Andreas Schön, der Raum-Gestalter

Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor.

Alfred Schön ist schon einige Zeit nicht mehr in Aalen gewesen, um sich ein Fußballspiel anzuschauen. Als Chefscout von 1899 Hoffenheim ist der 48-Jährige viel unterwegs, aber immer anderswo als auf der Schwäbischen Alb. Obwohl sein Sohn Andreas dort spielt.

Und gerade deswegen. "Ich bin als Vater sehr angespannt, wenn ich ihn spielen sehe, auch wenn ich das eigentlich gerne tue", sagt Alfred Schön. Andreas, den alle "Andy" nennen, sagt es so: "Er hält es kaum aus vor Spannung." Deshalb sieht man sich meist abseits des Spielfelds.

Zwei Jahre in Frankreich

"Ich kann ganz gut damit leben, dass er nicht mehr kommt", sagt Andreas und lacht. "Er ist halt ziemlich kritisch und schaut immer ganz genau hin." Wenn er da ist. Der 21-jährige Sohn hat den Vater im Übrigen so gut wie nie spielen sehen. Er wurde 1989 geboren, als Alfred Schön seine 180 Bundesligaeinsätze für Waldhof Mannheim schon hinter sich hatte.

An die Zeit Mitte der 90er, als sein Papa bei Carl Zeiss Jena unter Vertrag stand, kann sich Andreas noch erinnern, wenn auch nur schwach. Zuvor lebte er mit seiner Familie zwei Jahre in Frankreich, genauer im lothringischen Nancy, wo der Vater spielte. "Damals konnte ich perfekt französisch", sagt Andreas Schön. "Heute nicht mehr, in Aalen braucht man das halt eher selten."

"Klassischer Stratege in Uwe-Bein-Manier"

Die erfolgreiche Karriere seines Vaters sei ein Ansporn für ihn. "Auch ich möchte gerne in der Bundesliga spielen", sagt er. "Auch wenn ich ein ganz anderer Spielertyp bin als er. Das ist auch besser so, dann werden nicht so leicht Vergleiche angestellt." Der 21-Jährige bevorzugt das feine Spiel, er gestaltet es, spielt Pässe in den freien Raum, auch mal die tödlichen.

Seine Übersicht ist für einen derart jungen Spieler bemerkenswert. Das fiel auch Helmut Kafka, einst Schöns Trainer in der Verbandsauswahl Badens auf. "Andreas war immer Kapitän meiner Mannschaften und mein verlängerter Arm auf dem Platz", sagt er.

Roland Reichel, Verbandssportlehrer Baden, nennt Schön einen "klassischen Strategen mit hoher Ballsicherheit, der in 'Uwe-Bein-Manier' die Spitzen überragend in Szene setzen kann. Mittlerweile hat er auch im Spiel gegen den Ball dazugelernt und ist mit Haken und Ösen sehr bissig im Zweikampf."

Mit Kroos und Marin in der U 17

Hört sich alles sehr schön an. Aber der junge Schön steht halt noch am Anfang seiner Karriere. Begonnen hat er bei den Bambini des SV Sandhausen, als B-Junior ging er zur aufstrebenden TSG 1899 Hoffenheim, um in der Junioren-Bundesliga zu spielen.

Aufgrund der Nähe zu seinem Heimatort Wiesloch konnte er weiter bei seinen Eltern in Wiesloch wohnen. Weil er schon vorher in der regionalen Auswahlmannschaft gespielt hatte, kannte er schon viele seiner Mitspieler bei der TSG. In seinem zweiten Jahr in Hoffenheim wurde er schon Kapitän, auch im zweiten Jahr in der A-Jugend.

"Am Anfang war es schon eine Umstellung, In Sandhausen haben wir dreimal in der Woche trainiert, in Hoffenheim fünfmal, später noch öfter. Aber daran habe ich mich schnell gewöhnt", sagt er. So schnell, dass er in der U 17 dreimal in die Nationalmannschaft berufen wurde - an der Seite von Toni Kroos und Marko Marin. "Diese Erfahrungen kann mir keiner nehmen, das war wunderschön, eine große Ehre."

