Oliver Bierhoff: "Architekt der Akademie ist der gesamte DFB"

Oliver Bierhoff ist der neue Projektleiter der DFB-Akademie. Sein Terminkalender ist damit noch voller als ohnehin schon, schließlich ist er ja auch Manager der Mannschaft. Doch das Projekt Akademie liegt ihm am Herzen, und das schon seit Jahren. Das neue Zentrum stellt er sich als eine Art Wissensspeicher und Ideenschmiede des Fußballs vor. Aber auch als einen Ort der Begegnung, wie er im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke erläutert.

DFB.de: Herr Bierhoff, nach dem Bürgerentscheid in Frankfurt am 21. Juni steht fest: Die DFB-Akademie wird gebaut.

Oliver Bierhoff: Wie alle im DFB bin auch ich sehr glücklich mit der Entscheidung, die die Bürger der Stadt Frankfurt getroffen haben. Glückwünsche in diesem Zusammenhang gehen in erster Linie an DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock und DFB-Mediendirektor Ralf Köttker mit ihren Teams. Die Kommunikationsstrategie war intelligent, ausgewogen und sinnvoll. Als Projektleiter hat sich Helmut Sandrock vielen unangenehmen Diskussionen gestellt und mit großer Begeisterung und sachlicher Argumentation erfolgreich für die DFB-Akademie geworben.

DFB.de: Sie werden mitunter als Architekt der Akademie bezeichnet. Können Sie sich damit anfreunden?

Bierhoff: Architekt der Akademie wird der gesamte DFB sein. Ich habe einen Impuls gegeben, aber dieses Projekt kommt nur zustande, weil es ein mutiges Präsidium gibt, das die Sinnhaftigkeit und den großen Mehrwert des Projekts erkannt hat. Im gesamten Prozess der Entstehung der DFB-Akademie geht es nie um Einzelpersonen. Es ging mir nie darum, mich selbst zu verwirklichen. Mein Eindruck ist, dass alle DFB-Mitarbeiter, egal auf welcher Ebene, voll hinter diesem Projekt stehen.

DFB.de: Wie ist bei Ihnen die Überzeugung gewachsen, dass der Fußball in Deutschland ein zentrales Leistungszentrum benötigt?

Bierhoff: Ich mache mir ständig Gedanken, wie wir den Fußball weiterentwickeln und damit den Erfolg für den DFB garantieren können. Es ist schon lange so, dass wir im DFB viel Wissen haben, dass dieses Wissen aber in vielen einzelnen Silos innerhalb des DFB, aber auch über ganz Deutschland verteilt, steckt. Es war unvermeidbar, dass es Verluste in der Kommunikation zwischen diesen Wissensinseln gibt. Und es war immer klar, dass wir ungeheure Synergien schaffen können, wenn wir dieses Wissen zusammenführen - mit großem Mehrwert für den gesamten deutschen Fußball, vor allem den Breitenfußball. Mir wurde von externer Seite ja häufig unterstellt, dass ich mit der DFB-Akademie einen exklusiven Ort nur für die Nationalmannschaft schaffen wolle.

DFB.de: Und das stimmt nicht.

Bierhoff: Im Laufe des Prozesses wird immer deutlicher, dass die A-Mannschaft am Ende einer langen Kette von den Maßnahmen aus der Akademie profitiert. Die DFB-Akademie wird dazu führen, dass die besten Fußballer in Deutschland immer besser ausgebildet sind. Und das fängt unten an der Basis an. Die Wirkungsreihenfolge verhält sich also umgekehrt. Das Wissen, das wir zunächst in der DFB-Akademie gewinnen werden, wird über unsere Landesverbände, Vereine und Stützpunkte als Multiplikatoren in die Breite gegeben.



Oliver Bierhoff ist der neue Projektleiter der DFB-Akademie. Sein Terminkalender ist damit noch voller als ohnehin schon, schließlich ist er ja auch Manager der Mannschaft. Doch das Projekt Akademie liegt ihm am Herzen, und das schon seit Jahren. Das neue Zentrum stellt er sich als eine Art Wissensspeicher und Ideenschmiede des Fußballs vor. Aber auch als einen Ort der Begegnung, wie er im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke erläutert.

DFB.de: Herr Bierhoff, nach dem Bürgerentscheid in Frankfurt am 21. Juni steht fest: Die DFB-Akademie wird gebaut.

Oliver Bierhoff: Wie alle im DFB bin auch ich sehr glücklich mit der Entscheidung, die die Bürger der Stadt Frankfurt getroffen haben. Glückwünsche in diesem Zusammenhang gehen in erster Linie an DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock und DFB-Mediendirektor Ralf Köttker mit ihren Teams. Die Kommunikationsstrategie war intelligent, ausgewogen und sinnvoll. Als Projektleiter hat sich Helmut Sandrock vielen unangenehmen Diskussionen gestellt und mit großer Begeisterung und sachlicher Argumentation erfolgreich für die DFB-Akademie geworben.

