Mustafi: "So ein Spiel ist ein guter Sensor"

Shkodran Mustafi absolviert seine zweite Vorbereitung mit dem A-Team. Seine erste erzählt eine sehr spezielle Geschichte. Mustafi gehörte dem vorläufigen Kader für die WM in Brasilien an, dem endgültigen dann nicht mehr. Bis er von Bundestrainer Joachim Löw nachnominiert wurde und gut vier Wochen später den WM-Pokal in den Händen hielt. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Mustafi über die Meilensteine seiner Karriere, Freundschaft unter Fußballern und das Benefizländerspiel heute Abend gegen die Slowakei.

DFB.de: Herr Mustafi, die EM steht an – und Sie wissen, wie man Europameister wird. Wie gut sind Ihre Erinnerungen an die U 17-EM 2009?

Shkodran Mustafi: Sie sind noch relativ frisch. Es war mein erstes großes Turnier. Unser Trainer damals, Marco Pezzaiuoli, hat sehr auf Details geachtet. Nicht nur auf dem Platz. Wir haben uns intensiv und maximal vorbereitet. Ich kann mich heute noch an einzelne Trainingseinheiten erinnern, an Besprechungen vor den Spielen. Diese EM ist sehr tief verankert.

DFB.de: Wie wichtig war dieser Titel für Ihre Karriere?

Mustafi: Wenn man so ein großes Turnier gewinnt und wenn man merkt, wie großartig das ist, dann hat man einfach Bock auf mehr. Es ist eine unglaubliche Bestätigung - dieser Titel war zu diesem Zeitpunkt das Größte, was man gewinnen konnte. Wir waren damals alle auf dem Sprung in den Profibereich, auf diesem Weg hat dieser Erfolg viel Kraft gegeben. Wir haben zwar auch viel investiert, jeder Einzelne, aber es ist dann unglaublich motivierend, wenn man sich mit so einem Erfolg belohnt.

DFB.de: Immer wieder wird über die sechs Weltmeister gesprochen, die 2009 die U 21-EM gewonnen haben. Und über deren spezielle Verbindung. Existiert eine solche auch zwischen den U 17-Spielern? Also zwischen Ihnen und Mario Götze, Marc ter Stegen und Bernd Leno?

Mustafi: Man kennt sich einfach. Ich glaube, dass wir vier seit der U 16 zusammen gespielt haben. Wir haben so einiges miterlebt. Und in allen U-Mannschaften war es so, dass wir immer zu einem Team gewachsen sind. Genauso wie bei der A-Mannschaft. Wir wissen, dass wir nur stark sind, wenn wir zusammen auftreten, als Mannschaft. Von daher haben wir immer ein gutes Verhältnis zueinander gehabt. Und die Erfolge sind noch einmal eine Verstärkung. Im Alltag verliert man sich dann manchmal ein wenig aus den Augen, aber umso mehr freut man sich, wenn man sich wieder bei der Nationalmannschaft trifft. Ich habe zu allen ein gutes Verhältnis, nicht nur zu Mario, Marc und Bernd.

DFB.de: Mit Mario Götze sind Sie richtig befreundet.

Mustafi: Ja.

DFB.de: Was macht diese Freundschaft aus?

Mustafi: Vertrauen. Offenheit. Respekt. Wir können zusammen lachen, wir haben immer etwas zu reden. Es passt einfach.

DFB.de: Wie ist die Freundschaft entstanden?

Mustafi: Wir haben uns gleich sehr gut verstanden, schon in der U 16. Wir sind dann in Kontakt geblieben, auch wenn wir nicht bei einer Auswahlmannschaft gewesen sind. Irgendwann haben wir zusammen Urlaub gemacht – so ist die Freundschaft immer enger geworden.

DFB.de: Wie pflegt man eine Freundschaft, wenn man sich so selten sieht?

