50 Jahre Bundesliga: Die Saison 1978/1979

Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras für noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 1978/1979.

Der dominierende Spielmacher der 16. Saison trug keine Rückennummer und bezog auch kein Gehalt. Aktiv war er trotzdem - und das außerordentlich rege. General Winter sorgte für das bis dahin größte Terminchaos der Bundesligahistorie: 46 Spielausfälle trieben einige Klubs in existenzielle Sorgen, denn noch waren Eintrittsgelder die Haupteinnahmequelle. Und wenn sie monatelang ausblieben, konnte das auch die Großen in Schwierigkeiten bringen. Die Kleinen allemal: Darmstadt 98, der VfL Bochum, der MSV Duisburg, Eintracht Braunschweig und Fortuna Düsseldorf mussten im Winter 1978/1979 sechsstellige Kredite aufnehmen, um die laufenden Kosten zu tragen.

Im Januar 1979 fielen 21 von 27 angesetzten Spielen aus, fünf Klubs spielten überhaupt nicht. Der DFB lud Anfang Februar alle 18 Präsidenten in die Zentrale, um sich zu beraten, und der Kicker fragte am 5. Februar in großer Aufmachung: "Geht die Bundesliga kaputt?"

Langer Dreikampf um die Meisterschaft

Ging sie nicht, sie bekam nur kalte Füße im schneereichen Rekordwinter. Und den Fans wurde beim Blick auf die Tabelle, die erst am 29. Mai (!) begradigt war, etwas schwindlig. Wer im Dreikampf um die Meisterschaft zwischen Herbstmeister Kaiserslautern, dem HSV und dem VfB Stuttgart vorne lag, war so lange eine akademische Frage. Nach Pluspunkten waren es die Hamburger monatelang nicht, doch immer hatten sie wegen der meisten Nachholspiele die wenigsten Minuspunkte - eine erst 1995 abgeschaffte Zählweise.

Wer Meister werden wollte, wurde im Frühjahr aber immer deutlicher: Der HSV blieb 13 Spiele ungeschlagen, reihte sieben Siege aneinander und demonstrierte beim 6:0 über den enttäuschenden Titelverteidiger 1. FC Köln seine Klasse. Dem neuen Trainer Branko Zebec war es auf Anhieb gelungen, Millionen-Stareinkauf Kevin Keegan, im Vorjahr noch ein Fremdkörper, zu integrieren. Der kleine Engländer, "Zaubermaus" genannter Mittelfeldspieler, erzielte die meisten HSV-Tore (17), gefolgt von "Kopfballungeheuer" Horst Hrubesch (13). Das Duo lieferte den Beweis dafür, dass sich Geduld mit Neuen auszahlen kann - ihre Leistungen explodierten förmlich im zweiten Jahr.

Sein Meisterstück machte der HSV am 33. Spieltag mit einem 0:0 bei Arminia Bielefeld, das wie die anderen Aufsteiger direkt wieder abstieg. Die Meisterfeier in der Woche darauf im eigenen Stadion geriet zur Chaosveranstaltung, als Fans nach Abpfiff das Feld stürmen wollten und die Zäune brachen. Zum Glück gab es keine Toten, nur Hunderte Verletzte und schreckliche Bilder.

Bayern beendet Saison auf Platz vier

Die in diesem Spiel siegreichen Bayern beendeten eine erneut aufregende Saison auf dem vierten Platz. Im März hatten sie es mit einem Spieleraufstand gegen den vom Vorstand auserkorenen neuen Trainer Max Merkel bis in die Tagesschau geschafft. Merkel kam nicht, Präsident Wilhelm Neudecker trat zurück und die Spieler um Rückkehrer Paul Breitner hatten den Trainer, den sie wollten: den unscheinbaren Pal Csernai. Unter ihm wurde Bayern die drittbeste Rückrundenmannschaft, künftige Großtaten kündigten sich an.

Drei Weltmeister aus der großen Ära aber spielten ihre letzte Saison: Rekordtorjäger Gerd Müller floh im Februar 1979 aus Wut über seine Auswechslung nach Florida, Uli Hoeneß musste seine Karriere wegen Knieproblemen bereits mit 27 beenden und wurde neuer Bayern-Manager und Nationalkeeper Sepp Maier baute nach Saisonende einen Autounfall. Er hatte einen Schutzengel, aber spielen konnte er nie mehr.

Es gab aber auch gute Nachrichten für den deutschen Fußball: Borussia Mönchengladbach, in der Liga nur Zehnter, gewann im Mai zum zweiten Mal den UEFA-Pokal. Dagegen konnte auch General Winter nichts machen.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 16. BUNDESLIGASAISON

Tore: 963 (3,15 pro Spiel)
Torschützenkönig: Klaus Allofs (Fortuna Düsseldorf/22)
Zuschauer: 7.351.341 (24.024 pro Spiel)
Meister: Hamburger SV
Absteiger: Arminia Bielefeld, 1. FC Nürnberg, Darmstadt 98
Aufsteiger: Bayer Leverkusen, 1860 München, Bayer Uerdingen
Trainerentlassungen: 8

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Ein rundes Jubiläum steht für Europas erfolgreichste Liga kurz bevor. Pünktlich dazu startet DFB.de eine neue Serie. In "Eine Erfolgsgeschichte: 50 Jahre Bundesliga" fasst der Autor und Historiker Udo Muras für noch einmal alle bisherigen Spielzeiten der deutschen Eliteklasse zusammen. Heute: die Saison 1978/1979.

