Frankfurt vs. Dortmund: Vier Duelle vor der Endspielpremiere

Ein Pokalfinale zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt? Gibt es nicht. Bis jetzt gehörte auch dieser Satz zu den eigenen Gesetzen des Pokals. Nun kann man ihn streichen, am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und auf Sky) duellieren sie sich in Berlin. Pokalspiele zwischen den Finalisten von 2017 gab es sehr wohl schon – deren vier. Für DFB.de blickt Historiker Udo Muras zurück.

4. Februar 1969: Eintracht – Borussia 6:2

Ein Spiel am Dienstagabend im Februar, Anpfiff 20 Uhr. Wie viel Zuschauer werden da wohl kommen? Obwohl die Parteien den Termin exklusiv hatten, denn es war ein Nachholspiel der 1. Hauptrunde. Damals startete der Pokal mit dem Kalenderjahr und wurde binnen sechs Monaten durchgezogen. Das Interesse hielt sich in Grenzen, vielleicht auch weil die von Erich Ribbeck betreute Eintracht in der Liga nur 16. war. 7.000 Unentwegte verloren sich im Waldstadion, aber sie bereuten ihr Kommen nicht. Die Eintracht zeigte wieder mal, warum sie als Diva galt und deklassierte den Favoriten. Mann des Tages war der bisherige Reservist Hermann-Dier Bellut, der gleich drei Tore schoss (6., 51., 74.), Jürgen Grabowski (16., 86.) kam ihm am nächsten, das 5:2 hämmerte Bernd Nickel ins Netz (79.). Für den Gast trafen Siggi Held zum 3:1 (69.) und Werner Weist zum 4:2 (76.). Ribbeck war froh, "dass ich mit Bellut endlich einen Mann gefunden habe, der unbekümmert schießt und auch technisch gut genug ist, sich in der Abwehr des Gegners zu behaupten". Keiner ahnte an diesem Abend, dass Bellut nur noch ein Tor für die Eintracht schießen würde. BVB-Trainer Helmut Schneider hatte wenig Anlass für ein Extralob und teilte kräftig aus: "Wir haben gespielt wie die Nachtwächter und Wessel im Tor war der Obernachtwächter." Der Kicker fand, man habe "die schwächste Borussia, die sich je am Main vorgestellt hat", gesehen.

28. April 1979: Borussia – Eintracht 1:3

Auch die zweite Runde ging an die Hessen, diesmal in Dortmund und erst im Achtelfinale. Wieder war die Kulisse bescheiden und doch schon doppelt so stark – 14.000 kamen ins Westfalenstadion, das damals nur 42.000 Plätze fasste. In beiden Lagern hing der Haussegen schief. BVB-Star Manfred Burgsmüller hatte dem scheidenden Trainer Calli Rühl, der Udo Lattek weichen würde, Lustlosigkeit vorgeworfen, weshalb ihm Präsident Reinhard Rauball eine drakonische Strafe über 100.000 DM für den Wiederholungsfall androhte. Der Eintracht schien der komplette Sturm wegzulaufen, es gab Angebote für Bernd Hölzenbein, Rüdiger Wenzel und den Schweizer Rudi Elsener, der von der Kritik am meisten genervt war und sagte: "Ich will der Eintracht die Chance geben, mich wieder loszuwerden." Ausgerechnet er wurde dann zum Matchwinner und lieferte Argumente, ihn zu behalten. Borussia ging in der mäßigen Partie zunächst in Führung, weil ausgerechnet Bernd Hölzenbein, der sonst Elfmeter für die Eintracht rausholte, einen für den BVB verursachte. Er foulte Mirko Votava und Lothar Huber schoss zum 1:0 ein (44.). Nach der Pause drehte Elsener mit einem Doppelschlag (66., 81.) die Partie und "Scheppe" Wolfgang Kraus machte alles klar (88.). "Wenn wir so weiter spielen, steigen wir ab", unkte Lothar Huber und ein Anonymus sagte der Presse: "Hier spielen zehn Mann gegen den Trainer." Der Trainer des Siegers, Friedel Rausch, tat auch wenig zur Besserung des Binnenklimas. Sein "Lob" für Elsener klang so: "Es war teilweise haarsträubend, was Elsener bis zu seinem herrlichen Tor geboten hat." Auch seine Generalkritik wurde nicht vom Ergebnis aufgehellt: "Was spielerisch heute geboten wurde, war sehr dürftig. Ich war darüber sehr ungehalten und habe der Mannschaft in der Pause die Leviten gelesen." Im Halbfinale war für die Hessen dann Schluss.

