Anouschka Bernhard: "Nach dem Bestmöglichen streben"

Keine leicht Aufgabe steht den U 17-Juniorinnen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bei der Weltmeisterschaft vom kommenden Sonntag bis zum 4. April in Costa Rica bevor. DFB-Trainerin Anouschka Bernard hat großen Respekt vor den Aufgaben, die auf den amtierenden Europameister in Mittelamerika zukommen. Bereits in der Vorrunde warten Gegner, die eine enorme Herausforderung darstellen.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Niels Barnhofer schildert Anouschka Bernhard ihre Erwartungen für die WM, spricht über Unwägbarkeiten, neue Erfahrungen, darüber, was sie begeistert, und über die große Chance, bei einem solchen Turnier viel zu lernen.

DFB.de: Frau Bernhard, was müssen Sie denjenigen entgegenhalten, die behaupten, die deutschen Frauen hätten schon alles gewonnen, was es im Frauenfußball zu gewinnen gibt?

Anouschka Bernhard: Für die Frauen-Nationalmannschaft trifft dies sicherlich zu.

DFB.de: Dem DFB fehlt noch der Titel bei der U 17-WM. Können Sie den Fans Hoffnung machen, dass dieser in Costa Rica geholt wird?

Anouschka Bernhard: Wir fahren natürlich nach Costa Rica, um so weit wie möglich zu kommen. Wir streben nach dem Bestmöglichen. Aber es wird sehr schwer werden, den Titel zu holen. Von daher möchte ich nicht zu viel versprechen. Es geht aber im Jugendbereich auch nicht vorrangig darum, nur Titel zu gewinnen.

DFB.de: Was macht die Aufgabe so schwierig?

Anouschka Bernhard: Es geht schon damit los, dass wir eine Hammergruppe mit Nordkorea, Ghana und Kanada erwischt haben. Das ist mit Abstand die stärkste Gruppe. Da kann es passieren, dass man in der Vorrunde ausscheidet, obwohl man gut gespielt hat.



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Keine leicht Aufgabe steht den U 17-Juniorinnen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bei der Weltmeisterschaft vom kommenden Sonntag bis zum 4. April in Costa Rica bevor. DFB-Trainerin Anouschka Bernard hat großen Respekt vor den Aufgaben, die auf den amtierenden Europameister in Mittelamerika zukommen. Bereits in der Vorrunde warten Gegner, die eine enorme Herausforderung darstellen.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Niels Barnhofer schildert Anouschka Bernhard ihre Erwartungen für die WM, spricht über Unwägbarkeiten, neue Erfahrungen, darüber, was sie begeistert, und über die große Chance, bei einem solchen Turnier viel zu lernen.

DFB.de: Frau Bernhard, was müssen Sie denjenigen entgegenhalten, die behaupten, die deutschen Frauen hätten schon alles gewonnen, was es im Frauenfußball zu gewinnen gibt?

Anouschka Bernhard: Für die Frauen-Nationalmannschaft trifft dies sicherlich zu.

DFB.de: Dem DFB fehlt noch der Titel bei der U 17-WM. Können Sie den Fans Hoffnung machen, dass dieser in Costa Rica geholt wird?

Anouschka Bernhard: Wir fahren natürlich nach Costa Rica, um so weit wie möglich zu kommen. Wir streben nach dem Bestmöglichen. Aber es wird sehr schwer werden, den Titel zu holen. Von daher möchte ich nicht zu viel versprechen. Es geht aber im Jugendbereich auch nicht vorrangig darum, nur Titel zu gewinnen.

DFB.de: Was macht die Aufgabe so schwierig?

Anouschka Bernhard: Es geht schon damit los, dass wir eine Hammergruppe mit Nordkorea, Ghana und Kanada erwischt haben. Das ist mit Abstand die stärkste Gruppe. Da kann es passieren, dass man in der Vorrunde ausscheidet, obwohl man gut gespielt hat.

DFB.de: Charakterisieren Sie die drei Gruppengegner, bitte!

