Lienen: "Wollen unsere Chance nutzen"

In der 2. Bundesliga hat der FC St. Pauli einen Fehlstart hingelegt. Dafür haben die Hamburger nun die Gelegenheit, im DFB-Pokal positiv zu überraschen. Die Norddeutschen empfangen in der 2. Runde am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) den Bundesligisten Hertha BSC. St. Pauli-Trainer Ewald Lienen ist seit Dezember 2014 im Amt. Der 62-Jährige übernahm den Verein auf dem letzten Tabellenplatz und sicherte den Klassenerhalt. Vergangene Saison verpasste St. Pauli als Tabellenvierter knapp die Aufstiegsrelegation.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Lienen über das Pokalspiel, die Probleme von Zweitligisten, die den Aufstieg knapp verpasst haben und die besondere Kultur seines Vereins.

DFB.de: Herr Lienen, wie gefällt Ihnen das Los Hertha BSC?

Ewald Lienen: Wir haben ein sehr attraktives Los abbekommen. Ausverkauft wäre unser Stadion natürlich eh – völlig unabhängig vom Gegner. Aber wie sich die Berliner entwickelt haben, ist sehr beachtlich. Das war zum Zeitpunkt der Auslosung noch nicht absehbar. Trotz des starken Gegners werden wir versuchen, unsere Chance zu nutzen.

DFB.de: In der vergangenen Saison trafen Sie bereits in der 1. Runde des DFB-Pokals auf einen Bundesligisten. Gegen Borussia Mönchengladbach führte Ihre Mannschaft zur Halbzeit mit 1:0, unterlag letztlich aber mit 1:4. Welche Lehren kann Ihre Mannschaft daraus ziehen?

Lienen: Das war ein tolles Spiel. Leider waren wir sehr naiv. Wir haben uns nach dem Führungstreffer einlullen lassen. Für Gladbach war die Partie das erste Pflichtspiel der Saison. Sie mussten sich erst einmal finden. Leider ließ in der zweiten Halbzeit unsere Konzentration nach. Dadurch konnte Gladbach das Spiel innerhalb weniger Minuten drehen. Wären wir aufmerksamer gewesen, hätten wir gewinnen können.

DFB.de: Die Herausforderung liegt also darin, diesmal über die volle Spielzeit konzentrierter zu agieren?

Lienen: Das wäre wichtig. Aber die Konstellation ist nun ganz anders. Beide Mannschaften stecken voll in der Saison.

DFB.de: Im Millerntor-Stadion gab es schon viele Pokalsensationen. Welche Rolle kann das Publikum diesmal spielen?

Lienen: Das Stadion steht immer hinter uns. Es ist unsere Aufgabe, dem Publikum für die tolle Unterstützung etwas zurückzugeben. Vor allem natürlich in der Liga, aber gerne auch im DFB-Pokal.

DFB.de: Sie kamen im Dezember 2014 zu St. Pauli. Inwiefern hat die politische Ausrichtung und die Kultur dieses Vereins Ihre Entscheidung beeinflusst?

Lienen: Es ist nicht so, dass ich sämtliche Angebote anderer Vereine abgelehnt hätte, um auf den FC St. Pauli zu warten. Aber manchmal frage ich mich schon, warum ich nicht früher hier gelandet bin. Ich war jedenfalls sehr froh, als das Angebot vom FC St. Pauli kam. Mir war sofort klar, dass das gut zusammenpassen könnte.



In der 2. Bundesliga hat der FC St. Pauli einen Fehlstart hingelegt. Dafür haben die Hamburger nun die Gelegenheit, im DFB-Pokal positiv zu überraschen. Die Norddeutschen empfangen in der 2. Runde am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) den Bundesligisten Hertha BSC. St. Pauli-Trainer Ewald Lienen ist seit Dezember 2014 im Amt. Der 62-Jährige übernahm den Verein auf dem letzten Tabellenplatz und sicherte den Klassenerhalt. Vergangene Saison verpasste St. Pauli als Tabellenvierter knapp die Aufstiegsrelegation.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Lienen über das Pokalspiel, die Probleme von Zweitligisten, die den Aufstieg knapp verpasst haben und die besondere Kultur seines Vereins.

DFB.de: Herr Lienen, wie gefällt Ihnen das Los Hertha BSC?

Ewald Lienen: Wir haben ein sehr attraktives Los abbekommen. Ausverkauft wäre unser Stadion natürlich eh – völlig unabhängig vom Gegner. Aber wie sich die Berliner entwickelt haben, ist sehr beachtlich. Das war zum Zeitpunkt der Auslosung noch nicht absehbar. Trotz des starken Gegners werden wir versuchen, unsere Chance zu nutzen.

DFB.de: In der vergangenen Saison trafen Sie bereits in der 1. Runde des DFB-Pokals auf einen Bundesligisten. Gegen Borussia Mönchengladbach führte Ihre Mannschaft zur Halbzeit mit 1:0, unterlag letztlich aber mit 1:4. Welche Lehren kann Ihre Mannschaft daraus ziehen?

Lienen: Das war ein tolles Spiel. Leider waren wir sehr naiv. Wir haben uns nach dem Führungstreffer einlullen lassen. Für Gladbach war die Partie das erste Pflichtspiel der Saison. Sie mussten sich erst einmal finden. Leider ließ in der zweiten Halbzeit unsere Konzentration nach. Dadurch konnte Gladbach das Spiel innerhalb weniger Minuten drehen. Wären wir aufmerksamer gewesen, hätten wir gewinnen können.