31. Oktober 2007: Borussia – Eintracht 2:1

In der 2. Hauptrunde 2007/2008 feierte der BVB seinen ersten Pokalsieg gegen die Hessen. Die bis dahin engste Partie erfreute sich der größten Kulisse: 45.000 kamen an einem Mittwochabend ins Westfalenstadion. Die von Friedhelm Funkel trainierten Hessen starteten besser und gingen früh in Führung, Ioannis Amanatidis verwertete eine Vorlage von Christoph Spycher (11.). Kurz darauf lief Naohiro Takahara übers halbe Feld und drang in den BVB-Strafraum ein, aber im Abschluss versagten ihm die Nerven. Die Pausenpredigt von Thomas Doll hatte offenkundig inspirierende Wirkung, schon nach 47 Minuten stand es 1:1 – das Tor erzielte Innenverteidiger Markus Brzenska. "Das schnelle 1:1 hat uns aus der Bahn geworfen", fand Marco Russ. Für die Entscheidung sorgte der beste Mann auf dem Platz, Mladen Petric, in der 65. Minute. Sein strammer Linksschuss brachte Borussia in die nächste Runde. Dass sie es bis ins Finale bringen würde, ahnte da noch keiner. Aber der Sieg war auch angesichts der Chancenanzahl verdient. Für viel Gesprächsstoff sorgte auf beiden Seiten die Besetzung der Bank. Weder Christian Wörns (BVB) noch Alexander Meier (SGE) waren als Reservisten erwartet worden. "Christian hat es sachlich und professionell hingenommen", versicherte Doll. Meier kam immerhin noch zu einem 15-Minuten-Einsatz. Die Niederlage konnte er nicht mehr verhindern. Vorstand Heribert Bruchhagen: "Man kann ein solches Spiel nur gewinnen, wenn man keine Fehler macht. Das ist uns nicht gelungen." Kurios: bereits zehn Tage später sah man sich an gleicher Stelle wieder, diesmal ging es um Punkte. Wieder schoss Amanatidis Eintracht in Führung, diesmal reichte es zu einem 1:1.

11. Februar 2014: Eintracht – BVB 0:1

Wie bei der Pokalpremiere dieser Paarung traf man sich an einem Februar-Dienstag im Waldstadion. Selbst die späte Anstoßzeit (20.45 Uhr) schreckte die Fans nicht ab, man spielte vor vollem Haus (51.500). Eintracht lag in der Liga auf Platz 12, der BVB war Dritter und doch ohne Titelchancen bei 17 Punkten Rückstand auf die Bayern. Die Elf von Jürgen Klopp sah ihre größten Chancen im DFB-Pokal, nur zwei Siege fehlten bis Berlin. Marco Reus fiel kurzfristig aus (Faserriss), Kevin Großkreutz ersetzte ihn. Die Eintracht vermisste Pirmin Schwegler auf der "Sechs", Marco Russ konnte seine Rolle nicht so wie der Schweizer ausfüllen. Vor der Pause war die Partie noch ausgeglichen, es mangelte an Höhepunkten, aber nie an Spannung. Sebastian Rode, dessen Wechsel zu den Bayern seit kurzem feststand, vergab zwei Chancen für die Eintracht und wurde von Selbstvorwürfen geplagt: "Eine von beiden muss ich machen. Es tut mir leid für die Mannschaft." Als sich viele schon auf eine Verlängerung einstellten, stach Pierre-Emerick Aubameyang zu. Er köpfte eine Flanke von Kapitän Sebastian Kehl ein (83.). Der Kicker bilanzierte: "Dortmund war um das eine Tor besser gegen über weite Strecken gleichwertige Frankfurter." Borussia erreichte wie 2008 nach einem Sieg über Eintracht das Finale, verlor wieder gegen Bayern. Auch diese Partie wurde umgehend in der Bundesliga neu aufgelegt. Bereits vier Tage später sah man sich in Dortmund wieder, nun machte es der BVB nicht ganz so gnädig (4:0). Diese Saison kann das nicht mehr vorkommen, das Finale ist für beide das letzte Pflichtspiel 2016/2017.

