1860-Nachwuchsleiter: "Talente vor der Konkurrenz entdecken"

Ob nun Lars und Sven Bender, Kevin Volland, Julian Weigl oder Christian Träsch. Die Nachwuchsabteilung des Zweitligisten 1860 München bringt regelmäßig neue Top-Spieler hervor. Auch jetzt führt die A-Jugend der "Junglöwen" souverän die Tabelle der Bundesliga Süd/Südwest an.

Wolfgang Schellenberg ist für die Talentförderung hauptverantwortlich. Der 44-Jährige war in der Saison 2011/2012 noch als Co-Trainer bei den Profis tätig. Dann übernahm er die Leitung des Nachwuchsleistungszentrums. Mit Oliver Jensen spricht Schellenberg über das Nachwuchskonzept, die Konkurrenzsituation mit den Bundesligisten und die rasche Entwicklung von Ex-Löwe und U 21-Nationalspieler Julian Weigl.

DFB.de: Herr Schellenberg, wie frustrierend ist es, ständig neue Talente hervorzubringen und sie danach an andere Vereine zu verlieren?

Wolfgang Schellenberg: Wir sind erst einmal stolz. Die vielen Spieler, die es nach oben geschafft haben, zeichnen unsere Arbeit aus. Junge Spieler können bei uns den ersten Schritt in eine Profikarriere machen. Aber irgendwann möchten sie sich weiterentwickeln und Bundesliga spielen. Das können wir als Zweitligist momentan nicht bieten. Wichtig ist nur, dass alle Beteiligten von einem Vereinswechsel profitieren.

DFB.de: Das hat bisher nicht immer geklappt. Spieler wie Kevin Volland, Sven Bender oder Moritz Leitner wurden damals günstig abgegeben.

Schellenberg: Das waren spezielle Situationen, weil der Verein damals in einem finanziellen Engpass steckte.

DFB.de: Wie schwierig ist es, große Talente für die eigene Nachwuchsabteilung zu gewinnen, wenn man einen Konkurrenten wie den FC Bayern München vor der Haustür hat?

Schellenberg: Nicht nur der FC Bayern München ist ein Konkurrent. Da Jugendspieler heutzutage öfter das Nachwuchsleistungszentrum wechseln, steht man mit allen anderen Vereinen in Konkurrenz. Wir haben unsere eigene Philosophie. Das heißt: Junge Spieler bekommen bei guten Leistungen sehr früh die Möglichkeit, im Profifußball Fuß zu fassen. Und wir verwehren niemandem die Möglichkeit, später bei anderen Vereinen die nächsten Schritte zu machen. Jeder Nachwuchsspieler muss selber entscheiden, ob das für ihn attraktiv ist.

DFB.de: Haben Sie überhaupt eine Chance, wenn Sie und der FC Bayern München sich um den gleichen Jugendspieler bemühen?

Schellenberg: Einfacher ist es natürlich, wenn wir die Talente vor den Konkurrenten entdecken. Aber Chancen gibt es immer. Manche Spieler entscheiden sich trotz Angebote anderer Vereine für uns. Heutzutage arbeiten die meisten Nachwuchsleistungszentren auf einem sehr hohen Niveau - und zwar unabhängig davon, ob die Profimannschaft in der Bundesliga oder der 2. Bundesliga spielt. Bei einem etablierten Bundesligisten ist es für einen jungen Spieler zudem schwieriger, den Sprung zu den Profis zu schaffen. Das klappt eher bei einem Zweitligisten.

DFB.de: Wie häufig passiert es dennoch, dass Sie eines Ihrer großen Talente an das Nachwuchsleistungszentrum eines Bundesligisten verlieren?

Schellenberg: Das ist nicht die Regel, passiert aber gelegentlich. Manche sind unzufrieden, dass sie bei uns zu wenig Einsätze bekommen. Andere sehen bei einem anderen Verein bessere Entwicklungsmöglichkeiten.

DFB.de: Und wie häufig gibt es den entgegengesetzten Fall, dass Spieler zum Beispiel bei den großen Bayern nicht den Durchbruch schaffen und dann zu Ihnen möchten?