Anouschka Bernhard: Nordkorea ist mit Sicherheit ein Titelfavorit. Die Nordkoreanerinnen führen die Weltrangliste im U 17-Bereich auch an. Sie haben eine sehr starke Mannschaft, die über das gesamte Spiel ein hohes Tempo gehen kann. Technisch und taktisch sind die Spielerinnen gut ausgebildet. Sie machen wenig Fehler. Was ihnen ein bisschen fehlt, ist die Kreativität, aber das machen sie mit anderen Eigenschaften wett. Ghana spielt hingegen taktisch eher unorthodox. Dafür tritt es sehr physisch auf - dabei reizen die Spielerinnen oft aus, was das Regelwerk hergibt. Kanada ist der "europäischste" Gegner in der Gruppe. Die Spielerinnen sind taktisch gut ausgebildet und verfügen über eine ähnliche Physis wie die US-Amerikanerinnen. Die Kanadierinnen wollen über ein Spielkonzept eine Partie gewinnen.

DFB.de: Das klingt, als könnten diese drei Teams um den Titel mitspielen. Wer gehört noch zum Favoritenkreis?

Anouschka Bernhard: Zum Favoritenkreis zähle ich Nordkorea, Japan und Spanien - auch wenn wir gegen die Spanierinnen im EM-Finale gewonnen haben. Sollte Ghana die Gruppenphase überstehen, traue ich es dem Team auch zu, weit zu kommen.

DFB.de: Was sagt es über die Qualität des Teilnehmerfeldes aus, dass bei einem solchen Turnier Topnationen wie Brasilien und die USA nicht dabei sind?

Anouschka Bernhard: Im Fall der Brasilianerinnen muss man sagen, dass sie in diesem Altersbereich bisher noch keine Akzente setzen konnten. Dass sich die USA nicht qualifizieren konnte, ist hingegen überraschend. Aber das hängt ein Stück weit mit dem Qualifikationsmodus zusammen. Da Costa Rica als Gastgeber automatisch bei der WM dabei ist, haben sich aus Mittel- und Nordamerika nur noch zwei Teams qualifizieren dürfen. Und da hat die USA im Halbfinale verloren.

DFB.de: Kann man daraus irgendwelche Erkenntnisse ziehen?

Anouschka Bernhard: Ja, es ist schon erkennbar, dass immer mehr Nationalverbände früher mit der Förderung im Mädchenbereich anfangen, dass immer mehr in diesen Bereich investiert wird. Es besteht ein Interesse seitens der Verbände, schon zeitig eine Talentsichtung und -förderung durchzuführen. Mit dem Ergebnis, dass sich die Qualität auch in der Breite steigert. Und das nicht erst in der U 19 oder U 20.

DFB.de: Die Leistung ist mit Sicherheit das erste Kriterium, aber welche außersportlichen Komponenten werden eine Rolle bei der WM spielen?

Anouschka Bernhard: Das Klima wird ein Faktor sein. Wir werden die ersten beiden Spiele in Liberia bestreiten. Dort werden wir bei Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius spielen. Dann haben wir noch den Zeitunterschied. Wir müssen uns an die Gegebenheiten vor Ort gewöhnen. Und das ganze Drumherum wird eine neue Erfahrung für die Spielerinnen sein. Ob das nun Pressekonferenzen sind oder Schulungen und Meetings von der FIFA. Es wird bei jedem Gruppenspiel Dopingkontrollen geben. Schon am Flughafen sollen wir bei der Ankunft von Blumenmädchen empfangen werden. Von der FIFA sind Fernsehteams unterwegs. Die Spiele werden zum großen Teil auf Eurosport live übertragen. Das sind einige Dinge, die neu sind, mit denen unsere Spielerinnen nicht oder nur wenig vertraut sind.

DFB.de: So eine WM ist auch eine Messe des internationalen Frauenfußballs. Rechnen sie damit, neue Trends, neue Entwicklungen kennenzulernen?

Anouschka Bernhard: Ich würde nicht von Trends sprechen, aber durchaus von Entwicklungen. Es ist für unsere Spielerinnen gut, wenn sie sehen, wo die internationale Spitze steht. Wir haben talentierte Spielerinnen, die können was. Aber es ist noch ein weiter Weg bis zur absoluten Weltklasse. Auch in diesem Altersbereich. Unsere Spielerinnen werden am Ende der WM die Erkenntnis mitnehmen, dass sie noch hart an sich arbeiten müssen, um oben anzukommen.

