40 Jahre Herberger-Stiftung: "Mutter aller Fußballstiftungen"

Deutschlands älteste Fußballstiftung begeht heute in Mannheim einen runden Geburtstag. Sieben DFB-Präsidenten und acht Bundestrainer waren im Amt, bei der SHS reichten in 40 Jahren drei Männer, um die Geschäfte zu leiten: Goetz Eilers (1977-2006), Manuel Neukirchner (2006-2009) und Wolfgang Watzke, der am Monatsende in den Ruhestand geht. DFB-Redakteur Thomas Hackbarth hat mit ihnen über Konstanz und beständige Neuerung gesprochen.

Anfänge und Leitlinien

Goetz Eilers, Jahrgang 1941, Chef-Justiziar und Personalchef des DFB, Rechtsanwalt, ab 1977 Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Heute genießt er in seinem Zweitwohnsitz Ibiza gerade in den Wintermonaten, "die üppige Vegetation, dass nur wenige,  aber dafür gute Restaurants geöffnet haben und welche Ruhe die Insel überall ausstrahlt."

"Sepp Herberger für eine Stiftung zu gewinnen – das war Hermann Neubergers Idee. Eva und Sepp Herberger waren bekanntlich kinderlos geblieben, auch deshalb hat sich wohl Neubergers Vorschlag, seinen Nachlass der Stiftung zu übereignen, bei Herberger verfangen. Der DFB stellte anfangs das Grundstockvermögen in Höhe von einer Million D-Mark bereit. Beim ersten Gespräch der beiden war ich noch nicht eingebunden, bei späteren Intensivierungen immer. Bald hatte der Altbundestrainer Vertrauen zu mir gefasst. Als Chefjustiziar des DFB war ich natürlich bereits stark ausgelastet. Dennoch nahm ich das Amt an, wurde erster Geschäftsführer der Herberger-Stiftung und sollte es 30 Jahre bleiben. Das lag auch daran, dass man die Situation der Anfangsjahre mit der umfänglichen Arbeit des heutigen Stiftungsvorstandes nicht vergleichen kann. Und ohnehin hat man damals eine ehrenvolle Berufung in eine weitere Position nicht ausgeschlagen. Den Eheleuten Herberger bin ich bis heute als Testamentsvollstrecker über ihren Nachlass verbunden."

Wolfgang Watzke, Jahrgang 1952, bis heute Geschäftsführer der Herberger- und der Braun-Stiftung. Nach dem Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Jura und seinen Anfängen als Jugendreferent im Fußballverband Mittelrhein, wurde er in allen sozialen Fragen Egidius Brauns "rechte Hand".

"Die Stiftung hat zunächst einmal das Andenken an Sepp Herberger lebendig gehalten. Dabei reduzierte sich die Andenkenpflege nie auf ein museales Erinnern. Auch wenn so ein 40. Geburtstag bei manchen Menschen durchaus ein Zurücklehnen auslöst, kann ich derlei Anzeichen für die Herberger-Stiftung nicht erkennen. Weil wir die Themen immer weiter entwickelt haben."

Manuel Neukirchner, Jahrgang 1967, Literaturwissenschaftler der nach kurzem Intermezzo als Pressesprecher von Rot-Weiß Essen 1998 zum DFB wechselte. Im September 2009 übertrug ihm der DFB die Verantwortung für das in Dortmund entstehende Deutsche Fußballmuseum, das nach seiner Eröffnung 2015 neue Maßstäbe für eine erlebnisorientierte und multimediale Ausstellungsgestaltung setzt.

"Für mich ist die Herberger-Stiftung die Mutter aller Fußballstiftungen. Und dieser Status verpflichtet. Natürlich hat der DFB in seiner Außendarstellung durch die Stiftung in den vergangenen 40 Jahren profitiert. Die öffentliche Wirkung für den Verband war aber nie Selbstzweck. Es ging und es geht immer nur darum, für die Themen zu sensibilisieren, die unglaubliche soziale und gesellschaftliche Kraft des Fußballs für die Menschen zu nutzen. ´Für den Fußball. Für die Menschen`, so lautete daher ganz bewusst unser Motto zum 30. Jahrestag der Stiftung vor zehn Jahren. Als langjähriger Persönlicher Referent von Egidius Braun, der die soziale Verantwortung des Fußballs im DFB fest verankerte, war für mich der Fußball immer schon ´mehr als 1:0` gewesen – um mit den Worten von Egidius Braun zu sprechen."

