50 Jahre, 50 Gesichter: Detari ist der Held der Eintracht

50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: 1987/1988 verzauberte Lajos Detari die Bundesliga, schoss Eintracht Frankfurt zum Pokalsieger - und verschwand über Nacht.

So gut die Achtziger begonnen hatten für die Frankfurter Eintracht - 1980 UEFA-Pokalsieger, 1981 DFB-Pokalsieger -, so schlecht ging es weiter. Bis 1987 zitterte sie dreimal noch am letzten Spieltag um den Klassenverbleib. Der Abgang der Weltmeister Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein wog noch immer schwer, nur mit Talenten ging es auch nicht.

Feldkamp, Stein und Detari neu am Main

Im Sommer 1987 beschloss der Vorstand einen Strategiewechsel: neuer Trainer, neuer Torwart und neuer Spielmacher. Karl-Heinz Feldkamp, der mit Bayer Uerdingen den Pokal gewonnen hatte, und Uli Stein, dreimaliger Meister-Torwart des HSV, sollten das Siegergen an den Main importieren.

Und dann war da noch ein 24 Jahre alter smarter, schlaksiger Blondschopf aus Ungarn, der für Glamour sorgen sollte. Für den begnadeten Techniker Lajos Detari von Honved Budapest, der schon bei der WM in Mexiko gespielt und gar ein Tor geschossen hatte, gaben die Frankfurter sagenhafte 3,6 Millionen Mark aus, 2,4 Millionen für die restlichen neun Neuen. Das verlieh ihm von vornherein einen Sonderstatus - und natürlich lagen die Neider und Skeptiker schon auf der Lauer.

Detari über die Anfänge: "Das war eine sehr schwere Zeit"

Auch mit Detari, der gekommen war, um "in einen europäischen Wettbewerb vorzustoßen", dümpelte die Eintracht in der unteren Tabellenhälfte herum. Detari war für den Boulevard zunächst "eine Lachnummer", auch weil er als einer der ersten Spieler bunte Schuhe trug - in den ungarischen Landesfarben rot und grün.

Detari sagte über die Anfänge im Rückblick: "Das war eine sehr schwere Zeit. Es war damals so ein großer Sprung, aus dem armen Ungarn in eines der reichsten Länder der Welt zu kommen. Ich war noch sehr jung, 24 Jahre, kam aus einem anderen Land, sprach nicht deutsch, habe eine andere Mentalität. Ich brauchte einfach Zeit."

Feldkamp gab sie ihm und stellte seinen Star 33-mal auf. Statistisch traf er in jedem dritten Spiel. Bei den Fans avancierte er spätestens nach brillanten Auftritten in der Halle (!) zum Lieblingsspieler, der Kicker kürte ihn zum "Besten Ausländer der Liga" und in einem Kommentar "zur größten Attraktion der Bundesliga". All das hätte ihn nicht trösten können angesichts des neunten Tabellenplatzes in der Endabrechnung.

DFB-Pokalfinale Frankfurt gegen Bochum

Aber zum Glück gab es da noch das DFB-Pokalfinale, in das am 24. Mai zwei Klubs einzogen, die in der Tabelle nur ein Punkt trennte. Die Eintracht und der VfL Bochum lieferten sich in Berlin beinahe erwartungsgemäß einen zähen Abnutzungskampf ohne Tore - bis zur 81. Minute. Es gab einen Freistoß für die Hessen, und das war ein Fall für den "Csardas-Fürsten". Schon als der Ball noch unterwegs war, wusste Detari, dass es ein Tor werden würde: "Ich hatte nur einen Gedanken: geschafft!"

Neun Minuten später wurde er wahr, zum bis heute letzten Mal ging der Pokal an die Eintracht und die 15.000 Schlachtenbummler feierten ihren Helden, der auch Teamchef Franz Beckenbauer begeisterte: "Ein Ausnahmefußballer", lobte der "Kaiser", der dieses Prädikat oft genug selbst gehört hatte.

Größter Transfer der Eintracht-Geschichte

Leider saßen noch mehr Experten auf der Tribüne des Olympiastadions. Jacek Gmoch, polnischer Trainer von Olympiakos Piräus, sagte seinem Vizepräsidenten: "Den will ich haben." Und während Detari im Bauch des Stadions den Reportern versicherte, "die Entscheidung ist gefallen, ich bleibe hier", begann Piräus an dem größten Transfer der Eintracht-Historie zu stricken.

Der Sommer kam, der Urlaub endete, die ersten Mannschaftsfotos wurden geschossen. Die Vorbereitung begann, und Detari war immer noch da. Gerüchte über seinen Wechsel entgegnete er: "Alles Quatsch, wie oft soll ich es eigentlich noch sagen? Ich bleibe in Frankfurt, basta." So stand es an einem Juli-Dienstag 1988 in der Nachtausgabe der Abendpost, am Mittwoch stieg Detari in den Flieger nach Athen.

Der Vorstand gab dem Drängen der Griechen nach, Manager Wolfgang Kraus sprach von "Gründen, die vor allem in der Ablösesumme zu sehen sind". Wie hoch sie war, Schätzungen schwanken zwischen 12 und 20 Millionen Mark, kam nie wirklich raus.

Lajos Detaris Bundesligabilanz: 33 Spiele, 11 Tore.