[um]

Ein Pokalfinale zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt? Gibt es nicht. Bis jetzt gehörte auch dieser Satz zu den eigenen Gesetzen des Pokals. Nun kann man ihn streichen, am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und auf Sky) duellieren sie sich in Berlin. Pokalspiele zwischen den Finalisten von 2017 gab es sehr wohl schon – deren vier. Für DFB.de blickt Historiker Udo Muras zurück.

4. Februar 1969: Eintracht – Borussia 6:2

Ein Spiel am Dienstagabend im Februar, Anpfiff 20 Uhr. Wie viel Zuschauer werden da wohl kommen? Obwohl die Parteien den Termin exklusiv hatten, denn es war ein Nachholspiel der 1. Hauptrunde. Damals startete der Pokal mit dem Kalenderjahr und wurde binnen sechs Monaten durchgezogen. Das Interesse hielt sich in Grenzen, vielleicht auch weil die von Erich Ribbeck betreute Eintracht in der Liga nur 16. war. 7.000 Unentwegte verloren sich im Waldstadion, aber sie bereuten ihr Kommen nicht. Die Eintracht zeigte wieder mal, warum sie als Diva galt und deklassierte den Favoriten. Mann des Tages war der bisherige Reservist Hermann-Dier Bellut, der gleich drei Tore schoss (6., 51., 74.), Jürgen Grabowski (16., 86.) kam ihm am nächsten, das 5:2 hämmerte Bernd Nickel ins Netz (79.). Für den Gast trafen Siggi Held zum 3:1 (69.) und Werner Weist zum 4:2 (76.). Ribbeck war froh, "dass ich mit Bellut endlich einen Mann gefunden habe, der unbekümmert schießt und auch technisch gut genug ist, sich in der Abwehr des Gegners zu behaupten". Keiner ahnte an diesem Abend, dass Bellut nur noch ein Tor für die Eintracht schießen würde. BVB-Trainer Helmut Schneider hatte wenig Anlass für ein Extralob und teilte kräftig aus: "Wir haben gespielt wie die Nachtwächter und Wessel im Tor war der Obernachtwächter." Der Kicker fand, man habe "die schwächste Borussia, die sich je am Main vorgestellt hat", gesehen.

28. April 1979: Borussia – Eintracht 1:3

Auch die zweite Runde ging an die Hessen, diesmal in Dortmund und erst im Achtelfinale. Wieder war die Kulisse bescheiden und doch schon doppelt so stark – 14.000 kamen ins Westfalenstadion, das damals nur 42.000 Plätze fasste. In beiden Lagern hing der Haussegen schief. BVB-Star Manfred Burgsmüller hatte dem scheidenden Trainer Calli Rühl, der Udo Lattek weichen würde, Lustlosigkeit vorgeworfen, weshalb ihm Präsident Reinhard Rauball eine drakonische Strafe über 100.000 DM für den Wiederholungsfall androhte. Der Eintracht schien der komplette Sturm wegzulaufen, es gab Angebote für Bernd Hölzenbein, Rüdiger Wenzel und den Schweizer Rudi Elsener, der von der Kritik am meisten genervt war und sagte: "Ich will der Eintracht die Chance geben, mich wieder loszuwerden." Ausgerechnet er wurde dann zum Matchwinner und lieferte Argumente, ihn zu behalten. Borussia ging in der mäßigen Partie zunächst in Führung, weil ausgerechnet Bernd Hölzenbein, der sonst Elfmeter für die Eintracht rausholte, einen für den BVB verursachte. Er foulte Mirko Votava und Lothar Huber schoss zum 1:0 ein (44.). Nach der Pause drehte Elsener mit einem Doppelschlag (66., 81.) die Partie und "Scheppe" Wolfgang Kraus machte alles klar (88.). "Wenn wir so weiter spielen, steigen wir ab", unkte Lothar Huber und ein Anonymus sagte der Presse: "Hier spielen zehn Mann gegen den Trainer." Der Trainer des Siegers, Friedel Rausch, tat auch wenig zur Besserung des Binnenklimas. Sein "Lob" für Elsener klang so: "Es war teilweise haarsträubend, was Elsener bis zu seinem herrlichen Tor geboten hat." Auch seine Generalkritik wurde nicht vom Ergebnis aufgehellt: "Was spielerisch heute geboten wurde, war sehr dürftig. Ich war darüber sehr ungehalten und habe der Mannschaft in der Pause die Leviten gelesen." Im Halbfinale war für die Hessen dann Schluss.