Mit den Profis im Trainingslager

Noch als Juniorenspieler trainierte er bei den Profis, die seinerzeit in der 2. Bundesliga spielten, fuhr mit ins Trainingslager, hatte erste Einsätze in der zweiten Mannschaft. Nebenbei machte er sein Fachabitur, "das war mir wichtig".

Aber die Zeit, die fürs Lernen und später für den Zivildienst draufging, schränkte ihn ein. "Vielleicht hätte ich bei den Profis eher eine Chance gehabt zu spielen, wenn ich mich damals allein und ausschließlich auf den Fußball konzentriert hätte", sagt Andreas Schön. So blieb es bei Einsätzen im Oberligateam. Und als dieses 2009 nicht den Aufstieg in die Regionalliga schaffte, entschied er sich für einen Vereinswechsel.

Schwester Lisa spielt in Hoffenheim

Rainer Scharinger, der den Mitteleldspieler noch aus Hoffenheim kannte und jetzt als Trainer in Aalen arbeitete, holte Schön, dessen Schwester Lisa bei 1899 im Frauenteam spielt, zum VfR in die Regionalliga. "Im Nachhinein war das der richtige Schritt", sagt er.

Als Stammspieler schaffte er mit seinem Klub den Aufstieg in die 3. Liga. In der neuen Umgebung kam der Neuling nur schwer in Tritt. "Wir mussten einsehen, dass es in der neuen Liga schon anders zuging als vorher", sagt er.

In der Regionalliga waren es die VfR-Kicker gewohnt, dass sich der Gegner hinten reinstellte, dass sie das Spiel machen mussten. In Liga drei aber reicht die spielerische Linie allein nicht mehr aus. Die Athletik und die Kraft spielen eine wichtige Rolle. Und: "Hier ist jede zweite Chance ein Tor", so Schön. "Deshalb war es wichtig, dass wir die Defensive stärkten."

"Linksfuß mit überragender Technik"

Auch wenn das hieß, dass der Spielmacher einige Wochen nur Ergänzungsspieler war - danach jedoch kämpfte er sich in die erste Elf zurück. Der VfR hat sich mittlerweile ein Stück von den Abstiegsplätzen entfernt.

Rainer Scharinger sagt über seinen Zehner: "Er ist einer der wenigen Spielgestalter, dazu ein Linksfuß mit einer überragenden Technik und Ballsicherheit. Außerdem ist er ein Spezialist für Standardsituationen und zeigt auf dem Platz immer wieder seine hohe Spielintelligenz.“

Aber der Ex-Profi des Karlsruher SC sagt auch: "Im athletischen Bereich muss sich Andreas - wie auch im Kopfballspiel - noch verbessern."

Rot im DFB-Pokal gegen Schalke

Im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten Schalke 04 erlebte Schön im Sommer eine bittere Stunde. Schon nach 18 Minuten wurde er wegen einer Notbremse an Jermaine Jones vom Platz gestellt. Nur knapp mit 1:2 musste sich der Außenseiter in Unterzahl geschlagen geben, Schön sah von draußen zu. "Es war nicht mein bester Tag", sagt er heute, drei Monate später.

Es bringe aber nichts, "danach den Kopf in den Sand zu stecken und in Selbstmitleid zu verfallen. Das habe ich ziemlich schnell eingesehen, zumal auch von der Mannschaft kein einziger Vorwurf kam."

Als Spielmacher ist er es ohnehin gewohnt, den Blick nach vorne zu richten, zu schauen, welche Lösung in welcher Situation die beste ist, wie er den Raum auf dem Platz am besten gestalten kann. Und wenn er so weiter macht, kommt bestimmt auch sein Vater irgendwann wieder ins Stadion. In Aalen oder anderswo.

