Jakobs: Karabinerhaken und Karriereende

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

15. September

Vor 30 Jahren blamiert sich der 1. FC Köln in der Bundesliga. Gegen Bayer Uerdingen kassieren die Geißböcke ihre höchste Heimniederlage im Oberhaus – 1:5. Nationaltorwart Harald "Toni" Schumacher erahnt die historische Dimension: "Ich bin nun schon zwölf Jahre in Köln und kann mich nicht erinnern, dass unser Verein schon einmal fünf Treffer in einem Heimspiel kassiert hätte." Auch der zweite Auswärtssieg des 4. Spieltags ist ein Wirkungstreffer. Meister VfB Stuttgart unterliegt Werder Bremen 1:3 und glaubt nicht mehr recht an die Titelverteidigung: "Da hilft nur noch eine Superserie", sagt Kapitän Karl-Heinz Förster nach der schon zweiten Heimniederlage der frischen Saison. Tabellenführer FC Bayern ist schon enteilt und steuert auf Kurs Bundesligarekord: Das 1:0 gegen Dortmund schraubt die Bilanz auf 10:0 Punkte, erneut trifft Zugang Lothar Matthäus. Die 23.000 im Olympiastadion sind aber nicht sonderlich begeistert, der BVB ist 1984/1985 ein Abstiegskandidat und mit 0:8 Punkten gestartet. Enttäuschend spielt auch der HSV, dem Wolfram Wuttkes Tor in letzter Minute ein 1:1 gegen Bayer Leverkusen rettet. Borussia Mönchengladbach stellt schon nach 54 Minuten die Torproduktion ein, es steht ja 4:0 gegen Bochum. Doch der VfL kämpft sich auf 4:3 heran. "Ich habe aufgeatmet, als der Schlusspfiff kam", gesteht Trainer Jupp Heynckes, "ich muss mit meinen Spielern ein ernstes Wort reden."

Vor zehn Jahren erlebt Bayer Leverkusen in der Champions League eine Sternstunde. Am ersten Spieltag demontiert die Werkself das Starensemble von Real Madrid mit 3:0. Jacek Krzynowek, Franca und Dimitar Berbatov schießen die Tore gegen die "Galaktischen", die Weltstars Zidane, Figo, Beckham, Ronaldo oder Raul werden regelrecht überfahren. "Rasse, Klasse, Zauberfußball. Mit der beeindruckendsten Leistung, die Leverkusen je abgeliefert hat, spielte Bayer die Königlichen an die Wand", lobt der Kicker. Ohne Superlative, aber trotzdem siegreich, absolviert Bayern München sein Israel-Debüt in der Champions League. Ein Elfmeter von Roy Makaay sichert das schmucklose 1:0 bei Maccabi Tel Aviv. Für Wirbel sorgt ein Abwesender: Dem Iraner Vahid Hashemian, Bayerns Sturmzugang aus Bochum, verbietet sein Staat die Einreise nach Israel, andernfalls drohten Konsequenzen. Die zieht am selben Tag Schalke 04. Trainer Jupp Heynckes wird entlassen. Manager Rudi Assauer zieht die Konsequenz aus dem Fehlstart der Königsblauen und urteilt hart: "Es waren viele Dinge, die sich angehäuft hatten. Jupp wollte sich nicht ändern. Er ist ein Trainer der alten Schule, das wollte er beibehalten. Aber wir haben es nicht mehr mit einer Generation von Spielern zu tun, die in die 60er- oder 70er-Jahre passt." Vorläufiger Nachfolger wird sein Assistent Eddy Achterberg.

16. September

Vor 80 Jahren rollt in allen 16 Gauligen wieder der Ball. Meister Schalke 04 muss am zweiten Spieltag in Westfalen schon den ersten Punkt lassen, bei Preußen Münster reicht es nur zu einem 1:1. Vor 10.000 Zuschauern verschießt Ernst Kuzorra einen Elfmeter, später macht er das mit seinem Ausgleichstor wieder gut. Das Remis ist gerecht und der "Fußball" stellt fest: "Es ist immer schon so gewesen – alte Preußen-Tradition – gegen Gegner von Ruf spielen die Münsteraner wie die Teufel." Auch Bayern München gerät an einen entfesselten Gegner und muss beim Arbeitersportverein Nürnberg ein 0:3 hinnehmen. "Was hilft in der Folge all das schöne Spiel den Bayern, sie ergeben sich schließlich dem Schicksal". In Niedersachsen beeindruckt Werder Bremens 6:3 bei Hildesheim 06, Hannover 96 schlägt Viktoria Wilhelmsburg 5:2. Tabellenführer aber ist ein Klub namens SV 1911 Algermissen. In Sachsen kommt es gleich zu drei Duellen zwischen Dresden und Leipzig, alle gewinnen die Elb-Florenzer. Sachsen-Meister DSC macht es am souveränsten – 4:0 bei Wacker Leipzig. Die 0:1-Pleite des VfB gegen Aufsteiger Sportfreunde 01 Dresden erklärt sich durch gleich zwei Platzverweise gegen die Leipziger, jeweils wegen Meckerns. Der Fußball verschweigt vornehm die Namen der Sünder – andere Zeiten, andere Reportersitten…

