Historisch: Bundestrainer-Gipfel in Frankfurt

Treffen sich fünf Bundestrainer am Elfmeterpunkt. Was klingt wie der Anfang eines bemühten Scherzes, war vor Wochen der Ausgangspunkt für ein einmaliges Ereignis. Für ein Familientreffen der ganz besonderen Art. Im Stadion, am Strafraum. Bundestrainer Joachim Löw kam mit vier seiner Vorgänger zusammen. Franz Beckenbauer, Berti Vogts, Rudi Völler und Jürgen Klinsmann waren neben ihrem Nachfolger in die Commerzbank-Arena nach Frankfurt gekommen. Sie, die so viel mehr vereint als jenes Amt, das sie nun zusammenbrachte, scherzten, lachten, plauderten und diskutierten. Über Stunden. Und waren sich im Anschluss einig: Warum haben wir das nicht schon viel früher gemacht?

Bild hatte eingeladen zum Bundestrainer-Gipfel - schließlich wird die Zeitung in wenigen Tagen 65 Jahre alt. Am 24. Juni 1952 war die erste Ausgabe erschienen, rechtzeitig vor dem ersten WM-Triumph einer deutschen Nationalmannschaft also. "Ich bin richtig glücklich, es ist eine Ehre, hier zu sein", sagte Beckenbauer, einen "wundervollen Moment" beschwor Klinsmann, ganz so, als könne er ihn im schnelllebigen Fußballgeschäft für immer festhalten. Eine Zusammenkunft für die Ewigkeit war es allemal. Auch wenn es nicht für alle Zeit die letzte gewesen sein soll.

"Der wichtigste Trainerposten des Landes"

Sechs Weltmeistertitel brachten die fünf Bundestrainer mit an den Tisch. Vogts, Klinsmann und Völler wurden als Spieler Weltmeister, Löw als Trainer, Beckenbauer als Spieler und Trainer. Beckenbauer und Klinsmann wurden zudem als Spieler Europameister, Vogts als Spieler und Trainer. In zusammengerechnet mehr als 400 Länderspielen trugen sie die Verantwortung an der Seitenlinie, fast 250-mal führten sie ihre Mannschaften dabei zum Sieg. Wer bietet mehr? Löw wird diese Bilanz sogar noch ausbauen, vielleicht sogar die der gewonnenen Pokale. Schließlich spielt er mit seinem Team gerade beim Confederations Cup in Russland - und will dort im kommenden Jahr noch einmal Weltmeister werden.

Ob es das Amt mit sich bringt? Oder man es bereits mitbringen muss für dieses Amt? Die fünf Bundestrainer, die sich in der Frühlingssonne auf dem Rasen, der sie berühmt gemacht hat, versammeln, treten weltgewandt auf, staatsmännisch. Sie begegnen nicht nur einander auf Augenhöhe, sondern jedem Augenzeugen dieses außergewöhnlichen Treffens. Schließlich ist keiner als Bundestrainer geboren worden. Allesamt haben sie sich hochgearbeitet aus ihren kleinen Amateurvereinen, in denen sie einst das Kicken lernten, bis an die Spitze.

"Der deutsche Fußball lebt nicht nur ganz oben, sondern auch in der Breite, daher kommt die Kraft des Fußballs", sagt Vogts. "Bundestrainer ist der wichtigste Trainerposten des Landes, man trägt eine enorme Verantwortung", weiß Völler aus Erfahrung. "Ich hätte nie damit gerechnet, einmal Bundestrainer zu werden", erinnert sich Klinsmann. Demut vor dem Amt spricht aus diesen Worten. Und ein Pflichtgefühl den deutschen Fußballfans gegenüber - unter denen bekanntlich 80 Millionen Bundestrainer sind.