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Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor.

Alfred Schön ist schon einige Zeit nicht mehr in Aalen gewesen, um sich ein Fußballspiel anzuschauen. Als Chefscout von 1899 Hoffenheim ist der 48-Jährige viel unterwegs, aber immer anderswo als auf der Schwäbischen Alb. Obwohl sein Sohn Andreas dort spielt.

Und gerade deswegen. "Ich bin als Vater sehr angespannt, wenn ich ihn spielen sehe, auch wenn ich das eigentlich gerne tue", sagt Alfred Schön. Andreas, den alle "Andy" nennen, sagt es so: "Er hält es kaum aus vor Spannung." Deshalb sieht man sich meist abseits des Spielfelds.

Zwei Jahre in Frankreich

"Ich kann ganz gut damit leben, dass er nicht mehr kommt", sagt Andreas und lacht. "Er ist halt ziemlich kritisch und schaut immer ganz genau hin." Wenn er da ist. Der 21-jährige Sohn hat den Vater im Übrigen so gut wie nie spielen sehen. Er wurde 1989 geboren, als Alfred Schön seine 180 Bundesligaeinsätze für Waldhof Mannheim schon hinter sich hatte.

An die Zeit Mitte der 90er, als sein Papa bei Carl Zeiss Jena unter Vertrag stand, kann sich Andreas noch erinnern, wenn auch nur schwach. Zuvor lebte er mit seiner Familie zwei Jahre in Frankreich, genauer im lothringischen Nancy, wo der Vater spielte. "Damals konnte ich perfekt französisch", sagt Andreas Schön. "Heute nicht mehr, in Aalen braucht man das halt eher selten."

"Klassischer Stratege in Uwe-Bein-Manier"

Die erfolgreiche Karriere seines Vaters sei ein Ansporn für ihn. "Auch ich möchte gerne in der Bundesliga spielen", sagt er. "Auch wenn ich ein ganz anderer Spielertyp bin als er. Das ist auch besser so, dann werden nicht so leicht Vergleiche angestellt." Der 21-Jährige bevorzugt das feine Spiel, er gestaltet es, spielt Pässe in den freien Raum, auch mal die tödlichen.

Seine Übersicht ist für einen derart jungen Spieler bemerkenswert. Das fiel auch Helmut Kafka, einst Schöns Trainer in der Verbandsauswahl Badens auf. "Andreas war immer Kapitän meiner Mannschaften und mein verlängerter Arm auf dem Platz", sagt er.

Roland Reichel, Verbandssportlehrer Baden, nennt Schön einen "klassischen Strategen mit hoher Ballsicherheit, der in 'Uwe-Bein-Manier' die Spitzen überragend in Szene setzen kann. Mittlerweile hat er auch im Spiel gegen den Ball dazugelernt und ist mit Haken und Ösen sehr bissig im Zweikampf."

Mit Kroos und Marin in der U 17

Hört sich alles sehr schön an. Aber der junge Schön steht halt noch am Anfang seiner Karriere. Begonnen hat er bei den Bambini des SV Sandhausen, als B-Junior ging er zur aufstrebenden TSG 1899 Hoffenheim, um in der Junioren-Bundesliga zu spielen.

Aufgrund der Nähe zu seinem Heimatort Wiesloch konnte er weiter bei seinen Eltern in Wiesloch wohnen. Weil er schon vorher in der regionalen Auswahlmannschaft gespielt hatte, kannte er schon viele seiner Mitspieler bei der TSG. In seinem zweiten Jahr in Hoffenheim wurde er schon Kapitän, auch im zweiten Jahr in der A-Jugend.

"Am Anfang war es schon eine Umstellung, In Sandhausen haben wir dreimal in der Woche trainiert, in Hoffenheim fünfmal, später noch öfter. Aber daran habe ich mich schnell gewöhnt", sagt er. So schnell, dass er in der U 17 dreimal in die Nationalmannschaft berufen wurde - an der Seite von Toni Kroos und Marko Marin. "Diese Erfahrungen kann mir keiner nehmen, das war wunderschön, eine große Ehre."

