Annike Krahn: 100 Prozent Ruhrpott

Sie war in Paris, sie hat die Welt gesehen. Alles gut und schön, alles eine Reise wert. Aber nirgendwo gefällt es Annike Krahn so gut wie im Ruhrgebiet. Duisburg, Essen, Schalke, Dortmund, vor allem Bochum - das ist ihre Heimat, ihr Zuhause, ihr Lebensmittelpunkt. Das ist ihr Anker, der sie festhält, auf den sie sich verlassen kann. Deshalb freut sich Krahn auch besonders auf das Duell mit England am Donnerstag (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Duisburg. Wenn sie in Bochum ihre Wohnung verlässt, könnte sie mit der Bahn knapp 25 Minuten später am Stadion sein.

Für Krahn ist es also im doppelten Sinne ein Heimspiel. Gleichzeitig ist es die letzte Begegnung der A-Nationalmannschaft in 2015. Der krönende Abschluss eines aufregenden Jahres. Für das Team. Aber vor allem für sie. Im Sommer, kurz vor der Weltmeisterschaft in Kanada, hatte sie sich schließlich dazu entschieden, Paris St. Germain zu verlassen und wieder nach Deutschland zurückzukehren. Seitdem spielt sie in der Allianz Frauen-Bundesliga für Bayer 04 Leverkusen.

Krahn in Leverkusen: "Wir hatten einen schwierigen Start"

"Wir hatten einen schwierigen Start. Aber inzwischen haben wir uns ganz gut gefangen. In Leverkusen haben wir eine sehr junge Mannschaft, da sind Leistungsschwankungen ganz normal", sagt Krahn, die mit 30 Jahren der Routinier im Kader ist. "Ich hoffe, dass wir das noch in den Griff bekommen. Denn dass wir viel Potenzial haben, kann man in jedem Training sehen."

Manche mag es überrascht haben, dass sich die Abwehrspielerin nach ihrer Zeit in Frankreich für Bayer 04 entschieden hat. Aber wenn man weiß, wie wichtig ihr die Nähe zum Ruhrgebiet ist, gab es nicht viele andere Möglichkeiten. Vielleicht noch Essen. Eventuell Köln. Aber das war es dann schon. Eine Rückkehr nach Duisburg in die 2. Bundesliga war kein Thema: "Ich verfolge den Weg des MSV Duisburg natürlich noch, und bisher läuft es für sie ganz gut. Ich hatte dort acht tolle Jahre."

"Bochum - ich komm' aus dir"

Wenn man Annike Krahn fragt, was sie am Ruhrgebiet so fasziniert, muss man sich auf eine etwas längere Antwort einstellen. Die Kurzfassung liefert sie zuerst: "Grundsätzlich ist es ja so, dass Beschreibungen über die Heimat eigentlich niemals objektiv sein können. Da spielt immer ganz stark die Subjektivität mit." Man könnte auch sagen: Krahn weiß ganz genau, dass nicht jeder ihre Leidenschaft für das Ruhrgebiet teilen kann.

Dem hält sie einige schlagkräftige Argumente entgegen: "Die Zeit der Kohle ist doch lange vorbei. Aber es ist eine sehr spannende Industriekultur entstanden. Essen war ja nicht ohne Grund vor fünf Jahren Kulturhauptstadt Europas. Hier leben so viele Menschen auf engstem Raum zusammen, da ist eigentlich jedes Wochenende etwas los."

Allerdings ist es nicht so, dass Krahn die negativen Seiten verschweigen würde. Dazu gibt es auch keinen Grund. Es sind halt Tatsachen: "Gerade Bochum ist sehr von der Arbeitslosigkeit gebeutelt. Es war ein schwerer Schlag für die Stadt, als Nokia seinen Standort hier vor drei Jahren endgültig dichtgemacht hat. Danach kam dann die Werksschließung von Opel. Aber die Menschen hier lassen sich davon nicht unterkriegen. Auch wenn es wirklich eine sehr schwierige Situation ist."



Sie war in Paris, sie hat die Welt gesehen. Alles gut und schön, alles eine Reise wert. Aber nirgendwo gefällt es Annike Krahn so gut wie im Ruhrgebiet. Duisburg, Essen, Schalke, Dortmund, vor allem Bochum - das ist ihre Heimat, ihr Zuhause, ihr Lebensmittelpunkt. Das ist ihr Anker, der sie festhält, auf den sie sich verlassen kann. Deshalb freut sich Krahn auch besonders auf das Duell mit England am Donnerstag (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Duisburg. Wenn sie in Bochum ihre Wohnung verlässt, könnte sie mit der Bahn knapp 25 Minuten später am Stadion sein.

Für Krahn ist es also im doppelten Sinne ein Heimspiel. Gleichzeitig ist es die letzte Begegnung der A-Nationalmannschaft in 2015. Der krönende Abschluss eines aufregenden Jahres. Für das Team. Aber vor allem für sie. Im Sommer, kurz vor der Weltmeisterschaft in Kanada, hatte sie sich schließlich dazu entschieden, Paris St. Germain zu verlassen und wieder nach Deutschland zurückzukehren. Seitdem spielt sie in der Allianz Frauen-Bundesliga für Bayer 04 Leverkusen.

Krahn in Leverkusen: "Wir hatten einen schwierigen Start"

"Wir hatten einen schwierigen Start. Aber inzwischen haben wir uns ganz gut gefangen. In Leverkusen haben wir eine sehr junge Mannschaft, da sind Leistungsschwankungen ganz normal", sagt Krahn, die mit 30 Jahren der Routinier im Kader ist. "Ich hoffe, dass wir das noch in den Griff bekommen. Denn dass wir viel Potenzial haben, kann man in jedem Training sehen."