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50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Heute: 1987/1988 verzauberte Lajos Detari die Bundesliga, schoss Eintracht Frankfurt zum Pokalsieger - und verschwand über Nacht.

So gut die Achtziger begonnen hatten für die Frankfurter Eintracht - 1980 UEFA-Pokalsieger, 1981 DFB-Pokalsieger -, so schlecht ging es weiter. Bis 1987 zitterte sie dreimal noch am letzten Spieltag um den Klassenverbleib. Der Abgang der Weltmeister Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein wog noch immer schwer, nur mit Talenten ging es auch nicht.

Feldkamp, Stein und Detari neu am Main

Im Sommer 1987 beschloss der Vorstand einen Strategiewechsel: neuer Trainer, neuer Torwart und neuer Spielmacher. Karl-Heinz Feldkamp, der mit Bayer Uerdingen den Pokal gewonnen hatte, und Uli Stein, dreimaliger Meister-Torwart des HSV, sollten das Siegergen an den Main importieren.

Und dann war da noch ein 24 Jahre alter smarter, schlaksiger Blondschopf aus Ungarn, der für Glamour sorgen sollte. Für den begnadeten Techniker Lajos Detari von Honved Budapest, der schon bei der WM in Mexiko gespielt und gar ein Tor geschossen hatte, gaben die Frankfurter sagenhafte 3,6 Millionen Mark aus, 2,4 Millionen für die restlichen neun Neuen. Das verlieh ihm von vornherein einen Sonderstatus - und natürlich lagen die Neider und Skeptiker schon auf der Lauer.

Detari über die Anfänge: "Das war eine sehr schwere Zeit"

Auch mit Detari, der gekommen war, um "in einen europäischen Wettbewerb vorzustoßen", dümpelte die Eintracht in der unteren Tabellenhälfte herum. Detari war für den Boulevard zunächst "eine Lachnummer", auch weil er als einer der ersten Spieler bunte Schuhe trug - in den ungarischen Landesfarben rot und grün.

Detari sagte über die Anfänge im Rückblick: "Das war eine sehr schwere Zeit. Es war damals so ein großer Sprung, aus dem armen Ungarn in eines der reichsten Länder der Welt zu kommen. Ich war noch sehr jung, 24 Jahre, kam aus einem anderen Land, sprach nicht deutsch, habe eine andere Mentalität. Ich brauchte einfach Zeit."

Feldkamp gab sie ihm und stellte seinen Star 33-mal auf. Statistisch traf er in jedem dritten Spiel. Bei den Fans avancierte er spätestens nach brillanten Auftritten in der Halle (!) zum Lieblingsspieler, der Kicker kürte ihn zum "Besten Ausländer der Liga" und in einem Kommentar "zur größten Attraktion der Bundesliga". All das hätte ihn nicht trösten können angesichts des neunten Tabellenplatzes in der Endabrechnung.

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DFB-Pokalfinale Frankfurt gegen Bochum

Aber zum Glück gab es da noch das DFB-Pokalfinale, in das am 24. Mai zwei Klubs einzogen, die in der Tabelle nur ein Punkt trennte. Die Eintracht und der VfL Bochum lieferten sich in Berlin beinahe erwartungsgemäß einen zähen Abnutzungskampf ohne Tore - bis zur 81. Minute. Es gab einen Freistoß für die Hessen, und das war ein Fall für den "Csardas-Fürsten". Schon als der Ball noch unterwegs war, wusste Detari, dass es ein Tor werden würde: "Ich hatte nur einen Gedanken: geschafft!"

Neun Minuten später wurde er wahr, zum bis heute letzten Mal ging der Pokal an die Eintracht und die 15.000 Schlachtenbummler feierten ihren Helden, der auch Teamchef Franz Beckenbauer begeisterte: "Ein Ausnahmefußballer", lobte der "Kaiser", der dieses Prädikat oft genug selbst gehört hatte.

Größter Transfer der Eintracht-Geschichte

Leider saßen noch mehr Experten auf der Tribüne des Olympiastadions. Jacek Gmoch, polnischer Trainer von Olympiakos Piräus, sagte seinem Vizepräsidenten: "Den will ich haben." Und während Detari im Bauch des Stadions den Reportern versicherte, "die Entscheidung ist gefallen, ich bleibe hier", begann Piräus an dem größten Transfer der Eintracht-Historie zu stricken.

Der Sommer kam, der Urlaub endete, die ersten Mannschaftsfotos wurden geschossen. Die Vorbereitung begann, und Detari war immer noch da. Gerüchte über seinen Wechsel entgegnete er: "Alles Quatsch, wie oft soll ich es eigentlich noch sagen? Ich bleibe in Frankfurt, basta." So stand es an einem Juli-Dienstag 1988 in der Nachtausgabe der Abendpost, am Mittwoch stieg Detari in den Flieger nach Athen.

Der Vorstand gab dem Drängen der Griechen nach, Manager Wolfgang Kraus sprach von "Gründen, die vor allem in der Ablösesumme zu sehen sind". Wie hoch sie war, Schätzungen schwanken zwischen 12 und 20 Millionen Mark, kam nie wirklich raus.

Lajos Detaris Bundesligabilanz: 33 Spiele, 11 Tore.