50 Jahre Bundesliga: Die Saison 2009/2010

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu gibt es auf DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 2009/2010.

Der Retter kam kurz vor Toresschluss. Arjen Robben wurde noch in der letzten August-Woche von der Ersatzbank bei Real Madrid nach München geholt, wo sie schon wieder das Schlimmste befürchteten. Der fünfte Trainer in vier Jahren hatte nicht gerade einen glücklichen Start gehabt, präzise war es der schlechteste seit 43 Jahren. Nach zwei Unentschieden verloren die Bayern sogar bei Aufsteiger Mainz 05. Der Welt-Trainer Louis van Gaal im August 2009 - ein Holländer in Not.

Robben eingewechselt - und trotzdem zwei Premierentore

Dann also kam Landsmann Robben für 24 Millionen Euro. Van Gaal setzte ihn gegen Meister VfL Wolfsburg auf die Bank, doch nach der Pause durfte er ran: Robben schoss zwei Tore, die Bayern gewannen 3:0. Es war mehr als nur süße Rache am Meister, der die Münchner 2008/2009 so gedemütigt hatte.

Es war die Initialzündung für eine am Ende grandiose Saison, der nur ein bisschen Schlachtenglück zum totalen Triumph fehlte. Das Triple blieb den Bayern 2009/2010 versagt, im Finale der Champions League unterlagen sie Inter Mailand in Madrid mit 0:2, weshalb der deutsche Fußball seit 2001 weiterhin auf einen internationalen Titel wartet. Aber die "Holland-Connection", Kapitän Mark van Bommel als Drahtzieher des Robben-Transfers war der dritte im Bunde, führte die Bayern zum bereits achten Double.

Van Gaal: "Prozesstrainer" und "Feierbiest"

Louis van Gaal, im Umgang nicht immer der Freundlichste, hatte Recht bekommen. "Ich bin ein Prozesstrainer", hatte er den Kritikern gesagt. Der Prozess trug Früchte: Mit Holger Badstuber und Thomas Müller, der in seinem ersten Profijahr gleich zur WM fuhr und Torschützenkönig wurde, förderte er Talent, mit Lucio und Luca Toni vergraulte er Routiniers. Aber bei dem spektakulären Fußball, den die Bayern ab der Rückrunde spielten, in der der deutsche WM-Sturm mit Rekordtransfer Mario Gomez (35 Millionen) und Miroslav Klose meist die Bank drückte, verstummten alle Zweifler.

Die Ordnung war aus Münchner Sicht wieder hergestellt, van Gaal wurde bei der Meisterparty zum "Feierbiest" und hielt launige Reden. Eines stand fest: Die Liga war um einen Typen reicher. Und sie erlebte ein weiteres Beispiel dafür, dass Meister von Bayerns Gnaden im Folgejahr abstürzen.

Ohne Felix Magath, der mit Schalke die nächste Sensation schaffte und mit einer äußerst unerfahrenen Mannschaft Vizemeister wurde, irrten die "Wölfe" orientierungslos durch den finsteren Wald. Die Doppelbelastung durch die Champions League kostete Kraft, Trainer Armin Veh wurde am 19. Spieltag entlassen - auf Platz zehn liegend.

Heynckes kehrt auf die Bundesligabühne zurück

Gefährlicher wurden den Bayern dagegen ihr ehemaliger und aktueller Trainer. Jupp Heynckes, der im Saisonfinale als Aushilfskraft die Champions League erreichte, hatte noch einmal Spaß am Trainerjob gefunden und nahm das Angebot von Bayer Leverkusen an. Der nunmehr 64-Jährige trieb die Werkself zu einem Startrekord der Bundesliga-Historie, erst am 25. Spieltag verlor sie erstmals, mit 2:3 in Nürnberg. Am Ende reichte es für Platz vier.

Werder Bremen zeigte sich gut erholt und wurde im elften Jahr der Ära Thomas Schaaf und Klaus Allofs im Endspurt Dritter. Jürgen Klopp führte Dortmund in seinem zweiten Jahr in die Europa League, BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte stolz: "Wir haben unser Soll übererfüllt." Ein Satz, der nicht erahnen ließ, dass der BVB erst am Anfang stand.

Enke nimmt sich das Leben

Am Ende war Hertha BSC. Wer nur ein Heimspiel, das erste, gewinnt, darf sich nicht über den Abstieg wundern - nach 13 langen Jahren wurde die Hauptstadt wieder Bundesligaprovinz. Die Anhänger quittierten es mit Gewaltexzessen, die die Liga erschütterten. Nach der Heimniederlage gegen Nürnberg stürmten Vermummte den Platz und schlugen mit Eisenstangen um sich. Szenen, die man nie sehen will - aber nie waren sie unpassender als in dieser Saison.

Im November hatte sich eine der größten Tragödien des Fußballs ereignet: Nationaltorwart Robert Enke (Hannover 96), der jahrelang unter Depressionen gelitten hatte, nahm sich das Leben. DFB, DFL und Verein ehrten ihn in einer Trauerfeier im Stadion, Mitspieler trugen den Sarg hinein. DFB-Präsident Theo Zwanziger hielt eine bewegende Trauerrede. Wer sie gehört hat, wird einen Satz nie vergessen: "Fußball ist nicht alles!"

ZAHLEN UND FAKTEN DER 47. BUNDESLIGASAISON

Tore: 866 (2,83 pro Spiel)
Torschützenkönig: Edin Dzeko (VfL Wolfsburg) 22
Zuschauer: 12.791.508 (41.802 pro Spiel)
Meister: Bayern München
Absteiger: VfL Bochum, Hertha BSC
Aufsteiger: 1. FC Kaiserslautern, FC St. Pauli
Trainerentlassungen: 10
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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu gibt es auf DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 2009/2010.