Vor 25 Jahren wird der neunte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Inklusive der beiden Freitagspiele fallen nur 17 Tore, es ist die bis dahin viertniedrigste Ausbeute in der Bundesliga. Drei Partien enden 0:0, nur Bayerns 5:1 gegen Bochum fällt aus dem Rahmen und verhindert den Minusrekord. Der Schotte Alan McInally ist alles andere als torgeizig und geht als zweifacher Torschütze aufs Oktoberfest, wo der Meister Sieg und Tabellenführung feiert. Auch der Zweite kommt aus Bayern, der 1. FC Nürnberg nimmt nach dem 2:0 gegen den KSC die beste Platzierung seit 1968 ein. Trainer Hermann Gerland wiegelt ab: "Je höher man steht, desto tiefer kann man fallen." Werder Bremen hat mit der Spitze nach dem 0:1 gegen Waldhof Mannheim nichts mehr zu tun. Verteidiger Manfred Bockenfeld: "Wir haben heute nicht nur gegen Waldhof, sondern auch gegen die eigene Unsicherheit und gegen die pfeifenden Zuschauer gespielt." Pfiffe gibt es auch in Hamburg, weil das Derby zwischen St. Pauli und dem HSV eine der drei Nullnummern des Tages ist. HSV-Ikone Felix Magath schreibt im Kicker: "Ein Derby, das mich maßlos enttäuscht hat."

Vor zehn Jahren starten vier Bundesligisten an einem Donnerstag in die UEFA-Pokal-Saison. Darunter Zweitligist Alemannia Aachen, dessen internationale Premiere auf Island stattfindet. Alemannia gewinnt bei FH Hafnarfjördur mit 5:1, die ersten beiden Europacuptore der Aachener erzielt Kai Michalke. Augenzeugen vor Ort: 1100. Auf mehr Interesse stößt Schalkes Gegner Metalurgs Liepaja, im Spiel eins nach Jupp Heynckes kommen 50.304 Menschen in die Veltins-Arena und bejubeln ein lockeres 5:1. Der Sieg ist auf Sand gebaut, dreimal trifft der Norweger Ebbe Sand. Der VfL Bochum, zum zweiten Mal in seiner Historie international tätig, erkämpft bei Standard Lüttich ein 0:0 und der VfB Stuttgart gewinnt bei Ujpest Budapest mit 3:1, zweimal trifft Cacau.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

15. September

Vor 30 Jahren blamiert sich der 1. FC Köln in der Bundesliga. Gegen Bayer Uerdingen kassieren die Geißböcke ihre höchste Heimniederlage im Oberhaus – 1:5. Nationaltorwart Harald "Toni" Schumacher erahnt die historische Dimension: "Ich bin nun schon zwölf Jahre in Köln und kann mich nicht erinnern, dass unser Verein schon einmal fünf Treffer in einem Heimspiel kassiert hätte." Auch der zweite Auswärtssieg des 4. Spieltags ist ein Wirkungstreffer. Meister VfB Stuttgart unterliegt Werder Bremen 1:3 und glaubt nicht mehr recht an die Titelverteidigung: "Da hilft nur noch eine Superserie", sagt Kapitän Karl-Heinz Förster nach der schon zweiten Heimniederlage der frischen Saison. Tabellenführer FC Bayern ist schon enteilt und steuert auf Kurs Bundesligarekord: Das 1:0 gegen Dortmund schraubt die Bilanz auf 10:0 Punkte, erneut trifft Zugang Lothar Matthäus. Die 23.000 im Olympiastadion sind aber nicht sonderlich begeistert, der BVB ist 1984/1985 ein Abstiegskandidat und mit 0:8 Punkten gestartet. Enttäuschend spielt auch der HSV, dem Wolfram Wuttkes Tor in letzter Minute ein 1:1 gegen Bayer Leverkusen rettet. Borussia Mönchengladbach stellt schon nach 54 Minuten die Torproduktion ein, es steht ja 4:0 gegen Bochum. Doch der VfL kämpft sich auf 4:3 heran. "Ich habe aufgeatmet, als der Schlusspfiff kam", gesteht Trainer Jupp Heynckes, "ich muss mit meinen Spielern ein ernstes Wort reden."

