Adamowicz: "Die EURO hat uns Schwung gegeben"

Irland, Spanien und Deutschland haben im Umfeld von Danzig ihr Teamquartier während der Europameisterschaft aufgeschlagen. Pawel Adamowicz freut das. Der 46 Jährige, seit 2002 Oberbürgermeister der 450.000 Einwohner-Stadt Gdansk, ist beliebt bei Danzigs Bürgern.

2006 und 2010 gewann er im ersten Wahlgang. Redakteur Thomas Hackbarth fragt Danzigs OB im aktuellen DFB.de-Interview nach seinen sportlichen und wirtschaftlichen Erwartungen für die EM.

DFB.de: Herr Adamowicz, was denken die Polen über die Deutschen?

Pawel Adamowicz: Die jungen und gebildeten Polen sehen in Deutschland den größten Nachbarn Polens, eine moderne und florierende Wirtschaftsnation. Sie sehnen sich nach den Lebensbedingungen und dem Wohlstand der Deutschen. Ältere denken zwar an den 2. Weltkrieg zurück, aber für uns Polen sind die Deutschen heute keine Feinde mehr. Vielleicht noch eine gewagte These: Der durchschnittliche Pole weiß mehr über Deutschland als umgekehrt.

DFB.de: Jetzt da die deutsche Mannschaft Gast in Danzig ist, dürfen wir da auf Ihr Daumendrücken hoffen?

Adamowicz: Die deutsche Mannschaft ist ein Titelfavorit, dem viele Danziger die Daumen drücken. Schließlich Danzig hat bis heute eine große Bedeutung für das polnisch-deutsche Kulturerbe. Wir schätzen den deutschen Teil unserer Stadtgeschichte. Vor Kurzem haben wir in Berlin die Ausstellung "1000 Jahre Nachbarschaft" veranstaltet, die sich mit den deutsch-polnischen Verflechtungen der Geschichte beschäftigt hat.

DFB.de: Eine EM verspricht einen Imagegewinn, gerade auch für die Turnierstädte. Was erwarten Sie konkret für Ihre Stadt?

Adamowicz: Das Turnier hat alle Danziger motiviert, überall in der Stadt sind Investitionen getätigt worden und das sieht man auch. Die EURO hat uns zusätzlichen Schwung gegeben. Praktisch als willkommener Nebeneffekt entstanden neue Möglichkeiten, EU-Zuschüsse zu beantragen. Wir haben eine neue südliche Umgehungsstraße Richtung Warschau bekommen, auch eine neue Verbindung zum Flughafen, wo ein neues Terminal entstanden ist. Unter dem Strich sehen wir in jedem Bereich des städtischen Lebens Verbesserungen. Heute kann ich sagen, dass mehr geschehen ist, als selbst ich es anfänglich gedacht hätte. Doch es gab noch einen zweiten positiven Effekt ist, dass unterschiedliche Personen und Gruppierungen zusammen arbeiten mussten, enger und effektiver als zuvor. Wir Polen sind Individualisten, vielleicht noch etwas mehr als andere Völker, insofern hat uns diese Erfahrung gut getan.



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Irland, Spanien und Deutschland haben im Umfeld von Danzig ihr Teamquartier während der Europameisterschaft aufgeschlagen. Pawel Adamowicz freut das. Der 46 Jährige, seit 2002 Oberbürgermeister der 450.000 Einwohner-Stadt Gdansk, ist beliebt bei Danzigs Bürgern.

2006 und 2010 gewann er im ersten Wahlgang. Redakteur Thomas Hackbarth fragt Danzigs OB im aktuellen DFB.de-Interview nach seinen sportlichen und wirtschaftlichen Erwartungen für die EM.

DFB.de: Herr Adamowicz, was denken die Polen über die Deutschen?

Pawel Adamowicz: Die jungen und gebildeten Polen sehen in Deutschland den größten Nachbarn Polens, eine moderne und florierende Wirtschaftsnation. Sie sehnen sich nach den Lebensbedingungen und dem Wohlstand der Deutschen. Ältere denken zwar an den 2. Weltkrieg zurück, aber für uns Polen sind die Deutschen heute keine Feinde mehr. Vielleicht noch eine gewagte These: Der durchschnittliche Pole weiß mehr über Deutschland als umgekehrt.

DFB.de: Jetzt da die deutsche Mannschaft Gast in Danzig ist, dürfen wir da auf Ihr Daumendrücken hoffen?

Adamowicz: Die deutsche Mannschaft ist ein Titelfavorit, dem viele Danziger die Daumen drücken. Schließlich Danzig hat bis heute eine große Bedeutung für das polnisch-deutsche Kulturerbe. Wir schätzen den deutschen Teil unserer Stadtgeschichte. Vor Kurzem haben wir in Berlin die Ausstellung "1000 Jahre Nachbarschaft" veranstaltet, die sich mit den deutsch-polnischen Verflechtungen der Geschichte beschäftigt hat.

DFB.de: Eine EM verspricht einen Imagegewinn, gerade auch für die Turnierstädte. Was erwarten Sie konkret für Ihre Stadt?

Adamowicz: Das Turnier hat alle Danziger motiviert, überall in der Stadt sind Investitionen getätigt worden und das sieht man auch. Die EURO hat uns zusätzlichen Schwung gegeben. Praktisch als willkommener Nebeneffekt entstanden neue Möglichkeiten, EU-Zuschüsse zu beantragen. Wir haben eine neue südliche Umgehungsstraße Richtung Warschau bekommen, auch eine neue Verbindung zum Flughafen, wo ein neues Terminal entstanden ist. Unter dem Strich sehen wir in jedem Bereich des städtischen Lebens Verbesserungen. Heute kann ich sagen, dass mehr geschehen ist, als selbst ich es anfänglich gedacht hätte. Doch es gab noch einen zweiten positiven Effekt ist, dass unterschiedliche Personen und Gruppierungen zusammen arbeiten mussten, enger und effektiver als zuvor. Wir Polen sind Individualisten, vielleicht noch etwas mehr als andere Völker, insofern hat uns diese Erfahrung gut getan.

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DFB.de: Und drittens…?

Adamowicz: Drittens ist die EURO auch ein Versprechen an die Zukunft. Wir wollen Danzig uns in den kommenden Wochen als eine freundliche, moderne Stadt präsentieren. Die Fans sollen auch nach der EURO wieder nach Danzig kommen. Vor 23 Jahren hatten wir die politische Wende. Wir sind immer noch ein Land im Wiederaufbau nach der Zeit des Kommunismus, aber bis heute ist schon viel geschehen. Das alles wollen wir Europa in den kommenden Tagen zeigen.

DFB.de: Herr Oberbürgermeister, in Prozenten, wie groß ist die Titelchance der polnischen Mannschaft?

Adamowicz: Nicht besonders groß. Aber wenn wir uns irgendwie für das Viertelfinale qualifizieren, wer weiß…Der Appetit wird manchmal während des Essens größer. Längerfristig können wir von den Deutschen viel lernen, gerade wenn es um die Nachwuchsförderung geht. Auch das ist ein Mehrwert der Europameisterschaft.

DFB.de: Danzig hat ein schönes Stadtmotto: Nec temere, nic timide – Weder unbesonnen, noch furchtsam. Dürfen wir uns das Motto für die Euro ausleihen?

Adamowicz: Das darf die deutsche Mannschaft sicherlich. Wir wünschen Joachim Löw und seinen Spielern alles Gute und viel Glück!