Angerer und Sasic: "Neuen Rhythmus finden"

Emotionaler Abschied vor heimischem Publikum: Vor dem Länderspiel der deutschen Frauen-Nationalmannschaftn gegen die englische Auswahl heute (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Duisburg werden Nadine Angerer und Célia Sasic offiziell aus dem DFB-Team verabschiedet. Darüber sprechen die beiden Welt- und Europameisterin im Interview mit dem SID.

Frage: Genießen Sie das Leben als Fußball-Rentnerin, Frau Angerer? Wie sieht der neue Alltag aus, Frau Sasic?

Nadine Angerer: Ich dachte ja, dass ich weniger Termine habe, wenn ich aufhöre, Fußball zu spielen, aber ich habe total viel zu tun - aber alles Dinge, die Spaß machen.

Célia Sasic: Das Lebens ist jetzt anders, aber es ist gut so. Das mit dem Rummel war bei mir in der Anfangszeit auch extrem so. Dann habe ich selbst gesagt: Ich will jetzt erst mal meine Ruhe. Jetzt fuchse mich wieder in die Uni rein, ganz entspannt, aber in absehbarer Zeit möchte ich das beenden. Man muss einen neuen Rhythmus finden, weil man nicht mehr diesen festen Zeitplan hat. Daran muss man sich erst mal gewöhnen.

Frage: Ist das schwierig?

Sasic: Das geht nicht von heute auf morgen. Es ist ein großer Teil weggebrochen, und man braucht Zeit, um sich selbst, um seinen Tagesablauf zu finden. Aber man kann plötzlich ganz neue Dinge machen. Wenn man zu einem Geburtstag eingeladen wird, sagt man jetzt: Klar kann ich - auch am Wochenende!

Frage: Gibt es etwas, was Sie am Leben als Leistungssportlerin schon vermissen?

Sasic: Es ist ungewohnt, jetzt weniger Leute um sich herum zu haben. Früher war man immer in einer Riesengemeinschaft und hat ständig was erlebt. Ich habe schon gerne viele Leute um mich herum.

Angerer: Es war eine super schöne und auch total prägende Zeit, aber mir geht es so gut. Ich bin auch überhaupt nicht wehmütig. Ich kann auch Fußball gucken. Ich habe mir letztens ein Torwarttrainingsvideo angeschaut, bei dem ich dachte: Krass - vor drei, vier Monaten konnte ich das. Ich könnte gerade gar keinen Ball mehr fangen. Ich habe damit komplett abgeschlossen. Ich habe all die Jahre meinen persönlichen Egoismus hintenangestellt, und genau für solche Dinge nehme ich mir jetzt Zeit.

Frage: Spielen Sie ab und an noch Fußball, oder treiben Sie anderen Sport?

Sasic: Ich spiele in einer Elf mit früheren Profis zusammen für den guten Zweck. Sonst ist das sehr ungezwungen. Ich gehe mal laufen, spiele ab und an Tennis, aber ohne strikten Plan.

Angerer: Ich hatte im August das letzte Spiel in Portland. Im Moment habe ich überhaupt keinen Bock auf Sport. Zum Glück nehme ich nicht an Gewicht zu... Ich war ein paarmal laufen, das hat mir auch total gut getan. Aber ich genieße das Gefühl, dass ich nichts tun muss, wenn ich keine Lust habe. Mich wird es wieder packen irgendwann - ich habe mir auch vorgenommen, einen Halbmarathon zu laufen...



Emotionaler Abschied vor heimischem Publikum: Vor dem Länderspiel der deutschen Frauen-Nationalmannschaftn gegen die englische Auswahl heute (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Duisburg werden Nadine Angerer und Célia Sasic offiziell aus dem DFB-Team verabschiedet. Darüber sprechen die beiden Welt- und Europameisterin im Interview mit dem SID.

Frage: Genießen Sie das Leben als Fußball-Rentnerin, Frau Angerer? Wie sieht der neue Alltag aus, Frau Sasic?

