André Hahn: Auf Umwegen nach oben

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: André Hahn, der heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) mit Mönchengladbach in der Europa League bei Apollon Limassol und am Sonntag (ab 17.30 Uhr, live bei Sky) im Derby der Borussias in Dortmund antritt.

André Hahn führt eine alte Familientradition fort - und schlägt doch völlig aus der Art. Zwar verdient der Fußballprofi sein Geld mit den Beinen. Aber eben mit zwei Beinen statt mit vier. Seine Vorfahren züchteten Pferde und bildeten sie aus. Und auch der kleine André wuchs auf dem Familienhof Blink im Örtchen Otterndorf nahe Cuxhaven inmitten der Vierbeiner auf. Statt für Pferde aber begeisterte sich der Junge ausschließlich für Fußball. Von Anfang an habe er den Traum gehabt, eines Tages in der Bundesliga zu spielen, erinnert sich Vater Andreas Hahn: "Er hat sich im Fußball alles erarbeitet, er ist ja nicht der ganz große Techniker."

"Ich habe noch Luft nach oben"

Dank seines Willens und seines unerschütterlichen Glaubens an sein Können ist Hahn längst eine etablierte Größe in der Bundesliga. Hahn ist ein wichtiger Baustein des schnellen Umschaltfußballs, den Borussia Mönchengladbach derzeit so erfolgreich aufführt. In sämtlichen zehn Ligaspielen wurde Hahn von Trainer Lucien Favre eingesetzt - drei Tore schoss er bislang, zuletzt am vergangenen Sonntag beim Sieg über Verfolger Hoffenheim. Dazu traf er im DFB-Pokal gegen Homburg und in der Qualifikation zur Europa League.

"Sehr, sehr positiv" falle seine Bilanz nach 100 Tagen bei der Borussia aus, sagte Hahn zum Jubiläum im Oktober der Rheinischen Post. Da hat sich einer im Wortsinne nach oben gearbeitet. Und ruht sich nicht auf seinen Verdiensten aus. "Ich habe im taktischen und technischen Bereich schon sehr gut zugelegt", meint Hahn. "Aber ich habe natürlich noch Luft nach oben. Ich möchte immer dazulernen, das weiß der Trainer auch. Deswegen bin ich den Schritt auch gegangen, weil er eben diesen Ruf hat."

Von Trainer Favre lernen

Die Zusammenarbeit mit dem akribischen Fußball-Denker Favre reizt ihn. Gemeinsam arbeiten sie an Kleinigkeiten, die eine große Wirkung auf dem Platz haben sollen. An Hahns Spiel mit dem linken Fuß, an mehr Ruhe am Ball, an größerer Variabilität in seinen Angriffen. Das Pensum des lernwilligen Hahn, der weiß, dass aus ihm kein Techniker mehr wird, ist offensichtlich. Seine Kollegen wählten ihn vor Wochen zum Newcomer des Jahres, die Spielergewerkschaft VDV zeichnete ihn mit dem silbernen Pfeil aus.



Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: André Hahn, der heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) mit Mönchengladbach in der Europa League bei Apollon Limassol und am Sonntag (ab 17.30 Uhr, live bei Sky) im Derby der Borussias in Dortmund antritt.

André Hahn führt eine alte Familientradition fort - und schlägt doch völlig aus der Art. Zwar verdient der Fußballprofi sein Geld mit den Beinen. Aber eben mit zwei Beinen statt mit vier. Seine Vorfahren züchteten Pferde und bildeten sie aus. Und auch der kleine André wuchs auf dem Familienhof Blink im Örtchen Otterndorf nahe Cuxhaven inmitten der Vierbeiner auf. Statt für Pferde aber begeisterte sich der Junge ausschließlich für Fußball. Von Anfang an habe er den Traum gehabt, eines Tages in der Bundesliga zu spielen, erinnert sich Vater Andreas Hahn: "Er hat sich im Fußball alles erarbeitet, er ist ja nicht der ganz große Techniker."

"Ich habe noch Luft nach oben"

Dank seines Willens und seines unerschütterlichen Glaubens an sein Können ist Hahn längst eine etablierte Größe in der Bundesliga. Hahn ist ein wichtiger Baustein des schnellen Umschaltfußballs, den Borussia Mönchengladbach derzeit so erfolgreich aufführt. In sämtlichen zehn Ligaspielen wurde Hahn von Trainer Lucien Favre eingesetzt - drei Tore schoss er bislang, zuletzt am vergangenen Sonntag beim Sieg über Verfolger Hoffenheim. Dazu traf er im DFB-Pokal gegen Homburg und in der Qualifikation zur Europa League.

"Sehr, sehr positiv" falle seine Bilanz nach 100 Tagen bei der Borussia aus, sagte Hahn zum Jubiläum im Oktober der Rheinischen Post. Da hat sich einer im Wortsinne nach oben gearbeitet. Und ruht sich nicht auf seinen Verdiensten aus. "Ich habe im taktischen und technischen Bereich schon sehr gut zugelegt", meint Hahn. "Aber ich habe natürlich noch Luft nach oben. Ich möchte immer dazulernen, das weiß der Trainer auch. Deswegen bin ich den Schritt auch gegangen, weil er eben diesen Ruf hat."

