Weltmeister Hummels: "EM wird nicht im Frühjahr gewonnen"

Große Ziele mit Dortmund, große Spiele mit der deutschen Nationalmannschaft: Mats Hummels hat noch einiges vor in dieser Spielzeit. Drei Titel mit dem BVB sind möglich, und mit der Nationalmannschaft soll auf den WM- der EM-Titel folgen. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke spricht Hummels über Ambitionen, über Verletzungen und über das Spiel am Samstag in Berlin gegen England (ab 20.45 Uhr, live im ZDF).

DFB.de: Herr Hummels, für die Mannschaft gab es gestern eine schlechte Nachricht: Die Verletzung von Bastian Schweinsteiger. Wie sehr trifft sein Ausfall das Team? Wie viel Empathie gibt es unter Kollegen?

Mats Hummels: Natürlich leidet man mit. Jeder, der selber schon wiederkehrende Verletzungsprobleme hatte, weiß, wie frustrierend und kraftraubend das sein kann. Für Bastian ist es sehr ärgerlich, für uns genauso. Er ist unser Kapitän. Und selbstverständlich hoffe ich, dass seine Verletzung nicht so langwierig ist, dass die EM von ihr betroffen sein wird.

DFB.de: Und Sie haben Vertrauen in seine Erfahrung im Umgang mit Verletzungen. Er wird den Blick schnell nach vorne richten und alles tun, um schnell wieder auf den Platz zurückzukehren...

Hummels: Das gilt im Grunde für alle Fußballer. Am ersten Tag ist man noch frustriert, spätestens ab dem zweiten Tag ist der Fokus sehr stark darauf gerichtet, alles zu tun, um möglichst schnell zurückzukommen.

DFB.de: Von Verletzungen ist auch die Abwehr des DFB-Teams betroffen. Mit Jerome Boateng und Benedikt Höwedes sind Ihre gewohnten Partner aus der Innenverteidigung diesmal nicht dabei. Wie relevant ist es für Ihr Spiel, vertraut mit dem Nebenmann zu sein?

Hummels: Generell ist es hilfreich, wenn man im gesamten Abwehrverbund eingespielt ist, im defensiven Mittelfeld und der Viererkette. Aber mit den beiden spiele ich schon so lange zusammen - die Automatismen gehen nicht so schnell verloren. Wir sind alle nicht mehr ganz neu, wir kennen uns gut genug, kennen die Verhaltensweisen auf dem Platz, bevorzugte Laufwege, bevorzugte Räume. Im Lauf der Jahre hat sich da vieles gut eingespielt und etabliert. Für die EM mache ich mir keine Sorgen. Wir werden außerdem in der Vorbereitung genug Zeit haben, um uns wieder auf ein gutes Level zu bringen.

DFB.de: Die Vorbereitung gehört ohnehin zu den Stärken der Mannschaft.

Hummels: Das kann man so sagen, ja. Bei den beiden Turnieren, bei denen ich dabei war, war dies zu merken. Wie das Niveau innerhalb von ein paar Tagen auf allen Ebenen steigt, ist schon beachtlich. Und das wird auch diesmal so sein.



Große Ziele mit Dortmund, große Spiele mit der deutschen Nationalmannschaft: Mats Hummels hat noch einiges vor in dieser Spielzeit. Drei Titel mit dem BVB sind möglich, und mit der Nationalmannschaft soll auf den WM- der EM-Titel folgen. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke spricht Hummels über Ambitionen, über Verletzungen und über das Spiel am Samstag in Berlin gegen England (ab 20.45 Uhr, live im ZDF).

DFB.de: Herr Hummels, für die Mannschaft gab es gestern eine schlechte Nachricht: Die Verletzung von Bastian Schweinsteiger. Wie sehr trifft sein Ausfall das Team? Wie viel Empathie gibt es unter Kollegen?

Mats Hummels: Natürlich leidet man mit. Jeder, der selber schon wiederkehrende Verletzungsprobleme hatte, weiß, wie frustrierend und kraftraubend das sein kann. Für Bastian ist es sehr ärgerlich, für uns genauso. Er ist unser Kapitän. Und selbstverständlich hoffe ich, dass seine Verletzung nicht so langwierig ist, dass die EM von ihr betroffen sein wird.

DFB.de: Und Sie haben Vertrauen in seine Erfahrung im Umgang mit Verletzungen. Er wird den Blick schnell nach vorne richten und alles tun, um schnell wieder auf den Platz zurückzukehren...

Hummels: Das gilt im Grunde für alle Fußballer. Am ersten Tag ist man noch frustriert, spätestens ab dem zweiten Tag ist der Fokus sehr stark darauf gerichtet, alles zu tun, um möglichst schnell zurückzukommen.

DFB.de: Von Verletzungen ist auch die Abwehr des DFB-Teams betroffen. Mit Jerome Boateng und Benedikt Höwedes sind Ihre gewohnten Partner aus der Innenverteidigung diesmal nicht dabei. Wie relevant ist es für Ihr Spiel, vertraut mit dem Nebenmann zu sein?

