Laudehr: Bronze ist schön, Gold ist schöner

Wenn Simone Laudehr an Olympia denkt, schießt ihr relativ schnell eine Erinnerung in durch den Kopf, die in der Nachbetrachtung zunächst eigenartig klingt. Sie hat nämlich Hüften vor Augen. Wortwörtlich. 2008 in Peking stand sie einmal im Deutschen Haus einem Mann gegenüber, der für sie ein Idol ist. Ein hünenhafter Mann. "Ich habe zunächst nur seine Hüfte gesehen und dachte: 'Wo ist denn bloß der Kopf?' Er ist megagroß, unglaublich!" Es handelte sich um Basketballstar Dirk Nowitzki.

Man plauderte, am Ende staubte sie ein Autogramm ab. "Es war super", erzählt sie, "wir haben uns lange unterhalten, und ich kann nur bestätigen, was man von allen Seiten über ihn hört: Er ist ein sehr, sehr offener Mensch, der immer gute Laune hat. Ein absolutes Vorbild, ein Profi."

Bronzemedaille in Peking

Simone Laudehr holte damals mit der Frauen-Nationalmannschaft die Bronzemedaille. Nowitzki, der deutsche Fahnenträger in Peking, ging leer aus. Summa summarum begegneten sich damals im Deutschen Haus also zwei Sportler auf Augenhöhe. Acht Jahre später ist Simone Laudehr neben Saskia Bartusiak, Melanie Behringer, Annike Krahn, Babett Peter und Anja Mittag eine der wenigen Spielerinnen, die ein zweites Mal an Olympischen Spielen teilnimmt.

Seitdem hat sich viel verändert, für sie persönlich wie für ihr Team. 2008 sagte sie vor der Abreise nach China, sie wolle eine Medaille: "Nicht irgendeine. Sondern Gold." Und dieses Mal? Sie lacht.

"Als Sportler will man immer Gold. Logisch." Sie ist inzwischen gereifter, und schon als sie damals von den Spielen nach Hause gekommen ist, hat sie ihrem eigenen Satz noch einmal nachgehört. "Da habe ich gemerkt, dass eine Bronzemedaille bei Olympia auch einen unfassbaren Stellenwert hat." Olympia gebe es "seit vielen hundert Jahren", und wenn man da eine Plakette mit nach Hause nehmen kann, "zählt auch ein dritter Platz wie ein Titel". Dann überlegt sie kurz und muss wieder lachen: "Ich will aber trotzdem Gold, das ist schon auch klar." Sportlerin durch und durch.

Laudehr: "Möchte Hilfestellungen geben"

Schon früh zeichnete sich das ab; die Mama, eine Leichtathletin, gab ihr "gute Gene" mit, zudem war ihr eine gesunde Portion Ehrgeiz bereits angeboren. Insgesamt könne man die Simone Laudehr von 2008 kaum mehr mit der von heute vergleichen, findet die 30-Jährige. "Ich bin erfahrener und auf wie neben dem Fußballplatz reifer, mutiger und gleichzeitig ruhiger." Zudem haben sie ihre Turniere geprägt. 2007 beim WM-Sieg und 2008 bei Olympia-Bronze war sie noch die Senkrechtstarterin, heute soll sie führen, auch deshalb wechselt sie nach Olympia zur jungen Mannschaft des FC Bayern, und sie sträubt sich auch nicht gegen diese Rolle: "Ich möchte Hilfestellungen geben." Früher sei sie ja auch froh gewesen über Birgit Prinz oder Renate Lingor. "Ich war schon immer eine Kämpferin und will meine Kolleginnen mitreißen. Ich habe viel dieses Hand-aufs-Herz in mir: Einmal in die Hände spucken, und los!"

Dabei gab es in ihrer Entwicklung auch einen Punkt, der sie lehrte, wie wichtig es ist, in sich zu ruhen und sich bewusst in alle Situationen reinzufühlen. Vor der EM 2013 stand ihre Karriere auf der Kippe. Die Ärzte sagten ihr nach einer Knie-Operation, es stünde 50:50, ob sie je wieder spielen könne. "Ich habe geweint wie ein Schlosshund", dabei sei das sonst gar nicht ihre Art. Doch dann erfuhr sie in der Arztpraxis von einem Mann, der gerade gesagt bekommen hatte, er habe nur noch Monate zu leben. "Da sitzt du da und sagst dir: 'Und du heulst rum wegen deinem Knie?' Wenn man so etwas hört, wird alles andere plötzlich ganz klein." Sie gehe seitdem "viel bewusster mit meinem Leben um. Wir haben es doch alle schön im Grunde, und das müssen wir uns so oft wie möglich vor Augen halten", findet sie.

Sie wird auch Olympia genießen, natürlich. "In einem Turnier weiß ich inzwischen, wie mit Schwächephasen umzugehen ist. Wir Deutschen haben eh eine Turniermentalität, das hat man gerade bei der EM der Männer gesehen, das sieht man auch bei uns Frauen." Das Ziel: Gold. Simone Laudehr ist nicht der Typ, der auf Hüfthöhe stehen bleibt. Auf Augenhöhe mit den Großen, das ist das Motto.

