Weltmeister Löw: Trainer der Superlative

Bald darf auch Joachim Löw ein bisschen Ruhe genießen. Dann legt sich nicht nur der Fußball in den Winterschlaf; dann sind auch auf den Ehrungen, Preisverleihungen und Jahresabschlussfeiern, bei denen der Bundestrainer zu den gefragtesten Gästen gehört, alle Reden gehalten und alle Gläser leergetrunken. Wie jedes Jahr wird sich der frisch gebackene Bambi-Preisträger über Weihnachten nach Freiburg zurückziehen, er wird an den Feiertagen abschalten und neue Kräfte sammeln. Und dann wird es in aller Stille zu Ende gehen, dieses aufregende Jahr 2016, in dem Joachim Löw endgültig zum Bundestrainer der Superlative geworden ist.

Joachim Löw, 56, ist der Mann, der es geschafft hat, in allen seinen fünf großen Turnieren mindestens das Halbfinale zu erreichen, der Deutschland 2014 nach 24 Jahren zum ersten Weltmeistertitel führte - und trotzdem noch lange nicht genug hat. In seinem 13. Jahr im Dienste des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), seinem elften als Chefcoach der Mannschaft, setzte er im vergangenen November eine weitere historische Wegmarke und knackte einen 52 Jahre alten Rekord.

95 Siege: Löw überholt Herberger

Mit dem 8:0-Auswärtserfolg in San Marino überholte Löw den legendären Sepp Herberger. Es war im 142. Spiel als Bundestrainer sein 95. Sieg - keiner seiner Vorgänger hat häufiger gewonnen. Nur eine Frage der Zeit scheint es, wann es den 100. Sieg zu feiern gibt - und auch der Jubiläumserfolg dürfte nur eine Durchgangsstation sein auf dem Weg zu einem mutmaßlich ewigen Rekord in der deutschen Fußballgeschichte.

Joachim Löw lebt nicht im Gestern, er schaut viel lieber nach vorn - aus gegebenem Anlass jedoch dürfte der den Blick an den Feiertagen noch einmal zurück werfen auf eine fast märchenhafte Karriere: Wie er 2004 von Jürgen Klinsmann als Assistent zum DFB geholt und nach dem Sommermärchen 2006 zum Cheftrainer ernannt wurde; wie er die unter Klinsmann begonnene deutsche Fußball-Revolution fortsetzte und das Spiel der deutschen Nationalelf, jahrzehntelang in aller Welt wegen seiner Defensivstärke gefürchtet und nun plötzlich für die Offensivkunst bewundert, immer weiter perfektionierte; wie er die Mannschaft nach seinen Vorstellungen veränderte, Schritt vor Schritt nach oben führte und sich auch von Rückschlägen nicht beirren ließ.

Rückschläge als Ansporn

An die Finalniederlage bei der EM 2008, seinem ersten Turnier als Hauptverantwortlicher, wird sich Löw zurückerinnern, an das 0:1 in Wien gegen Spanien, das der Bundestrainer zum Anlass nahm, den personellen Umbruch einzuleiten. An die begeisternden Auftritte seiner blutjungen Mannschaft bei der WM 2010 in Südafrika wird er denken, als die Spanier im Halbfinale noch einmal einen Tick stärker waren; und an das jähe Aus bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine, als das deutsche Team endlich reif für den Titel schien, ehe der Italiener Mario Balotelli in der Vorschlussrunde in Warschau alle Träume platzen ließ und Löw die vielleicht bitterste Niederlage zufügte.

Auch den plötzlichen Gegenwind, der ihm anschließend ins Gesicht blies, wird Löw nicht vergessen haben. Er nahm ihn als Ansporn, seinen Weg noch kompromissloser fortzusetzen - und erreichte zwei Jahre später das ersehnte Ziel. Auf alle Zeiten hat er sich in sein Gedächtnis eingebrannt, dieser 13. Juli 2014, dieser Abend, an dem das DFB-Team und sein Trainer im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro, dem mythischsten aller Fußballorte, den Thron bestiegen und die deutsche Fußballgeschichte um ein unvergessliches Kapitel bereichert haben. Der Sieg bei der WM in Brasilien, sagte der Bundestrainer später in einem Stern-Interview "wirkte wie eine herrliche Droge, das war ein wahnsinniger Glücksmoment". Gleichzeitig habe er jedoch gewusst: "Es wird nicht immer so sein."