Hummels: Generell ist es hilfreich, wenn man im gesamten Abwehrverbund eingespielt ist, im defensiven Mittelfeld und der Viererkette. Aber mit den beiden spiele ich schon so lange zusammen - die Automatismen gehen nicht so schnell verloren. Wir sind alle nicht mehr ganz neu, wir kennen uns gut genug, kennen die Verhaltensweisen auf dem Platz, bevorzugte Laufwege, bevorzugte Räume. Im Lauf der Jahre hat sich da vieles gut eingespielt und etabliert. Für die EM mache ich mir keine Sorgen. Wir werden außerdem in der Vorbereitung genug Zeit haben, um uns wieder auf ein gutes Level zu bringen.

DFB.de: Die Vorbereitung gehört ohnehin zu den Stärken der Mannschaft.

Hummels: Das kann man so sagen, ja. Bei den beiden Turnieren, bei denen ich dabei war, war dies zu merken. Wie das Niveau innerhalb von ein paar Tagen auf allen Ebenen steigt, ist schon beachtlich. Und das wird auch diesmal so sein.

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DFB.de: Mit Ihrem Verein, Borussia Dortmund, spielen Sie eine gute Saison. In der Meisterschaft auf Platz zwei, noch dabei in DFB-Pokal und Europa League. Im vergangenen Jahr war das noch ganz anders. Zur Nationalmannschaft kamen Sie mitunter aus dem Bundesliga-Abstiegskampf. Wirkt sich die Ligaplatzierung auf Ihr Empfinden bei der Nationalmannschaft aus?

Hummels: Nicht vom Status her, dafür bin schon lange genug dabei. Ich kann für mich sagen, dass ich in diesem Kreis etabliert bin. Aber es ist doch anders jetzt. In der vergangenen Saison war es so, dass für mich die Nationalmannschaft immer eine Art Urlaub von der Krise gewesen ist. Jetzt kommen wir Dortmunder Spieler mit einem viel positiveren Gefühl her.

DFB.de: Mit dem BVB ist noch viel drin in der laufenden Saison. Wie sehr träumen Sie vom "kleinen Triple"?

Hummels: Dazu gehört ja die Deutsche Meisterschaft. Und die ist einfach schwer zu holen. Wir agieren zwar absolut auf Meisterniveau. Aber Bayern hat sich in dieser Saison noch weniger Schwächen erlaubt. Wir hängen immer noch den zehn Tagen aus dem September und Oktober hinterher, als wir innerhalb von drei Spielen sieben Punkte verloren haben. Deswegen muss man sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, Titel zu gewinnen, für uns auf jeden Fall in den beiden Pokalwettbewerben größer ist als in der Meisterschaft.

DFB.de: In der Europa League treffen Sie auf den FC Liverpool. Das Wiedersehen mit Klopp wird auch für Sie speziell, oder?

Hummels: Daran denke ich jetzt noch nicht, Liverpool ist noch nicht mein Fokus. Vorher stehen die Länderspiele an, dann spielen wir zu Hause gegen Bremen. Erst dann kommt Liverpool. Aber klar: Es ist kein Geheimnis, dass es eine spezielle Note haben wird, gegen eine Mannschaft von Jürgen Klopp zu spielen.

DFB.de: Für Sie stehen einige große Spiele an. England, Italien, das Derby, Liverpool, Halbfinale im DFB-Pokal. Wie groß ist Ihre Vorfreude?

Hummels: Die Wochen werden genauso hart, wie die vergangenen Wochen gewesen sind. Und genauso schön, wenn wir sie hoffentlich erfolgreich bewältigt haben werden.

DFB.de: Unabhängig von möglichen Titeln: Wie groß ist die Genugtuung, mit dem BVB wieder in diesen Sphären zu spielen, wieder titelfähig, zu sein?

Hummels: Die vergangene Saison war nicht nur eine Ausnahme, sondern eine richtig krasse Extremsituation. Eine Mischung aus Pech, aus Verlust von Selbstvertrauen, irgendwann kam tatsächlich der Gedanke: "Alter Schwede, wir können tatsächlich absteigen." Es war tatsächlich außergewöhnlich. Und dennoch war uns ab Ende der Rückrunde und spätestens ab dem Ende der Vorbereitung auf diese Spielzeit bewusst, dass wir in diesem Jahr wieder mindestens die zweitstärkste Mannschaft in Deutschland sein werden. Wir wussten, was wir können. Wir wussten, dass es nur in unserer Hand liegt. Und dennoch ist es eine Bestätigung, dies dann auch eingelöst zu haben. Aber wir haben noch viel vor, wir sind noch nicht am Ende.

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DFB.de: Wenn Sie auf die Liste Ihrer bisherigen Erfolge blicken, welche fallen Ihnen als erste ein?

Hummels: Es gibt keinen, den ich über die anderen hebe. Es waren alles unfassbar schöne und spezielle Momente.

DFB.de: Sie haben mal gesagt, dass Sie den WM-Titel nie als erstes nennen, weil der Erfolg von Brasilien so surreal ist?