Mustafi: Bei uns Fußballern gilt das in vielen Bereichen: Was uns am meisten fehlt, ist Zeit. Wir sind viel unterwegs, haben ständig englische Wochen. Man hat zu wenig Zeit. Erstens für sich, und genauso für die Menschen, die einem wichtig sind. Ich sehe meine Familie selten, auch meine Freunde. Nach und nach lernt man damit umzugehen, und wenn man erfolgreich sein möchte, nimmt man dies in Kauf.

DFB.de: Seit vier Tagen sind Sie mit der Mannschaft im Trainingslager in Ascona. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus? Wie gefällt es Ihnen im Tessin?

Mustafi: Wenn der DFB sich für ein Quartier entscheidet, dann trifft er immer die richtige Wahl. Der Verantwortlichen wissen einfach, worauf es ankommt. Die Bedingungen sind top, wir können uns auf das konzentrieren, auf das es ankommt: auf den Fußball. Wir können hier gut trainieren, wir können intensiv arbeiten, wir können aber auch mal abschalten und regenerieren.

DFB.de: Mit der Schweiz verbindet Sie nicht wenig, Sie haben Verwandte dort. Haben Sie sich gefreut, als die Wahl auf Ascona gefallen ist?

Mustafi: Meine Verwandten leben eher in Zürich und Bern, hier unten weniger. Ich habe mich ganz grundsätzlich auf das Trainingslager gefreut, weil ich wusste, was mich erwartet: super Trainingsplätze, ein tolles Hotel, eine traumhafte Umgebung.



Shkodran Mustafi absolviert seine zweite Vorbereitung mit dem A-Team. Seine erste erzählt eine sehr spezielle Geschichte. Mustafi gehörte dem vorläufigen Kader für die WM in Brasilien an, dem endgültigen dann nicht mehr. Bis er von Bundestrainer Joachim Löw nachnominiert wurde und gut vier Wochen später den WM-Pokal in den Händen hielt. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Mustafi über die Meilensteine seiner Karriere, Freundschaft unter Fußballern und das Benefizländerspiel heute Abend gegen die Slowakei.

DFB.de: Herr Mustafi, die EM steht an – und Sie wissen, wie man Europameister wird. Wie gut sind Ihre Erinnerungen an die U 17-EM 2009?

Shkodran Mustafi: Sie sind noch relativ frisch. Es war mein erstes großes Turnier. Unser Trainer damals, Marco Pezzaiuoli, hat sehr auf Details geachtet. Nicht nur auf dem Platz. Wir haben uns intensiv und maximal vorbereitet. Ich kann mich heute noch an einzelne Trainingseinheiten erinnern, an Besprechungen vor den Spielen. Diese EM ist sehr tief verankert.

DFB.de: Wie wichtig war dieser Titel für Ihre Karriere?

Mustafi: Wenn man so ein großes Turnier gewinnt und wenn man merkt, wie großartig das ist, dann hat man einfach Bock auf mehr. Es ist eine unglaubliche Bestätigung - dieser Titel war zu diesem Zeitpunkt das Größte, was man gewinnen konnte. Wir waren damals alle auf dem Sprung in den Profibereich, auf diesem Weg hat dieser Erfolg viel Kraft gegeben. Wir haben zwar auch viel investiert, jeder Einzelne, aber es ist dann unglaublich motivierend, wenn man sich mit so einem Erfolg belohnt.

DFB.de: Immer wieder wird über die sechs Weltmeister gesprochen, die 2009 die U 21-EM gewonnen haben. Und über deren spezielle Verbindung. Existiert eine solche auch zwischen den U 17-Spielern? Also zwischen Ihnen und Mario Götze, Marc ter Stegen und Bernd Leno?

Mustafi: Man kennt sich einfach. Ich glaube, dass wir vier seit der U 16 zusammen gespielt haben. Wir haben so einiges miterlebt. Und in allen U-Mannschaften war es so, dass wir immer zu einem Team gewachsen sind. Genauso wie bei der A-Mannschaft. Wir wissen, dass wir nur stark sind, wenn wir zusammen auftreten, als Mannschaft. Von daher haben wir immer ein gutes Verhältnis zueinander gehabt. Und die Erfolge sind noch einmal eine Verstärkung. Im Alltag verliert man sich dann manchmal ein wenig aus den Augen, aber umso mehr freut man sich, wenn man sich wieder bei der Nationalmannschaft trifft. Ich habe zu allen ein gutes Verhältnis, nicht nur zu Mario, Marc und Bernd.