Immer die richtigen Schlüsse ziehen

Joachim Löw will diese grenzenlose Euphorie noch einmal erleben. Deshalb hat er nach der WM, anders als einst Franz Beckenbauer, als Bundestrainer weitergemacht. Der Titel verschaffte ihm die größtmögliche Unabhängigkeit und Freiheit, er hat sie anschließend ausgekostet, wer könnte es ihm verdenken? Ungewohnt holprig verlief die Zeit bis zum nächsten Turnier - bei der EM in Frankreich trat trotzdem niemand dominanter auf als die deutsche Elf. Nie zuvor habe man bei einem Turnier besser gespielt, sagte unlängst Thomas Müller, doch war es der Gastgeber, der das Halbfinale gewann. Eine verpasste Chance - und gleichzeitig ein neuer Ansporn, alles dafür zu tun, beim nächsten Mal wieder ganz oben zu stehen.

Es ist eines der Erfolgsgeheimnisse von Joachim Löw und ein wesentliches Merkmal seiner langen Ära als Bundestrainer, dass er nach Siegen nicht zum Überschwang neigt und aus Niederlagen die richtigen Schlüsse zieht. Also startete er den Anlauf auf den nächsten Titel, die Mission WM-Titelverteidigung in Russland 2018, fast unmittelbar nach dem EM-Aus. Die Qualifikation nahm die deutsche Mannschaft diesmal vom ersten Tag an mit der größtmöglichen Konzentration auf. Die Folge: Nach vier Siegen und 16:0 Toren kann Teammanager Oliver Bierhoff schon frühzeitig die Suche nach einem WM-Quartier in Russland konkretisieren.



Bald darf auch Joachim Löw ein bisschen Ruhe genießen. Dann legt sich nicht nur der Fußball in den Winterschlaf; dann sind auch auf den Ehrungen, Preisverleihungen und Jahresabschlussfeiern, bei denen der Bundestrainer zu den gefragtesten Gästen gehört, alle Reden gehalten und alle Gläser leergetrunken. Wie jedes Jahr wird sich der frisch gebackene Bambi-Preisträger über Weihnachten nach Freiburg zurückziehen, er wird an den Feiertagen abschalten und neue Kräfte sammeln. Und dann wird es in aller Stille zu Ende gehen, dieses aufregende Jahr 2016, in dem Joachim Löw endgültig zum Bundestrainer der Superlative geworden ist.

Joachim Löw, 56, ist der Mann, der es geschafft hat, in allen seinen fünf großen Turnieren mindestens das Halbfinale zu erreichen, der Deutschland 2014 nach 24 Jahren zum ersten Weltmeistertitel führte - und trotzdem noch lange nicht genug hat. In seinem 13. Jahr im Dienste des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), seinem elften als Chefcoach der Mannschaft, setzte er im vergangenen November eine weitere historische Wegmarke und knackte einen 52 Jahre alten Rekord.

95 Siege: Löw überholt Herberger

Mit dem 8:0-Auswärtserfolg in San Marino überholte Löw den legendären Sepp Herberger. Es war im 142. Spiel als Bundestrainer sein 95. Sieg - keiner seiner Vorgänger hat häufiger gewonnen. Nur eine Frage der Zeit scheint es, wann es den 100. Sieg zu feiern gibt - und auch der Jubiläumserfolg dürfte nur eine Durchgangsstation sein auf dem Weg zu einem mutmaßlich ewigen Rekord in der deutschen Fußballgeschichte.