Hummels: Mittlerweile ist der Titel ein wenig greifbarer. Aber in meinen Emotionen, die ich hatte, kann ich die WM nicht höher werten, als die erste Deutsche Meisterschaft 2011. Auch das war etwas Spezielles, etwas Überraschendes. Ich kann nicht sagen, dass ich mich bei einem Titel mehr gefreut hätte als bei einem anderen. Die WM war aber auf jeden Fall anders, eben weil es so lange dauert, bis man diesen Erfolg begreift.

DFB.de: Glauben Sie, dass dies mit einem EM-Titel anders wäre? Dass Sie diesen Titel schneller fassen könnten als die WM?

Hummels: Das kann ich unmöglich vorher sagen. Die Meisterschaften waren schnell präsent, das hat eine Woche gedauert, dann hatte man das verarbeitet. Bei WM-Titel hat ein Jahr oder noch länger gedauert, bis man gemerkt hat, was man dort erreicht hat. Schwer zu sagen, wie es nach dem EM-Titel wäre.

DFB.de: Vom WM-Titel berichten Sie immer sehr nüchtern. Viel verändert habe sich in Ihrem Leben dadurch nicht, vor allem hätten Sie sich nicht verändert. Ist das wirklich so? Hat sich Ihr Selbstvertrauen durch Brasilien nicht noch mehr gesteigert? Sagt man sich vor einem Spiel in der Bundesliga nicht "Ich habe in Brasilien bestanden, was soll mir in Deutschland passieren?"

Hummels: Den Gedanken habe ich nicht. Wir Spieler sind es einfach gewohnt, dass wir jede Woche abgeprüft werden, manchmal mehrfach. Das geht so, seit ich sechs Jahre alt bin. Da habe ich bei den Bayern angefangen und bin damit groß geworden, jede Woche ein Spiel zu haben, das wir gewinnen mussten. Spiele und Erfolge sind im Grunde ganz schnell wieder Vergangenheit. Und so geht es mir bisher auch mit diesem großen Erfolg von Brasilien.

DFB.de: Ist das nicht schade?

Hummels: Ja. Es wäre auf jeden Fall schön, dass Ganze noch mehr genießen zu können. Noch mehr für sich herausziehen zu können. Aber die Schnelllebigkeit ist nun mal Teil des Geschäfts. Nach der WM musste ich mich erstmal körperlich erholen. Und dann ging es auch ziemlich schnell wieder darum, sich vorzubereiten auf die kommenden Aufgaben.

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DFB.de: Das Jahr beginnt mit einem Klassiker-Doppelpack. Gegen Italien am kommenden Dienstag in München und davor am Samstag in Berlin gegen England. Sie verbinden mit diesem Vergleich aus dem November 2013 keine guten Erinnerungen…

Hummels: Stimmt. Ich sollte an diesem Tag eine Pause bekommen, wollte aber unbedingt mindestens eine Halbzeit dabei sein. Im Wembleystadion, gegen England – das war ein Kindheitstraum. Und dann habe ich mich verletzt und war danach drei Monate lang raus. Das war mir eine Lehre.

DFB.de: In welcher Hinsicht?

Hummels: Ich höre seither viel genauer in mich hinein. Wenn mein Körper mir Warnsignale gibt, ignoriere ich sie nicht mehr. Dann gebe ich Bescheid. Eigentlich bin ich geneigt, immer spielen zu wollen. Aber durch die Verletzung gegen England habe ich gelernt, vernünftiger zu sein. Und das ist wichtig.

DFB.de: Sie sehen diese Verletzung heute also positiv.

Hummels: Das nicht. Aber man kann aus jeder Verletzung auch Positives ziehen. Man kann in den Kraftraum gehen, man kann anders für den Körper arbeiten als man das unter der normalen Trainingsbelastung könnte. Es gibt einiges Positives. Alleine weil man es mehr zu schätzen weiß, wenn man gesund ist. Man hält das dann nicht mehr für selbstverständlich. Dennoch ist es natürlich so, dass die Nachteile bei jeder Verletzung die Vorteile überwiegen.

DFB.de: Jetzt geht es also wieder gegen England. Wie schätzen Sie das Team sportlich ein?

Hummels: Für mich gehören sie zu den stärksten Mannschaften überhaupt. England ist eine der fünf, sechs Nationen, die für mich titelreif sind. Sie haben sehr gute, junge Spieler. Sie verfügen über extreme individuelle Qualität und habe es geschafft, daraus auch enorme mannschaftliche Qualität zu bilden. Defensiv und offensiv. Schon in der WM-Qualifikation haben Sie überzeugt, im Rahmen der EM-Qualifikation genauso. Für uns wird das ein richtig guter Test.

DFB.de: Wie wichtig sind die Spiele? Wie sehr hilft ein erfolgreicher Start ins Jahr?

Hummels: Es ist schon wichtig, vor allem für das eigene Gefühl. Wobei ich auch sagen muss, dass die EM nicht im Frühjahr gewonnen wird. Dennoch wollen wir natürlich gut und erfolgreich spielen und den Fans ein Fußballfest bereiten.

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