag stand er im Spiel bei Arminia Bielefeld (2:1) ebenso in der Startelf wie beim folgenden 0:0 gegen den SV Wehen Wiesbaden. Doch in der folgenden Partie beim SSV Jahn Regensburg (0:2) wurde Rüdiger schon nach 45 Minuten ausgewechselt. "Trainer Jürgen Kramny hat meinen Spielaufbau kritisiert", sagt Rüdiger.

Danach kam beim jungen Talent vieles zusammen. "Ich habe mir die Kritik zu Herzen genommen, war danach im Training aber nicht voll bei der Sache", gibt sich Rüdiger selbstkritisch. "Hinzu kam dann noch Heimweh." Die Folge: Der Nachwuchsspieler wurde in der 3. Liga zwei Monate lang nicht berücksichtigt. "Mir haben unter anderem Gespräche mit dem aktuellen U 19-Nationaltrainer Horst Hrubesch, unter dem ich schon bei der U 18 gespielt hatte, und einem Mentaltrainer dabei geholfen, aus meinem Tief heraus zu kommen", sagt Rüdiger.

Auch das Heimweh hat Rüdiger in den Griff bekommen. Er wohnt zwar alleine in Aspach, rund 20 Minuten von Stuttgart entfernt, doch täglich gibt es Telefon-Kontakt mit seiner Mutter in Berlin und Bruder Sahr Senesie in Burghausen. Einmal im Monat besucht ihn Mama Lilly. Rüdiger: "Die Familie und der Kontakt zu ihr sind mir sehr wichtig." In seiner Freizeit geht Antonio Rüdiger gemeinsam mit Freundin Nancy (22) gerne ins Kino oder trifft sich mit Freunden. Außerdem liest er gerne.

Mit der U 19 in Estland Europameister werden

Im Verein heißt das Ziel Bundesliga. Mit der deutschen U 19-Nationalmannschaft, der Rüdiger mittlerweile angehört, hat er sich ebenfalls ein hohes Ziel gesetzt. "Wir haben eine sehr gute Mannschaft zusammen, die keinen Gegner fürchten muss. Ich will in diesem Jahr Europameister werden", lautet die selbstbewusste Ansage des Stuttgarters. Die Titelkämpfe finden vom 3. bis 15. Juli in Estland statt. Zuvor muss sich die deutsche Auswahl von Horst Hrubesch in der Eliterunde gegen Ungarn, Rumänien und Serbien qualifizieren.

Erst Bundesligaprofi, dann A-Nationalspieler? "Erst mal einen Schritt nach dem anderen", sagt Rüdiger und schmunzelt. "Bis zum Saisonende möchte ich noch näher an den Bundesligakader herankommen. Eine Nominierung zur A-Nationalmannschaft wäre selbstverständlich ein Riesentraum. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg."