"Leistungsfähigkeit des Körpers überprüfen"

Einmal im Jahr pilgern die Spielerinnen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft nach Lüdenscheid. Ihr Ziel ist jedoch kein Stadion, sondern die Sportklinik Hellersen. Dort unterziehen sich von Nadine Angerer bis Viola Odebrecht alle Nationalspielerinnen einer sportmedizinischen Untersuchung.

Unter der Leitung von Mannschaftsarzt Dr. Bernd Lasarzewski checkt ein Ärzte-Team die Gesundheit einer jeden Athletin. Rund zwei Stunden nehmen sich die Mediziner pro Spielerin Zeit. Um den kompletten Kader unter die Lupe nehmen zu können, ist eine Arbeitswoche in der sportmedizinischen Abteilung geblockt. DFB.de-Redakteur Niels Barnhofer sprach mit Dr. Bernd Lasarzewski über die sportmedizinische Untersuchung.

DFB.de: Dr. Lasarzewski, der Begriff der sportmedizinischen Untersuchung ist bekannt. Aber was genau beinhaltet sie?

Dr. Bernd Lasarzewski: Sportmedizin ist mehr als nur die Behandlung von verletzten Sportlern. Sportmedizin umfasst auch die Prophylaxe, zu der auch die sportmedizinischen Untersuchungen zählen. Und diese führen wir einmal pro Jahr mit den Spielerinnen der Frauen-Nationalmannschaft hier in der Sportklinik Hellersen durch. Dazu gehört die internistische Untersuchung mit Herz-Kreislauf-Überprüfung, der Lungenfunktionstest mit Blutkontrollen, die orthopädischen und physiotherapeutischen Untersuchungen.

DFB.de: Warum werden diese Tests durchgeführt?

Dr. Lasarzewski: Diese Untersuchungen dienen dazu, die Leistungsfähigkeit der Sportlerin zu überprüfen. Dabei sollen auch eventuelle Erkrankungen ausgeschlossen werden. Zum Beispiel solche, die nicht leicht zu erkennen sind. Man denke nur daran, dass man sich mal erkältet oder einen Infekt zuzieht, diesen nicht richtig auskuriert und der sich dann über Viren im Herz-Bereich niederschlägt. Diese Dinge sollten in einer sportmedizinischen Untersuchung abgeklärt werden.

DFB.de: Wie wichtig ist es, dass die Daten von den Ärzten der Nationalmannschaft erhoben werden?

Dr. Lasarzewski: Es macht schon Sinn, dass die erhobenen Daten zusammenlaufen und wir an der Erhebung beteiligt sind. Zum einen weil wir die Spielerinnen und eventuelle Krankheitsvorgeschichten kennen. Zum anderen weil wir auch auf die Daten der vergangenen Jahre zurückgreifen können. Das gibt uns die Möglichkeit, Vergleiche zu ziehen, um zu sehen, was sich über die Zeit vielleicht verändert hat.

DFB.de: Es werden in jedem Jahr also jede Menge Daten erhoben. Was passiert mit ihnen?

Dr. Lasarzewski: Wenn wir mit den Untersuchungen aller Spielerinnen fertig sind, werden die Daten zunächst einmal zusammengetragen und dann aufbereitet. Anschließend setzen wir uns mit dem Orthopäden, dem Internisten, den Physiotherapeuten, dem Konditionstrainer und der Bundestrainerin zusammen, um die Daten zu besprechen. Und wenn es notwendig sein sollte, Konsequenzen daraus zu ziehen, etwa wenn es darum geht, Medikamente zu verschreiben oder Therapie-Empfehlungen auszusprechen, dann wird das zunächst in diesem Gremium diskutiert.

DFB.de: Wäre es möglich die sportmedizinische Untersuchung im Rahmen einer Länderspiel-Maßnahme durchzuführen?

Dr. Lasarzewski: Erfahrungsgemäß fehlt dazu die notwendige Zeit. Die sportmedizinische Untersuchung ist relativ zeitaufwändig. Für jede Spielerin benötigen wir rund zwei Stunden, um sie durch die verschiedenen Stationen zu führen. Außerdem können wir im Rahmen einer Länderspiel-Maßnahme nicht alle medizinischen Geräte – wie zum Beispiel für das EKG oder die Lungenfunktionsprüfung - mitnehmen.

DFB.de: Seit wann werden die sportmedizinischen Untersuchungen für die Frauen-Nationalmannschaft durchgeführt?

Dr. Lasarzewski: Hier in Hellersen führen wir sie seit etwa zehn Jahren durch.

DFB.de: Wie wichtig sind die Längsschnitt-Vergleiche?

Dr. Lasarzewski: Natürlich kann man daraus sehr gut Rückschlüsse ziehen. Wenn ich eine Sache schon einmal vor zehn Jahren untersucht habe und die entsprechenden Daten vorliegen, kann ich natürlich nachvollziehen, ob sich da etwas verändert hat. Wir haben Vergleichswerte, an denen wir ablesen können, was sich verändert hat. Außerdem erlaubt es uns die Datenmenge, die Daten unterschiedlicher Spielerinnen miteinander zu vergleichen. Man kann sagen: Je größer dieser Daten-Pool, desto hilfreicher wird er.

DFB.de: Welche Krankheiten oder Probleme wurden denn schon bei der sportmedizinischen Untersuchung entdeckt?

Dr. Lasarzewski: Ich möchte ungern ins Detail gehen und Veränderungen bei einzelnen Spielerinnen beleuchten. Aber ich kann sagen, dass wir zum Beispiel schon gewisse Lungenprobleme bei verschiedenen Spielerinnen herausgefunden haben. Es handelte sich um ein Belastungsasthma. Da konnten wir schnell helfen, nachdem wir das hier entdeckt hatten. So haben wir Spielerinnen in ganz konkreten Fällen geholfen, ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern.

DFB.de: Wie kommt die Untersuchung bei den Spielerinnen an – ist das eine lästige Pflicht für sie oder begleiten sie sie mit neugierigem Interesse?

Dr. Lasarzewski: Die sportmedizinische Untersuchung ist natürlich ein weiterer Termin in den ohnehin schon vollen Kalendern der Spielerinnen. Einer, der auch noch viel Zeit kostet, weil sie ja alle nach Lüdenscheid fahren müssen. Aber im großen Ganzen wird die sportmedizinische Untersuchung sehr positiv aufgenommen, weil die Spielerinnen wissen, dass wir ihren Körper überprüfen – und der Körper ist das Kapital der Spielerinnen, mit ihm rufen sie ihre Leistungen ab. Und unser Ziel ist es, ihren Körper und ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten oder sogar zu verbessern.

Das meinen DFB-User:

"Ich finde es eine großartige Sache, dass man sich so intensiv um unsere Fußballerinnen kümmert. " (Jürgen Kirchgesser, Wiesbaden)

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Einmal im Jahr pilgern die Spielerinnen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft nach Lüdenscheid. Ihr Ziel ist jedoch kein Stadion, sondern die Sportklinik Hellersen. Dort unterziehen sich von Nadine Angerer bis Viola Odebrecht alle Nationalspielerinnen einer sportmedizinischen Untersuchung.

Unter der Leitung von Mannschaftsarzt Dr. Bernd Lasarzewski checkt ein Ärzte-Team die Gesundheit einer jeden Athletin. Rund zwei Stunden nehmen sich die Mediziner pro Spielerin Zeit. Um den kompletten Kader unter die Lupe nehmen zu können, ist eine Arbeitswoche in der sportmedizinischen Abteilung geblockt. DFB.de-Redakteur Niels Barnhofer sprach mit Dr. Bernd Lasarzewski über die sportmedizinische Untersuchung.

DFB.de: Dr. Lasarzewski, der Begriff der sportmedizinischen Untersuchung ist bekannt. Aber was genau beinhaltet sie?

Dr. Bernd Lasarzewski: Sportmedizin ist mehr als nur die Behandlung von verletzten Sportlern. Sportmedizin umfasst auch die Prophylaxe, zu der auch die sportmedizinischen Untersuchungen zählen. Und diese führen wir einmal pro Jahr mit den Spielerinnen der Frauen-Nationalmannschaft hier in der Sportklinik Hellersen durch. Dazu gehört die internistische Untersuchung mit Herz-Kreislauf-Überprüfung, der Lungenfunktionstest mit Blutkontrollen, die orthopädischen und physiotherapeutischen Untersuchungen.

DFB.de: Warum werden diese Tests durchgeführt?

Dr. Lasarzewski: Diese Untersuchungen dienen dazu, die Leistungsfähigkeit der Sportlerin zu überprüfen. Dabei sollen auch eventuelle Erkrankungen ausgeschlossen werden. Zum Beispiel solche, die nicht leicht zu erkennen sind. Man denke nur daran, dass man sich mal erkältet oder einen Infekt zuzieht, diesen nicht richtig auskuriert und der sich dann über Viren im Herz-Bereich niederschlägt. Diese Dinge sollten in einer sportmedizinischen Untersuchung abgeklärt werden.