Der dominierende Spielmacher der 16. Saison trug keine Rückennummer und bezog auch kein Gehalt. Aktiv war er trotzdem - und das außerordentlich rege. General Winter sorgte für das bis dahin größte Terminchaos der Bundesligahistorie: 46 Spielausfälle trieben einige Klubs in existenzielle Sorgen, denn noch waren Eintrittsgelder die Haupteinnahmequelle. Und wenn sie monatelang ausblieben, konnte das auch die Großen in Schwierigkeiten bringen. Die Kleinen allemal: Darmstadt 98, der VfL Bochum, der MSV Duisburg, Eintracht Braunschweig und Fortuna Düsseldorf mussten im Winter 1978/1979 sechsstellige Kredite aufnehmen, um die laufenden Kosten zu tragen.

Im Januar 1979 fielen 21 von 27 angesetzten Spielen aus, fünf Klubs spielten überhaupt nicht. Der DFB lud Anfang Februar alle 18 Präsidenten in die Zentrale, um sich zu beraten, und der Kicker fragte am 5. Februar in großer Aufmachung: "Geht die Bundesliga kaputt?"

Langer Dreikampf um die Meisterschaft

Ging sie nicht, sie bekam nur kalte Füße im schneereichen Rekordwinter. Und den Fans wurde beim Blick auf die Tabelle, die erst am 29. Mai (!) begradigt war, etwas schwindlig. Wer im Dreikampf um die Meisterschaft zwischen Herbstmeister Kaiserslautern, dem HSV und dem VfB Stuttgart vorne lag, war so lange eine akademische Frage. Nach Pluspunkten waren es die Hamburger monatelang nicht, doch immer hatten sie wegen der meisten Nachholspiele die wenigsten Minuspunkte - eine erst 1995 abgeschaffte Zählweise.

Wer Meister werden wollte, wurde im Frühjahr aber immer deutlicher: Der HSV blieb 13 Spiele ungeschlagen, reihte sieben Siege aneinander und demonstrierte beim 6:0 über den enttäuschenden Titelverteidiger 1. FC Köln seine Klasse. Dem neuen Trainer Branko Zebec war es auf Anhieb gelungen, Millionen-Stareinkauf Kevin Keegan, im Vorjahr noch ein Fremdkörper, zu integrieren. Der kleine Engländer, "Zaubermaus" genannter Mittelfeldspieler, erzielte die meisten HSV-Tore (17), gefolgt von "Kopfballungeheuer" Horst Hrubesch (13). Das Duo lieferte den Beweis dafür, dass sich Geduld mit Neuen auszahlen kann - ihre Leistungen explodierten förmlich im zweiten Jahr.

Sein Meisterstück machte der HSV am 33. Spieltag mit einem 0:0 bei Arminia Bielefeld, das wie die anderen Aufsteiger direkt wieder abstieg. Die Meisterfeier in der Woche darauf im eigenen Stadion geriet zur Chaosveranstaltung, als Fans nach Abpfiff das Feld stürmen wollten und die Zäune brachen. Zum Glück gab es keine Toten, nur Hunderte Verletzte und schreckliche Bilder.

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Bayern beendet Saison auf Platz vier

Die in diesem Spiel siegreichen Bayern beendeten eine erneut aufregende Saison auf dem vierten Platz. Im März hatten sie es mit einem Spieleraufstand gegen den vom Vorstand auserkorenen neuen Trainer Max Merkel bis in die Tagesschau geschafft. Merkel kam nicht, Präsident Wilhelm Neudecker trat zurück und die Spieler um Rückkehrer Paul Breitner hatten den Trainer, den sie wollten: den unscheinbaren Pal Csernai. Unter ihm wurde Bayern die drittbeste Rückrundenmannschaft, künftige Großtaten kündigten sich an.

Drei Weltmeister aus der großen Ära aber spielten ihre letzte Saison: Rekordtorjäger Gerd Müller floh im Februar 1979 aus Wut über seine Auswechslung nach Florida, Uli Hoeneß musste seine Karriere wegen Knieproblemen bereits mit 27 beenden und wurde neuer Bayern-Manager und Nationalkeeper Sepp Maier baute nach Saisonende einen Autounfall. Er hatte einen Schutzengel, aber spielen konnte er nie mehr.

Es gab aber auch gute Nachrichten für den deutschen Fußball: Borussia Mönchengladbach, in der Liga nur Zehnter, gewann im Mai zum zweiten Mal den UEFA-Pokal. Dagegen konnte auch General Winter nichts machen.

ZAHLEN UND FAKTEN DER 16. BUNDESLIGASAISON

Tore: 963 (3,15 pro Spiel)
Torschützenkönig: Klaus Allofs (Fortuna Düsseldorf/22)
Zuschauer: 7.351.341 (24.024 pro Spiel)
Meister: Hamburger SV
Absteiger: Arminia Bielefeld, 1. FC Nürnberg, Darmstadt 98
Aufsteiger: Bayer Leverkusen, 1860 München, Bayer Uerdingen
Trainerentlassungen: 8