Bianca beim Bund: Europameisterin im Grenzbereich

Es ist kalt. Eisig kalt. Bei Minustemperaturen hat Bianca Schmidt gerade die Nacht im Freien hinter sich gebracht. Durchgefroren ist die Abwehrspielerin der Frauen-Nationalmannschaft. Die Hände sind steif, die Knochen tun weh. Aber Bianca Schmidt ist tapfer.

„Ich wusste ja, was mich hier erwartet“, sagt die 20-Jährige vom 1. FFC Turbine Potsdam und beißt in ihr Frühstücksbrötchen. Der Algarve Cup, bei dem die Nationalspielerin heute (ab 18 Uhr) mit den DFB-Frauen im warmen Portugal gegen Dänemark startet, ist da noch ganz weit weg. DFB.de-Redakteurin Annette Seitz hat die Sportsoldatin ins Biwak begleitet.

"Bibi" beim Bund: Optimal auf die WM vorbereiten

Niemand hat gesagt, dass es einfach werden wird in der Grundausbildung der Sportfördergruppe in Nienburg. Auch nicht ihre Kolleginnen von der Frauen-Nationalmannschaft, die ebenfalls eine zweimonatige Ausbildung absolvierten, um sich anschließend als Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr optimal auf ihren Sport konzentrieren zu können.

Denn als Sportsoldatin absolviert Bianca Schmidt nach der um vier Wochen auf zwei Monate verkürzten Grundausbildung nur noch einen militärischen Pflichtanteil. „Für mich bedeutet das Engagement bei der Bundeswehr, dass ich mich optimal auf die WM 2011 in Deutschland vorbereiten kann“, erklärt Bianca Schmidt.

Tipps von der Hauptgefreiten Bajramaj

Sie hat sich Tipps geholt von ihren Potsdamer Mannschaftskameradinnen Jennifer Zietz, Babett Peter, Nadine Keßler und Lira Bajramaj, die wie Simone Laudehr, Ursula Holl, Alisa Vetterlin und Lena Goeßling der Sportförderkompanie angehören.

Wie mit der Kälte bei Außeneinsätzen klar kommen? Wie mit der fehlenden Privatsphäre auf der engen Stube? Wie die schier endlosen Geländemärsche mit Gepäck überstehen? Die Kolleginnen haben es ihr gesagt. „Das hat mir geholfen“, sagt Bianca Schmidt.

Und doch sind die Erfahrungen in der Truppe, vor allem beim Biwak, in dessen Rahmen die Soldaten und Soldatinnen 48 Stunden im Gelände verbringen, grenzwertig. „Ganz so belastend habe ich es mir nicht vorgestellt“, gibt die Europameisterin zu. „Es ist härter als gedacht. Vor allem der wenige Schlaf macht mir zu schaffen. Man muss hier an seine körperliche Grenzen gehen.“

Nationalspielerin Bianca Schmidt bei der Bundeswehr

Frühstück bei minus fünf Grad

Um fünf Uhr in der Früh wurde Bianca Schmidt, die mit 49 Kameraden und Kameradinnen sowie acht Ausbildern des dritten Zuges des Bataillons Elektronische Kampfführung 912 der Clausewitz-Kaserne Nienburg im Gelände unterwegs ist, an diesem Morgen geweckt.

Die Nacht hat sie in einem Zelt mit der Kameradin Elena Walendzik verbracht, einer zierlichen Boxerin und viermaligen Deutschen Meisterin. Nach dem Wecken heißt es aufstehen und die Zelte umbauen zu einer so genannten Infanterieschnecke, bei dem die Planen einen schützenden Kreis bilden.

Darin suchen die jungen Soldaten und Soldatinnen Schutz vor der Kälte. Wärmen sich an einem Feuer. Und frühstücken. Gar nicht so einfach die Marmelade auf das Brötchen zu streichen, wenn die Kälte die Finger steif macht. Doch man hilft sich. „Die Kameradschaft, die ich hier erlebe, macht schon Spaß“, bekräftigt Bianca Schmidt. Schluckt den letzten Rest ihres Brötchens herunter und muss auch schon weiter. Denn das Kommando „Fertigmachen für die Ausbildung“ erklingt. Aufbruch.