Vor zehn Jahren erlebt Bayer Leverkusen in der Champions League eine Sternstunde. Am ersten Spieltag demontiert die Werkself das Starensemble von Real Madrid mit 3:0. Jacek Krzynowek, Franca und Dimitar Berbatov schießen die Tore gegen die "Galaktischen", die Weltstars Zidane, Figo, Beckham, Ronaldo oder Raul werden regelrecht überfahren. "Rasse, Klasse, Zauberfußball. Mit der beeindruckendsten Leistung, die Leverkusen je abgeliefert hat, spielte Bayer die Königlichen an die Wand", lobt der Kicker. Ohne Superlative, aber trotzdem siegreich, absolviert Bayern München sein Israel-Debüt in der Champions League. Ein Elfmeter von Roy Makaay sichert das schmucklose 1:0 bei Maccabi Tel Aviv. Für Wirbel sorgt ein Abwesender: Dem Iraner Vahid Hashemian, Bayerns Sturmzugang aus Bochum, verbietet sein Staat die Einreise nach Israel, andernfalls drohten Konsequenzen. Die zieht am selben Tag Schalke 04. Trainer Jupp Heynckes wird entlassen. Manager Rudi Assauer zieht die Konsequenz aus dem Fehlstart der Königsblauen und urteilt hart: "Es waren viele Dinge, die sich angehäuft hatten. Jupp wollte sich nicht ändern. Er ist ein Trainer der alten Schule, das wollte er beibehalten. Aber wir haben es nicht mehr mit einer Generation von Spielern zu tun, die in die 60er- oder 70er-Jahre passt." Vorläufiger Nachfolger wird sein Assistent Eddy Achterberg.

16. September

Vor 80 Jahren rollt in allen 16 Gauligen wieder der Ball. Meister Schalke 04 muss am zweiten Spieltag in Westfalen schon den ersten Punkt lassen, bei Preußen Münster reicht es nur zu einem 1:1. Vor 10.000 Zuschauern verschießt Ernst Kuzorra einen Elfmeter, später macht er das mit seinem Ausgleichstor wieder gut. Das Remis ist gerecht und der "Fußball" stellt fest: "Es ist immer schon so gewesen – alte Preußen-Tradition – gegen Gegner von Ruf spielen die Münsteraner wie die Teufel." Auch Bayern München gerät an einen entfesselten Gegner und muss beim Arbeitersportverein Nürnberg ein 0:3 hinnehmen. "Was hilft in der Folge all das schöne Spiel den Bayern, sie ergeben sich schließlich dem Schicksal". In Niedersachsen beeindruckt Werder Bremens 6:3 bei Hildesheim 06, Hannover 96 schlägt Viktoria Wilhelmsburg 5:2. Tabellenführer aber ist ein Klub namens SV 1911 Algermissen. In Sachsen kommt es gleich zu drei Duellen zwischen Dresden und Leipzig, alle gewinnen die Elb-Florenzer. Sachsen-Meister DSC macht es am souveränsten – 4:0 bei Wacker Leipzig. Die 0:1-Pleite des VfB gegen Aufsteiger Sportfreunde 01 Dresden erklärt sich durch gleich zwei Platzverweise gegen die Leipziger, jeweils wegen Meckerns. Der Fußball verschweigt vornehm die Namen der Sünder – andere Zeiten, andere Reportersitten…

