Kimmich: "Alles ist anders, alles ist größer"

Joshua Kimmich ist einer der Aufsteiger der vergangenen Saison und einer von vier ganz jungen Spielern im deutschen EM-Kader. Vor dem zweiten deutschen Gruppenspiel gegen Polen am Donnerstag (ab 21 Uhr, live im ZDF und Fan-Club-Radio) spricht der 21-Jährige im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über seine ersten Eindrücke beim A-Team, seine Entwicklung, den Umgang mit Enttäuschungen und das Nachbarschaftsduell im Stade de France.

DFB.de: Herr Kimmich, Sie eilen von Erfolg zu Erfolg und sind jetzt beim A-Team angekommen. Haben Sie bei der Rasanz Ihres Aufstiegs mal die Möglichkeit, zu reflektieren und zu genießen, was alles mit Ihnen passiert?

Joshua Kimmich: Ich genieße es auf jeden Fall unheimlich. Aber es stimmt schon, es ging Schlag auf Schlag. Ich bin nach Leipzig gewechselt, aufgestiegen, habe dann in der 2. Bundesliga gespielt. Zwischendurch sind wir noch U 19-Europameister geworden, dann der Wechsel zu Bayern. Jetzt bin ich hier bei der A-Nationalmannschaft, es ist ziemlich schnell ziemlich viel passiert. Aber ich versuche, das nicht an mir vorbeirauschen zu lassen. Und ich finde, dass es mir ganz gut gelingt, viele Dinge auch richtig zu genießen.

DFB.de: Sie gelten als sehr extrem diszipliniert und sehr ehrgeizig. Wie gehen Sie mit Niederlagen, Rückschlägen und Enttäuschungen um?

Kimmich: Es kommt ja immer darauf an, was genau passiert ist. Am problematischsten sind für mich Rückschläge durch Verletzungen. Als ich damals nach Leipzig gekommen bin, konnte ich am Anfang wegen einer Schambeinverletzung nicht spielen, das war nicht einfach. Ich war in einem neuen Umfeld, zum ersten Mal weit von der Familie weg, habe im Hotel gewohnt. Für den Kopf war das eine Herausforderung. Leipzig war eine neue, große Aufgabe in meiner Karriere - und ich konnte mich zu Beginn nicht wirklich zeigen.

DFB.de: Was hat Ihnen in dieser Zeit geholfen?

Kimmich: Ich habe viel mit meiner Familie telefoniert, mit meinen Freunden. Sie haben mich abgelenkt, sie haben mich aufgebaut. Aber es ist schon so, dass man das Meiste mit sich selber ausmachen muss. Ich habe mich zur Geduld ermahnt, obwohl in etwas Geduldüben für mich immer eine große Herausforderung ist. (lacht) Bei einer Verletzung des Schambeins ist es immer so eine Sache, man weiß nie genau wie lange es dauert. Aber die Betreuung in Leipzig war super, die Physiotherapeuten und die medizinische Abteilung haben tolle Arbeit geleistet. Und zum Glück hat es dann nicht so lange gedauert, bis ich auf den Platz zurückkehren konnte.



Joshua Kimmich ist einer der Aufsteiger der vergangenen Saison und einer von vier ganz jungen Spielern im deutschen EM-Kader. Vor dem zweiten deutschen Gruppenspiel gegen Polen am Donnerstag (ab 21 Uhr, live im ZDF und Fan-Club-Radio) spricht der 21-Jährige im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über seine ersten Eindrücke beim A-Team, seine Entwicklung, den Umgang mit Enttäuschungen und das Nachbarschaftsduell im Stade de France.

DFB.de: Herr Kimmich, Sie eilen von Erfolg zu Erfolg und sind jetzt beim A-Team angekommen. Haben Sie bei der Rasanz Ihres Aufstiegs mal die Möglichkeit, zu reflektieren und zu genießen, was alles mit Ihnen passiert?

Joshua Kimmich: Ich genieße es auf jeden Fall unheimlich. Aber es stimmt schon, es ging Schlag auf Schlag. Ich bin nach Leipzig gewechselt, aufgestiegen, habe dann in der 2. Bundesliga gespielt. Zwischendurch sind wir noch U 19-Europameister geworden, dann der Wechsel zu Bayern. Jetzt bin ich hier bei der A-Nationalmannschaft, es ist ziemlich schnell ziemlich viel passiert. Aber ich versuche, das nicht an mir vorbeirauschen zu lassen. Und ich finde, dass es mir ganz gut gelingt, viele Dinge auch richtig zu genießen.

DFB.de: Sie gelten als sehr extrem diszipliniert und sehr ehrgeizig. Wie gehen Sie mit Niederlagen, Rückschlägen und Enttäuschungen um?

Kimmich: Es kommt ja immer darauf an, was genau passiert ist. Am problematischsten sind für mich Rückschläge durch Verletzungen. Als ich damals nach Leipzig gekommen bin, konnte ich am Anfang wegen einer Schambeinverletzung nicht spielen, das war nicht einfach. Ich war in einem neuen Umfeld, zum ersten Mal weit von der Familie weg, habe im Hotel gewohnt. Für den Kopf war das eine Herausforderung. Leipzig war eine neue, große Aufgabe in meiner Karriere - und ich konnte mich zu Beginn nicht wirklich zeigen.