Mit den Profis im Trainingslager

Noch als Juniorenspieler trainierte er bei den Profis, die seinerzeit in der 2. Bundesliga spielten, fuhr mit ins Trainingslager, hatte erste Einsätze in der zweiten Mannschaft. Nebenbei machte er sein Fachabitur, "das war mir wichtig".

Aber die Zeit, die fürs Lernen und später für den Zivildienst draufging, schränkte ihn ein. "Vielleicht hätte ich bei den Profis eher eine Chance gehabt zu spielen, wenn ich mich damals allein und ausschließlich auf den Fußball konzentriert hätte", sagt Andreas Schön. So blieb es bei Einsätzen im Oberligateam. Und als dieses 2009 nicht den Aufstieg in die Regionalliga schaffte, entschied er sich für einen Vereinswechsel.

Schwester Lisa spielt in Hoffenheim

Rainer Scharinger, der den Mitteleldspieler noch aus Hoffenheim kannte und jetzt als Trainer in Aalen arbeitete, holte Schön, dessen Schwester Lisa bei 1899 im Frauenteam spielt, zum VfR in die Regionalliga. "Im Nachhinein war das der richtige Schritt", sagt er.

Als Stammspieler schaffte er mit seinem Klub den Aufstieg in die 3. Liga. In der neuen Umgebung kam der Neuling nur schwer in Tritt. "Wir mussten einsehen, dass es in der neuen Liga schon anders zuging als vorher", sagt er.

In der Regionalliga waren es die VfR-Kicker gewohnt, dass sich der Gegner hinten reinstellte, dass sie das Spiel machen mussten. In Liga drei aber reicht die spielerische Linie allein nicht mehr aus. Die Athletik und die Kraft spielen eine wichtige Rolle. Und: "Hier ist jede zweite Chance ein Tor", so Schön. "Deshalb war es wichtig, dass wir die Defensive stärkten."

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"Linksfuß mit überragender Technik"

Auch wenn das hieß, dass der Spielmacher einige Wochen nur Ergänzungsspieler war - danach jedoch kämpfte er sich in die erste Elf zurück. Der VfR hat sich mittlerweile ein Stück von den Abstiegsplätzen entfernt.

Rainer Scharinger sagt über seinen Zehner: "Er ist einer der wenigen Spielgestalter, dazu ein Linksfuß mit einer überragenden Technik und Ballsicherheit. Außerdem ist er ein Spezialist für Standardsituationen und zeigt auf dem Platz immer wieder seine hohe Spielintelligenz.“

Aber der Ex-Profi des Karlsruher SC sagt auch: "Im athletischen Bereich muss sich Andreas - wie auch im Kopfballspiel - noch verbessern."

Rot im DFB-Pokal gegen Schalke

Im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten Schalke 04 erlebte Schön im Sommer eine bittere Stunde. Schon nach 18 Minuten wurde er wegen einer Notbremse an Jermaine Jones vom Platz gestellt. Nur knapp mit 1:2 musste sich der Außenseiter in Unterzahl geschlagen geben, Schön sah von draußen zu. "Es war nicht mein bester Tag", sagt er heute, drei Monate später.

Es bringe aber nichts, "danach den Kopf in den Sand zu stecken und in Selbstmitleid zu verfallen. Das habe ich ziemlich schnell eingesehen, zumal auch von der Mannschaft kein einziger Vorwurf kam."

Als Spielmacher ist er es ohnehin gewohnt, den Blick nach vorne zu richten, zu schauen, welche Lösung in welcher Situation die beste ist, wie er den Raum auf dem Platz am besten gestalten kann. Und wenn er so weiter macht, kommt bestimmt auch sein Vater irgendwann wieder ins Stadion. In Aalen oder anderswo.