DFB.de: Wie wichtig ist es, dass die Daten von den Ärzten der Nationalmannschaft erhoben werden?

Dr. Lasarzewski: Es macht schon Sinn, dass die erhobenen Daten zusammenlaufen und wir an der Erhebung beteiligt sind. Zum einen weil wir die Spielerinnen und eventuelle Krankheitsvorgeschichten kennen. Zum anderen weil wir auch auf die Daten der vergangenen Jahre zurückgreifen können. Das gibt uns die Möglichkeit, Vergleiche zu ziehen, um zu sehen, was sich über die Zeit vielleicht verändert hat.

DFB.de: Es werden in jedem Jahr also jede Menge Daten erhoben. Was passiert mit ihnen?

Dr. Lasarzewski: Wenn wir mit den Untersuchungen aller Spielerinnen fertig sind, werden die Daten zunächst einmal zusammengetragen und dann aufbereitet. Anschließend setzen wir uns mit dem Orthopäden, dem Internisten, den Physiotherapeuten, dem Konditionstrainer und der Bundestrainerin zusammen, um die Daten zu besprechen. Und wenn es notwendig sein sollte, Konsequenzen daraus zu ziehen, etwa wenn es darum geht, Medikamente zu verschreiben oder Therapie-Empfehlungen auszusprechen, dann wird das zunächst in diesem Gremium diskutiert.

DFB.de: Wäre es möglich die sportmedizinische Untersuchung im Rahmen einer Länderspiel-Maßnahme durchzuführen?

Dr. Lasarzewski: Erfahrungsgemäß fehlt dazu die notwendige Zeit. Die sportmedizinische Untersuchung ist relativ zeitaufwändig. Für jede Spielerin benötigen wir rund zwei Stunden, um sie durch die verschiedenen Stationen zu führen. Außerdem können wir im Rahmen einer Länderspiel-Maßnahme nicht alle medizinischen Geräte – wie zum Beispiel für das EKG oder die Lungenfunktionsprüfung - mitnehmen.

DFB.de: Seit wann werden die sportmedizinischen Untersuchungen für die Frauen-Nationalmannschaft durchgeführt?

Dr. Lasarzewski: Hier in Hellersen führen wir sie seit etwa zehn Jahren durch.

DFB.de: Wie wichtig sind die Längsschnitt-Vergleiche?

Dr. Lasarzewski: Natürlich kann man daraus sehr gut Rückschlüsse ziehen. Wenn ich eine Sache schon einmal vor zehn Jahren untersucht habe und die entsprechenden Daten vorliegen, kann ich natürlich nachvollziehen, ob sich da etwas verändert hat. Wir haben Vergleichswerte, an denen wir ablesen können, was sich verändert hat. Außerdem erlaubt es uns die Datenmenge, die Daten unterschiedlicher Spielerinnen miteinander zu vergleichen. Man kann sagen: Je größer dieser Daten-Pool, desto hilfreicher wird er.

DFB.de: Welche Krankheiten oder Probleme wurden denn schon bei der sportmedizinischen Untersuchung entdeckt?

Dr. Lasarzewski: Ich möchte ungern ins Detail gehen und Veränderungen bei einzelnen Spielerinnen beleuchten. Aber ich kann sagen, dass wir zum Beispiel schon gewisse Lungenprobleme bei verschiedenen Spielerinnen herausgefunden haben. Es handelte sich um ein Belastungsasthma. Da konnten wir schnell helfen, nachdem wir das hier entdeckt hatten. So haben wir Spielerinnen in ganz konkreten Fällen geholfen, ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern.

DFB.de: Wie kommt die Untersuchung bei den Spielerinnen an – ist das eine lästige Pflicht für sie oder begleiten sie sie mit neugierigem Interesse?

Dr. Lasarzewski: Die sportmedizinische Untersuchung ist natürlich ein weiterer Termin in den ohnehin schon vollen Kalendern der Spielerinnen. Einer, der auch noch viel Zeit kostet, weil sie ja alle nach Lüdenscheid fahren müssen. Aber im großen Ganzen wird die sportmedizinische Untersuchung sehr positiv aufgenommen, weil die Spielerinnen wissen, dass wir ihren Körper überprüfen – und der Körper ist das Kapital der Spielerinnen, mit ihm rufen sie ihre Leistungen ab. Und unser Ziel ist es, ihren Körper und ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten oder sogar zu verbessern.

Das meinen DFB-User:

"Ich finde es eine großartige Sache, dass man sich so intensiv um unsere Fußballerinnen kümmert. " (Jürgen Kirchgesser, Wiesbaden)