Wenn der Sport in den Hintergrund tritt

Die deutsche Nationalmannschaft hat am Freitagabend in Paris ein Fußballspiel gespielt. Gegen Frankreich, den Gastgeber der EURO 2016. Ein Klassiker im Weltfußball. Doch nie war die Meldung über den Ausgang eines Fußballspiels mit Beteiligung der deutschen Nationalmannschaft weniger relevant als am Freitagabend.

Die Terroranschläge in Paris mit mehr als 100 Todesopfern haben den Sport auf brutalste Weise in den Hintergrund gedrängt. Bis zum Morgen harrte das Team des Weltmeisters im Stade de France aus, paralysiert, geschockt, entsetzt. Das Stadion in St. Dénis, in dem im kommenden Sommer das Finale der Europameisterschaft ausgetragen werden soll, wurde in dieser furchtbaren Nacht selbst Ziel von Selbstmordattentätern. Bundestrainer Joachim Löw sagte: "Wir sind alle erschüttert und schockiert. Für mich treten der Sport, das Spiel und die Gegentore völlig in den Hintergrund. Darüber gibt es nichts zu sagen."

Dr. Reinhard Rauball, der Delegationsleiter und 1. Vizepräsident des DFB, sagte in einer ersten Stellungnahme: "Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier saß neben mir. Die Nachrichten, die er bekommen hat, waren von Minute zu Minute tragischer. Da war schnell klar, dass an einem solchen Tag der Sport eindeutig in den Hintergrund tritt."

Präsident Hollande verhängt Ausnahmezustand für ganz Frankreich

Schon am Freitagmorgen hatte es erste Unruhe in Paris gegeben. Im Teamhotel der Nationalmannschaft ging eine Bombendrohung ein, das Hotel musste evakuiert werden. Schon das war ein Schock für den Weltmeister, das Drama und das Leid, das sich dann am Abend in Paris ereignete, war ungleich größer und hinterließ Trauer und Fassungslosigkeit.

Die Spieler und die 80.000 Zuschauer im ausverkauften Stade de France ahnten früh, dass etwas nicht stimmte. Zweimal erschütterten während der ersten Halbzeit lautstarke Detonationen das Stade de France. Joachim Löw hatte da schon eine böse Ahnung: "Natürlich habe ich mich bei dem Knall an die Bombendrohung erinnert. Wir alle auf der Bank haben daran gedacht, weil wir heute Mittag schon in Schrecken versetzt wurden."

Die Dimensionen des Terrors waren zu diesem Zeitpunkt nicht zu ahnen. Immer neue und immer schrecklichere Meldungen erreichten danach auch die Mannschaft. Frankreichs Präsident François Hollande sprach noch in der Nacht von "bisher nie dagewesenen Terrorangriffen", verhängte den Ausnahmezustand für ganz Frankreich und ließ die Grenzen schließen. Zudem forderte der französische Präsident militärische Verstärkung an, um weitere Anschläge zu verhindern.

Bierhoff: "In der Kabine herrschte große Unsicherheit und große Angst"

Im Land herrschte Ausnahmezustand, in den Katakomben des Stade de France herrschte Ausnahmezustand. Die Spieler der Nationalmannschaft saßen nach dem Spiel lange, zumeist schweigend in der Kabine, Kontakt mit Familien und Freunden wurde via Handy und Internet geknüpft. Das Szenario in der Kabine des Weltmeisters beschreibt Teammanager Oliver Bierhoff: "In der Kabine herrschte große Unsicherheit, große Angst und eine beklemmende Stimmung. Man hat gemerkt, wie geschockt die Spieler sind."

Sekunden addierten sich zu Minuten, Minuten zu Stunden. Und immer mehr kristallisierte sich die Entscheidung heraus, dass das DFB-Team Paris und Frankreich so schnell wie möglich verlassen wird. "Das Wohlbefinden in dieser Stadt ist nach dem heutigen Tag nicht besonders groß", sagte Bierhoff. Immer wieder besprachen sich der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große-Lefert, Oliver Bierhoff, die 1. DFB-Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch und Dr. Reinhard Rauball sowie Schatzmeister Reinhard Grindel mit den französischen und deutschen Sicherheitsbehörden. Immer wieder wurden Einschätzungen zur Gefahrenlage in der französischen Hauptstadt eingeholt.

Dann wurden drei Entscheidungen gefällt. Zunächst die, dass die Mannschaft nicht ins Hotel zurückkehren wird. Bis zum Morgen blieb das Team im Stadion, Matratzen wurden geholt, ein paar Spieler ruhten sich aus, viele andere brachten ihre Gedanken im Gespräch zum Ausdruck. Die zweite Entscheidung war die, dass die Mannschaft am Samstag die französische Hauptstadt verlassen wird. Die dritte war die, dass das DFB-Team nicht nach Hannover reisen wird, wo für Dienstag (ab 20.45 Uhr) das Länderspiel gegen die Niederlande angesetzt ist. Am Samstagmorgen flog die DFB-Auswahl von Paris aus nach Frankfurt. Die Spieler reisten von dort zunächst weiter nach Hause. Ob und wann sich das Team wieder trifft wird, ist zur Stunde noch nicht entschieden.