DFB.de: Mit Mario Götze sind Sie richtig befreundet.

Mustafi: Ja.

DFB.de: Was macht diese Freundschaft aus?

Mustafi: Vertrauen. Offenheit. Respekt. Wir können zusammen lachen, wir haben immer etwas zu reden. Es passt einfach.

DFB.de: Wie ist die Freundschaft entstanden?

Mustafi: Wir haben uns gleich sehr gut verstanden, schon in der U 16. Wir sind dann in Kontakt geblieben, auch wenn wir nicht bei einer Auswahlmannschaft gewesen sind. Irgendwann haben wir zusammen Urlaub gemacht – so ist die Freundschaft immer enger geworden.

DFB.de: Wie pflegt man eine Freundschaft, wenn man sich so selten sieht?

Mustafi: Bei uns Fußballern gilt das in vielen Bereichen: Was uns am meisten fehlt, ist Zeit. Wir sind viel unterwegs, haben ständig englische Wochen. Man hat zu wenig Zeit. Erstens für sich, und genauso für die Menschen, die einem wichtig sind. Ich sehe meine Familie selten, auch meine Freunde. Nach und nach lernt man damit umzugehen, und wenn man erfolgreich sein möchte, nimmt man dies in Kauf.

DFB.de: Seit vier Tagen sind Sie mit der Mannschaft im Trainingslager in Ascona. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus? Wie gefällt es Ihnen im Tessin?

Mustafi: Wenn der DFB sich für ein Quartier entscheidet, dann trifft er immer die richtige Wahl. Der Verantwortlichen wissen einfach, worauf es ankommt. Die Bedingungen sind top, wir können uns auf das konzentrieren, auf das es ankommt: auf den Fußball. Wir können hier gut trainieren, wir können intensiv arbeiten, wir können aber auch mal abschalten und regenerieren.

DFB.de: Mit der Schweiz verbindet Sie nicht wenig, Sie haben Verwandte dort. Haben Sie sich gefreut, als die Wahl auf Ascona gefallen ist?

Mustafi: Meine Verwandten leben eher in Zürich und Bern, hier unten weniger. Ich habe mich ganz grundsätzlich auf das Trainingslager gefreut, weil ich wusste, was mich erwartet: super Trainingsplätze, ein tolles Hotel, eine traumhafte Umgebung.

###more###

DFB.de: Ihre Nominierung für die Vorbereitung auf die WM 2014 kam für die Öffentlichkeit überraschend. Diesmal hat sich niemand gewundert. Ihr Karriereplan ist aufgegangen, die Entscheidungen nach der WM haben gepasst. Weg aus Genua, hin zum FC Valencia, weg aus der Serie A, hin zur Primera Division.

Mustafi: Das klingt so einfach. Außenstehende haben einen anderen Blick darauf, sie denken: Er ist jetzt von Genua nach Valencia gewechselt - wahrscheinlich verdient er mehr - und es hat halt geklappt. Aber so simpel ist es nicht. Man macht sich viele Gedanken, spielt viele Szenarien durch und versucht die Entscheidung zu treffen, die am besten für die Karriere ist. Es hängt viel daran, ein Wechsel ist immer auch ein Risiko, er kann positiv oder negativ ausgehen. Also versucht man den Schritt zu gehen, bei dem man am wenigsten Risiko hat. Um dieses abschätzen zu können, habe ich mir wirklich viele Gedanken gemacht. Die Phase nach der WM bis zu dieser Entscheidung war für mich sehr intensiv.

DFB.de: Wann waren Sie sicher, dass Sie mit dem FC Valencia die richtige Entscheidung getroffen hatten?