In tiefster Gangart durchs Unterholz

Angesagt ist das Gleiten durchs Gelände. Will heißen: Nässeschutz anlegen und in tiefster Gangart das „Einfließen in die Stellungen“ üben, wie es Oberbootsmann Robin Haß erklärt. Am ersten Tag hat die Gruppe Gräben im Gelände ausgehoben und mit Sandsäcken befestigt. Nun steht der nächste Teil der Übung an, die unter dem Oberbegriff „Feuerkampfausbildung“ firmiert.

Die Ausbildungsinhalte in der Grundausbildung unterscheiden sich nicht von denen „normaler“ Rekruten. Immer wieder erklärt der Gruppenführer, was er von seinen Soldaten verlangt, unterbricht die Übung, hält inne. Immer wieder müssen die Männer und Frauen auf dem Bauch über den Schnee im Unterholz zu ihren Stellungen gleiten.

Das ist anstrengend. Und eine Überwindung. Mental und körperlich. In diesen Momenten, wenn Bianca Schmidt an ihre Leistungsgrenze und vielleicht darüber hinaus geht, denkt sie an die Beweggründe für ihre Entscheidung. „Ich will mich voll auf meinen Sport konzentrieren“, sagt sie und blickt zurück auf die Vorbereitung zur EURO 2009 in Finnland. „Der eine Lehrgang, den wir ohne Ball gemacht haben, war schon hart. Das kam beinahe heran an das, was wir hier machen. Aber nur beinahe.“ Sie lacht.

Zehn Bundeswehr-Plätze für den DFB

Ihren Humor hat sie nicht verloren. Denn sie ist froh, dass DFB-Trainerin Silvia Neid sie für die Sportfördergruppe vorgeschlagen hat. Zehn Plätze stehen dem DFB dort zur Verfügung. Die Sportliche Leitung der Frauen-Nationalmannschaft trifft die Entscheidung, wer in den Kreis der Sportfördergruppe aufgenommen wird, nach verschiedenen Gesichtspunkten. Die sportliche Perspektive der Kandidaten ist ein wichtiger Fakt. Insofern bedeutet es für Bianca Schmidt auch eine Auszeichnung, dass sie dabei sein darf.

Die Vorteile der Sportförderkompanie liegen für Hauptmann Lars Neitzel, den Kompaniechef der siebten Kompanie der Clausewitz-Kaserne, auf der Hand: „Nach Abschluss der Grundausbildung werden die Sportsoldaten vom Dienst freigestellt und absolvieren nur noch einen militärischen Pflichtanteil.

Dadurch haben sei eine größere finanzielle Unabhängigkeit und sind nicht zu hundert Prozent von Sponsoren abhängig. Sie können ihre Sportart zielgerichtet ausüben.“ Genau das ist das Ziel von Bianca Schmidt.

800 Sportsoldaten aus 44 Sportarten in 15 Fördergruppen

15 Sportfördergruppen gibt es insgesamt in Deutschland, gut 800 Sportler sind darin organisiert. Die Bandbreite der Sportarten reicht von Fußball über Segelfliegen, Kunstradfahren, Rugby oder Gewichtheben bis hin zu Schach. Alles, wirklich alles unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ist vertreten. 77 Disziplinen in 44 Sportarten werden gefördert.

Nach der achtwöchigen Grundausbildung, die für Sportsoldaten ausschließlich in Dillingen an der Donau und eben in Nienburg an der Weser absolviert werden kann, werden die Sportler einer der 15 Sportfördergruppen der Bundeswehr zugeteilt. Nur Athleten aus Bundeskadern von Sportverbänden, die dem DOSB angehören, können gefördert werden.

Von Nienburgs Wäldern in die Sonne Portugals

Zahlen und Fakten, die Bianca Schmidt in diesen Stunden herzlich gleichgültig sind. Mit Zähigkeit und Ehrgeiz bringt sie die beiden Tage im Biwak hinter sich, absolviert die Ausbildungsinhalte für den militärischen Dienst mit ebensolcher Akribie wie die Abwehrarbeit in Nationalmannschaft und Verein.

Die Grundausbildung hat die 20-Jährige mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Zurzeit tritt Frau Gefreite Schmidt mit der Frauen-Nationalmannschaft beim Algarve Cup in Portugal an. Ungleich wärmer als im Biwak in Nienburg. Aber nicht unbedingt weniger anstrengend.

