Olympia 1972: "Dr. Hammer" und der Uli von der Poststelle

Rund um das WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino in Nürnberg demonstriert der DFB seine Verbundenheit zur Deutschen Sporthilfe (DSH) und gratuliert zu deren 50-jährigem Bestehen. Anlässlich des Jubiläums veröffentlicht DFB.de eine Reihe von Beiträgen über die DSH. Heute: die Fußballer bei den Olympischen Spielen 1972 in München.

Als die Olympischen Spiele noch offiziell ausschließlich Amateursportlern vorbehalten waren, musste auch der DFB bei seiner Auswahl penibel auf das Beschäftigungsverhältnis seiner Spieler achten. Für den Traum von München 1972 verzichteten damalige Toptalente wie Uli Hoeneß, Ottmar Hitzfeld oder Frankfurts Kultspieler Bernd Nickel deshalb auf gut dotierte Profiverträge. Ein Konstrukt, das unter anderem der DFB-Kooperationspartner Deutsche Sporthilfe möglich machte.

Ein wenig schmunzeln musste Ottmar Hitzfeld schon, wenn Uli Hoeneß mal wieder mit dem Privatwagen zum Training vorgefahren kam. Während der Rest der Olympia-Auswahl von 1972 stets im Teambus zu den Einheiten reiste, wurden dem in München wohnenden Hoeneß gelegentliche Abstecher nach Hause genehmigt. Er habe sich schon ein wenig gewundert, erzählte Hitzfeld etliche Jahre später. „Aber vom DFB wurde damals vieles großzügig behandelt.“

Für Olympia: 50 Spieler verzichten auf Profiverträge

Hoeneß war ohne Zweifel der größte Star in der vom späteren Bundestrainer Jupp Derwall trainierten Olympia-Auswahl. Der damals 20-Jährige war kurz zuvor noch mit der A-Nationalmannschaft Europameister geworden, galt als eines der größten Mittelfeldtalente in ganz Deutschland und war außerdem Stammkraft beim amtierenden Deutschen Meister Bayern München. Die Hoffnungen der Nation auf die erste Olympia-Medaille im Fußball konzentrierten sich vor allem auf ihn.

Dennoch galten auch für den heutigen Präsidenten von Bayern München die gleichen Regeln wie für alle anderen. Nämlich: Wer bei Olympia auflaufen will, muss Amateur sein. Dies führte zu dem kuriosen Umstand, dass Hoeneß bei seinem Verein Bayern München bis 1972 offiziell als Mitarbeiter des Postamts auf der Geschäftsstelle geführt wurde. „Er bedient bei uns die Frankiermaschine“, erläuterte der damalige Präsident Wilhelm Neudecker gerne mit einem Augenzwinkern.



Rund um das WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino in Nürnberg demonstriert der DFB seine Verbundenheit zur Deutschen Sporthilfe (DSH) und gratuliert zu deren 50-jährigem Bestehen. Anlässlich des Jubiläums veröffentlicht DFB.de eine Reihe von Beiträgen über die DSH. Heute: die Fußballer bei den Olympischen Spielen 1972 in München.

Als die Olympischen Spiele noch offiziell ausschließlich Amateursportlern vorbehalten waren, musste auch der DFB bei seiner Auswahl penibel auf das Beschäftigungsverhältnis seiner Spieler achten. Für den Traum von München 1972 verzichteten damalige Toptalente wie Uli Hoeneß, Ottmar Hitzfeld oder Frankfurts Kultspieler Bernd Nickel deshalb auf gut dotierte Profiverträge. Ein Konstrukt, das unter anderem der DFB-Kooperationspartner Deutsche Sporthilfe möglich machte.

Ein wenig schmunzeln musste Ottmar Hitzfeld schon, wenn Uli Hoeneß mal wieder mit dem Privatwagen zum Training vorgefahren kam. Während der Rest der Olympia-Auswahl von 1972 stets im Teambus zu den Einheiten reiste, wurden dem in München wohnenden Hoeneß gelegentliche Abstecher nach Hause genehmigt. Er habe sich schon ein wenig gewundert, erzählte Hitzfeld etliche Jahre später. „Aber vom DFB wurde damals vieles großzügig behandelt.“

Für Olympia: 50 Spieler verzichten auf Profiverträge

Hoeneß war ohne Zweifel der größte Star in der vom späteren Bundestrainer Jupp Derwall trainierten Olympia-Auswahl. Der damals 20-Jährige war kurz zuvor noch mit der A-Nationalmannschaft Europameister geworden, galt als eines der größten Mittelfeldtalente in ganz Deutschland und war außerdem Stammkraft beim amtierenden Deutschen Meister Bayern München. Die Hoffnungen der Nation auf die erste Olympia-Medaille im Fußball konzentrierten sich vor allem auf ihn.

