Marco Reus: Reif für den Pokalsieg

Es haben in der Geschichte des Profisports schon kleinere Begebenheiten als das verletzungsbedingte EM-Aus von Marco Reus im Sommer 2016 genügt, um ganze Karrieren zum Scheitern und den Menschen dahinter zu Fall zu bringen. Zum zweiten Mal in Serie platzte damals der große Turniertraum des heute 27-Jährigen, diesmal aufgrund von hartnäckigen Entzündungsproblemen am Schambein. Doch das machte es fast noch schlimmer als die akute Sprunggelenksverletzung, die er sich 2014 im letzten Test vor der Abreise nach Brasilien zugezogen hatte.

Wann würde er zurückkommen? Wie würde er zurückkommen? Würde er überhaupt zurückkommen? Fragen wie diese stellten sich Reus und sein Umfeld häufiger in diesen traurigen Sommertagen, die von Ungewissheit und Unsicherheit geprägt waren. Irgendwann jedoch verschwanden die dunklen Gedanken und wichen dem Drang, der fast schon tragischen Geschichte eine Wende zum Guten zu geben. Mit Erfolg.

Schaut man Reus in diesen Tagen beim Fußballspielen zu, sieht man einen selbstbewussten, austrainierten, spielfreudigen und zielstrebigen jungen Mann. Hört man ihn abseits des Platzes in einem seiner wenigen Interviews reden, dann wirkt er erwachsen, reflektiert, gereift. Die Schultern sind nicht nur aufgrund des Muskelzuwachses, den er sich in den vergangenen Monaten antrainiert hat, breiter geworden. Sie stehen auch für das größere Selbstbewusstsein eines Mannes, der mit sich im Reinen zu sein scheint.

Ausstrahlung und Ruhe

Thomas Tuchel, sein Trainer beim BVB, bestätigt diesen Eindruck. "Ich habe das Gefühl, dass er durch seine Verletzungsphase wahnsinnig an Persönlichkeit gewonnen hat", sagt der 43-Jährige über seine neben Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang wichtigste Angriffskraft. "Er hat in der Kabine eine große Ausstrahlung und auf dem Platz die nötige Ruhe, aber auch den Biss. Er ist sich seiner Qualität bewusst."

Seit seiner spektakulären Rückkehr am 22. November 2016 mit zwei Toren und drei Vorlagen beim 8:4 gegen Legia Warschau in der Champions League ist Reus von größeren Formkrisen verschont geblieben. Selbst eine abermalige Muskelverletzung – zugezogen bei einem dieser unnachahmlichen Reus-Sprints im Heimspiel gegen Leverkusen – bremste ihn nur kurz aus. Der Vize-Kapitän des BVB zählt zu den Konstanten seines Teams und bewies seinen Wert nicht zuletzt beim 3:0 über den SC Freiburg Ende Februar.

Im Breisgau deutete damals alles darauf hin, dass die Torflaute seines Sturmpartners Pierre-Emerick Aubameyang zu einem regelrechten Torfluch heranwachsen würde. Und was machte Reus? Er erkannte das Problem, tanzte an der Seitenlinie seinen bemitleidenswerten Gegenspieler Çağlar Söyüncü aus und servierte seinem Kumpel Aubameyang den Ball so genau auf den Fuß, dass dieser aus drei Metern gar nicht mehr danebenzielen konnte. Nicht mehr Reus ist es, der aufgebaut werden muss. Reus ist es, der aufbaut.



Es haben in der Geschichte des Profisports schon kleinere Begebenheiten als das verletzungsbedingte EM-Aus von Marco Reus im Sommer 2016 genügt, um ganze Karrieren zum Scheitern und den Menschen dahinter zu Fall zu bringen. Zum zweiten Mal in Serie platzte damals der große Turniertraum des heute 27-Jährigen, diesmal aufgrund von hartnäckigen Entzündungsproblemen am Schambein. Doch das machte es fast noch schlimmer als die akute Sprunggelenksverletzung, die er sich 2014 im letzten Test vor der Abreise nach Brasilien zugezogen hatte.

Wann würde er zurückkommen? Wie würde er zurückkommen? Würde er überhaupt zurückkommen? Fragen wie diese stellten sich Reus und sein Umfeld häufiger in diesen traurigen Sommertagen, die von Ungewissheit und Unsicherheit geprägt waren. Irgendwann jedoch verschwanden die dunklen Gedanken und wichen dem Drang, der fast schon tragischen Geschichte eine Wende zum Guten zu geben. Mit Erfolg.

Schaut man Reus in diesen Tagen beim Fußballspielen zu, sieht man einen selbstbewussten, austrainierten, spielfreudigen und zielstrebigen jungen Mann. Hört man ihn abseits des Platzes in einem seiner wenigen Interviews reden, dann wirkt er erwachsen, reflektiert, gereift. Die Schultern sind nicht nur aufgrund des Muskelzuwachses, den er sich in den vergangenen Monaten antrainiert hat, breiter geworden. Sie stehen auch für das größere Selbstbewusstsein eines Mannes, der mit sich im Reinen zu sein scheint.