DFB.de: Was hat Ihnen in dieser Zeit geholfen?

Kimmich: Ich habe viel mit meiner Familie telefoniert, mit meinen Freunden. Sie haben mich abgelenkt, sie haben mich aufgebaut. Aber es ist schon so, dass man das Meiste mit sich selber ausmachen muss. Ich habe mich zur Geduld ermahnt, obwohl in etwas Geduldüben für mich immer eine große Herausforderung ist. (lacht) Bei einer Verletzung des Schambeins ist es immer so eine Sache, man weiß nie genau wie lange es dauert. Aber die Betreuung in Leipzig war super, die Physiotherapeuten und die medizinische Abteilung haben tolle Arbeit geleistet. Und zum Glück hat es dann nicht so lange gedauert, bis ich auf den Platz zurückkehren konnte.

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DFB.de: Wie lange knabbern Sie an sportlichen Enttäuschungen, an Niederlagen?

Kimmich: Auch das kann ich nicht pauschal sagen, es kommt ja immer auf die Bedeutung des Spiels an. Als wir in der Champions League gegen Atletico Madrid ausgeschieden sind, war das schon eine riesiger Rückschlag. Und er war nicht so schnell abzuschütteln. Ich versuche grundsätzlich immer, auch aus den Rückschlägen etwas Positives zu ziehen, in dem ich aus ihnen lerne. So war es zum Beispiel auch mit meinem verschossenen Elfmeter im Pokalfinale gegen Dortmund. Sofort ad acta lege ich so etwas nicht. Ich schaue mir das dann noch mal an und versuche die Dinge zu ändern, die notwendig sind, um es beim nächsten Mal besser zu machen.

DFB.de: War es für Sie eine Enttäuschung, dass Sie zum EM-Auftakt gegen die Ukraine nicht zum Einsatz gekommen sind?

Kimmich: Für mich ist es unglaublich, hier überhaupt dabei zu sein. Entscheidend ist, dass wir die Spiele gewinnen und nicht, wer auf dem Platz steht. Natürlich würde ich mich nicht dagegen wehren, wenn ich im Laufe des Turniers zum Einsatz komme. Dafür gebe ich in jeder Trainingseinheit alles. Aber ich weiß, wie hoch die Qualität des Kaders ist. Ich maße mir bestimmt nicht an, Forderungen zu stellen.

DFB.de: Wie haben Sie die 90 Minuten gegen die Ukraine erlebt? Was passiert während des Spiels auf der deutschen Bank?

Kimmich: Man fiebert mit, man geht mit, man feuert an. Man versucht, so viel positive Energie wie möglich, auf den Platz zu übertragen. Mir persönlich geht es so, dass ich immer viel nervöser bin, wenn ich auf der Bank sitze, als wenn ich spielen würde. Mir fällt es sehr schwer, nicht eingreifen und die Dinge beeinflussen zu können. Auf der Bank bin ich immer extrem hibbelig.

DFB.de: Bei der WM in Brasilien war ein Schlüssel zum Erfolg die Bank, der Teamgeist, der Zusammenhalt der Mannschaft. Wie haben Sie dies als Zuschauer während der WM 2014 verfolgt?

Kimmich: Es war ja nicht zu übersehen, dass es damals in der Mannschaft absolut gestimmt hat. Wie alle immer aufgesprungen sind, wie immer gemeinsam gejubelt wurde.

DFB.de: Und wie erleben Sie dies aktuell bei der EM 2016?

Kimmich: Genauso. Natürlich wollen alle Spieler spielen, das muss auch so sein. Aber ich habe keinen Spieler erlebt, der sich hier nicht komplett in den Dienst der Mannschaft stellen würde. Die Spieler, die nicht spielen, sind alle absolut positiv und unterstützen die Mannschaft so gut wie möglich. Es herrscht einfach ein besonderer Geist, das kann man nicht übersehen.

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DFB.de: Bei Ihrem Wechsel von Leipzig nach München gab es auch Skeptiker. Nicht alle waren sicher, dass dieser Weg für Ihre Karriere der richtige ist. Wie sicher waren Sie, dass die Entscheidung für die Bayern kein Fehler war?

Kimmich: Eigentlich gab es fast nur Skeptiker, nur die wenigsten hatten mir zugetraut, dass ich dort so Fuß fassen würde. Nur meine engsten Freunde und meine Familie haben an mich geglaubt. Wobei sie auch keine Wahl haben, sie müssen ja an mich glauben. (lacht) Aber ich persönlich hatte nie Zweifel, ich war mir immer sicher, dass ich meine Einsätze bekommen würde. Dass es so gelaufen ist, wie es gelaufen ist, war aber nicht zu erwarten. Es war nicht damit zu rechnen, dass ich auch in so vielen so wichtigen Spielen auf dem Platz stehen würde.