Joachim Löw lebt nicht im Gestern, er schaut viel lieber nach vorn - aus gegebenem Anlass jedoch dürfte der den Blick an den Feiertagen noch einmal zurück werfen auf eine fast märchenhafte Karriere: Wie er 2004 von Jürgen Klinsmann als Assistent zum DFB geholt und nach dem Sommermärchen 2006 zum Cheftrainer ernannt wurde; wie er die unter Klinsmann begonnene deutsche Fußball-Revolution fortsetzte und das Spiel der deutschen Nationalelf, jahrzehntelang in aller Welt wegen seiner Defensivstärke gefürchtet und nun plötzlich für die Offensivkunst bewundert, immer weiter perfektionierte; wie er die Mannschaft nach seinen Vorstellungen veränderte, Schritt vor Schritt nach oben führte und sich auch von Rückschlägen nicht beirren ließ.

Rückschläge als Ansporn

An die Finalniederlage bei der EM 2008, seinem ersten Turnier als Hauptverantwortlicher, wird sich Löw zurückerinnern, an das 0:1 in Wien gegen Spanien, das der Bundestrainer zum Anlass nahm, den personellen Umbruch einzuleiten. An die begeisternden Auftritte seiner blutjungen Mannschaft bei der WM 2010 in Südafrika wird er denken, als die Spanier im Halbfinale noch einmal einen Tick stärker waren; und an das jähe Aus bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine, als das deutsche Team endlich reif für den Titel schien, ehe der Italiener Mario Balotelli in der Vorschlussrunde in Warschau alle Träume platzen ließ und Löw die vielleicht bitterste Niederlage zufügte.

Auch den plötzlichen Gegenwind, der ihm anschließend ins Gesicht blies, wird Löw nicht vergessen haben. Er nahm ihn als Ansporn, seinen Weg noch kompromissloser fortzusetzen - und erreichte zwei Jahre später das ersehnte Ziel. Auf alle Zeiten hat er sich in sein Gedächtnis eingebrannt, dieser 13. Juli 2014, dieser Abend, an dem das DFB-Team und sein Trainer im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro, dem mythischsten aller Fußballorte, den Thron bestiegen und die deutsche Fußballgeschichte um ein unvergessliches Kapitel bereichert haben. Der Sieg bei der WM in Brasilien, sagte der Bundestrainer später in einem Stern-Interview "wirkte wie eine herrliche Droge, das war ein wahnsinniger Glücksmoment". Gleichzeitig habe er jedoch gewusst: "Es wird nicht immer so sein."

Immer die richtigen Schlüsse ziehen

Joachim Löw will diese grenzenlose Euphorie noch einmal erleben. Deshalb hat er nach der WM, anders als einst Franz Beckenbauer, als Bundestrainer weitergemacht. Der Titel verschaffte ihm die größtmögliche Unabhängigkeit und Freiheit, er hat sie anschließend ausgekostet, wer könnte es ihm verdenken? Ungewohnt holprig verlief die Zeit bis zum nächsten Turnier - bei der EM in Frankreich trat trotzdem niemand dominanter auf als die deutsche Elf. Nie zuvor habe man bei einem Turnier besser gespielt, sagte unlängst Thomas Müller, doch war es der Gastgeber, der das Halbfinale gewann. Eine verpasste Chance - und gleichzeitig ein neuer Ansporn, alles dafür zu tun, beim nächsten Mal wieder ganz oben zu stehen.

Es ist eines der Erfolgsgeheimnisse von Joachim Löw und ein wesentliches Merkmal seiner langen Ära als Bundestrainer, dass er nach Siegen nicht zum Überschwang neigt und aus Niederlagen die richtigen Schlüsse zieht. Also startete er den Anlauf auf den nächsten Titel, die Mission WM-Titelverteidigung in Russland 2018, fast unmittelbar nach dem EM-Aus. Die Qualifikation nahm die deutsche Mannschaft diesmal vom ersten Tag an mit der größtmöglichen Konzentration auf. Die Folge: Nach vier Siegen und 16:0 Toren kann Teammanager Oliver Bierhoff schon frühzeitig die Suche nach einem WM-Quartier in Russland konkretisieren.