DFB.de: Sie werden mitunter als Architekt der Akademie bezeichnet. Können Sie sich damit anfreunden?

Bierhoff: Architekt der Akademie wird der gesamte DFB sein. Ich habe einen Impuls gegeben, aber dieses Projekt kommt nur zustande, weil es ein mutiges Präsidium gibt, das die Sinnhaftigkeit und den großen Mehrwert des Projekts erkannt hat. Im gesamten Prozess der Entstehung der DFB-Akademie geht es nie um Einzelpersonen. Es ging mir nie darum, mich selbst zu verwirklichen. Mein Eindruck ist, dass alle DFB-Mitarbeiter, egal auf welcher Ebene, voll hinter diesem Projekt stehen.

DFB.de: Wie ist bei Ihnen die Überzeugung gewachsen, dass der Fußball in Deutschland ein zentrales Leistungszentrum benötigt?

Bierhoff: Ich mache mir ständig Gedanken, wie wir den Fußball weiterentwickeln und damit den Erfolg für den DFB garantieren können. Es ist schon lange so, dass wir im DFB viel Wissen haben, dass dieses Wissen aber in vielen einzelnen Silos innerhalb des DFB, aber auch über ganz Deutschland verteilt, steckt. Es war unvermeidbar, dass es Verluste in der Kommunikation zwischen diesen Wissensinseln gibt. Und es war immer klar, dass wir ungeheure Synergien schaffen können, wenn wir dieses Wissen zusammenführen - mit großem Mehrwert für den gesamten deutschen Fußball, vor allem den Breitenfußball. Mir wurde von externer Seite ja häufig unterstellt, dass ich mit der DFB-Akademie einen exklusiven Ort nur für die Nationalmannschaft schaffen wolle.

DFB.de: Und das stimmt nicht.

Bierhoff: Im Laufe des Prozesses wird immer deutlicher, dass die A-Mannschaft am Ende einer langen Kette von den Maßnahmen aus der Akademie profitiert. Die DFB-Akademie wird dazu führen, dass die besten Fußballer in Deutschland immer besser ausgebildet sind. Und das fängt unten an der Basis an. Die Wirkungsreihenfolge verhält sich also umgekehrt. Das Wissen, das wir zunächst in der DFB-Akademie gewinnen werden, wird über unsere Landesverbände, Vereine und Stützpunkte als Multiplikatoren in die Breite gegeben.

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DFB.de: Das Modell für die neue Akademie ist mittlerweile vorgestellt worden. Wie ist Ihr Eindruck?

Bierhoff: Das Gebäude ist sehr harmonisch, sehr sympathisch, es vereint alles unter einem Dach. Der Entwurf strahlt Offenheit aus, Freundlichkeit - unter den vielen bemerkenswerten Entwürfen war das Modell des Büros "kadawittfeld" klar auch mein Favorit. Den Architekten ist es zu 100 Prozent gelungen, den DFB und die DFB-Akademie gemeinsam gut darzustellen und zu unterstreichen, welche Bedeutung der Fußball für das gesamte Projekt hat.

DFB.de: Wie lange wird es dauern, bis sich die Investition in sportlichen Erfolgen amortisieren wird?

Bierhoff: In der öffentlichen Diskussion über die Ausgaben fehlt mir der Blick auf die positiven Effekte, auch die finanziellen. Wir werden durch die Akademie viele Einnahmen generieren und das Image des Verbandes weiter verbessern. Ich registriere in den Gesprächen mit Sponsoren und Medien bereits jetzt, wie sehr die DFB-Akademie die Wahrnehmung des Verbandes ändert. Rund um die Akademie werden wir außerdem geldwerte Innovationen entwickeln. Und das alles geschieht unabhängig vom größten, auch finanziellen Mehrwert der Akademie: Durch die bessere Ausbildung von Trainern und Spielern werden wir einen besseren deutschen Fußball haben. Dafür steht an erster Stelle unser Sportdirektor Hansi Flick, der für die konzeptionelle Ausrichtung der Akademie zuständig ist. Und mit der Attraktivität des Produkts steigt auch die Chance, die Vermarktung des Fußballs im DFB in neue Dimensionen zu führen. Ich bin davon überzeugt, dass am Ende die Akademie unter vielen Gesichtspunkten ein gewinnbringendes Investment ist.

DFB.de: Wie detailliert sind Ihre Vorstellungen davon, was im Inneren der Akademie ablaufen wird?