[dfb]

Wenn Simone Laudehr an Olympia denkt, schießt ihr relativ schnell eine Erinnerung in durch den Kopf, die in der Nachbetrachtung zunächst eigenartig klingt. Sie hat nämlich Hüften vor Augen. Wortwörtlich. 2008 in Peking stand sie einmal im Deutschen Haus einem Mann gegenüber, der für sie ein Idol ist. Ein hünenhafter Mann. "Ich habe zunächst nur seine Hüfte gesehen und dachte: 'Wo ist denn bloß der Kopf?' Er ist megagroß, unglaublich!" Es handelte sich um Basketballstar Dirk Nowitzki.

Man plauderte, am Ende staubte sie ein Autogramm ab. "Es war super", erzählt sie, "wir haben uns lange unterhalten, und ich kann nur bestätigen, was man von allen Seiten über ihn hört: Er ist ein sehr, sehr offener Mensch, der immer gute Laune hat. Ein absolutes Vorbild, ein Profi."

Bronzemedaille in Peking

Simone Laudehr holte damals mit der Frauen-Nationalmannschaft die Bronzemedaille. Nowitzki, der deutsche Fahnenträger in Peking, ging leer aus. Summa summarum begegneten sich damals im Deutschen Haus also zwei Sportler auf Augenhöhe. Acht Jahre später ist Simone Laudehr neben Saskia Bartusiak, Melanie Behringer, Annike Krahn, Babett Peter und Anja Mittag eine der wenigen Spielerinnen, die ein zweites Mal an Olympischen Spielen teilnimmt.

Seitdem hat sich viel verändert, für sie persönlich wie für ihr Team. 2008 sagte sie vor der Abreise nach China, sie wolle eine Medaille: "Nicht irgendeine. Sondern Gold." Und dieses Mal? Sie lacht.

"Als Sportler will man immer Gold. Logisch." Sie ist inzwischen gereifter, und schon als sie damals von den Spielen nach Hause gekommen ist, hat sie ihrem eigenen Satz noch einmal nachgehört. "Da habe ich gemerkt, dass eine Bronzemedaille bei Olympia auch einen unfassbaren Stellenwert hat." Olympia gebe es "seit vielen hundert Jahren", und wenn man da eine Plakette mit nach Hause nehmen kann, "zählt auch ein dritter Platz wie ein Titel". Dann überlegt sie kurz und muss wieder lachen: "Ich will aber trotzdem Gold, das ist schon auch klar." Sportlerin durch und durch.

Laudehr: "Möchte Hilfestellungen geben"

Schon früh zeichnete sich das ab; die Mama, eine Leichtathletin, gab ihr "gute Gene" mit, zudem war ihr eine gesunde Portion Ehrgeiz bereits angeboren. Insgesamt könne man die Simone Laudehr von 2008 kaum mehr mit der von heute vergleichen, findet die 30-Jährige. "Ich bin erfahrener und auf wie neben dem Fußballplatz reifer, mutiger und gleichzeitig ruhiger." Zudem haben sie ihre Turniere geprägt. 2007 beim WM-Sieg und 2008 bei Olympia-Bronze war sie noch die Senkrechtstarterin, heute soll sie führen, auch deshalb wechselt sie nach Olympia zur jungen Mannschaft des FC Bayern, und sie sträubt sich auch nicht gegen diese Rolle: "Ich möchte Hilfestellungen geben." Früher sei sie ja auch froh gewesen über Birgit Prinz oder Renate Lingor. "Ich war schon immer eine Kämpferin und will meine Kolleginnen mitreißen. Ich habe viel dieses Hand-aufs-Herz in mir: Einmal in die Hände spucken, und los!"

Dabei gab es in ihrer Entwicklung auch einen Punkt, der sie lehrte, wie wichtig es ist, in sich zu ruhen und sich bewusst in alle Situationen reinzufühlen. Vor der EM 2013 stand ihre Karriere auf der Kippe. Die Ärzte sagten ihr nach einer Knie-Operation, es stünde 50:50, ob sie je wieder spielen könne. "Ich habe geweint wie ein Schlosshund", dabei sei das sonst gar nicht ihre Art. Doch dann erfuhr sie in der Arztpraxis von einem Mann, der gerade gesagt bekommen hatte, er habe nur noch Monate zu leben. "Da sitzt du da und sagst dir: 'Und du heulst rum wegen deinem Knie?' Wenn man so etwas hört, wird alles andere plötzlich ganz klein." Sie gehe seitdem "viel bewusster mit meinem Leben um. Wir haben es doch alle schön im Grunde, und das müssen wir uns so oft wie möglich vor Augen halten", findet sie.

Sie wird auch Olympia genießen, natürlich. "In einem Turnier weiß ich inzwischen, wie mit Schwächephasen umzugehen ist. Wir Deutschen haben eh eine Turniermentalität, das hat man gerade bei der EM der Männer gesehen, das sieht man auch bei uns Frauen." Das Ziel: Gold. Simone Laudehr ist nicht der Typ, der auf Hüfthöhe stehen bleibt. Auf Augenhöhe mit den Großen, das ist das Motto.

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