Leonie Maier: "Meine Generation muss in die Verantwortung wachsen"

Wenn einen selbst Usain Bolt kaltlässt, muss man schon ganz schön cool sein. Leonie Maier hat sich bei den Olympischen Spielen in Rio zum Beispiel nicht von der Hysterie um den Sprintstar anstecken lassen. Als sie einmal durchs Olympische Dorf spaziert ist, hatte sich eine Menschenmasse unter Bolts Balkon versammelt, der Jamaikaner stand oben und warf sogar eine Mütze in die Menge. Maier schaute sich alles eine Weile an, fand es aber insgesamt weniger spannend. "Man hat ihn ja kaum gesehen, da oben in seinem fünften Stock", erzählt sie. Sie ist dann bald weiterspaziert.

Maier lässt sich trotz ihrer erst 23 Jahre nicht mehr so leicht beeindrucken. Sie hat ja auch schon selbst einiges vorzuweisen. Europameisterin mit der deutschen U 17 und U 19, Europameisterin auch mit der A-Nationalauswahl. Zweimal Deutscher Meister mit dem FC Bayern. Die nach Olympia zurückgetretene Bundestrainerin Silvia Neid sagte über sie mal, sie sei "die Zukunft des Frauenfußballs".

Eindrücke aus Favelas: "Große Schere zwischen Arm und Reich"

Die Zukunft hat längst begonnen. Leonie Maier sieht sich inzwischen in der Rolle, allmählich mehr Verantwortung zu übernehmen, in München und vor allem bei der DFB-Auswahl, die im Umbruch steckt und am Dienstag (ab 16.10 Uhr, live in der ARD) in Aalen gegen die Niederlande testet. "Führungsspielerin wird man nicht in einem Jahr", sagt Maier, "aber meine Generation muss langsam in die Verantwortung wachsen." Die Zeit, als sie das Küken gewesen ist, "die ist vorbei", sagt sie. Sie ist schnell flügge geworden.

Leonie Maier geht mit offenen Augen durch die Welt. Von den Olympischen Spielen in Rio nahm sie nicht nur das "Gänsehaut-Gefühl am ganzen Körper" nach dem Gewinn der Goldmedaille mit, sondern auch ein paar Eindrücke, die über den Sport hinausgingen. Als der Bus immer wieder auch durch Favelas fuhr, "hat man schon deutlich gesehen, wie groß die Schere zwischen Arm und Reich ist", erzählt sie, "das macht einen dann schon auch traurig - und man kommt nach Hause und ist sich dann noch mehr bewusst, wie gut es uns hier geht. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich erleben darf." Tröstlich fand sie, dass in den Armenvierteln regelmäßig Fußballplätze zu sehen waren. "Die Brasilianer leben den Sport, und er gibt auch Hoffnung", sagt sie.



Wenn einen selbst Usain Bolt kaltlässt, muss man schon ganz schön cool sein. Leonie Maier hat sich bei den Olympischen Spielen in Rio zum Beispiel nicht von der Hysterie um den Sprintstar anstecken lassen. Als sie einmal durchs Olympische Dorf spaziert ist, hatte sich eine Menschenmasse unter Bolts Balkon versammelt, der Jamaikaner stand oben und warf sogar eine Mütze in die Menge. Maier schaute sich alles eine Weile an, fand es aber insgesamt weniger spannend. "Man hat ihn ja kaum gesehen, da oben in seinem fünften Stock", erzählt sie. Sie ist dann bald weiterspaziert.

Maier lässt sich trotz ihrer erst 23 Jahre nicht mehr so leicht beeindrucken. Sie hat ja auch schon selbst einiges vorzuweisen. Europameisterin mit der deutschen U 17 und U 19, Europameisterin auch mit der A-Nationalauswahl. Zweimal Deutscher Meister mit dem FC Bayern. Die nach Olympia zurückgetretene Bundestrainerin Silvia Neid sagte über sie mal, sie sei "die Zukunft des Frauenfußballs".

