50 Jahre Bundesliga: Die Spielzeit 2004/2005

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu gibt es auf DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 2004/2005.

Am 25. Spieltag deutete absolut nichts darauf hin, dass es letztlich wieder ein ganz normaler Saisonabschluss werden sollte. Denn an diesem 13. März, es war ein Sonntag, zirkelte der Brasilianer Lincoln einen Freistoß, der zu diesem Wochentag passte, in den Winkel des Bayern-Tores. Oliver Kahn war machtlos gegen den Sonntagsschuss, der die Bayern die Tabellenführung kostete.

Schalke 04 stand neun Spiele vor Schluss erstmals seit vier Jahren wieder auf Platz eins, mit immerhin drei Punkten Vorsprung. Manager Rudi Assauer sagte: "Am Ende der Saison wird sich die Klasse durchsetzen, und unsere Mannschaft hat die Klasse." Dummerweise vergaß sie, diese im Endspurt abzurufen: Schalke verlor noch fünfmal und die Bayern, die alle neun Spiele gewannen, wurden mit satten 14 Punkten Vorsprung Meister.

Bayern feiert fünften Titel in sieben Jahren

Titelverteidiger Werder wurde immerhin Dritter, ihm fehlten schon 18 Punkte. Wieder einmal zeigte es sich, wie schwer es für Bayern-Konkurrenten ist, kontinuierlich oben zu bleiben. Der HSV, Borussia Dortmund, das im März 2005 mit knapper Not der Insolvenz entging, oder Bayer Leverkusen konnten das bezeugen - Werder wusste das schon seit den Achtzigern. Nun brauchten auch die Bremer wieder ein Fernglas, um nach oben zu gucken.

Auf dem Gipfel fühlten sich im neuen Jahrtausend nur die Bayern zu Hause, es war ihr fünfter Titel in sieben Jahren. Und das fünfte Double kam - fast schon obligatorisch - dazu. Dass es einem neuen Trainer gelang, war allerdings auch für Bayern-Verhältnisse neu. Felix Magath hatte an der Isar den vielzitierten Einstand nach Maß und einen Kader, der über den Dingen schwebte.

Schweinsteiger rückt ins Blickfeld

Größte Verstärkung der Saison war der nächste Leverkusen-Zugang, der Brasilianer Lucio. Wunderknabe Sebastian Deisler, im Vorjahr wegen Depressionen in Behandlung, spielte erstmals eine gute Rolle in München, und mit Bastian Schweinsteiger machte ein Talent aus den eigenen Reihen auf sich aufmerksam.

Die Jungen orientierten sich an Kapitän Oliver Kahn und den Leitwölfen Michael Ballack, Thomas Linke oder Jens Jeremies. Die Mischung aus Erfahrung und Talent, Teamplayern und Individualisten, Deutschen und Ausländern wie Roy Makaay, Bixente Lizarazu oder Willy Sagnol war den Bayern 2004/2005 besonders gut gelungen. Vom FC Hollywood war nicht mehr die Rede, nur die Anfangsprobleme der Spieler mit Magath - es ging um Weckzeiten und Trainingspläne - füllten die Schlagzeilen des Boulevards.

Mainz und Klopp feiern Bundesligadebüt

Auch ein Klub, der dort bisher nie erschienen war, wurde plötzlich bundesweit bekannt. Mainz 05, der 49. Bundesligist seit 1963, überstand seine erste Saison mit Bravour, stürmte forsch drauf los und war im Herbst sogar für 28 Minuten Tabellenführer. Im kleinen Stadion am Bruchweg war immer Stimmung, hier bekam auch der Gegner Applaus.

Bei Toren spielten sie den Nahalla-Marsch, und mit ihrem 37-jährigen Trainer, einem gewissen Jürgen Klopp, hatte der selbsternannte "Karnevalsverein" einen Sympathieträger der besonderen Art. Kurzum: Mainz war ein Aufsteiger zum Liebhaben. Nicht nur Michael Ballack gratulierte zum Klassenverbleib: "Mainz hat sich das redlich verdient - ein sehr sympathischer Verein."

Nicht immer garantieren Sympathiewerte den Klassenverbleib, und so stieg der SC Freiburg mit seinem ewigen Trainer Volker Finke ein drittes Mal ab. Auch ein Rekord. Der Osten verlor sein letztes Flaggschiff, nach zehn Jahren segelte Rostocks Hansa-Kogge wieder in der zweiten Reihe.

Der Fall Hoyzer

Die komplette Rückrunde wurde durch einen der größten Skandale des deutschen Fußballs überschattet. Der Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer wurde im Januar überführt, im Bunde mit einer "Wettmafia" Spiele manipuliert zu haben. Tatsächlich war der Schaden unterhalb der Bundesliga angesiedelt, letztlich wurde nur eine Zweitligapartie wiederholt.

Die Bundesliga blieb verschont, aber betroffen war sie irgendwie auch. HSV-Trainer Klaus Toppmöller wäre vielleicht nicht entlassen worden, hätten Hoyzer und Co. das DFB-Pokalspiel in Paderborn nicht manipuliert. Konkrete Folgen, die bis zum heutigen Tag wirken: die Ansetzung von Schiedsrichtern erfolgt kurzfristig, außerdem gilt für Profis absolutes Wettverbot. Robert Hoyzer musste ins Gefängnis. Und die Zuschauer? Kamen zahlreicher denn je.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 42. BUNDESLIGASAISON

Tore: 890
Torschützenkönig: Marek Mintal (1. FC Nürnberg) 24
Zuschauer: 10.765.974 (35.183 pro Spiel) - Rekord
Meister: Bayern München
Absteiger: VfL Bochum, Hansa Rostock, SC Freiburg
Aufsteiger: MSV Duisburg, 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt
Trainerentlassungen: 8
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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu gibt es auf DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 2004/2005.

