DER DFB
125 Jahre später: Die Nachfolger der Gründervereine
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Am 24. Januar 2025 beging der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit einer feierlichen Gala an seinem Gründungsort Leipzig seinen 125. Geburtstag. In vielen Beiträgen und Reden wurde an die großen Erfolge des deutschen Fußballs und an dessen Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt erinnert. Die Gäste sahen bewegende Bilder der Sternstunden bei Welt- und Europameisterschaften. Viele der noch lebenden Titelträger wohnten der Veranstaltung bei. So wurde die Verbindung von Tradition und Zukunft des deutschen Fußballs allen Beteiligten deutlich vor Augen geführt. In einer zehnteiligen Serie erinnert DFB.de an die Gründervereine des DFB. Heute im zweiten Teil: Nachfolger und Wiederauferstandene.
Von den 86 Gründervereinen haben 15 seit 1900 quasi nie aufgehört zu existieren - abgesehen von wenigen Monaten nach Ende des 2. Weltkrieges, als die Besatzungsmächte zunächst alle Vereine verboten. 44 Vereine hatten sich bereits zuvor aufgelöst. Eine beträchtliche Anzahl von 27 Vereinen lebte jedoch unter anderem Namen fort, fusionierte und oder trägt heute wieder den Namen von anno 1900.
Dresdner SC zurück in der Sachsenliga
Insbesondere die Vereine, die auf dem Gebiet der DDR fortlebten, waren Umwandlungen und Umbenennungen ausgesetzt. Der zweimalige Deutsche Meister Dresdner SC (1943 und 1944), Heimatklub von Alt-Bundestrainer Helmut Schön, spielt heute wieder unter diesem Namen in der Sachsenliga. Der schon 1898 gegründete Verein trägt das Gründerjahr stolz im Wappen. Die Wiedergründung erfolgte aber erst am 31. März 1990. Von 1954 bis 1990 kickte man als SC Einheit Dresden. Unverändert blieb die Heimat in der Dresdner Friedrichstadt. Seine Spiele trägt der DSC im Heinz-Steyer-Stadion aus.
Der erste Deutsche Meister kam aus der anderen Sachsen-Metropole: die VfB Sportbrüder 1893 Leipzig. Der VfB wurde in der Gründerzeit dreimal Meister (1903, 1905 und 1913) und konnte unter diesem Namen nicht mehr an seine größten Erfolge anknüpfen. Heraus sticht nur noch der Bundesligaaufstieg 1993, doch das Oberhaus blieb nur eine kurze Episode. Weit erfolgreicher war der Klub unter dem Namen Lokomotive Leipzig, den er von 1945 bis 1991 in der DDR und seit 2004, nach der VfB-Insolvenz, nun wieder trägt. Dazu war eine Fusion nötig, denn während der VfB offiziell weiter existierte, aber nicht mehr spielte, gründeten 13 Fans wieder den 1. FC Lok Leipzig. Der Neustart begann in der 11. Liga. Aktuell fährt die Lok unter Volldampf Richtung 3. Liga. Zumindest die Meisterschaft in der Nordost-Regionalliga ist keine Utopie. In der eigenen Stadt ist man jetzt die Nummer zwei.
Viele Umbennungen
Zwei weitere Leipziger Vereine von 1900 leben fort: der FC Lipsia 1893 und BV Olympia 1896. Lipsia wurde nach dem Krieg aufgelöst, erstand 1959 wieder auf und wurde dreimal umbenannt. Er blieb aber immer der Verein aus dem Stadtteil Eutritzsch und spielt heute in der Landesklasse Nord. Olympia stammt aus dem Stadtteil Gohlis, war 1910 zweite Kraft in Leipzig und firmiert nach einem wahren Umbenennungsmarathon - achtmal änderte man seinen Namen - seit 2005 wieder als SC Olympia 1896. Seine stolze Tradition lebt der Verein heute in der Kreisoberliga aus.
Thüringen war 1900 im Mariengarten schwach vertreten. Nur der FC Germania 1899 Mühlhausen blieb bis heute bestehen - erlitt aber auch das Schicksal anderer DDR-Klubs (Auflösung, Fusion, Umbenennung). Aus dem Verein, der einer der ältesten Thüringens ist, entsprangen der heutige SV Germania 1899 und der FC Union Mühlhausen.