Der Retter kam kurz vor Toresschluss. Arjen Robben wurde noch in der letzten August-Woche von der Ersatzbank bei Real Madrid nach München geholt, wo sie schon wieder das Schlimmste befürchteten. Der fünfte Trainer in vier Jahren hatte nicht gerade einen glücklichen Start gehabt, präzise war es der schlechteste seit 43 Jahren. Nach zwei Unentschieden verloren die Bayern sogar bei Aufsteiger Mainz 05. Der Welt-Trainer Louis van Gaal im August 2009 - ein Holländer in Not.

Robben eingewechselt - und trotzdem zwei Premierentore

Dann also kam Landsmann Robben für 24 Millionen Euro. Van Gaal setzte ihn gegen Meister VfL Wolfsburg auf die Bank, doch nach der Pause durfte er ran: Robben schoss zwei Tore, die Bayern gewannen 3:0. Es war mehr als nur süße Rache am Meister, der die Münchner 2008/2009 so gedemütigt hatte.

Es war die Initialzündung für eine am Ende grandiose Saison, der nur ein bisschen Schlachtenglück zum totalen Triumph fehlte. Das Triple blieb den Bayern 2009/2010 versagt, im Finale der Champions League unterlagen sie Inter Mailand in Madrid mit 0:2, weshalb der deutsche Fußball seit 2001 weiterhin auf einen internationalen Titel wartet. Aber die "Holland-Connection", Kapitän Mark van Bommel als Drahtzieher des Robben-Transfers war der dritte im Bunde, führte die Bayern zum bereits achten Double.

Van Gaal: "Prozesstrainer" und "Feierbiest"

Louis van Gaal, im Umgang nicht immer der Freundlichste, hatte Recht bekommen. "Ich bin ein Prozesstrainer", hatte er den Kritikern gesagt. Der Prozess trug Früchte: Mit Holger Badstuber und Thomas Müller, der in seinem ersten Profijahr gleich zur WM fuhr und Torschützenkönig wurde, förderte er Talent, mit Lucio und Luca Toni vergraulte er Routiniers. Aber bei dem spektakulären Fußball, den die Bayern ab der Rückrunde spielten, in der der deutsche WM-Sturm mit Rekordtransfer Mario Gomez (35 Millionen) und Miroslav Klose meist die Bank drückte, verstummten alle Zweifler.

Die Ordnung war aus Münchner Sicht wieder hergestellt, van Gaal wurde bei der Meisterparty zum "Feierbiest" und hielt launige Reden. Eines stand fest: Die Liga war um einen Typen reicher. Und sie erlebte ein weiteres Beispiel dafür, dass Meister von Bayerns Gnaden im Folgejahr abstürzen.

Ohne Felix Magath, der mit Schalke die nächste Sensation schaffte und mit einer äußerst unerfahrenen Mannschaft Vizemeister wurde, irrten die "Wölfe" orientierungslos durch den finsteren Wald. Die Doppelbelastung durch die Champions League kostete Kraft, Trainer Armin Veh wurde am 19. Spieltag entlassen - auf Platz zehn liegend.

Heynckes kehrt auf die Bundesligabühne zurück

Gefährlicher wurden den Bayern dagegen ihr ehemaliger und aktueller Trainer. Jupp Heynckes, der im Saisonfinale als Aushilfskraft die Champions League erreichte, hatte noch einmal Spaß am Trainerjob gefunden und nahm das Angebot von Bayer Leverkusen an. Der nunmehr 64-Jährige trieb die Werkself zu einem Startrekord der Bundesliga-Historie, erst am 25. Spieltag verlor sie erstmals, mit 2:3 in Nürnberg. Am Ende reichte es für Platz vier.

Werder Bremen zeigte sich gut erholt und wurde im elften Jahr der Ära Thomas Schaaf und Klaus Allofs im Endspurt Dritter. Jürgen Klopp führte Dortmund in seinem zweiten Jahr in die Europa League, BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte stolz: "Wir haben unser Soll übererfüllt." Ein Satz, der nicht erahnen ließ, dass der BVB erst am Anfang stand.

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Enke nimmt sich das Leben

Am Ende war Hertha BSC. Wer nur ein Heimspiel, das erste, gewinnt, darf sich nicht über den Abstieg wundern - nach 13 langen Jahren wurde die Hauptstadt wieder Bundesligaprovinz. Die Anhänger quittierten es mit Gewaltexzessen, die die Liga erschütterten. Nach der Heimniederlage gegen Nürnberg stürmten Vermummte den Platz und schlugen mit Eisenstangen um sich. Szenen, die man nie sehen will - aber nie waren sie unpassender als in dieser Saison.

Im November hatte sich eine der größten Tragödien des Fußballs ereignet: Nationaltorwart Robert Enke (Hannover 96), der jahrelang unter Depressionen gelitten hatte, nahm sich das Leben. DFB, DFL und Verein ehrten ihn in einer Trauerfeier im Stadion, Mitspieler trugen den Sarg hinein. DFB-Präsident Theo Zwanziger hielt eine bewegende Trauerrede. Wer sie gehört hat, wird einen Satz nie vergessen: "Fußball ist nicht alles!"

ZAHLEN UND FAKTEN DER 47. BUNDESLIGASAISON

Tore: 866 (2,83 pro Spiel)
Torschützenkönig: Edin Dzeko (VfL Wolfsburg) 22
Zuschauer: 12.791.508 (41.802 pro Spiel)
Meister: Bayern München
Absteiger: VfL Bochum, Hertha BSC
Aufsteiger: 1. FC Kaiserslautern, FC St. Pauli
Trainerentlassungen: 10