Ausstrahlung und Ruhe

Thomas Tuchel, sein Trainer beim BVB, bestätigt diesen Eindruck. "Ich habe das Gefühl, dass er durch seine Verletzungsphase wahnsinnig an Persönlichkeit gewonnen hat", sagt der 43-Jährige über seine neben Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang wichtigste Angriffskraft. "Er hat in der Kabine eine große Ausstrahlung und auf dem Platz die nötige Ruhe, aber auch den Biss. Er ist sich seiner Qualität bewusst."

Seit seiner spektakulären Rückkehr am 22. November 2016 mit zwei Toren und drei Vorlagen beim 8:4 gegen Legia Warschau in der Champions League ist Reus von größeren Formkrisen verschont geblieben. Selbst eine abermalige Muskelverletzung – zugezogen bei einem dieser unnachahmlichen Reus-Sprints im Heimspiel gegen Leverkusen – bremste ihn nur kurz aus. Der Vize-Kapitän des BVB zählt zu den Konstanten seines Teams und bewies seinen Wert nicht zuletzt beim 3:0 über den SC Freiburg Ende Februar.

Im Breisgau deutete damals alles darauf hin, dass die Torflaute seines Sturmpartners Pierre-Emerick Aubameyang zu einem regelrechten Torfluch heranwachsen würde. Und was machte Reus? Er erkannte das Problem, tanzte an der Seitenlinie seinen bemitleidenswerten Gegenspieler Çağlar Söyüncü aus und servierte seinem Kumpel Aubameyang den Ball so genau auf den Fuß, dass dieser aus drei Metern gar nicht mehr danebenzielen konnte. Nicht mehr Reus ist es, der aufgebaut werden muss. Reus ist es, der aufbaut.

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Daumen hoch!

Akribisch und gewissenhaft hat sich der gebürtige Dortmunder in den phasenweise endlos wirkenden Reha-Monaten auf seine Rückkehr vorbereitet – und davon profitiert er heute. Er ließ sich viel Zeit, suchte den Rat von Experten und setzte sich nicht zu sehr unter Druck. Priorität hatte allein sein Körpergefühl, kein von außen diktierter Zeitplan. Erst als er sich gut und vor allem sicher fühlte, hob er den Daumen und kehrte auf den Platz zurück. Die Verletzung gegen Leverkusen war ein kleiner Rückschlag auf dem Weg zu absoluter Stärke, mehr aber auch nicht. Reus zweifelt nicht mehr an sich und seinem Körper. Als er im Bundesligaspiel gegen den Pokalfinal-Rivalen Eintracht Frankfurt Mitte April sein Comeback feierte, spielte er mit einer Leichtigkeit, als sei er noch nie verletzt gewesen.

Es war ein besonderes Spiel für den BVB, denn es war das zweite nach dem Anschlag auf die Mannschaft am Abend des 11. April. Reus hatte damals nicht im Bus gesessen. Er musste das laute Geräusch der explodierenden Sprengsätze, das Zersplittern der Fensterscheiben, die Schmerzensschreie und die angsterfüllten Gesichter seiner Teamkollegen nicht miterleben. Doch natürlich traf auch ihn das traumatische Ereignis, das noch viel schlimmer hätte enden können.

Es lag eine gigantische Schwere über Borussia Dortmund in diesen komplizierten Tagen. Mit jedem schrecklichen Detail, das bekannt wurde, stieg die Gewissheit, dass der BVB um ein Haar einer noch größeren Katastrophe entgangen war. Fußball musste trotzdem weiter gespielt werden, die Frage nach dem Wie aber konnte niemand so richtig beantworten.

Moment des Glücks

Dann kam Reus – und brauchte nur 120 Sekunden, um seinen Teamkollegen und den Fans wieder einen Moment der Glückseligkeit zu schenken. Per Hacke bugsierte er den Ball ins Netz und legte damit den Grundstein zum späteren 3:1-Erfolg. Zumindest auf dem Platz war sie plötzlich wieder da, die Leichtigkeit des Fußballer-Seins.

Der Vize-Kapitän des BVB war es auch, der ein paar Tage später in Monaco selbstbewusst zum Angriff blies und seine verunsicherte Mannschaft aufrichtete. Es war seine Reifeprüfung in der schwersten Phase der Vereinsgeschichte der Borussia. Und er hat sie mit Bravour bestanden.

Es ist wohl deshalb nur eine Frage der Zeit, bis Reus, dieser so hochbegabte Tempofußballer, den Makel der Titellosigkeit aus seiner Vita streichen kann. Mehrmals stand er bereits kurz davor, eine Trophäe in die Höhe zu strecken, immer wieder hielten am Ende andere die begehrten Pokale in den Händen. Jetzt jedoch ist er "bereit für große Dinge", wie es sein Trainer Thomas Tuchel vor dem Halbfinalsieg in München (3:2) ausdrückte. Tuchel hätte es auch direkter formulieren können: Marco Reus ist reif für den Pokalsieg.

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