Ehrenspielführer/-innen

Diese Auszeichnung erhielten in der langen Geschichte des deutschen Fußballs erst acht Persönlichkeiten. Was sie als Ehrenspielführer der Nationalmannschaft miteinander verbindet, sind drei wichtige Kriterien.

In der DFB-Ehrungsordnung heißt es, dass als Ehrenspielführer/Ehrenspielführerin der Nationalmannschaft ernannt werden kann, "wer in einer weit überdurchschnittlichen Anzahl von Länderspielen und davon über Jahre hinweg als Kapitän eingesetzt war und sich in dieser Zeit um den Fußballsport in besonders hohem Maße verdient gemacht hat".

Höchste Verdienste haben sich die glorreichen Acht ohne Zweifel erworben. Allen voran Fritz Walter, der Kapitän des Weltmeister-Teams von 1954. Zwei Tage nach dem "Wunder von Bern" mit dem 3:2-Endspielsieg gegen Ungarn wurde er am 6. Juli 1954 zum ersten Ehrenspielführer der Nationalmannschaft ernannt.

"Nach Abschluss der Länderspielkarriere" – diese inzwischen in der Ehrungsordnung vorgeschriebene Voraussetzung erfüllte zwar nicht Fritz Walter, der erst 1958 als Nationalspieler abtrat, wohl aber alle folgenden Ausgezeichneten. So wurde Uwe Seeler am 9. September 1970 in Nürnberg nach seinem 72. und letzten Länderspiel, mit dem er beim 3:1-Sieg über Ungarn den langjährigen Länderspiel-Rekordhalter Paul Janes übertraf, zum Ehrenspielführer gekürt.

Ebenso Franz Beckenbauer, der die DFB-Auswahl als Kapitän zum Gewinn des EM-Titels 1972 und des WM-Titels 1974 geführt hatte. Er beendete bei seinem Abschiedsspiel in Hamburg seine großartige Spielerkarriere am 2. Juni 1982 mit der Begegnung zwischen der Nationalmannschaft, deren Rekordspieler er zu jenem Zeitpunkt mit 103 Einsätzen war, und dem Hamburger SV und wurde dabei zum Ehrenspielführer ernannt.

Lothar Matthäus, Kapitän der Weltmeister-Mannschaft von 1990 und mit 150 Länderspielen nach wie vor deutscher Rekordinternationaler, hatte seine Karriere als Nationalspieler ebenfalls beendet, als ihm am 27. April 2001 beim DFB-Bundestag in Magdeburg die Ehrenspielführerwürde verliehen wurde.

Auch bei Bettina Wiegmann bildete der Festakt eines Bundestages, am 22. Oktober 2004 in Osnabrück, den (mittlerweile notwendigen) Rahmen bei ihrer Ernennung zur ersten Ehrenspielführerin. Der DFB würdigte damit ihren damaligen Status als Rekordnationalspielerin (154 Einsätze) sowie ihre großartigen Erfolge mit dem Frauen-Nationalteam: Weltmeisterin 2003 sowie Europameisterin 1991, 1995, 1997 und 2001. Absolut verdient hat diese Auszeichnung zudem Birgit Prinz. Mehrfach Welt- und Europameisterin, dazu dreimal Weltfußballerin des Jahres und achtmal Deutschlands Fußballerin des Jahres, wurde die Rekordspielerin und Rekordtorschützin der Frauen-Nationalmannschaft im Oktober 2013 beim Festakt des Bundestags in Nürnberg zur Ehrenspielführerin ernannt.

Jürgen Klinsmann, Weltmeister 1990 und Kapitän der Europameister von 1996, hatte seine Karriere im DFB-Trikot nach der WM 1998 beendet. Am 3. November 2016 wurde er im Rahmen des DFB-Bundestages in Erfurt zum Ehrenspielführer ernannt.

Philipp Lahm wurde beim Außerordentlichen Bundestag 2017 zum Ehrenspielführer ernannt. "Es ist mir eine riesige Ehre, nun in einer Reihe zu stehen mit Spielern, die ich über alle Maßen respektiere und bewundere für ihre Leistungen. Ich habe mich als Kapitän immer als Stellvertreter der Mannschaft gesehen, und so nehme ich auch diese Auszeichnung in Stellvertretung aller Teamkollegen an, ohne die ich nie so weit hätte kommen können", so Lahm, der 2014 mit dem DFB-Team in Brasilien den vierten WM-Titel geholt hatte. "Gemeinsam haben wir Erfolge errungen, die ganz besonders sind. Für mich bedeutet diese Auszeichnung nicht nur Ehre, sondern auch gleichzeitig Verpflichtung und Auftrag. Den Auftrag, das Ansehen des Fußballs in Europa hochzuhalten, damit der Fußball ein Leuchtturm im Sportgeschehen bleibt."

Nach Abschluss der Spielerlaufbahn hat sich dieses verdienstvolle Oktett vielen und teilweise sehr persönlichen wohltätigen Aktionen verschrieben. Symbolisiert wird das soziale Engagement durch den Stammtisch der Ehrenspielführer. Er findet im Zwei-Jahres-Rhythmus im Rahmen einer Benefizveranstaltung der Egidius-Braun-Stiftung statt.