Schellenberg: Anfragen gibt es häufiger. Aber in den meisten Fällen sind diese Spieler, die bei anderen Vereinen Probleme hatten, für uns nicht interessant. Bei unserer U 19 und U 21 sollen hauptsächlich Spieler zum Einsatz kommen, die bereits für unsere U 17 gespielt haben. Schließlich kennen diese Jungs unsere Philosophie am besten. Punktuelle Verstärkungen nehmen wir lediglich vor, wenn wir auf einer Position einen Engpass haben oder es sich um ein herausragendes Talent handelt.



Ob nun Lars und Sven Bender, Kevin Volland, Julian Weigl oder Christian Träsch. Die Nachwuchsabteilung des Zweitligisten 1860 München bringt regelmäßig neue Top-Spieler hervor. Auch jetzt führt die A-Jugend der "Junglöwen" souverän die Tabelle der Bundesliga Süd/Südwest an.

Wolfgang Schellenberg ist für die Talentförderung hauptverantwortlich. Der 44-Jährige war in der Saison 2011/2012 noch als Co-Trainer bei den Profis tätig. Dann übernahm er die Leitung des Nachwuchsleistungszentrums. Mit Oliver Jensen spricht Schellenberg über das Nachwuchskonzept, die Konkurrenzsituation mit den Bundesligisten und die rasche Entwicklung von Ex-Löwe und U 21-Nationalspieler Julian Weigl.

DFB.de: Herr Schellenberg, wie frustrierend ist es, ständig neue Talente hervorzubringen und sie danach an andere Vereine zu verlieren?

Wolfgang Schellenberg: Wir sind erst einmal stolz. Die vielen Spieler, die es nach oben geschafft haben, zeichnen unsere Arbeit aus. Junge Spieler können bei uns den ersten Schritt in eine Profikarriere machen. Aber irgendwann möchten sie sich weiterentwickeln und Bundesliga spielen. Das können wir als Zweitligist momentan nicht bieten. Wichtig ist nur, dass alle Beteiligten von einem Vereinswechsel profitieren.

DFB.de: Das hat bisher nicht immer geklappt. Spieler wie Kevin Volland, Sven Bender oder Moritz Leitner wurden damals günstig abgegeben.

Schellenberg: Das waren spezielle Situationen, weil der Verein damals in einem finanziellen Engpass steckte.

DFB.de: Wie schwierig ist es, große Talente für die eigene Nachwuchsabteilung zu gewinnen, wenn man einen Konkurrenten wie den FC Bayern München vor der Haustür hat?

Schellenberg: Nicht nur der FC Bayern München ist ein Konkurrent. Da Jugendspieler heutzutage öfter das Nachwuchsleistungszentrum wechseln, steht man mit allen anderen Vereinen in Konkurrenz. Wir haben unsere eigene Philosophie. Das heißt: Junge Spieler bekommen bei guten Leistungen sehr früh die Möglichkeit, im Profifußball Fuß zu fassen. Und wir verwehren niemandem die Möglichkeit, später bei anderen Vereinen die nächsten Schritte zu machen. Jeder Nachwuchsspieler muss selber entscheiden, ob das für ihn attraktiv ist.

DFB.de: Haben Sie überhaupt eine Chance, wenn Sie und der FC Bayern München sich um den gleichen Jugendspieler bemühen?

Schellenberg: Einfacher ist es natürlich, wenn wir die Talente vor den Konkurrenten entdecken. Aber Chancen gibt es immer. Manche Spieler entscheiden sich trotz Angebote anderer Vereine für uns. Heutzutage arbeiten die meisten Nachwuchsleistungszentren auf einem sehr hohen Niveau - und zwar unabhängig davon, ob die Profimannschaft in der Bundesliga oder der 2. Bundesliga spielt. Bei einem etablierten Bundesligisten ist es für einen jungen Spieler zudem schwieriger, den Sprung zu den Profis zu schaffen. Das klappt eher bei einem Zweitligisten.

DFB.de: Wie häufig passiert es dennoch, dass Sie eines Ihrer großen Talente an das Nachwuchsleistungszentrum eines Bundesligisten verlieren?

Schellenberg: Das ist nicht die Regel, passiert aber gelegentlich. Manche sind unzufrieden, dass sie bei uns zu wenig Einsätze bekommen. Andere sehen bei einem anderen Verein bessere Entwicklungsmöglichkeiten.