Eilers: "Wie ich mich entsinne, lag 1977 der Bundesliga-Skandal nicht so lange hinter uns, der seinen Höhepunkt Anfang der siebziger Jahre hatte, dessen Auswirkungen aber auch Mitte dieses Jahrzehnts noch spürbar blieben. Für den DFB war es wichtig, einen gesellschaftspolitischen Akzent zu setzen. Weg vom Kommerz und negativen Schlagzeilen, hin zu einem Stiftungsgedanken. Es ging um den Gegenpol zur zunehmend kommerziellen Seite des Fußballs. Bis heute hat diese Konstellation bestand. Es gibt das soziale Engagement und es gibt das sinnvollerweise kommerziell ausgerichtete Fußballgeschäft. Wir konnten im Rahmen der Stiftung regelmäßig und vermehrt Gutes tun. Der DFB erlebte durch die Errichtung der Herberger-Stiftung eine Aufwertung seines Images – und tut dies bis heute."



Deutschlands älteste Fußballstiftung begeht heute in Mannheim einen runden Geburtstag. Sieben DFB-Präsidenten und acht Bundestrainer waren im Amt, bei der SHS reichten in 40 Jahren drei Männer, um die Geschäfte zu leiten: Goetz Eilers (1977-2006), Manuel Neukirchner (2006-2009) und Wolfgang Watzke, der am Monatsende in den Ruhestand geht. DFB-Redakteur Thomas Hackbarth hat mit ihnen über Konstanz und beständige Neuerung gesprochen.

Anfänge und Leitlinien

Goetz Eilers, Jahrgang 1941, Chef-Justiziar und Personalchef des DFB, Rechtsanwalt, ab 1977 Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Heute genießt er in seinem Zweitwohnsitz Ibiza gerade in den Wintermonaten, "die üppige Vegetation, dass nur wenige,  aber dafür gute Restaurants geöffnet haben und welche Ruhe die Insel überall ausstrahlt."

"Sepp Herberger für eine Stiftung zu gewinnen – das war Hermann Neubergers Idee. Eva und Sepp Herberger waren bekanntlich kinderlos geblieben, auch deshalb hat sich wohl Neubergers Vorschlag, seinen Nachlass der Stiftung zu übereignen, bei Herberger verfangen. Der DFB stellte anfangs das Grundstockvermögen in Höhe von einer Million D-Mark bereit. Beim ersten Gespräch der beiden war ich noch nicht eingebunden, bei späteren Intensivierungen immer. Bald hatte der Altbundestrainer Vertrauen zu mir gefasst. Als Chefjustiziar des DFB war ich natürlich bereits stark ausgelastet. Dennoch nahm ich das Amt an, wurde erster Geschäftsführer der Herberger-Stiftung und sollte es 30 Jahre bleiben. Das lag auch daran, dass man die Situation der Anfangsjahre mit der umfänglichen Arbeit des heutigen Stiftungsvorstandes nicht vergleichen kann. Und ohnehin hat man damals eine ehrenvolle Berufung in eine weitere Position nicht ausgeschlagen. Den Eheleuten Herberger bin ich bis heute als Testamentsvollstrecker über ihren Nachlass verbunden."

Wolfgang Watzke, Jahrgang 1952, bis heute Geschäftsführer der Herberger- und der Braun-Stiftung. Nach dem Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Jura und seinen Anfängen als Jugendreferent im Fußballverband Mittelrhein, wurde er in allen sozialen Fragen Egidius Brauns "rechte Hand".

"Die Stiftung hat zunächst einmal das Andenken an Sepp Herberger lebendig gehalten. Dabei reduzierte sich die Andenkenpflege nie auf ein museales Erinnern. Auch wenn so ein 40. Geburtstag bei manchen Menschen durchaus ein Zurücklehnen auslöst, kann ich derlei Anzeichen für die Herberger-Stiftung nicht erkennen. Weil wir die Themen immer weiter entwickelt haben."

Manuel Neukirchner, Jahrgang 1967, Literaturwissenschaftler der nach kurzem Intermezzo als Pressesprecher von Rot-Weiß Essen 1998 zum DFB wechselte. Im September 2009 übertrug ihm der DFB die Verantwortung für das in Dortmund entstehende Deutsche Fußballmuseum, das nach seiner Eröffnung 2015 neue Maßstäbe für eine erlebnisorientierte und multimediale Ausstellungsgestaltung setzt.