Berliner Klubs unterklassig unterwegs
Dann waren da noch die Ost-Berliner Vereine: Der "BFC vom Jahre 1893", lebt als SG Nordring 1949 (Kreisliga C) fort. Der VfB 1893 Pankow (Bezirksliga), trägt seiner DDR-Vergangenheit im jetzigen Namen "VfB Einheit zu Pankow 1893" Rechnung. Der in den Gründerjahren zwischen Zweit- und Drittklassigkeit pendelnde BFC Concordia 1895 Wilhelmsruh wurde nach dem Krieg aufgelöst, erstand wieder und spielte immerhin ein Jahr (1950/1951) erstklassig. Heute spielt der Verein in der Bezirksliga, aber wieder unter altem Namen.
Der Anteil noch existierender West-Berliner Vereine ist mit sieben an der Zahl höher, auch wenn es im Falle des BTuFC Britannia 1892 im Jahr 1914 zu einer Verschmelzung mit dem Gründerverein BSC Fortuna 1894 kam. Der aus dem Stadtteil Schmargendorf stammende Verein benannte sich im Kriegsjahr 1914 aufgrund antibritischer Ressentiments in BSV 1892 um - und so heißt er noch heute. Mehrmals stand der zehnmalige Berliner Meister sogar in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, verpasste 1974 die Aufnahme in die 2. Bundesliga und landete nach der Jahrtausendwende kurzzeitig in der Kreisliga. Aktuell spielen sie Landesliga.
Der BFC Rapide Wedding 1893 spielte nach dem Krieg immerhin zwei Jahre in der obersten Berliner Stadtliga (1954/1955 und 1956/1957) und war für seine Jugendarbeit (Berliner A-Jugend-Meister 1975) bekannt. 2001 fusionierte man mit dem SV Nord-Nordstern zum SV Nord Wedding. Heute spielt der Verein, aus dem die Kovac-Brüder hervorgingen, Kreisliga A. Der BFC Vorwärts 1890, der 1921 im Finale um die Deutsche Meisterschaft stand, ging 1927 im späteren Bundesligisten Blau-Weiß 90 Berlin auf. Der Verein schaute 1986/1987 nur ein Jahr im Oberhaus vorbei und gründete sich 1992 nach Insolvenz als SV Blau-Weiss in der Kreisliga neu. Sportliche Heimat derzeit: die Landesliga.
Nur Werder Bremen überlebte
Von den sieben Bremer Vereinen überlebte nur Werder, aber die Fußballer des Bremer SC 1860 waren in den letzten drei Jahren im 2. Weltkrieg erstklassig (Gauliga). 1998 machten sie sich selbstständig und fusionierten mit dem BBV Union zum FC Union 60 Bremen, wo sie in der Bremen-Liga ihr Zuhause fanden.
Bundesligist Eintracht Frankfurt feierte vergangenes Jahr seinen 125. Geburtstag, obwohl er unter diesem Namen erst seit Mai 1920 existiert. Doch der Verein beruft sich auf seine ältesten Geburtshelfer, die Frankfurter FC Viktoria 1899 und den Frankfurter FC 1899. Aus ihnen ging nach einigen Wirrungen nach dem 1. Weltkrieg die Eintracht hervor. Daran hatten übrigens auch abtrünnige Mitglieder der Germania 1894 ihren Anteil, die von 1913 bis 1923 im FTV 1860 aufging, ehe sie sich wieder selbstständig machte und nun wieder unter ihrem ursprünglichen Namen agiert. Nach dem Krieg bestenfalls viertklassig, spielt der in Sachsenhausen beheimatete Verein heute Kreisoberliga. Sein größter Stolz: Der erste Länderspieltorschütze der DFB-Historie anno 1908 in Basel, Fritz Becker, war in seiner Jugend Germane.
KSC entstieg aus der Asche des FC Phönix
Auch der Karlsruher SC hat einen Gründerverein in der Ahnenreihe: Der FC Phönix 1894 stieg schon im Kaiserreich aus der Asche und wurde 1909 erst Süddeutscher und dann sogar Deutscher Meister. 1952 fusionierte der Verein mit dem VfB Mühlburg zum KSC. Unbedeutender war der in Leipzig ebenfalls vertretene Karlsruher FC Südstadt, der 1924 gar aus dem DFB austrat, 1946 wiedergegründet wurde und seit der Fusion 2001 mit dem Postsportverein nun Post Süd Karlsruhe heißt. Sportliche Heimat: Kreisliga B Karlsruhe. Immerhin zweitklassig war 2015/2016 die Basketballabteilung der Damen.