Am 25. Spieltag deutete absolut nichts darauf hin, dass es letztlich wieder ein ganz normaler Saisonabschluss werden sollte. Denn an diesem 13. März, es war ein Sonntag, zirkelte der Brasilianer Lincoln einen Freistoß, der zu diesem Wochentag passte, in den Winkel des Bayern-Tores. Oliver Kahn war machtlos gegen den Sonntagsschuss, der die Bayern die Tabellenführung kostete.

Schalke 04 stand neun Spiele vor Schluss erstmals seit vier Jahren wieder auf Platz eins, mit immerhin drei Punkten Vorsprung. Manager Rudi Assauer sagte: "Am Ende der Saison wird sich die Klasse durchsetzen, und unsere Mannschaft hat die Klasse." Dummerweise vergaß sie, diese im Endspurt abzurufen: Schalke verlor noch fünfmal und die Bayern, die alle neun Spiele gewannen, wurden mit satten 14 Punkten Vorsprung Meister.

Bayern feiert fünften Titel in sieben Jahren

Titelverteidiger Werder wurde immerhin Dritter, ihm fehlten schon 18 Punkte. Wieder einmal zeigte es sich, wie schwer es für Bayern-Konkurrenten ist, kontinuierlich oben zu bleiben. Der HSV, Borussia Dortmund, das im März 2005 mit knapper Not der Insolvenz entging, oder Bayer Leverkusen konnten das bezeugen - Werder wusste das schon seit den Achtzigern. Nun brauchten auch die Bremer wieder ein Fernglas, um nach oben zu gucken.

Auf dem Gipfel fühlten sich im neuen Jahrtausend nur die Bayern zu Hause, es war ihr fünfter Titel in sieben Jahren. Und das fünfte Double kam - fast schon obligatorisch - dazu. Dass es einem neuen Trainer gelang, war allerdings auch für Bayern-Verhältnisse neu. Felix Magath hatte an der Isar den vielzitierten Einstand nach Maß und einen Kader, der über den Dingen schwebte.

Schweinsteiger rückt ins Blickfeld

Größte Verstärkung der Saison war der nächste Leverkusen-Zugang, der Brasilianer Lucio. Wunderknabe Sebastian Deisler, im Vorjahr wegen Depressionen in Behandlung, spielte erstmals eine gute Rolle in München, und mit Bastian Schweinsteiger machte ein Talent aus den eigenen Reihen auf sich aufmerksam.

Die Jungen orientierten sich an Kapitän Oliver Kahn und den Leitwölfen Michael Ballack, Thomas Linke oder Jens Jeremies. Die Mischung aus Erfahrung und Talent, Teamplayern und Individualisten, Deutschen und Ausländern wie Roy Makaay, Bixente Lizarazu oder Willy Sagnol war den Bayern 2004/2005 besonders gut gelungen. Vom FC Hollywood war nicht mehr die Rede, nur die Anfangsprobleme der Spieler mit Magath - es ging um Weckzeiten und Trainingspläne - füllten die Schlagzeilen des Boulevards.

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Mainz und Klopp feiern Bundesligadebüt

Auch ein Klub, der dort bisher nie erschienen war, wurde plötzlich bundesweit bekannt. Mainz 05, der 49. Bundesligist seit 1963, überstand seine erste Saison mit Bravour, stürmte forsch drauf los und war im Herbst sogar für 28 Minuten Tabellenführer. Im kleinen Stadion am Bruchweg war immer Stimmung, hier bekam auch der Gegner Applaus.

Bei Toren spielten sie den Nahalla-Marsch, und mit ihrem 37-jährigen Trainer, einem gewissen Jürgen Klopp, hatte der selbsternannte "Karnevalsverein" einen Sympathieträger der besonderen Art. Kurzum: Mainz war ein Aufsteiger zum Liebhaben. Nicht nur Michael Ballack gratulierte zum Klassenverbleib: "Mainz hat sich das redlich verdient - ein sehr sympathischer Verein."

Nicht immer garantieren Sympathiewerte den Klassenverbleib, und so stieg der SC Freiburg mit seinem ewigen Trainer Volker Finke ein drittes Mal ab. Auch ein Rekord. Der Osten verlor sein letztes Flaggschiff, nach zehn Jahren segelte Rostocks Hansa-Kogge wieder in der zweiten Reihe.

Der Fall Hoyzer

Die komplette Rückrunde wurde durch einen der größten Skandale des deutschen Fußballs überschattet. Der Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer wurde im Januar überführt, im Bunde mit einer "Wettmafia" Spiele manipuliert zu haben. Tatsächlich war der Schaden unterhalb der Bundesliga angesiedelt, letztlich wurde nur eine Zweitligapartie wiederholt.

Die Bundesliga blieb verschont, aber betroffen war sie irgendwie auch. HSV-Trainer Klaus Toppmöller wäre vielleicht nicht entlassen worden, hätten Hoyzer und Co. das DFB-Pokalspiel in Paderborn nicht manipuliert. Konkrete Folgen, die bis zum heutigen Tag wirken: die Ansetzung von Schiedsrichtern erfolgt kurzfristig, außerdem gilt für Profis absolutes Wettverbot. Robert Hoyzer musste ins Gefängnis. Und die Zuschauer? Kamen zahlreicher denn je.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 42. BUNDESLIGASAISON

Tore: 890
Torschützenkönig: Marek Mintal (1. FC Nürnberg) 24
Zuschauer: 10.765.974 (35.183 pro Spiel) - Rekord
Meister: Bayern München
Absteiger: VfL Bochum, Hansa Rostock, SC Freiburg
Aufsteiger: MSV Duisburg, 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt
Trainerentlassungen: 8