Eindrücke aus Favelas: "Große Schere zwischen Arm und Reich"

Die Zukunft hat längst begonnen. Leonie Maier sieht sich inzwischen in der Rolle, allmählich mehr Verantwortung zu übernehmen, in München und vor allem bei der DFB-Auswahl, die im Umbruch steckt und am Dienstag (ab 16.10 Uhr, live in der ARD) in Aalen gegen die Niederlande testet. "Führungsspielerin wird man nicht in einem Jahr", sagt Maier, "aber meine Generation muss langsam in die Verantwortung wachsen." Die Zeit, als sie das Küken gewesen ist, "die ist vorbei", sagt sie. Sie ist schnell flügge geworden.

Leonie Maier geht mit offenen Augen durch die Welt. Von den Olympischen Spielen in Rio nahm sie nicht nur das "Gänsehaut-Gefühl am ganzen Körper" nach dem Gewinn der Goldmedaille mit, sondern auch ein paar Eindrücke, die über den Sport hinausgingen. Als der Bus immer wieder auch durch Favelas fuhr, "hat man schon deutlich gesehen, wie groß die Schere zwischen Arm und Reich ist", erzählt sie, "das macht einen dann schon auch traurig - und man kommt nach Hause und ist sich dann noch mehr bewusst, wie gut es uns hier geht. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich erleben darf." Tröstlich fand sie, dass in den Armenvierteln regelmäßig Fußballplätze zu sehen waren. "Die Brasilianer leben den Sport, und er gibt auch Hoffnung", sagt sie.

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Mitfiebern bei den Paralympics

Prägender als das Erlebnis mit Usain Bolt war für sie in letzter Zeit auch ein Treffen mit einem ganz anderen Spitzensportler. Nach der Rückkehr nach München wurden die fünf bayerischen Olympioniken am ersten Spieltag der Profis von Carlo Ancelotti in der Allianz Arena geehrt, und da plauderte sie mit Markus Rehm. Der flog kurz darauf zu den Paralympics nach Brasilien. "Ich habe ihm Glück gewünscht und vor dem Fernseher mitgefiebert - das hat vielleicht ein bisschen geholfen", sagt sie. Rehm holte im Weitsprung und mit der Sprintstaffel Gold. Generell verfolgte Leonie Maier die Paralympics mit Interesse: "Es ist einfach bewundernswert, was dort geleistet wird - das sind Vorbilder für alle."

Vor allem das Länderspiel in Aalen gegen die Niederlande ist für Leonie Maier ein besonderes. In Aldingen und Remseck unternahm sie ihre ersten Schritte auf dem Fußballplatz, das ist eine gute Stunde vom Spielort entfernt. Es haben sich etliche Familienmitglieder und Freunde angekündigt, und auch von ihrem Heimatverein werden alte Bekannte auf den Rängen sitzen.

Denn obwohl sie 2013 nach München übergesiedelt ist, riss der Kontakt nie ab. Vor den Olympischen Spielen trainierte sie auf dem Gelände ihres Ex-Klubs, und bis heute telefoniert sie bei großen Spielen und Turnieren regelmäßig mit ihrem einstigen Förderer Dieter Grauer. "Er gibt mir noch immer sein Feedback, das ist mir weiterhin wichtig", erzählt sie.

Bei Bayern "fehlt es an nichts"

Der Kontakt nach Hause ist ihr von Bedeutung - gleichzeitig fühlt sie sich in München pudelwohl. "Ich habe alles, was ich mir wünschen kann", sagt sie, "es fehlt an nichts." Irgendwann einmal könnte zwar das Ausland reizen, aber die Messlatte hängt hoch, wenn Angebote kommen. Sportlich hat sich der FC Bayern rasant entwickelt, und der Zusammenhalt im Team ist bemerkenswert.

Leonie Maier hat nun sogar eine Kochgruppe installiert, denn am Herd zu stehen ist eine ihrer Leidenschaften. In regelmäßigen Abständen ziehen die Münchnerinnen Zettel, auf denen Ländernamen stehen. Dann ist die Aufgabe, den Kolleginnen ein Menü aus der entsprechenden Nation zu zaubern. Sie selbst war mit Frankreich dran. Es gab drei Gänge: Entrecote mit Ratatouille, Gemüsequiche und Schokoladen-Soufflé mit flüssigem Kern. Ein voller Erfolg, erzählt sie mit einem Grinsen, "es gab zumindest keine Beschwerden".

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