DFB.de: Sie haben an sich geglaubt - wie zügig sind Sie bestätigt worden? Haben Sie im Training schnell gemerkt: Ich kann mithalten?

Kimmich: Am Anfang habe ich eher registriert, dass die Unterschiede ganz schön groß sind. Gerade im Training. Das Tempo, die Ballsicherheit – das war insbesondere in den ersten Wochen sehr beeindruckend, da gab es Momente, in denen ich dachte: "Ich bin ganz schön weit weg, da fehlt schon noch was". Ich habe dann versucht, mich so schnell wie möglich anzupassen. Dabei haben mir vor allem die Spiele geholfen, die Erfolgserlebnisse, die ich dabei hatte. Aber auch im Training konnte ich sehr viele Dinge mitnehmen, alleine durch die Beobachtung.

DFB.de: Ist es hier im DFB-Team ähnlich?

Kimmich: Hier sind einige Bayern-Spieler dabei, aber auch viele andere, auf die ich achte. Es ist aber auf jeden Fall hilfreich, dass ich die Möglichkeit durch den Verein habe, jeden Tag mit Weltklassespielern auf dem Feld zu stehen. Dadurch bin ich hohes Niveau gewohnt, im Spiel und im Training.

DFB.de: In München hat Ihnen Sebastian Rode sehr bei der Eingewöhnung geholfen. Wer ist der Sebastian Rode in der Nationalmannschaft?

Kimmich: In München war es neben Sebastian Rode auch Mario Götze, auch mit ihm habe ich viel unternommen. Aber hier ist es viel einfacher für mich. Von der U 19 und von der U 21 kenne ich viele Spieler, dann meine Mannschaftskollegen vom FC Bayern und natürlich einige aus der Bundesliga. Gut die Hälfte des Kaders kannte ich also schon. Hier anzukommen, war für mich überhaupt nicht schwierig.

DFB.de: Auch zwei Mitglieder der Sportlichen Leitung kennen Sie schon lange.

Kimmich: Stimmt. Mit Thomas Schneider sind wir mit der U 17 des VfB Stuttgart bei den Deutschen Meisterschaften bis ins Finale gekommen. In dieser Zeit habe ich auf jeden Fall in meiner Entwicklung einen guten Schritt gemacht. Und mit Marcus Sorg haben wir 2014 die U 19-EM gewonnen.

DFB.de: Wie wichtig war dieser Erfolg für Ihre Entwicklung?

Kimmich: Ich habe damals noch in der 3. Liga gespielt, für mich war es ein großer Schritt. Für alle anderen auch. In unserer Altersstufe haben wir uns gegen die besten Teams und Spieler Europas durchgesetzt. Diese Erfahrung war sehr wertvoll, vor allem für das Selbstvertrauen.

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DFB.de: Europameisterschaften kennen Sie von der U 19 und der U 21. Wie groß Sind die Unterschiede zur EM mit dem A-Team?

Kimmich: Man kann das nicht vergleichen. Das Finale der U 19-EM gegen Portugal haben wir vor 5000 Zuschauern gespielt, hier sind die Dimensionen ganz anders. Wenn wir aus dem Hotel kommen, stehen Hunderte Fans da, die Fahrt ins Stadion ist gigantisch. Und beim Spiel dann sowieso. Alles ist anders, größer. Das ganze Land schaut zu und fiebert mit - das ist auch zu spüren.

DFB.de: Die ersten Spiele sind gespielt. Wie schätzen Sie das Niveau der EM bisher ein?

Kimmich: Die Spiele sind eng, die Ergebnisse knapp, es sind noch nicht so viele Tore gefallen. Auch bei uns war es gegen die Ukraine nicht anders. Wir haben spät das 2:0 gemacht und mussten vorher ein paar Mal zittern. Alle Mannschaften, die hier sind, können gut verteidigen, das hat die EM bisher gezeigt. Und sie können punktuell gute Konter fahren. Ich hätte vorher gedacht, dass es mehr Spiele mit deutlicheren Ergebnissen geben würde, da habe ich mich geirrt.

DFB.de: Am Donnerstag steht die Partie gegen Polen an. Wie ist der Stand der Vorbereitungen?

Kimmich: Wir sind dabei. Der Fokus wird jetzt immer mehr auf dieses Spiel gerichtet.

DFB.de: Viel wird bei den Polen an Robert Lewandowski festgemacht. Wen muss man neben ihm noch beachten?

Kimmich: Sie haben grundsätzlich viel Qualität. Als Team und individuell. Blaszczykowski hat lange in der Bundesliga gespielt, Piszczek kennen wir aus Dortmund, Milik ist ein guter Stürmer. Es wäre völlig falsch, Polen nur auf Lewandowski zu reduzieren. Aber natürlich hat er herausragende Qualitäten, darüber müssen wir nicht reden.

DFB.de: Er hat herausragende Qualitäten. Aber bei Jerome Boateng und der deutschen Innenverteidigung ist er in herausragend guten Händen.

Kimmich: Das ist so - auf jeden Fall.

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