Bierhoff: Viele Eckdaten sind ja bereits kommuniziert. Die Fußball-Lehrer-Ausbildung wird nach Frankfurt kommen, die Nationalmannschaften mit ihren Trainern werden in der Akademie unter optimalen Bedingungen arbeiten können. Diese beiden Bereiche sehe ich als Standards an, weil wir in beiden Gebieten über große Erfahrung verfügen und sie schon gut laufen. Aber auch hier werden wir neue Standards setzen müssen. Der offenste und für mich spannendste Bereich ist "Entwicklung und Forschung" - da steckt viel Fantasie und Potenzial drin. Für mein Team und mich wird es die wichtigste Aufgabe in den kommenden Monaten, diesen Bereich näher zu definieren.

DFB.de: "Akademie" - das klingt in der Tat nach Forschung, nach Wissenschaft, nach Universität. Wird die Akademie einen starken Akzent in den Bereichen Forschung und Entwicklung haben?

Bierhoff: Wir wollen keine Wissenschaft um der Wissenschaft willen betreiben. Wir forschen nicht, nur um überall erzählen zu können, wie toll wir forschen. Uns geht es darum, an der Praxis orientiert Gedanken und Innovationen für den Fußball und die Fußballer zu entwickeln, auch als Servicestelle für die Profivereine.

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DFB.de: Können Sie dafür ein Beispiel geben?

Bierhoff: Schauen wir uns nur die neuen Technologien an, in Schuhen, in Bällen, in der Trainingsmethodik. "Big Data" wird auch bei uns in der gesamten Analyse eine wichtige Rolle spielen. Ich glaube, dass wir hier viel leisten können, leisten müssen. Und ich glaube, dass dies auch unsere Aufgabe ist. Schon jetzt gibt es viele Institute, viele kleinere Firmen, die sich in den innovativsten Bereichen verdient machen. Mit der DFB-Akademie haben wir dann eine übergeordnete Einrichtung, die intelligente Fragen stellt, mit Partnern forscht und die Erkenntnisse für die gesamte Fußballfamilie zusammenführt.

DFB.de: Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn Sie Ende 2018, Anfang 2019 Ihr Büro in der Akademie beziehen?

Bierhoff: Ich wünsche mir, dass überall in der Akademie eine besondere Atmosphäre herrscht. Ich will in der Akademie unseren Justiziar beim Kaffee im Gespräch mit einem unserer Scouts sehen. Ich will von der Cafeteria rüber auf einen Trainingsplatz schauen und dort den DFB-Sportdirektor entdecken, wie er beim Diskutieren mit dem U 15-Spieler von internationalen Gästen des Präsidenten beobachtet wird. Ich will, dass sich ein paar Meter weiter ein Fitnessexperte mit einem Spieler der U 19 unterhält. Ich will, dass zugleich eine Gruppe von angehenden Fußball-Lehrern mit lokalen Nachwuchsspielern das neue 2-7-1-System, über das im Unterricht gerade philosophiert wurde, einem Praxistest unterzieht - und dass am Spielfeldrand DFB-Mitarbeiter stehen und sich in einer Pause die Arbeit auf dem Platz anschauen. Meine Vorstellung ist, dass die verschiedenen Bereiche, nicht nur die sportlichen, noch mehr verschmelzen. Wenn uns das gelingt, wenn dieses Bild real wird, dann haben wir viel richtig gemacht.

DFB.de: Und dann dauert es nicht mehr lange, bis Fußball-Deutschland regelmäßig Erfolge feiern kann.

Bierhoff: Titel lassen sich nicht garantieren, aber wir können die Rahmenbedingungen verbessern und damit Wahrscheinlichkeiten erhöhen. Im Jahr 2000 haben wir die ersten Maßnahmen ergriffen, gemeinsam mit der Liga und den Vereinen haben wir große Anstrengungen unternommen. Bis zum Triumph von Rio sind 14 Jahre vergangen. Wobei schon vorher die ersten positiven Ergebnisse zu sehen waren, etwa mit dem Titel bei der U 21-EM 2009. Ich wehre mich ohnehin dagegen, den Effekt der Akademie ausschließlich an den Titeln der A-Mannschaft festzumachen.

DFB.de: Welche Effekte versprechen Sie sich außerdem?

Bierhoff: Der erste positive Effekt ist bereits jetzt zu spüren. Wir bekommen für den DFB ein neues Zuhause - und ich habe innerhalb des Verbandes eine unglaubliche Motivation festgestellt, diesen neuen Weg gemeinsam zu gehen. Nicht nur Trainer, nicht nur die Sportler - der gesamte DFB. Diese Akademie wird die Arbeitswelt aller DFB-Mitarbeiter verändern. Aus vielen großen und kleinen Gründen, alleine schon deshalb, weil die DFB-Mitarbeiter von ihrem Parkplatz auf dem Weg zum Arbeitsplatz an Fußballplätzen vorbeigehen. Sie wissen in jeder Sekunde und haben ganz deutlich vor Augen, wofür sie arbeiten: für den Fußball. Und etwas Schöneres kann es kaum geben. Ich bin sicher, dass die Akademie dem gesamten DFB noch einmal einen Schub geben wird.