Von Trainer Favre lernen

Die Zusammenarbeit mit dem akribischen Fußball-Denker Favre reizt ihn. Gemeinsam arbeiten sie an Kleinigkeiten, die eine große Wirkung auf dem Platz haben sollen. An Hahns Spiel mit dem linken Fuß, an mehr Ruhe am Ball, an größerer Variabilität in seinen Angriffen. Das Pensum des lernwilligen Hahn, der weiß, dass aus ihm kein Techniker mehr wird, ist offensichtlich. Seine Kollegen wählten ihn vor Wochen zum Newcomer des Jahres, die Spielergewerkschaft VDV zeichnete ihn mit dem silbernen Pfeil aus.

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Hahns Debüt in der Nationalmannschaft im Mai in Hamburg machte das moderne Fußball-Märchen vom Spätberufenen, der sich entgegen aller Widerstände durchboxt, perfekt. Vorerst - denn der Rechtsaußen, der mit Mönchengladbach heute (ab 19 Uhr, live auf Sky) in der Europa League bei Apollon Limassol und am Sonntag (ab 17.30 Uhr, live auf Sky) in der Bundesliga bei Borussia Dortmund antritt, will es nicht bei der bisherigen Erzählung belassen. Er will ihr noch einige Kapitel hinzufügen.

Im Schatten von Sam, Beister oder Ben-Hatira

André Hahns Großvater Franz-Hermann war einst Bundestrainer der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Großmutter Ute eine der erfolgreichsten Reiterinnen Norddeutschlands. Enkel André interessierte sich aber nur für Fußball im örtlichen Klub TSV Otterndorf. Weil sich der Junge zu Höherem berufen fühlt, schließt er sich den nächstgrößeren Vereinen im hohen Norden an - LTS Bremerhaven, Rot-Weiss Cuxhaven, FC Bremerhaven.

Irgendwann fällt er dann doch den Spähern des größten Nordklubs, des Hamburger SV, auf. Hahn spielt für die U 19 in der A-Junioren-Bundesliga und die Zweite Mannschaft des HSV in der Regionalliga. "Bei uns im Dorf hatte ich nur hoch und weit kennengelernt", erzählte Hahn später der Süddeutschen Zeitung. Mit ein Grund, warum seine Mitspieler Sidney Sam, Maximilian Beister oder Änis Ben-Hatira gefördert werden, André Hahn aber nur nebenbei mitläuft. Irgendwann sogar nicht einmal mehr das.

Sander über Hahn: "Das ist der Beste, den ich je trainiert habe"

Beim HSV trauen sie ihm den Sprung in die Bundesliga nicht zu, sein Vertrag wird aufgelöst. Hahn flüchtet zum Ligakonkurrenten FC Oberneuland Richtung Bremen. Mit 200 Mark im Monat muss er dort auskommen, der Klub ist klamm. "Da habe ich im Supermarkt immer das billigste Wasser und Fertigpizza gekauft", erinnerte sich Hahn später in der Bild-Zeitung. Der gelernte Autolackierer schließt mit seiner Fußballkarriere ab und beschließt, daheim in Otterndorf eine Ausbildung im Versicherungsbüro seines Vaters zu machen. Hahn kündigt selbst seinen Vertrag beim FC Oberneuland.

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Doch noch bevor er seinen Traum tatsächlich für ein Leben am Schreibtisch aufgibt, tut sich noch einmal die Chance vom Profifußball auf. Hahn wechselt nach Koblenz in die 3. Liga. Immer noch kein Happy End. Denn nach nur einer Saison zieht die TuS ihre Mannschaft aus finanziellen Gründen zurück, Hahn kommt beim Ligakonkurrenten Kickers Offenbach unter. Petrik Sander, Trainer in Koblenz, empfiehlt seinen Spieler den Hessen mit den Worten: "Das ist der Beste, den ich je trainiert habe."

Nach Anruf von Flick: "Ich habe am ganzen Körper gezittert"

Und Hahn fällt auf. Nicht den benachbarten Frankfurtern. Dafür aber Weltmeister Stefan Reuter. Der Manager des FC Augsburg traut Hahn den Sprung in die Bundesliga zu. Und weil er nicht bis zum Saisonende warten will, darauf etwa, dass die Konkurrenz aus Frankfurt doch noch aufwacht und den Offenbacher entdeckt, überweist er 250.000 Euro Ablöse an die Kickers. Mittlerweile wird Hahns Marktwert auf sieben Millionen Euro taxiert. Damit ist er im Kreise der Klienten seines Beraters - Marco Reus, Mario Götze oder etwa Toni Kroos - noch immer beinahe ein Schnäppchen. Von Mineralwasser und Tiefkühlpizza vom Discounter muss Hahn aber schon lange nicht mehr leben.

Denn auch Augsburg bleibt nur eine Episode. Beim beschaulichen Klub in Schwaben entwickelt er sich zum Nationalspieler - dem ersten Augsburger seit Helmut Haller. Als sich der damalige Assistent des Bundestrainers, Hansi Flick, bei ihm meldete, glaubte Hahn zunächst, "verarscht" zu werden, erzählte er der Süddeutschen. Als er Flick schließlich erkannt hatte, "habe ich am ganzen Körper gezittert. Wenn man meinen Werdegang sieht, ist das was ganz Besonderes für mich."

Im März 2014 stand Hahn beim Testspiel gegen Chile zunächst im Kader, beim 0:0 in Hamburg gegen Polen folgte dann das Debüt. Und auch in der Bundesliga zog Hahn weiter. Nach Mönchengladbach. In den internationalen Fußball. An die Spitze der Bundesliga. André Hahn hat alle Hürden übersprungen - nach guter alter Familientradition.