"Für mich ist die Herberger-Stiftung die Mutter aller Fußballstiftungen. Und dieser Status verpflichtet. Natürlich hat der DFB in seiner Außendarstellung durch die Stiftung in den vergangenen 40 Jahren profitiert. Die öffentliche Wirkung für den Verband war aber nie Selbstzweck. Es ging und es geht immer nur darum, für die Themen zu sensibilisieren, die unglaubliche soziale und gesellschaftliche Kraft des Fußballs für die Menschen zu nutzen. ´Für den Fußball. Für die Menschen`, so lautete daher ganz bewusst unser Motto zum 30. Jahrestag der Stiftung vor zehn Jahren. Als langjähriger Persönlicher Referent von Egidius Braun, der die soziale Verantwortung des Fußballs im DFB fest verankerte, war für mich der Fußball immer schon ´mehr als 1:0` gewesen – um mit den Worten von Egidius Braun zu sprechen."

Eilers: "Wie ich mich entsinne, lag 1977 der Bundesliga-Skandal nicht so lange hinter uns, der seinen Höhepunkt Anfang der siebziger Jahre hatte, dessen Auswirkungen aber auch Mitte dieses Jahrzehnts noch spürbar blieben. Für den DFB war es wichtig, einen gesellschaftspolitischen Akzent zu setzen. Weg vom Kommerz und negativen Schlagzeilen, hin zu einem Stiftungsgedanken. Es ging um den Gegenpol zur zunehmend kommerziellen Seite des Fußballs. Bis heute hat diese Konstellation bestand. Es gibt das soziale Engagement und es gibt das sinnvollerweise kommerziell ausgerichtete Fußballgeschäft. Wir konnten im Rahmen der Stiftung regelmäßig und vermehrt Gutes tun. Der DFB erlebte durch die Errichtung der Herberger-Stiftung eine Aufwertung seines Images – und tut dies bis heute."

###more###

Der Namensgeber

Neukirchner: "Für mich persönlich mit am spannendsten waren meine Gespräche über Herberger, etwa mit Uwe Seeler, Helmut Haller und Horst Eckel. Dadurch wurde mir auch diese Zeit präsenter, die Figur Herberger gewann an Kontur. Mir fiel es danach viel leichter, Herbergers Bemühen etwa um die Zukunft junger Strafgefangener zu verstehen. Und sein Motto: ´Wer oben ist, darf die unten nicht vergessen‘. Der Stabswechsel prominenter Fußballer im Geiste Herbergers ist für mich das ganz besondere Element der Stiftung. Ich war mit Lukas Podolski in der JVA Siegburg, mit Uwe Seeler in der Nähe von Hamburg im Gefängnis, mit Steffi Jones im Strafvollzug für junge Mädchen. Das ist schon berührend zu erleben, wie diese jungen Menschen durch den Fußball zu einer Gemeinschaft, zu einer Mannschaft zusammenwachsen. Und für sich wieder ganz neu eigentlich schon alte Ideale entdecken."

Eilers: "Herberger wollte seinen Nationalspielern helfen. Schon durch die Nominierung während des Krieges, um sie so vor dem Fronteinsatz zu bewahren. Was bei Fritz Walter bekanntlich nicht gelang, der eingezogen wurde und in der Ukraine in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Auch in seinem Testament hat Herberger seine Nationalspieler bedacht und die Stiftung verpflichtet, das Nachlassvermögen in erster Linie für unverschuldet in Not geratene ehemalige Nationalspieler zu verwenden."

Watzke: "Wir investieren in die Binnenwirtschaft des Fußballs. Ich meine, dass wir damit auch in Herbergers Sinn handeln, nicht abgehoben und theoretisierend, sondern mit Bodenhaftung, mitten im Fußball."

Eilers: "Im März 1977 feierten wir im Barockschloss in Mannheim seinen Geburtstag. Und einen Monat später erlitt er dann einen Herzinfarkt, als er sich im Fernsehen das Länderspiel gegen Nordirland anschaute. Wir waren geschockt, denn bei seinem 80. Geburtstag wirkte er sehr lebhaft, für seinen baldigen Tod gab es keine Anzeichen. Herberger hat den Nachkriegsfußball in Deutschland wie kein anderer geprägt."

Anstoß für ein neues Leben

Watzke: "Ich weiß noch, wie ich als ganz junger Verbandsmitarbeiter mit Fritz Walter eine Justizvollzugsanstalt in Düren besuchte. Fritz Walter übernachtete im Ort, dann gingen wir ins Gefängnis, zwei Stunden später stieg er wieder in den Zug. Diese Termine finden heute mit Oliver Kahn, Otto Rehhagel oder Wolfgang Dremmler statt. Doch mittlerweile gehört dazu eine konzeptionelle Ausrichtung, etwa auch im Zusammenwirken mit der Bundesagentur für Arbeit. "Anstoß für ein neues Leben" hat dadurch eine neue Qualität erhalten."