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Vertrag bis 2020 verlängert

Dass es der Harmoniemensch Löw trotz aller Fokussierung auf die WM nicht vergisst, seinen langjährigen Wegbegleitern einen würdevollen Abschied zu bereiten, ist ein Grund dafür, dass sich der Bundestrainer im Kreise seiner Spieler ungebrochener Anerkennung erfreut. Kapitän Bastian Schweinsteiger bekam im ersten Spiel nach der Sommerpause, beim 2:0 gegen Finnland in Mönchengladbach, sein ganz persönliches Abschiedsspiel. Im ersten Spiel nach der Winterpause, dem Duell mit England am 22. März in Dortmund, wird die Bühne ein letztes Mal Lukas Podolski gehören.

Zwischendurch hat Joachim Löw seinen 2018 auslaufenden Vertrag bis zur EM 2020 verlängert. Es war ein weiteres untrügliches Signal, dass der Bundestrainer seine Motivation, seinen Erfolgshunger und seinen Ehrgeiz, die Mannschaft stetig weiterzuentwickeln, auch nach so vielen Jahren noch nicht verloren hat. Schon jetzt gibt es weltweit keinen Nationaltrainer, der länger im Amt ist als Löw.

Uneingeschränkte Rückendeckung

Die Entscheidung zur Vertragsverlängerung ist beiden Seiten nicht schwer gefallen. Denn beide Seiten wissen genau, was sie aneinander haben: Für DFB-Präsident Reinhard Grindel ist Löw "der beste Trainer, den wir uns im Verband vorstellen können". Und Löw kann sich nicht nur uneingeschränkter Rückendeckung sicher sein - er weiß auch, dass der bestehende Stamm seiner Mannschaft den Zenit noch nicht überschritten hat und dahinter hoch veranlagte Nachwuchskräfte mit den Hufen scharren.

Beste Voraussetzungen also, um auch weiterhin eine zentrale Rolle im Weltfußball zu spielen. Er zweifle daran, "dass es weltweit eine Mannschaft gibt, die dieses deutsche Team aufhalten kann", sagte der nordirische Nationaltrainer Michael O'Neill tief beeindruckt nach dem 0:2 im vergangenen Oktober in Hannover.

Gnabry, Goretzka, Meyer und Co: Talente werden weiter herangeführt

Die Förderung und Eingliederung von Talenten hat Löw weit oben auf die Agenda gesetzt. Es ist ein Spagat, den der Bundestrainer in den nächsten anderthalb Jahren zu bewältigen hat. Einerseits soll sich die Mannschaft frühzeitig für die WM einspielen; andererseits soll der Nachwuchs den Konkurrenzkampf schüren. Bislang ist der Plan aufgegangen. Mehr als achtbar schlugen sich Serge Gnabry, Leon Goretzka, Max Meyer und Co., als sie in Abwesenheit einiger Stars beim 0:0 in Italien, dem letzten Länderspiel in diesem Jahr, demonstrierten, dass sie viel mehr sind als nur Platzhalter.

Einige von ihnen sollen auch im kommenden Sommer beim Confed-Cup in Russland ihre Chance erhalten, wenn Löw hoch belasteten Spielern einen freien Sommer genehmigen will. Mit Verweis auf die Fülle nachrückender Talente fiel es dem Bundestrainer nicht schwer, am Rande der Gruppenauslosung in Kasan die Sorgen der Gastgeber zu entkräften: "Wir werden auf jeden Fall eine starke Mannschaft mitbringen, ganz klar." Er wisse nur noch nicht genau, wie sie aussieht.

Also dürfte Joachim Löw zwischen den Jahren die Gedanken dann doch wieder vor allem nach vorne richten. Den Segen von oberster Stelle hat er schon erhalten - von Papst Franziskus bei der Privataudienz im Vatikan. Einem besinnlichen Weihnachtsfest und einem erfolgreichen neuen Jahr sollte also nichts im Wege stehen.

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