Nadine Angerer: Ich dachte ja, dass ich weniger Termine habe, wenn ich aufhöre, Fußball zu spielen, aber ich habe total viel zu tun - aber alles Dinge, die Spaß machen.

Célia Sasic: Das Lebens ist jetzt anders, aber es ist gut so. Das mit dem Rummel war bei mir in der Anfangszeit auch extrem so. Dann habe ich selbst gesagt: Ich will jetzt erst mal meine Ruhe. Jetzt fuchse mich wieder in die Uni rein, ganz entspannt, aber in absehbarer Zeit möchte ich das beenden. Man muss einen neuen Rhythmus finden, weil man nicht mehr diesen festen Zeitplan hat. Daran muss man sich erst mal gewöhnen.

Frage: Ist das schwierig?

Sasic: Das geht nicht von heute auf morgen. Es ist ein großer Teil weggebrochen, und man braucht Zeit, um sich selbst, um seinen Tagesablauf zu finden. Aber man kann plötzlich ganz neue Dinge machen. Wenn man zu einem Geburtstag eingeladen wird, sagt man jetzt: Klar kann ich - auch am Wochenende!

Frage: Gibt es etwas, was Sie am Leben als Leistungssportlerin schon vermissen?

Sasic: Es ist ungewohnt, jetzt weniger Leute um sich herum zu haben. Früher war man immer in einer Riesengemeinschaft und hat ständig was erlebt. Ich habe schon gerne viele Leute um mich herum.

Angerer: Es war eine super schöne und auch total prägende Zeit, aber mir geht es so gut. Ich bin auch überhaupt nicht wehmütig. Ich kann auch Fußball gucken. Ich habe mir letztens ein Torwarttrainingsvideo angeschaut, bei dem ich dachte: Krass - vor drei, vier Monaten konnte ich das. Ich könnte gerade gar keinen Ball mehr fangen. Ich habe damit komplett abgeschlossen. Ich habe all die Jahre meinen persönlichen Egoismus hintenangestellt, und genau für solche Dinge nehme ich mir jetzt Zeit.

Frage: Spielen Sie ab und an noch Fußball, oder treiben Sie anderen Sport?

Sasic: Ich spiele in einer Elf mit früheren Profis zusammen für den guten Zweck. Sonst ist das sehr ungezwungen. Ich gehe mal laufen, spiele ab und an Tennis, aber ohne strikten Plan.

Angerer: Ich hatte im August das letzte Spiel in Portland. Im Moment habe ich überhaupt keinen Bock auf Sport. Zum Glück nehme ich nicht an Gewicht zu... Ich war ein paarmal laufen, das hat mir auch total gut getan. Aber ich genieße das Gefühl, dass ich nichts tun muss, wenn ich keine Lust habe. Mich wird es wieder packen irgendwann - ich habe mir auch vorgenommen, einen Halbmarathon zu laufen...

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Frage: Frau Sasic, Sie haben bereit mit 27 Jahren Schluss gemacht. Wird der offizielle Abschied für Sie besonders emotional?

Sasic: Ich lasse das auf mich zukommen. Ich freue mich total. Das waren so lange Zeit Weggefährten von mir, es ist schön, alle wiederzusehen und zu quatschen. Für mich fühlt es sich momentan noch an wie eine lange Pause. Ich denke nicht, dass Wehmut aufkommt. Das wird ein schöner Tag.

Frage: Sie werden gemeinsam verabschiedet - können Sie sich noch an das erste Aufeinandertreffen erinnern?

Angerer: Die kleine, schüchterne Celia... Die saß als 16 Jahre alter Stöpsel irgendwann bei uns. Ich dachte: Cool, neues Opfer! (lacht) Und ich hab' sie natürlich die ganze Zeit verarscht. Aber ich habe schnell gemerkt, dass sie schlagfertig ist und ein helles Köpfchen. Es war immer spaßig mit ihr, und sie ist dann recht schnell zu einer Persönlichkeit und wichtigen Führungsspielerin geworden. Wir haben vieles gemeinsam geregelt.