Eilers: "Die Berufung von Fritz Walter als Repräsentanten der Stiftung habe ich damals sehr begrüßt. Fritz Walter war eine Persönlichkeit voller Bescheidenheit und Überzeugungskraft. Bis heute ist er ein großes Idol im deutschen Fußball. Seine Besuche in den Justizvollzugsanstalten waren beispielgebend. Er hat damit eine Tradition gestartet. Die Politik wurde aufmerksam und erkannte die Möglichkeiten, die der Fußball und die Herberger-Stiftung boten. Bei den Gefangenen hat Fritz Walter immer eine positive Reaktion ausgelöst, weil er aus seiner Erinnerung erzählt hat, wie der ´Chef‘ war im Umgang mit den Spielern, auch im Moment des WM-Triumphs. Das hat großen Eindruck bei den Gefangenen gemacht – und nicht nur die Sportausrüstung, die er regelmäßig für die JVA-Fußballmannschaften mitbrachte."

###more###

Der Blindenfußball

Neukirchner: "Im Jahr 2008 starteten wir den Spielbetrieb der Blindenfußball-Bundesliga. Zwei Jahre später, am 20. Mai 2010, haben wir dann ein  Blindenfußball-Länderspiel zwischen Deutschland und der Türkei unmittelbar vor dem Berliner Reichstag veranstaltet. Auch wenn ich zu dieser Zeit schon für das Fußballmuseum tätig war, erinnere ich mich gerne an diesen Tag. Dass diese Veranstaltung, dieser ´Tag des Blindenfußballs‘, tatsächlich auf dem Platz unmittelbar vor dem Reichstag stattfinden konnte, war natürlich eine riesen Sache. Norbert Lammert, Klaus Kinkel, Thomas de Maizière waren da, andere auch, ist ja schon eine Weile her. Wir wollten die Attraktivität des Blindenfußballs nutzen, um dadurch Öffentlichkeit zu generieren. Wir wollten für diese inspirierenden Höchstleistungen sensibilisieren. Mich fasziniert es bis heute, wozu Menschen fähig sind, die nur mit dem Gehör Fußball spielen."

Watzke: "Fußball für behinderte Menschen, Fußball als Mittel der Resozialisierung, Fußball für geflüchtete Menschen - wären wir eine Sportart mit bundesweit 30, 300 oder meinetwegen 3.000 Vereinen, würden wir solche Themen nicht besprechen. Der Fußball bringt Millionen Menschen aktiv in die Vereine, und noch viel mehr Millionen an die Fernseher. Uns begegnen alle Dinge, alle Konflikte, alle Situationen des Lebens. Wenn ich sehe, dass sich manche Sportarten etwa durch hohe Beiträge abschotten, dann bin ich schon stolz auf unseren Fußball. Natürlich müssen Vereine, die etwa behinderte Menschen aufnehmen, auch mal besondere Probleme lösen. Wir als Stiftung und als DFB stehen unseren Vereinen dabei mit Rat und auch finanzieller Förderung zur Seite. Die Fußballvereine leisten für Deutschland einen unschätzbaren Dienst."

Neukirchner: "Die Stiftungen stehen für das soziale Engagement des DFB. Im Fußballmuseum versuchen wir das Stiftungsengagement zu personalisieren, also dem Ganzen ein Gesicht zu geben. Im Falle der Herberger-Stiftung ist das der Blindenfußballer Mulghetta Russom, den ja vielleicht viele kennen, weil er vor ein paar Monaten an der Torwand des Aktuellen Sportstudios traf. Wir wollen nie belehren, sondern versuchen eine attraktive Vermittlungsform zu finden und aufzeigen, was der Fußball erstaunliches bewirken kann – bei der Resozialisierung von jugendlichen Strafgefangenen, bei Menschen mit Beeinträchtigungen, die durch das Fußballspiel ein oft verlorenes Selbstwertgefühl zurückgewinnen."