DFB.de: Die Herausforderung liegt also darin, diesmal über die volle Spielzeit konzentrierter zu agieren?

Lienen: Das wäre wichtig. Aber die Konstellation ist nun ganz anders. Beide Mannschaften stecken voll in der Saison.

DFB.de: Im Millerntor-Stadion gab es schon viele Pokalsensationen. Welche Rolle kann das Publikum diesmal spielen?

Lienen: Das Stadion steht immer hinter uns. Es ist unsere Aufgabe, dem Publikum für die tolle Unterstützung etwas zurückzugeben. Vor allem natürlich in der Liga, aber gerne auch im DFB-Pokal.

DFB.de: Sie kamen im Dezember 2014 zu St. Pauli. Inwiefern hat die politische Ausrichtung und die Kultur dieses Vereins Ihre Entscheidung beeinflusst?

Lienen: Es ist nicht so, dass ich sämtliche Angebote anderer Vereine abgelehnt hätte, um auf den FC St. Pauli zu warten. Aber manchmal frage ich mich schon, warum ich nicht früher hier gelandet bin. Ich war jedenfalls sehr froh, als das Angebot vom FC St. Pauli kam. Mir war sofort klar, dass das gut zusammenpassen könnte.

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DFB.de: Was macht den besonderen Reiz dieses Vereins aus?

Lienen: Ob nun in Österreich, in der Schweiz, in Finnland oder sogar in den USA – in der ganzen Welt wird wahrgenommen, wofür der FC St. Pauli steht. Selbst wenn wir in anderen Ländern spielen oder trainieren, laufen dort 500 Fans von uns herum. Und das sind keine Hamburger. Die kommen zum Beispiel aus Österreich oder der Schweiz. Viele Menschen freuen sich einfach, dass es einen Verein gibt, der ihre Werte vertritt.

DFB.de: Welche Werte sind das?

Lienen: Der Verein vertritt offensiv und aktiv die Menschenrechte. Rechtes Gedankengut hat hier keinen Platz. Der Verein steht für Respekt und Toleranz gegenüber allen Menschen - ganz unabhängig vom Geschlecht oder der sexuellen Ausrichtung. Wir haben eine große Stadtteilverantwortung. Hier auf St. Pauli gibt es viele Projekte, um Jugendlichen oder Bedürftigen zu helfen. All das sind Gründe dafür, warum viele Menschen diesen Verein gerne unterstützen.

DFB.de: Zurück zum Sport: Der FC St. Pauli belegte vergangene Saison den vierten Tabellenplatz der 2. Bundesliga und galt für viele Experten und Trainer als ein Aufstiegskandidat. Sie hingegen warnten bereits vor Saisonbeginn, dass Ihre Mannschaft vom 1. Spieltag an wieder mit dem Rücken zur Wand stehen würde. Haben Sie aufgrund der Abgänge und des schwierigen Auftaktprogramms bereits geahnt, dass Ihr Verein nur schwer in die Saison findet?

Lienen: Das habe ich bereits gesagt, als der Spielplan noch gar nicht feststand. Diese Probleme hat man jede Saison. Man verliert einige Spieler, dafür kommen neue Spieler hinzu. Das ist immer ein Neubeginn. Die Erfolge aus der letzten Saison haben keine Bedeutung mehr. Es geht immer bei Null los. Leider behielt ich Recht und wir stehen nun wirklich mit dem Rücken zur Wand.

DFB.de: Mit diesem Schicksal stehen sie nicht alleine da: Viele Zweitligisten, die den Aufstieg knapp verpasst haben, bekommen in der Folgesaison Schwierigkeiten. Auch der 1. FC Nürnberg fand schwer in die Saison. In den vergangenen Spielzeiten erging es dem Karlsruher SC und der SpVgg Greuther Fürth genauso. Wie ist das zu erklären?

Lienen: Jede Mannschaft, die in der 2. Bundesliga eine tolle Saison spielt, aber nicht aufsteigt, verliert in der Saison darauf einige der besten Spieler an Vereine mit mehr Perspektive oder mehr Geld. Das muss man erst einmal kompensieren. Wir haben gegenüber der vergangenen Saison vier Stammspieler verloren. Das ist bei Nürnberg ähnlich und war bei Karlsruhe letzte Saison nicht anders.

DFB.de: Trotz des misslungenen Saisonstarts erhalten Sie im Verein Rückendeckung. Das ist nicht überall so. In der Bundesliga haben bereits alle drei Nordvereine ihren Trainer gewechselt. Werden Trainer heutzutage zu früh zum Sündenbock erklärt?

Lienen: Das ist doch schon seit vielen Jahren so. In manchen Vereinen passiert es vielleicht häufiger, in anderen Vereinen etwas seltener. Leider wissen viele Sportdirektoren oder Vorstandsvorsitzende nicht, wie sie gemeinsam mit einem Trainer eine Krise bewältigen können. Ich finde, wenn man mit der Philosophie eines Trainers einverstanden ist, sollte man zu ihm halten.

DFB.de: Sie arbeiten seit 1989 als Trainer, haben vorher lange in der Bundesliga gespielt. Welche Trainer haben Sie besonders geprägt?

Lienen: Man nimmt von vielen Trainern etwas mit. Besonders viel gelernt habe ich von Udo Lattek und von Jupp Heynckes, mit dem ich lange als Spieler und später auch zwei Jahre als Co-Trainer zusammengearbeitet habe. Entscheidend ist, dass man von jedem Trainer etwas mitnimmt, aber niemanden kopiert. Nur so kann man authentisch bleiben.