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Es ist kalt. Eisig kalt. Bei Minustemperaturen hat Bianca Schmidt gerade die Nacht im Freien hinter sich gebracht. Durchgefroren ist die Abwehrspielerin der Frauen-Nationalmannschaft. Die Hände sind steif, die Knochen tun weh. Aber Bianca Schmidt ist tapfer.

„Ich wusste ja, was mich hier erwartet“, sagt die 20-Jährige vom 1. FFC Turbine Potsdam und beißt in ihr Frühstücksbrötchen. Der Algarve Cup, bei dem die Nationalspielerin heute (ab 18 Uhr) mit den DFB-Frauen im warmen Portugal gegen Dänemark startet, ist da noch ganz weit weg. DFB.de-Redakteurin Annette Seitz hat die Sportsoldatin ins Biwak begleitet.

"Bibi" beim Bund: Optimal auf die WM vorbereiten

Niemand hat gesagt, dass es einfach werden wird in der Grundausbildung der Sportfördergruppe in Nienburg. Auch nicht ihre Kolleginnen von der Frauen-Nationalmannschaft, die ebenfalls eine zweimonatige Ausbildung absolvierten, um sich anschließend als Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr optimal auf ihren Sport konzentrieren zu können.

Denn als Sportsoldatin absolviert Bianca Schmidt nach der um vier Wochen auf zwei Monate verkürzten Grundausbildung nur noch einen militärischen Pflichtanteil. „Für mich bedeutet das Engagement bei der Bundeswehr, dass ich mich optimal auf die WM 2011 in Deutschland vorbereiten kann“, erklärt Bianca Schmidt.

Tipps von der Hauptgefreiten Bajramaj

Sie hat sich Tipps geholt von ihren Potsdamer Mannschaftskameradinnen Jennifer Zietz, Babett Peter, Nadine Keßler und Lira Bajramaj, die wie Simone Laudehr, Ursula Holl, Alisa Vetterlin und Lena Goeßling der Sportförderkompanie angehören.

Wie mit der Kälte bei Außeneinsätzen klar kommen? Wie mit der fehlenden Privatsphäre auf der engen Stube? Wie die schier endlosen Geländemärsche mit Gepäck überstehen? Die Kolleginnen haben es ihr gesagt. „Das hat mir geholfen“, sagt Bianca Schmidt.

Und doch sind die Erfahrungen in der Truppe, vor allem beim Biwak, in dessen Rahmen die Soldaten und Soldatinnen 48 Stunden im Gelände verbringen, grenzwertig. „Ganz so belastend habe ich es mir nicht vorgestellt“, gibt die Europameisterin zu. „Es ist härter als gedacht. Vor allem der wenige Schlaf macht mir zu schaffen. Man muss hier an seine körperliche Grenzen gehen.“

Nationalspielerin Bianca Schmidt bei der Bundeswehr

Frühstück bei minus fünf Grad

Um fünf Uhr in der Früh wurde Bianca Schmidt, die mit 49 Kameraden und Kameradinnen sowie acht Ausbildern des dritten Zuges des Bataillons Elektronische Kampfführung 912 der Clausewitz-Kaserne Nienburg im Gelände unterwegs ist, an diesem Morgen geweckt.

Die Nacht hat sie in einem Zelt mit der Kameradin Elena Walendzik verbracht, einer zierlichen Boxerin und viermaligen Deutschen Meisterin. Nach dem Wecken heißt es aufstehen und die Zelte umbauen zu einer so genannten Infanterieschnecke, bei dem die Planen einen schützenden Kreis bilden.

Darin suchen die jungen Soldaten und Soldatinnen Schutz vor der Kälte. Wärmen sich an einem Feuer. Und frühstücken. Gar nicht so einfach die Marmelade auf das Brötchen zu streichen, wenn die Kälte die Finger steif macht. Doch man hilft sich. „Die Kameradschaft, die ich hier erlebe, macht schon Spaß“, bekräftigt Bianca Schmidt. Schluckt den letzten Rest ihres Brötchens herunter und muss auch schon weiter. Denn das Kommando „Fertigmachen für die Ausbildung“ erklingt. Aufbruch.