Vor 25 Jahren wird der neunte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Inklusive der beiden Freitagspiele fallen nur 17 Tore, es ist die bis dahin viertniedrigste Ausbeute in der Bundesliga. Drei Partien enden 0:0, nur Bayerns 5:1 gegen Bochum fällt aus dem Rahmen und verhindert den Minusrekord. Der Schotte Alan McInally ist alles andere als torgeizig und geht als zweifacher Torschütze aufs Oktoberfest, wo der Meister Sieg und Tabellenführung feiert. Auch der Zweite kommt aus Bayern, der 1. FC Nürnberg nimmt nach dem 2:0 gegen den KSC die beste Platzierung seit 1968 ein. Trainer Hermann Gerland wiegelt ab: "Je höher man steht, desto tiefer kann man fallen." Werder Bremen hat mit der Spitze nach dem 0:1 gegen Waldhof Mannheim nichts mehr zu tun. Verteidiger Manfred Bockenfeld: "Wir haben heute nicht nur gegen Waldhof, sondern auch gegen die eigene Unsicherheit und gegen die pfeifenden Zuschauer gespielt." Pfiffe gibt es auch in Hamburg, weil das Derby zwischen St. Pauli und dem HSV eine der drei Nullnummern des Tages ist. HSV-Ikone Felix Magath schreibt im Kicker: "Ein Derby, das mich maßlos enttäuscht hat."

Vor zehn Jahren starten vier Bundesligisten an einem Donnerstag in die UEFA-Pokal-Saison. Darunter Zweitligist Alemannia Aachen, dessen internationale Premiere auf Island stattfindet. Alemannia gewinnt bei FH Hafnarfjördur mit 5:1, die ersten beiden Europacuptore der Aachener erzielt Kai Michalke. Augenzeugen vor Ort: 1100. Auf mehr Interesse stößt Schalkes Gegner Metalurgs Liepaja, im Spiel eins nach Jupp Heynckes kommen 50.304 Menschen in die Veltins-Arena und bejubeln ein lockeres 5:1. Der Sieg ist auf Sand gebaut, dreimal trifft der Norweger Ebbe Sand. Der VfL Bochum, zum zweiten Mal in seiner Historie international tätig, erkämpft bei Standard Lüttich ein 0:0 und der VfB Stuttgart gewinnt bei Ujpest Budapest mit 3:1, zweimal trifft Cacau.

17. September

Vor 75 Jahren wird der Spielbetrieb in den meisten Gauen nun doch gestartet, zunächst hatte der Kriegsausbruch das verhindert. Meister Schalke 04 gewinnt vor 4000 Zuschauern bei Westfalia Herne 4:3, der Kicker titelt: "Szepan in verheißungsvoller Form". Der Krieg sorgt gleich zu Beginn für merkwürdige Ergebnisse, da nicht alle Mannschaften gleicher Maßen von Einberufungen betroffen sind. So verliert Hertha BSC beim Spandauer SV mit 1:6, der Dresdner SC schlägt BC Plauen 11:0 und der FC St. Pauli kommt zuhause gegen Eimsbüttel 0:9 unter die Räder – aber das liegt angeblich an einem, der mitspielt, auch wenn er nicht ganz da zu sein scheint. "In erster Linie fallen diese neun Tore zu Lasten des Tormannes Großer, der einen geradezu schaurigen Tag hatte und wenigstens die Hälfte der Tore hätte halten müssen", lesen wir im Kicker. Dass in der Ostmark (Österreich) keine Spiele stattfinden, ist nicht dem Krieg zuzubilligen. Ein heftiger Wolkenbruch über Wien sorgt für eine komplette Spielabsage.

Vor 70 Jahren rückt die Front immer näher, in den meisten Gauen ruht der Ligabetrieb. In Hamburg nicht, Altona 93 und der HSV trennen sich 1:1. Es wird einer von nur zwei Punktverlusten des HSV 1944/45 sein. Auch in München rollt noch der Ball, die Bayern gewinnen bei der Spielvereinigung Sendling mit 4:1. Der Krieg erlaubt keine großen Reisen mehr, und die kleinen führen zu kleinen Gegnern.

Vor 25 Jahren präsentiert Zweitligist Alemannia Aachen den ersten türkischen Trainer im deutschen Profifußball: Mustafa Denizli, 39 Jahre jung, löst Rolf Grünther ab. Weil er keine vom DFB anerkannte Lizenz besitzt, firmiert Denizli offiziell als Technischer Direktor.