"Man bleibt immer Fan der Nationalmannschaft"

Aus allen Himmelsrichtungen sind sie eingeflogen. Klinsmann über England sogar aus Kalifornien, wo er schon als Bundestrainer seinen Lebensmittelpunkt hatte. "Die sind glaubwürdig", sagt Franz Beckenbauer mit Blick in die Runde seiner Nachfolger. Der 71-Jährige gibt auch hier den Teamchef. Und Löw meint: "Jeder Bundestrainer hat in seiner Zeit Außergewöhnliches geleistet. Davon profitieren wir heute." Seinem unmittelbaren Vorgänger ist er dabei besonders dankbar. "Ohne Klinsmann wäre ich nicht hier", ist Löw überzeugt.

2004 hatte er als Assistent an der Seite des früheren Weltklasse-Stürmers begonnen, ehe er nach der Weltmeisterschaft 2006 zum Chef aufstieg. Der weitere Verlauf der Geschichte ist bestens bekannt: 2014 führte Löw die Nationalmannschaft zum WM-Titel. "Ich bin superstolz auf das, was Jogi geleistet hat, das ist sensationell", sagt Klinsmann, aus dessen Augen die ehrliche, neidlose Freude blitzt. In den Vereinigten Staaten hat er jüngst versucht, dem früheren Präsidenten Barack Obama die Bedeutung des Fußballs in und für Deutschland näherzubringen. Angefangen 1954 mit dem Wunder von Bern bis zum vierten Stern 2014 in Brasilien. Seine Begeisterung wird auch Obama mitgerissen haben. "Man bleibt immer Fan der Nationalmannschaft", sagt Klinsmann.

Als die Runde nach Stunden aufgelöst wird und jeder Bundestrainer wieder seiner Wege geht, fühlt Vogts sich an ein Treffen unter Freunden erinnert, die man lange nicht zu Gesicht bekommen hatte - und mit denen man doch noch so viel zu bereden, zu lachen und zu erinnern hätte. "Das könnten wir jetzt regelmäßig machen", schlägt Beckenbauer vor. Wer möchte dem Teamchef da widersprechen?

[al]

Treffen sich fünf Bundestrainer am Elfmeterpunkt. Was klingt wie der Anfang eines bemühten Scherzes, war vor Wochen der Ausgangspunkt für ein einmaliges Ereignis. Für ein Familientreffen der ganz besonderen Art. Im Stadion, am Strafraum. Bundestrainer Joachim Löw kam mit vier seiner Vorgänger zusammen. Franz Beckenbauer, Berti Vogts, Rudi Völler und Jürgen Klinsmann waren neben ihrem Nachfolger in die Commerzbank-Arena nach Frankfurt gekommen. Sie, die so viel mehr vereint als jenes Amt, das sie nun zusammenbrachte, scherzten, lachten, plauderten und diskutierten. Über Stunden. Und waren sich im Anschluss einig: Warum haben wir das nicht schon viel früher gemacht?

Bild hatte eingeladen zum Bundestrainer-Gipfel - schließlich wird die Zeitung in wenigen Tagen 65 Jahre alt. Am 24. Juni 1952 war die erste Ausgabe erschienen, rechtzeitig vor dem ersten WM-Triumph einer deutschen Nationalmannschaft also. "Ich bin richtig glücklich, es ist eine Ehre, hier zu sein", sagte Beckenbauer, einen "wundervollen Moment" beschwor Klinsmann, ganz so, als könne er ihn im schnelllebigen Fußballgeschäft für immer festhalten. Eine Zusammenkunft für die Ewigkeit war es allemal. Auch wenn es nicht für alle Zeit die letzte gewesen sein soll.