Botschafter und Träger des Staffelstabs

Watzke: "Wolfgang Dremmler gehört zu den herausragenden Fußballprominenten, wie etwa auch Wolfgang Weber und Jens Nowotny, die nicht nur in Glanz und Glamour zuhause sind, sondern sehr nachdenklich, klug, authentisch und mit hoher sozialer Kompetenz die Herberger-Stiftung unterstützen. Wolfgang ist nicht nur ein Mitstreiter, sondern ein großartiger Ratgeber. Ein Gespräch mit ihm bringt mir immer eine neue Erkenntnis. Mit ihm kann man diskutieren, und mit ihm kann man ins Gefängnis und zum Behinderten-Fußball gehen. Das ist weitab von jeglicher Showveranstaltung. Wir haben in den vierzig Jahren Herberger-Stiftung immer wieder Glück gehabt, dass uns große Spieler und Trainer unterstützt haben. Wolfgang Dremmler ist solch ein Glücksfall."

Neukirchner: "Oliver Kahn und Otto Rehhagel haben wir in meiner Zeit als Botschafter dazu gewonnen. Zwei herausragende Persönlichkeiten des Fußballs in Deutschland, das war schon ein riesiger Gewinn, dass sich beide mit den Stiftungsidealen identifizieren."

###more###

Das Zusammenspiel der Kräfte

Watzke: "Dass die DFB-Stiftung Sepp Herberger und die DFB-Stiftung Egidius Braun einen anderen Standort als die DFB-Zentralverwaltung haben, ist mehr als nur eine glückliche Fügung, dieser Abstand scheint mir unerlässlich. Bei den DFB-Direktorien gibt es bei der Nennung des Aufgabenfeldes zwei, drei oder noch mehr Kommastellen. Ulf Schott leitet die Direktion für den Jugend-Spielbetrieb, das Trainerwesen, Internationale Beziehungen, Talentförderung und Schule. Willi Hinks Stab bearbeitet die Themen Amateurfußball, Qualifizierung, Schiedsrichter und Gesellschaftliche Verantwortung. Ganz zwangsläufig sind manche Aufgaben in einer Mammut-Zentralverwaltung wie beim DFB in Frankfurt nachgelagert. Ein riesen Dampfer, 20 Container übereinander gestapelt – das ist die DFB-Zentrale. Die Sepp-Herberger-Stiftung ist dagegen ein kleineres Schiff, übersichtlich beladen und schneller beim Einschlagen eines neuen Kurses. Aber dabei natürlich ein Teil der DFB-Flotte."

Neukirchner: "Als ich 2007 antrat, gab mir der DFB die Aufgabe, diese Stiftung, die Goetz Eilers über 30 Jahre erfolgreich etabliert und entwickelt hatte, für die Zukunft auszurichten. Vorstand und Kuratorium hatten eine profilschärfende Reduzierung des Stiftungszweckes und einen Umbau der Gremien beschlossen. Wir haben ein Restrukturierungsprogramm aufgelegt, bei dem wir das Förderportfolio auf unsere neuen Schwerpunkte verkleinert und effizienter gemacht haben, wir haben neue Finanzstrukturen geschaffen und die Kommunikation neu ausgerichtet. Mit dem Blindenfußball und ´Anstoß für ein neues Leben‘ entwickelten wir zudem zwei neue Projekte. Wir wollten nicht mehr so sehr in die Breite gehen und nach dem Gießkannenprinzip Fördermittel streuen. Wir wollten vielmehr mit Eigenprojekten selber nachhaltiger wirken."

Eilers: "Die Stiftung 2007 in neue personelle Verantwortung zu geben , war ein sehr guter Schritt. Mein Wirken war doch eher von einem Nebenher mit anderen Aufgaben bestimmt. Die Professionalisierung hin zu einer selbstständigen Verwaltung war also durchaus in Ordnung. Die räumliche Verortung wurde geprägt durch den jeweiligen Präsidenten. Der erste Sitz der Stiftung war Saarbrücken, was an Hermann Neuberger lag. Später zog die Stiftung nach Köln, bestimmt durch Egidius Braun. Ich sehe darin also eher pragmatische Gründe. Dabei war die räumliche Trennung von der DFB-Verwaltung auch aus stiftungsrechtlichen Gründen durchaus sinnvoll."

 Watzke: "In den vier Jahrzehnten hat die DFB-Stiftung Sepp Herberger bei den DFB-Präsidenten und den ranghohen Mandatsträgern immer mehr Akzeptanz gefunden. Damit meine ich keine Sonntagsreden, sondern die selbstverständliche Förderung der Stiftungstätigkeit. Die Stiftungen haben das Gesicht des DFB verändert. Wir haben etwas verändert. Und ich meine zum Guten."

###more###