Sasic: "Natze" ist eher so der offene, kommunikative Typ. Ich war mit meinen zarten 16 Jahren neu dabei, und wie Natze so ist, stellte sie dann direkt Fragen, die andere vielleicht nicht stellen würden. Die ersten Jahre haben wir beide zusammen auf der Bank verbracht. Da hatten wir immer sehr viel Spaß. Sie hat mich immer während der Spiele in die Kabine geschickt, um neue Kekse zu holen, weil sie Hunger hatte und keine Kekse mehr da waren. Dann musste ich immer meine Jacke vollstopfen und sie versorgen. Später war es dann so, dass sich unsere Rollen im Team verändert haben und wir mehr zusammengearbeitet haben. Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis. Natze ist, wie sie ist - und sie steht voll dahinter. Ich schätze das sehr. Ich würde begrüßen, wenn einige junge Spielerinnen sich das abgeschaut haben oder abschauen.

Frage: Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Sasic: Natürlich wäre es ein Traum, dem Fußball in anderer Form verbunden zu bleiben. Das Einzige, was ich mir nicht vorstellen kann, ist, Trainerin zu sein. Zumindest für den Erwachsenenbereich bin ich noch zu nah dran an allem. Den Managementbereich fände ich interessant, weil man die Abläufe kennt. Aber es müsste auch nicht unmittelbar Fußball sein, ich könnte mir auch etwas in den Medien vorstellen, auch die Arbeit als TV-Expertin. So lange Fußball ein Teil ist, kann ich mich mit vielen Ideen anfreunden.

Angerer: Ich werde auf jeden Fall erst mal im Bereich Torwarttraining arbeiten. Danach bin ich völlig offen. Ich könnte mich auch auf meine Fitness-Schiene konzentrieren. Ich bin ja auch ausgebildete Personal-Trainerin und Physiotherapeutin und könnte mich in dem Bereich selbstständig machen. Es gibt viele Bausteine, die ich gerade zusammensetze.

Frage: Frau Sasic, können Sie sich Nadine Angerer als Trainerin vorstellen?

Sasic: Ich denke, sie wird das auf ihre Art und Weise machen. Sie hat schon sehr oft darüber gesprochen. Sie hat so viele verschiedene Konzepte, Methoden, Ansätze miterlebt. Jungen Torhütern kann nicht viel Besseres passieren als jemand, der so viel Erfahrung hat und so viel Input geben kann.

Frage: Wo steht die Frauen-Nationalmannschaft?

Angerer: Ich telefoniere ab und zu mit Silvia Neid. Ich weiß, dass die Mannschaft intakt ist. Die jungen Spielerinnen sind ja auch schon länger dabei und auch schon Persönlichkeiten. Die entwickeln sich noch, aber da ist eine gewisse Kaltschnäuzigkeit vorhanden. Auch meine Nachfolgerin Almuth Schult ist eine Persönlichkeit, sie ist ein Charaktertyp. Die wird den Laden schon zusammenhalten. Von daher bin ich ganz entspannt. Ich bin mir relativ sicher, dass das Team bei Olympia 2016 unter die Top drei kommt. Es gibt ja auch neue Spielerinnen wie eine Mandy Islacker oder Lina Magull, die wieder neuen Schwung reinbringen.

Sasic: Wenn Spielerinnen, die lange dabei waren, aufhören, gibt es immer eine Art Umbruch. Dann verändern sich Rollen, Spielerinnen übernehmen neue Rollen. Es ist ganz normal, dass man seinen Platz neu finden muss. Diese Mannschaft hat so viel Potenzial, dass ich mir keine große Gedanken mache. Dazu kommen viele Neulinge, deswegen bin ich sehr gespannt auf die Entwicklung.

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