Mustafi: Nach der ersten Saison. Wir haben 77 Punkte geholt, ich habe 34 Spiele gemacht, bin frei von Verletzungen geblieben. Als Team hatten wir unsere Ziele erreicht, die Champions League, ich persönlich hatte mein Ziel erreicht, einen Stammplatz. Das erste Jahr ist richtig gut verlaufen.

DFB.de: Sie gehörten vor der WM 2014 zu den Spielern, die den Sprung in den endgültigen Kader nicht geschafft haben – können Sie sich noch an die Situation und Ihr Empfinden erinnern, als Ihnen das mitgeteilt wurde?

Mustafi: So etwas vergisst man nicht.

DFB.de: Wie groß war die Enttäuschung?

Mustafi: Natürlich sehr groß, aber auch sehr kurz. Ich habe mich dann ins Auto gesetzt und bin mit meinem Vater nach Hause gefahren. Schon auf der Fahrt habe ich über alles nachgedacht und die Dinge relativiert. Ich hatte ein paar Wochen davor noch gar nicht erwartet, bei der Nationalmannschaft anzukommen. Mein Ziel für die Saison war es, Stammspieler bei Sampdoria Genua zu werden. Das hatte ich geschafft. Die Einladung für das A-Team war ein Bonus, die Erfahrungen im Trainingslager in Südtirol einfach nur großartig. Deswegen habe ich mir vor Augen geführt, dass ich meine Erwartungen übertroffen hatte. Das hat mir geholfen, mit der Enttäuschung umzugehen. Ich war dann zufrieden mit mir und glücklich zu Hause bei meiner Familie.

DFB.de: Heute ist die Mannschaft nach Augsburg geflogen, morgen steht das Länderspiel gegen die Slowakei an – wie wichtig ist dieser Test?

Mustafi: Wir stehen kurz vor der EM, das Spiel ist sehr, sehr wichtig. Die Spieler sind zum Teil mit sehr unterschiedlichen Belastungen zur Nationalmannschaft gekommen. Für viele ging es bis zum Ende mit ihren Klubs noch um viel, einige kommen nach Verletzung wieder in Fahrt, andere werden erst später zur Mannschaft stoßen. Wir arbeiten gerade unter anderem daran, alle auf ein Level zu kommen. So ein Spiel ist dafür ein guter Sensor, der einem zeigt, wie weit man ist. Und entsprechend professionell und konzentriert gehen wird das Spiel an. Da gibt es keinen großen Unterschied zu den Partien im Rahmen der Qualifikation oder zu den Spielen bei einer Weltmeisterschaft.

DFB.de: Das Spiel ist das Benefiz-Länderspiel des DFB. Kennen Sie diesen Hintergrund?

Mustafi: Ja, klar, die Einnahmen fließen zu Gunsten der Stiftungen des DFB. Mir ist das schon bewusst und ich finde das großartig.

DFB.de: Wie sehr verfolgen Sie die Arbeit der Stiftungen?

Mustafi: Nicht im Detail, da bin ich ehrlich. Aber ich habe zum Beispiel mitbekommen, dass der DFB erst vor kurzem mit einer Delegation in Mexiko gewesen ist und dort Projekte besucht hat. Und ich weiß, dass es dabei um die Arbeit der Stiftungen ging.

DFB.de: Die DFB-Stiftung-Egidius-Braun ist dort seit 30 Jahren im Rahmen der Mexiko-Hilfe aktiv und fördert Projekte für sozial schwache Kinder und Jugendliche.

Mustafi: Der Fußball kann viel bewirken. Und es ist toll, dass diese Verantwortung wahrgenommen wird. Für uns Spieler ist es großartig, dass wir die Möglichkeit haben zu helfen, einfach nur in dem wir Fußball spielen. Dass es dieses Engagement des DFB schon so lange gibt, finde ich beeindruckend. Es zeigt, dass es nicht nur um Effekthascherei sondern tatsächlich um Nachhaltigkeit geht.