Dennoch galten auch für den heutigen Präsidenten von Bayern München die gleichen Regeln wie für alle anderen. Nämlich: Wer bei Olympia auflaufen will, muss Amateur sein. Dies führte zu dem kuriosen Umstand, dass Hoeneß bei seinem Verein Bayern München bis 1972 offiziell als Mitarbeiter des Postamts auf der Geschäftsstelle geführt wurde. „Er bedient bei uns die Frankiermaschine“, erläuterte der damalige Präsident Wilhelm Neudecker gerne mit einem Augenzwinkern.

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Nickel lobt Sporthilfe: "Eine wichtige Stütze"

Neben Hoeneß hatten sich rund 50 weitere Spieler aus der Bundesliga bereit erklärt, für den Traum von der Teilnahme am olympischen Fußball-Turnier im eigenen Land auf die Unterzeichnung von Profiverträge zu verzichten. Schließlich waren nur wenige im klassischen Sinne Amateure wie der beim FC Basel beschäftigte und bis dahin relativ unbekannte Ottmar Hitzfeld. Zu den sogenannten „Olympia-Amateuren“, die eigens für das Turnier in diesem Status verblieben, gehörte dagegen unter anderem der damals 23-jährige Bernd Nickel von Eintracht Frankfurt.

Nickel, der sich später als „Dr. Hammer“ einen Namen machen sollte und mit 141 Toren in 426 Spielen für die Eintracht bis heute der torgefährlichste Mittelfeldspieler der Bundesligageschichte ist, war bei der Bundeswehr beschäftigt. Stationiert in der Sportkompanie in Mainz musste er nicht nur die Grundausbildung absolvieren, sondern auch später noch regelmäßig Dienst in der Kaserne schieben. „Das war man den Kameraden einfach schuldig“, erinnert sich Nickel heute.

Ohne Geld aus lukrativen Profiverträgen waren Spieler wie Nickel außerdem auch auf andere Einnahmequellen angewiesen. Die Deutsche Sporthilfe, fünf Jahre zuvor gegründet und derzeit im Jubiläumsjahr zum 50-jährigen Bestehen, zahlte an alle festen Kadermitglieder monatlich einen Betrag von knapp 350 Euro. „Das war damals für viele eine wichtige Stütze“, betont Nickel. Noch heute fördert die Deutsche Sporthilfe im Fußball den Frauen- und dort besonders den Nachwuchsbereich.

Hitzfeld: "Ein Höhepunkt in meinem Leben"

Für die damals unterstützten Olympia-Athleten war letztlich vor allem die Begegnung mit den anderen Sportarten ein Highlight. So schwärmte Hitzfeld einst über das Leben im Olympischen Dorf: „Es war ein Riesenerlebnis. Du siehst die Topathleten, die Goldmedaillen-Gewinner, sprichst mit denen. Fantastisch war das, ein Höhepunkt in meinem Leben.“ Auch Bernd Nickel nahm, ungeachtet des Schocks durch die Geiselnahme im Dorf, viele positive Eindrücke mit: „Wenn man zu Olympia kann, ist das eine einmalige Sache. Und das war es dann auch für mich.“

Sportlich verlief das Turnier für Hoeneß, Nickel, Hitzfeld und Co. eher durchwachsen. Nach drei souveränen Kantersiegen in der Vorrunde zog das deutsche Team mit einem Torverhältnis von 13:0 in die Zwischenrunde ein. Dann patzte es gegen Mexiko (1:1) und Ungarn (1:4) und verlor letztlich trotz Toren von Hoeneß und Hitzfeld das alles entscheidende letzte Gruppenspiel gegen die DDR mit 2:3. „Die hatten quasi ihre A-Nationalmannschaft auf dem Feld“, sagt Nickel. Offiziell waren allerdings auch die DDR-Spieler keine Profis. Nur das hier eben eine andere Lösung für die „Olympia-Amateure“ gefunden worden war.

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