In tiefster Gangart durchs Unterholz

Angesagt ist das Gleiten durchs Gelände. Will heißen: Nässeschutz anlegen und in tiefster Gangart das „Einfließen in die Stellungen“ üben, wie es Oberbootsmann Robin Haß erklärt. Am ersten Tag hat die Gruppe Gräben im Gelände ausgehoben und mit Sandsäcken befestigt. Nun steht der nächste Teil der Übung an, die unter dem Oberbegriff „Feuerkampfausbildung“ firmiert.

Die Ausbildungsinhalte in der Grundausbildung unterscheiden sich nicht von denen „normaler“ Rekruten. Immer wieder erklärt der Gruppenführer, was er von seinen Soldaten verlangt, unterbricht die Übung, hält inne. Immer wieder müssen die Männer und Frauen auf dem Bauch über den Schnee im Unterholz zu ihren Stellungen gleiten.

Das ist anstrengend. Und eine Überwindung. Mental und körperlich. In diesen Momenten, wenn Bianca Schmidt an ihre Leistungsgrenze und vielleicht darüber hinaus geht, denkt sie an die Beweggründe für ihre Entscheidung. „Ich will mich voll auf meinen Sport konzentrieren“, sagt sie und blickt zurück auf die Vorbereitung zur EURO 2009 in Finnland. „Der eine Lehrgang, den wir ohne Ball gemacht haben, war schon hart. Das kam beinahe heran an das, was wir hier machen. Aber nur beinahe.“ Sie lacht.

Zehn Bundeswehr-Plätze für den DFB

Ihren Humor hat sie nicht verloren. Denn sie ist froh, dass DFB-Trainerin Silvia Neid sie für die Sportfördergruppe vorgeschlagen hat. Zehn Plätze stehen dem DFB dort zur Verfügung. Die Sportliche Leitung der Frauen-Nationalmannschaft trifft die Entscheidung, wer in den Kreis der Sportfördergruppe aufgenommen wird, nach verschiedenen Gesichtspunkten. Die sportliche Perspektive der Kandidaten ist ein wichtiger Fakt. Insofern bedeutet es für Bianca Schmidt auch eine Auszeichnung, dass sie dabei sein darf.

Die Vorteile der Sportförderkompanie liegen für Hauptmann Lars Neitzel, den Kompaniechef der siebten Kompanie der Clausewitz-Kaserne, auf der Hand: „Nach Abschluss der Grundausbildung werden die Sportsoldaten vom Dienst freigestellt und absolvieren nur noch einen militärischen Pflichtanteil.

Dadurch haben sei eine größere finanzielle Unabhängigkeit und sind nicht zu hundert Prozent von Sponsoren abhängig. Sie können ihre Sportart zielgerichtet ausüben.“ Genau das ist das Ziel von Bianca Schmidt.

800 Sportsoldaten aus 44 Sportarten in 15 Fördergruppen

15 Sportfördergruppen gibt es insgesamt in Deutschland, gut 800 Sportler sind darin organisiert. Die Bandbreite der Sportarten reicht von Fußball über Segelfliegen, Kunstradfahren, Rugby oder Gewichtheben bis hin zu Schach. Alles, wirklich alles unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ist vertreten. 77 Disziplinen in 44 Sportarten werden gefördert.

Nach der achtwöchigen Grundausbildung, die für Sportsoldaten ausschließlich in Dillingen an der Donau und eben in Nienburg an der Weser absolviert werden kann, werden die Sportler einer der 15 Sportfördergruppen der Bundeswehr zugeteilt. Nur Athleten aus Bundeskadern von Sportverbänden, die dem DOSB angehören, können gefördert werden.

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Von Nienburgs Wäldern in die Sonne Portugals

Zahlen und Fakten, die Bianca Schmidt in diesen Stunden herzlich gleichgültig sind. Mit Zähigkeit und Ehrgeiz bringt sie die beiden Tage im Biwak hinter sich, absolviert die Ausbildungsinhalte für den militärischen Dienst mit ebensolcher Akribie wie die Abwehrarbeit in Nationalmannschaft und Verein.

Die Grundausbildung hat die 20-Jährige mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Zurzeit tritt Frau Gefreite Schmidt mit der Frauen-Nationalmannschaft beim Algarve Cup in Portugal an. Ungleich wärmer als im Biwak in Nienburg. Aber nicht unbedingt weniger anstrengend.