Vor 20 Jahren ist in der Bundesliga nur noch Werder Bremen ungeschlagen. Nach einem 1:0 gegen Mönchengladbach ist die Rehhagel-Auswahl dem Verfolgerfeld um zwei Punkte enteilt. Das Tor des Tages gelingt Bernd Hobsch aus unmöglichem Winkel, der düpierte Borussen-Keeper Uwe Kamps schwört: "So ein Tor macht der Hobsch in 15 Jahren nicht mehr." Zu den fünf Verfolgern gehören die Bayern, die gegen den HSV nur zu einem 1:1 kommen. Trotzdem sind die Hamburger weit unzufriedener. Torwart Uli Stein wird vom Platz gestellt, kurz vor Schluss bekommt Bayern noch einen Elfmeter (Tor durch Matthäus) und mit einigen anderen Entscheidungen des Schiedsrichters sind sie auch nicht glücklich. Trainer Felix Magath lästert: "Es zahlt sich eben aus, dass die Bayern die Schiris aufs Oktoberfest einladen." Dort, beteuert Referee Günther Habermann, habe ihm das Bier jedoch "nicht geschmeckt". Man wird ja auch nicht jeden Tag mit Polizeischutz vom Platz geführt. Zufriedener ist Andre Breitenreiter, der HSV-Stürmer schießt bei seinem Bundesligadebüt gleich ein Tor in München und verspricht: "Ich hebe ganz bestimmt nicht ab."

18. September

Vor 80 Jahren steht in der Zeitschrift Fußball: "Amtlich wird gewünscht, daß die Schiedsrichter nicht mehr kritisiert werden!! Scheinbar erwartet man in der Mehrzahl der Fälle schon gar nicht mehr, daß eine gute Kritik herauskommen könnte." Der Wunsch richtet sich an die Fachpresse, nicht an die Zuschauer oder Spieler.

  

Vor 50 Jahren starten fünf Bundesligisten in den Europapokal. Meister Bayern hat ein Freilos, Pokalsieger Eintracht Frankfurt schlägt zuhause den AS Monaco 3:0. Zwei Tore von Bernd Hölzenbein erfreuen die 20.000 im Wald-Stadion, auch Peter Rohrbach trifft. Im UEFA-Pokal wahren alle ihre Chance, wenn auch Borussia Mönchengladbachs 1:2-Niederlage bei Wacker Innsbruck irritiert. Aber das Auswärtstor von Jupp Heynckes lässt hoffen. Gleiches gilt für Fortuna Düsseldorf nach dem 1:1 beim AC Turin (Tor: Gerd Zewe). Der HSV (3:0 vs. Bohemians Dublin) und Köln (5:1 vs. Kokkolan PV/Finnland) planen schon für die zweiten Runde. Alles offen auch noch für die DDR-Vertreter: Pokalsieger CZ Jena unterliegt bei Slavia Prag 0:1, Dynamo Dresden kommt aus Norwegen (Freja Randers) mit einem 1:1 zurück, und Vorwärts Frankfurt/Oder schlägt sensationell Juventus Turin mit 2:1. Meister 1. FC Magdeburg hat wie Bayern ein Freilos.

Vor 20 Jahren sorgt ein Debütant im Sonntagsspiel der Bundesliga für Aufsehen. Nach 75 Minuten ins Team des VfB Stuttgart eingewechselt, entscheidet der 18jährige Ante Covic das Spiel gegen Eintracht Frankfurt mit einem Doppelschlag. Endstand 4:1. Damit stiehlt er sogar Fredi Bobic die Show, der auch in seinem fünften Bundesligaspiel ein Tor erzielt und einen Rekord aufstellt.

Vor zehn Jahren beginnt der fünfte Bundesliga-Spieltag. Nur Meister Werder Bremen feiert einen klaren Sieg – 3:0 gegen Hannover 96. Der VfL Wolfsburg wird durch ein 2:1 in Rostock neuer Tabellenführer, erstmals in seiner Bundesligageschichte. Torwart Simon Jentzsch hält einen Elfmeter von Antonio di Salvo. Borussia Dortmund und Bayern München trennen sich 2:2, wobei der BVB nach 88 Minuten dank der Tore von Ewerthon noch mit 2:0 führt. Dann verkürzt Lucio, und in der Nachspielzeit hält auch Roy Makaay den Kopf in eine Flanke von Ze Roberto. Ein schmeichelhaftes Resultat für die Bayern, aber Oliver Kahn findet: "Dieses Spiel wird uns einen richtigen Schub geben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dies die Wende war." Schalke gewinnt mit neuem Trainer wieder – nach dem 3:2 gegen Mönchengladbach steht der Klub nicht mehr auf einem Abstiegsplatz. Ganz im Gegensatz zum HSV, der nach dem 1:2 am Betzenberg unter den Strich rutscht. "Toppmöller hilft nur noch ein Wunder", unkt der Kicker.