Manche mag es überrascht haben, dass sich die Abwehrspielerin nach ihrer Zeit in Frankreich für Bayer 04 entschieden hat. Aber wenn man weiß, wie wichtig ihr die Nähe zum Ruhrgebiet ist, gab es nicht viele andere Möglichkeiten. Vielleicht noch Essen. Eventuell Köln. Aber das war es dann schon. Eine Rückkehr nach Duisburg in die 2. Bundesliga war kein Thema: "Ich verfolge den Weg des MSV Duisburg natürlich noch, und bisher läuft es für sie ganz gut. Ich hatte dort acht tolle Jahre."

"Bochum - ich komm' aus dir"

Wenn man Annike Krahn fragt, was sie am Ruhrgebiet so fasziniert, muss man sich auf eine etwas längere Antwort einstellen. Die Kurzfassung liefert sie zuerst: "Grundsätzlich ist es ja so, dass Beschreibungen über die Heimat eigentlich niemals objektiv sein können. Da spielt immer ganz stark die Subjektivität mit." Man könnte auch sagen: Krahn weiß ganz genau, dass nicht jeder ihre Leidenschaft für das Ruhrgebiet teilen kann.

Dem hält sie einige schlagkräftige Argumente entgegen: "Die Zeit der Kohle ist doch lange vorbei. Aber es ist eine sehr spannende Industriekultur entstanden. Essen war ja nicht ohne Grund vor fünf Jahren Kulturhauptstadt Europas. Hier leben so viele Menschen auf engstem Raum zusammen, da ist eigentlich jedes Wochenende etwas los."

Allerdings ist es nicht so, dass Krahn die negativen Seiten verschweigen würde. Dazu gibt es auch keinen Grund. Es sind halt Tatsachen: "Gerade Bochum ist sehr von der Arbeitslosigkeit gebeutelt. Es war ein schwerer Schlag für die Stadt, als Nokia seinen Standort hier vor drei Jahren endgültig dichtgemacht hat. Danach kam dann die Werksschließung von Opel. Aber die Menschen hier lassen sich davon nicht unterkriegen. Auch wenn es wirklich eine sehr schwierige Situation ist."

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Krahn wohnt in einem Dreieck zwischen drei Stadien

Dafür lebt im Ruhrgebiet der Fußball. Wahrscheinlich nirgendwo sonst in Deutschland verbindet die Menschen eine so große Leidenschaft mit ihrem jeweiligen Verein. Manchmal trennen die Klubs nur wenige Kilometer. "Das ist Vor- und Nachteil zugleich", sagt Krahn. "Einige müssen ums Überleben kämpfen. Andere profitieren von diesem großen Einzugsgebiet."

Sie selbst wohnt in einem Dreieck zwischen drei Stadien: Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen sind ungefähr gleich weit entfernt. Bei schönem Wetter, wenn die Sicht gut ist, kann sie aus ihrem Fenster das Dach der Veltins-Arena sehen. So ist das eben im Ruhrgebiet - Krahn wohnt in Bochum, aber der sportliche Nachbar ist oft nur sichtweit entfernt. Man könnte es auch so sagen: Man kennt sich, man schätzt sich, man beachtet sich. Gleichzeitig gibt es natürlich auch eine gesunde Rivalität. So muss es sein, davon lebt doch dieser Sport.

Krahn ist einfach nur froh, endlich wieder zu Hause zu sein in ihrem sozialen Umfeld. Man könnte es auch mit Herbert Grönemeyers Worten sagen. Sie stammen aus einem seiner bekanntesten Lieder: "Bochum - ich komm' aus dir; Bochum - ich häng' an dir; Glück auf, Bochum." Und auch wie es weitergeht, kann Krahn wahrscheinlich mit gutem Gewissen bestätigen: "Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau. Du liebst dich ohne Schminke. Bist 'ne ehrliche Haut, leider total verbaut. Aber grade das macht dich aus."

"Wir wollen das Jahr mit einem Erfolgserlebnis beenden"

Bochum, Duisburg, das Ruhrgebiet - manchmal verschwimmen die Grenzen. Die Frauen-Nationalmannschaft ist gerne in diesem westlichen Teil Deutschlands zu Gast. Der Empfang ist immer herzlich, immer ehrlich. So sind sie eben, die Menschen aus dem Ruhrpott.

"Es ist immer wieder toll, ein Länderspiel so nah vor der Haustür zu haben. Ich freue mich darauf, viele bekannte Gesichter wiederzusehen", sagt die 127-malige deutsche Nationalspielerin. "Es ist schön, dass wir nun noch einmal ein Kräftemessen mit den Engländerinnen haben, die ja ziemlich im Aufwind sind. Aber wir wollen das Jahr mit einem Erfolgserlebnis beenden."

Es ist aber auch ein wichtiges Duell. 2016 stehen schließlich große Ereignisse bevor. Die Qualifi kation für die Europameisterschaft in den Niederlanden wird fortgesetzt. Im Frühjahr geht es gegen die Türkei und gegen Kroatien. Spätestens danach beginnen die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Da will natürlich auch Annike Krahn dabei sein. Man könnte es etwas überspitzt formulieren: Für dieses Ereignis verlässt sie gerne wieder ihr geliebtes Ruhrgebiet. Es geht dann wieder raus in die weite Welt. Der Anker aber bleibt in Bochum. Das ist ihre Heimat, ihr Zuhause, ihr Lebensmittelpunkt.

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