"Der wichtigste Trainerposten des Landes"

Sechs Weltmeistertitel brachten die fünf Bundestrainer mit an den Tisch. Vogts, Klinsmann und Völler wurden als Spieler Weltmeister, Löw als Trainer, Beckenbauer als Spieler und Trainer. Beckenbauer und Klinsmann wurden zudem als Spieler Europameister, Vogts als Spieler und Trainer. In zusammengerechnet mehr als 400 Länderspielen trugen sie die Verantwortung an der Seitenlinie, fast 250-mal führten sie ihre Mannschaften dabei zum Sieg. Wer bietet mehr? Löw wird diese Bilanz sogar noch ausbauen, vielleicht sogar die der gewonnenen Pokale. Schließlich spielt er mit seinem Team gerade beim Confederations Cup in Russland - und will dort im kommenden Jahr noch einmal Weltmeister werden.

Ob es das Amt mit sich bringt? Oder man es bereits mitbringen muss für dieses Amt? Die fünf Bundestrainer, die sich in der Frühlingssonne auf dem Rasen, der sie berühmt gemacht hat, versammeln, treten weltgewandt auf, staatsmännisch. Sie begegnen nicht nur einander auf Augenhöhe, sondern jedem Augenzeugen dieses außergewöhnlichen Treffens. Schließlich ist keiner als Bundestrainer geboren worden. Allesamt haben sie sich hochgearbeitet aus ihren kleinen Amateurvereinen, in denen sie einst das Kicken lernten, bis an die Spitze.

"Der deutsche Fußball lebt nicht nur ganz oben, sondern auch in der Breite, daher kommt die Kraft des Fußballs", sagt Vogts. "Bundestrainer ist der wichtigste Trainerposten des Landes, man trägt eine enorme Verantwortung", weiß Völler aus Erfahrung. "Ich hätte nie damit gerechnet, einmal Bundestrainer zu werden", erinnert sich Klinsmann. Demut vor dem Amt spricht aus diesen Worten. Und ein Pflichtgefühl den deutschen Fußballfans gegenüber - unter denen bekanntlich 80 Millionen Bundestrainer sind.

"Man bleibt immer Fan der Nationalmannschaft"

Aus allen Himmelsrichtungen sind sie eingeflogen. Klinsmann über England sogar aus Kalifornien, wo er schon als Bundestrainer seinen Lebensmittelpunkt hatte. "Die sind glaubwürdig", sagt Franz Beckenbauer mit Blick in die Runde seiner Nachfolger. Der 71-Jährige gibt auch hier den Teamchef. Und Löw meint: "Jeder Bundestrainer hat in seiner Zeit Außergewöhnliches geleistet. Davon profitieren wir heute." Seinem unmittelbaren Vorgänger ist er dabei besonders dankbar. "Ohne Klinsmann wäre ich nicht hier", ist Löw überzeugt.

2004 hatte er als Assistent an der Seite des früheren Weltklasse-Stürmers begonnen, ehe er nach der Weltmeisterschaft 2006 zum Chef aufstieg. Der weitere Verlauf der Geschichte ist bestens bekannt: 2014 führte Löw die Nationalmannschaft zum WM-Titel. "Ich bin superstolz auf das, was Jogi geleistet hat, das ist sensationell", sagt Klinsmann, aus dessen Augen die ehrliche, neidlose Freude blitzt. In den Vereinigten Staaten hat er jüngst versucht, dem früheren Präsidenten Barack Obama die Bedeutung des Fußballs in und für Deutschland näherzubringen. Angefangen 1954 mit dem Wunder von Bern bis zum vierten Stern 2014 in Brasilien. Seine Begeisterung wird auch Obama mitgerissen haben. "Man bleibt immer Fan der Nationalmannschaft", sagt Klinsmann.

Als die Runde nach Stunden aufgelöst wird und jeder Bundestrainer wieder seiner Wege geht, fühlt Vogts sich an ein Treffen unter Freunden erinnert, die man lange nicht zu Gesicht bekommen hatte - und mit denen man doch noch so viel zu bereden, zu lachen und zu erinnern hätte. "Das könnten wir jetzt regelmäßig machen", schlägt Beckenbauer vor. Wer möchte dem Teamchef da widersprechen?

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