DFB.de: Wie sehr betonen Sie gegenüber den Spielerinnen die Möglichkeit, das Turnier als Lernerfahrung zu sehen?

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Anouschka Bernhard: Ich würde diese Aussage mit 100 Prozent Wahrheitsgehalt bezeichnen. Aber selbstverständlich ist erfolgreiches Spielen ebenso wichtig. In allen Bereichen kann man bei der WM lernen. Lernen von den Besten! Im sportlichen Bereich natürlich, aber auch im persönlichen. Wenn es gut läuft, sind wir vier Wochen zusammen. Da muss man lernen, mit seinen emotionalen Anspannungen umzugehen - vor oder bei einem Viertelfinale, Halbfinale oder gar Endspiel. Man muss seine persönlichen Ansprüche hintenanstellen, wenn man nicht zu den Spielerinnen gehört, die in der Stammformation stehen. Deswegen steht ein solches Turnier auch absolut unter der Überschrift des Lernens.

DFB.de: Wie sehr bringt solch ein Turnier auch Sie als Trainerin voran?

Anouschka Bernhard: Ich lerne ja ebenfalls. Auch ich muss mich wieder neu orientieren und zurechtfinden. Was vor zwei Jahren bei der U 17-WM in Aserbaidschan geklappt hat, muss jetzt nicht zwangsläufig wieder so funktionieren. Zum Beispiel, was die Teamführung oder die Vorbereitung auf die einzelnen Spiele angeht. Natürlich schaut man auch auf die anderen Teams und verfolgt, wie die internationale Entwicklung ist. Insofern ist es für mich ebenfalls ein Lernen und Weiterkommen.

DFB.de: Für Sie ist es die zweite WM nach jener 2012 in Aserbaidschan. Was haben Sie damals gelernt - und wie setzen Sie es heute um?

Anouschka Bernhard: Man darf absolut nichts dem Zufall überlassen. Man muss für alle Eventualitäten einen Plan im Kopf haben. Was passiert, wenn Spiel A gut oder nicht gut läuft. Müssen wir auf Verletzungen reagieren? Oder, oder, oder. Es gibt da ganz viele Kleinigkeiten, die nicht vorherzusehen sind. Was ich auch noch mitgenommen habe, ist, dass ich unheimlich stolz auf die Spielerinnen war. Mit welcher Coolness sie die Aufgaben angenommen haben. Ich als Trainerin war vor den Spielen angespannt. Ich kann mir vorstellen, wie es den Spielerinnen geht, die 15 oder 16 Jahre alt sind. Dies hat mich vor zwei Jahren beeindruckt. Auch wenn es neue Situationen sind, hilft die Erfahrung der letzten WM.

DFB.de: Nicht nur cool, sondern auch richtig gut war Sara Däbritz. Sie war in Aserbaidschan dabei und ist mittlerweile in der Frauen-Nationalmannschaft angekommen. Wer könnte ihr aus dem aktuellen Jahrgang folgen?

Anouschka Bernhard: Saras Aufstieg in die Nationalmannschaft war sicherlich ein wenig den Umständen geschuldet - nämlich, dass vor der EURO 2013 viele Spielerinnen ausgefallen sind. Aber sie hat ihre Chance genutzt und sich mittlerweile etabliert. Ihr Fall ist aber die absolute Ausnahme. Es ist nicht die Regel, dass Spielerinnen quasi die U 19 überspringen und direkt ins A-Team kommen. Dennoch: Auch im Jahrgang 1997 gibt es einige Spielerinnen, die Potenzial haben, den Sprung in die Frauen-Nationalmannschaft zu schaffen - aber wohl noch nicht im nächsten Sommer.

DFB.de: Abschlussfrage: Sie haben drei Wünsche frei. Was wünschen Sie sich für das Turnier?

Anouschka Bernhard: Dass wir mit einer Medaille nach Hause kommen. Dass wir keine großen Verletzungen haben. Und dass alle Spielerinnen irgendwann einmal auf das Turnier zurückschauen und sagen, dass das eine riesige Erfahrung war, die sie sportlich weitergebracht hat.