Der große Hamburger SV, zweimaliger Europapokalsieger und fünfmaliger Deutscher Meister, war in Leipzig auch vertreten - bloß ahnte das noch keiner. Aus dem SC Germania 1887 und dem Hamburger FC 1888 sollte er am 2. Juni 1919 entstehen. Als Gründungsdatum hat der HSV offiziell das der Germania (29.09.1887) eintragen lassen.
Eine bescheidenere Rolle im Hamburger Fußball spielte der St. Georger FC 1895, der heute - nach drei Umbenennungen - wieder so heißt wie damals. In der NS-Zeit noch erstklassig, stürzte man danach bis in die 8. Liga (Kreisklasse) ab. Immerhin schafften sie es 1975 in die Endrunde um den DFB-Pokal. Arminia Bielefeld erwies sich aber als zu mächtig (0:4).
Herberger-Klub in Leipzig dabei
Der erste Deutsche Meister, der die Meisterschale erhielt, war 1949 der VfR Mannheim. Er entstand 1911 aus der Fusion dreier Vereine, die in Leipzig vertreten waren: die Mannheimer Fußball-Gesellschaft 1896, die Mannheimer Fußball Union 1897 und die Mannheimer Victoria 1897. Union und Victoria wurden vom späteren Kicker-Gründer Walter Bensemann vertreten, die FG vom englischen Fußballpionier Gustav Manning. Berühmtester Spieler des VfR war Sepp Herberger, der Architekt des Wunders von Bern.
Manning vertrat auch einen der beiden Pforzheimer Klubs: den 1. FC 1896. Der Deutsche Vizemeister von 1906 trug seinen Namen bis 2010, ehe er mit dem örtlichen VfR zum 1. CfR Pforzheim fusionierte. Auf Initiative einiger traditionsbewusster Fans wurde der 1. FC 2018 indes wieder gegründet, so dass es quasi zwei Nachfolgevereine gibt.
Warum Prag?
Ein Kuriosum aus heutiger Sicht stellen der DFC Germania Prag und der Deutsche FC Prag 1896 dar. Warum waren sie in Leipzig dabei? Prag war die Hauptstadt des Königreichs Böhmen, das wiederum zum Habsburger Reich gehörte - und mit Vereinen aus "Deutsch-Österreich" wurde damals eben Sportverkehr betrieben. In Prag gab es einen hohen deutschstämmigen Bevölkerungsanteil und rein deutsche Sportvereine wie den DFC und Germania Prag - weshalb man sie teilnehmen ließ.
Der DFC stellte mit Ferdinand Hueppe sogar den ersten DFB-Präsidenten. Seine Mannschaft erreichte, wenn auch auf absurde Weise - ohne Endrundenspiel - das erste Finale um die Meisterschaft (2:7 gegen VfB Leipzig). Der DFC spielte danach keine große Rolle mehr und wurde nach dem Einmarsch der Nazis als "jüdischer" Verein aufgelöst. 2016 gründeten ihn Deutsche wieder, allerdings nehmen nur Jugendmannschaften von der U 8 bis U 16 am Spielbetrieb teil.
Auch das heutige Frankreich war 1900 vertreten, denn das Elsaß gehörte zum Kaiserreich. So stimmte Gustav Manning auch für den Straßburger FV 1893, Mitglied der Süddeutschen Fußballunion, ab. Der hatte schon zwei Umbenennungen hinter sich. 1920 gab es die bis dato letzte in AS Strasbourg - bis 1940 als französischer Klub, dann Gauligist im Elsaß und nach dem Krieg vorwiegend unterklassig im Schatten von Lokalrivale Racing.
125 Jahre DFB - 125 Jahre Fußballliebe
In Leipzig, genauer gesagt im "Restaurant zum Mariengarten", wurde am 28. Januar 1900 der Deutsche Fußball-Bund gegründet. Seinerzeit gehörten dem Verband überschaubare 90 Vereine an, aber das änderte sich rasch. Heute gibt es mehr als 24.000 Klubs mit mehr als 7,7 Millionen Mitgliedern. Dazwischen hat der DFB eine bewegte und bewegende Geschichte hingelegt, mit vielen Titeln, Tränen und Triumphen. 125 Jahre DFB bedeuten auch 125 Jahre Fußballliebe - für uns Anlass genug, auf dfb.de/fussballliebe zu sagen: "Ti amo, Fußball!" Auf dieser DFB.de-Subsite wollen wir auch mit den Fans und Fußballinteressierten in den Austausch kommen. Hier sammeln wir eure Themen - und machen sie zu unseren Themen.
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Autor: um

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