31. Oktober 2007: Borussia – Eintracht 2:1

In der 2. Hauptrunde 2007/2008 feierte der BVB seinen ersten Pokalsieg gegen die Hessen. Die bis dahin engste Partie erfreute sich der größten Kulisse: 45.000 kamen an einem Mittwochabend ins Westfalenstadion. Die von Friedhelm Funkel trainierten Hessen starteten besser und gingen früh in Führung, Ioannis Amanatidis verwertete eine Vorlage von Christoph Spycher (11.). Kurz darauf lief Naohiro Takahara übers halbe Feld und drang in den BVB-Strafraum ein, aber im Abschluss versagten ihm die Nerven. Die Pausenpredigt von Thomas Doll hatte offenkundig inspirierende Wirkung, schon nach 47 Minuten stand es 1:1 – das Tor erzielte Innenverteidiger Markus Brzenska. "Das schnelle 1:1 hat uns aus der Bahn geworfen", fand Marco Russ. Für die Entscheidung sorgte der beste Mann auf dem Platz, Mladen Petric, in der 65. Minute. Sein strammer Linksschuss brachte Borussia in die nächste Runde. Dass sie es bis ins Finale bringen würde, ahnte da noch keiner. Aber der Sieg war auch angesichts der Chancenanzahl verdient. Für viel Gesprächsstoff sorgte auf beiden Seiten die Besetzung der Bank. Weder Christian Wörns (BVB) noch Alexander Meier (SGE) waren als Reservisten erwartet worden. "Christian hat es sachlich und professionell hingenommen", versicherte Doll. Meier kam immerhin noch zu einem 15-Minuten-Einsatz. Die Niederlage konnte er nicht mehr verhindern. Vorstand Heribert Bruchhagen: "Man kann ein solches Spiel nur gewinnen, wenn man keine Fehler macht. Das ist uns nicht gelungen." Kurios: bereits zehn Tage später sah man sich an gleicher Stelle wieder, diesmal ging es um Punkte. Wieder schoss Amanatidis Eintracht in Führung, diesmal reichte es zu einem 1:1.

11. Februar 2014: Eintracht – BVB 0:1

Wie bei der Pokalpremiere dieser Paarung traf man sich an einem Februar-Dienstag im Waldstadion. Selbst die späte Anstoßzeit (20.45 Uhr) schreckte die Fans nicht ab, man spielte vor vollem Haus (51.500). Eintracht lag in der Liga auf Platz 12, der BVB war Dritter und doch ohne Titelchancen bei 17 Punkten Rückstand auf die Bayern. Die Elf von Jürgen Klopp sah ihre größten Chancen im DFB-Pokal, nur zwei Siege fehlten bis Berlin. Marco Reus fiel kurzfristig aus (Faserriss), Kevin Großkreutz ersetzte ihn. Die Eintracht vermisste Pirmin Schwegler auf der "Sechs", Marco Russ konnte seine Rolle nicht so wie der Schweizer ausfüllen. Vor der Pause war die Partie noch ausgeglichen, es mangelte an Höhepunkten, aber nie an Spannung. Sebastian Rode, dessen Wechsel zu den Bayern seit kurzem feststand, vergab zwei Chancen für die Eintracht und wurde von Selbstvorwürfen geplagt: "Eine von beiden muss ich machen. Es tut mir leid für die Mannschaft." Als sich viele schon auf eine Verlängerung einstellten, stach Pierre-Emerick Aubameyang zu. Er köpfte eine Flanke von Kapitän Sebastian Kehl ein (83.). Der Kicker bilanzierte: "Dortmund war um das eine Tor besser gegen über weite Strecken gleichwertige Frankfurter." Borussia erreichte wie 2008 nach einem Sieg über Eintracht das Finale, verlor wieder gegen Bayern. Auch diese Partie wurde umgehend in der Bundesliga neu aufgelegt. Bereits vier Tage später sah man sich in Dortmund wieder, nun machte es der BVB nicht ganz so gnädig (4:0). Diese Saison kann das nicht mehr vorkommen, das Finale ist für beide das letzte Pflichtspiel 2016/2017.

###more###