[sl]

Die deutsche Nationalmannschaft hat am Freitagabend in Paris ein Fußballspiel gespielt. Gegen Frankreich, den Gastgeber der EURO 2016. Ein Klassiker im Weltfußball. Doch nie war die Meldung über den Ausgang eines Fußballspiels mit Beteiligung der deutschen Nationalmannschaft weniger relevant als am Freitagabend.

Die Terroranschläge in Paris mit mehr als 100 Todesopfern haben den Sport auf brutalste Weise in den Hintergrund gedrängt. Bis zum Morgen harrte das Team des Weltmeisters im Stade de France aus, paralysiert, geschockt, entsetzt. Das Stadion in St. Dénis, in dem im kommenden Sommer das Finale der Europameisterschaft ausgetragen werden soll, wurde in dieser furchtbaren Nacht selbst Ziel von Selbstmordattentätern. Bundestrainer Joachim Löw sagte: "Wir sind alle erschüttert und schockiert. Für mich treten der Sport, das Spiel und die Gegentore völlig in den Hintergrund. Darüber gibt es nichts zu sagen."

Dr. Reinhard Rauball, der Delegationsleiter und 1. Vizepräsident des DFB, sagte in einer ersten Stellungnahme: "Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier saß neben mir. Die Nachrichten, die er bekommen hat, waren von Minute zu Minute tragischer. Da war schnell klar, dass an einem solchen Tag der Sport eindeutig in den Hintergrund tritt."

Präsident Hollande verhängt Ausnahmezustand für ganz Frankreich

Schon am Freitagmorgen hatte es erste Unruhe in Paris gegeben. Im Teamhotel der Nationalmannschaft ging eine Bombendrohung ein, das Hotel musste evakuiert werden. Schon das war ein Schock für den Weltmeister, das Drama und das Leid, das sich dann am Abend in Paris ereignete, war ungleich größer und hinterließ Trauer und Fassungslosigkeit.

Die Spieler und die 80.000 Zuschauer im ausverkauften Stade de France ahnten früh, dass etwas nicht stimmte. Zweimal erschütterten während der ersten Halbzeit lautstarke Detonationen das Stade de France. Joachim Löw hatte da schon eine böse Ahnung: "Natürlich habe ich mich bei dem Knall an die Bombendrohung erinnert. Wir alle auf der Bank haben daran gedacht, weil wir heute Mittag schon in Schrecken versetzt wurden."

Die Dimensionen des Terrors waren zu diesem Zeitpunkt nicht zu ahnen. Immer neue und immer schrecklichere Meldungen erreichten danach auch die Mannschaft. Frankreichs Präsident François Hollande sprach noch in der Nacht von "bisher nie dagewesenen Terrorangriffen", verhängte den Ausnahmezustand für ganz Frankreich und ließ die Grenzen schließen. Zudem forderte der französische Präsident militärische Verstärkung an, um weitere Anschläge zu verhindern.

Bierhoff: "In der Kabine herrschte große Unsicherheit und große Angst"

Im Land herrschte Ausnahmezustand, in den Katakomben des Stade de France herrschte Ausnahmezustand. Die Spieler der Nationalmannschaft saßen nach dem Spiel lange, zumeist schweigend in der Kabine, Kontakt mit Familien und Freunden wurde via Handy und Internet geknüpft. Das Szenario in der Kabine des Weltmeisters beschreibt Teammanager Oliver Bierhoff: "In der Kabine herrschte große Unsicherheit, große Angst und eine beklemmende Stimmung. Man hat gemerkt, wie geschockt die Spieler sind."

Sekunden addierten sich zu Minuten, Minuten zu Stunden. Und immer mehr kristallisierte sich die Entscheidung heraus, dass das DFB-Team Paris und Frankreich so schnell wie möglich verlassen wird. "Das Wohlbefinden in dieser Stadt ist nach dem heutigen Tag nicht besonders groß", sagte Bierhoff. Immer wieder besprachen sich der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große-Lefert, Oliver Bierhoff, die 1. DFB-Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch und Dr. Reinhard Rauball sowie Schatzmeister Reinhard Grindel mit den französischen und deutschen Sicherheitsbehörden. Immer wieder wurden Einschätzungen zur Gefahrenlage in der französischen Hauptstadt eingeholt.

Dann wurden drei Entscheidungen gefällt. Zunächst die, dass die Mannschaft nicht ins Hotel zurückkehren wird. Bis zum Morgen blieb das Team im Stadion, Matratzen wurden geholt, ein paar Spieler ruhten sich aus, viele andere brachten ihre Gedanken im Gespräch zum Ausdruck. Die zweite Entscheidung war die, dass die Mannschaft am Samstag die französische Hauptstadt verlassen wird. Die dritte war die, dass das DFB-Team nicht nach Hannover reisen wird, wo für Dienstag (ab 20.45 Uhr) das Länderspiel gegen die Niederlande angesetzt ist. Am Samstagmorgen flog die DFB-Auswahl von Paris aus nach Frankfurt. Die Spieler reisten von dort zunächst weiter nach Hause. Ob und wann sich das Team wieder trifft wird, ist zur Stunde noch nicht entschieden.

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