DFB.de: Und wie häufig gibt es den entgegengesetzten Fall, dass Spieler zum Beispiel bei den großen Bayern nicht den Durchbruch schaffen und dann zu Ihnen möchten?

Schellenberg: Anfragen gibt es häufiger. Aber in den meisten Fällen sind diese Spieler, die bei anderen Vereinen Probleme hatten, für uns nicht interessant. Bei unserer U 19 und U 21 sollen hauptsächlich Spieler zum Einsatz kommen, die bereits für unsere U 17 gespielt haben. Schließlich kennen diese Jungs unsere Philosophie am besten. Punktuelle Verstärkungen nehmen wir lediglich vor, wenn wir auf einer Position einen Engpass haben oder es sich um ein herausragendes Talent handelt.

###more###

DFB.de: Zu den momentan populärsten Spielern aus Ihrer Jugend zählt U 21-Nationalspieler Julian Weigl, der bei Borussia Dortmund eine starke Hinrunde gespielt hat. Inwiefern war bei ihm das große Talent vorauszusehen?

Schellenberg: Er hat bereits das zweite A-Jugendjahr bei unserer zweiten Mannschaft verbracht und wurde in der Rückrunde zu den Profis hochgezogen. Er hatte schon immer eine hohe Spielintelligenz und Auffassungsgabe, hohe taktische Fähigkeiten, eine starke Technik und ein sicheres Passspiel. Genau diese Fähigkeiten zeichnen ihn nun auch in Dortmund aus.

DFB.de: Die nächsten starken Eigengewäche sind die U 20-Nationalspieler Marius Wolf und Maximilian Wittek. Wittek spielt für Ihre Jugend, seitdem er acht Jahre alt ist. Inwiefern war auch bei ihm das Potential zum Profi abzusehen?

Schellenberg: Max hat 1860 München immer gut verkörpert. Er hatte immer eine wahnsinnig positive Einstellung, eine hohe Dynamik und ein geradliniges Spiel. Ohnehin gehören die beiden genannten Spieler einem Jahrgang mit vielen großen Talenten an. Uns war klar, dass es dort ein bis drei Spieler gibt, die sich nach oben entwickeln.

DFB.de: Würden Sie selbiges auch von der aktuellen A-Jugend behaupten, die Tabellenführer der A-Junioren Bundesliga Süd/Südwest ist und die beiden U 18-Nationalspieler Julian Justvan und Christoph Daferner in ihren Reihen hat?

Schellenberg: Die aktuelle Mannschaft sehe ich sogar noch einen Schritt weiter. Gerade in der Spitze ist die A-Jugend noch besser besetzt als die damalige mit Wittek und Wolf.

DFB.de: 1860-Kapitän Dominik Stahl stammt ebenfalls aus dem eigenen Nachwuchs. In einem Interview hat er gelobt, wie eng der Kontakt zwischen den Profis und den Jugendspielern ist. Können Sie das ein wenig beschreiben?

Schellenberg: Jede Jugendmannschaft hat einen Paten aus der Profimannschaft, der für gemeinsame Aktionen zur Verfügung steht. Das können Trainingseinheiten, Interviews oder eine gemeinsame Weihnachtsfeier sein. Wir haben zudem sogenannte Fördertrainings-Einheiten, wo jemand aus dem Profi-Bereich das Trainerteam unterstützt. Der Kontakt ist sehr eng, weil sich das Nachwuchsleistungszentrum und das Trainingsgelände am selben Ort befinden.

DFB.de: In der vergangenen Saison musste 1860 München bis in die Nachspielzeit der Relegation um den Klassenerhalt zittern. Auch jetzt steckt die Mannschaft im Abstiegskampf. Was hätte ein Abstieg für die Nachwuchsarbeit bedeutet?

Schellenberg: Welche Folgen der Abstieg gehabt hätte, ist rein spekulativ. Natürlich hätte ein Abstieg unsere Nachwuchsförderung nicht vereinfacht. Die Positionierung war aber, dass auch beim Abstieg alles versucht wird, um die Qualität vom Nachwuchsleistungszentrum aufrecht zu erhalten. Aufgrund der geringeren Einnahmen hätten wir überlegen müssen, wo sich Abstriche machen lassen. In der sportlichen Ausbildung hätten wir so wenig Abstriche wie möglich gemacht.