19. September

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Im Süden gibt es keine Unentschieden. Dafür allerlei Turbulenzen und mit dem FSV Frankfurt, der sich über den Besuch von Weltmeister-Trainer Sepp Herberger freut, einen neuen Tabellenführer. Der alte, die Stuttgarter Kickers, erweist sich vorläufig unwürdig und verliert zuhause gegen Schweinfurt mit 2:6. Der FSV (4:1 gegen BC Augsburg) hat die punktgleichen Fürther im Nacken, die in einem dramatischen Spiel die Bayern 4:3 schlagen. "Dieses Fürth bleibt zu beachten", steht im Sport Magazin. Überraschend Dritter ist Aufsteiger Schwaben Augsburg, der Eintracht Frankfurt 2:0 bezwingt. Trost für die Eintracht: Rivale Kickers Offenbach ergeht es noch schlechter – 1:4 im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Der 1. FC Nürnberg sorgt für eines der wenigen normalen Ergebnisse und gewinnt 3:0 beim VfR Mannheim. Im Westen haben alle einen Führungswechsel erwartet, doch der bleibt aus – weil RW Essen sogar bei West-Meister 1. FC Köln 4:2 gewinnt. Drei Tore von Franz "Penny" Islacker stellen die Weichen, aber auch Weltmeister Helmut Rahn erntet zuweilen denn Beifall der 18.000. Punktgleicher Zweiter ist Außenseiter SV Sodingen, der Borussia Dortmund 3:2 schlägt. Und Schalke? Verpasst den Anschluss (1:1 in Leverkusen). Das turbulenteste Spiel steigt am Aachener Tivoli. Alemannia gegen Westfalia Herne 6:5! Dabei führen die Herner zur Pause noch 4:2. Alemanne Matthias Roßbach schießt drei Tore. Fortuna Düsseldorf hat weiter die Rote Laterne, auch Weltmeister-Torwart Toni Turek kann ein 0:4 in Mönchengladbach nicht verhindern. Im Norden regiert Bremerhaven 93 (3:0 vs. VfL Osnabrück) nun alleine, der HSV fällt nach der ersten Niederlage (1:2 in Göttingen) zwei Punkte zurück. HSV-Bezwinger Göttingen 05 schiebt sich auf Rang zwei vor, 15.000 feiern den Triumph gegen den Serienmeister. 23.000 kommen gar nach Hannover, um das Derby zwischen Arminia und 96 zu sehen. Arminia fügt dem Deutschen Meister schon die zweite Niederlage (2:0) im 4. Spiel zu, Fritz Apel schießt die einzigen Tore des Tages. Auch im Bremer Derby gewinnt der Kleine: Der BSV schlägt Werder 2:1. Im Südwesten fallen 43 Tore, sieben Mal gewinnt die Heimelf. Traurige Ausnahme: Mainz 05 (1:2 vs. TuRa Ludwigshafen). Der FCK bleibt ohne Punktverlust, zittert sich gegen Speyer aber zu einem glücklichen 4:3 – nach 1:3-Rückstand. Mann des Tages ist Erwin Scheffler (drei Tore), die vier Weltmeister (ohne Horst Eckel) gehen leer aus. Das Schützenfest des Tages sieht Ludwigshafen, dabei steht es zur Pause zwischen Phönix und Sportfreunde Saarbrücken noch 0:0. Am Ende heißt es 6:1.

Vor 50 Jahren wird der fünfte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Ein Ergebnis überschattet alles und ist noch 51 Jahre später in den Rekordbüchern: Eintracht Frankfurt gegen Karlsruher SC 0:7. Für die Eintracht ist das Desaster die höchste Bundesliganiederlage, für den KSC der höchste Sieg. Eine Erklärung ist das frühe Ausscheiden von Frankfurts Ludwig Landerer (Beinbruch nach fünf Minuten), Wechsel sind nicht erlaubt anno 1964. In Überzahl zieht der KSC schon nach 30 Minuten auf 0:5 davon. Klaus Zaczyk, Horst Cieslarczyk und Gustav Witlatschil treffen jeweils doppelt. Dem neuen Tabellenführer reicht schon ein 1:0 gegen Hannover 96; Willy Reitgaßl schießt Kaiserslautern erstmals in der Bundesliga auf Platz eins. Schärfster Verfolger ist der 1. FC Nürnberg, der die weiter sieglosen Schalker 3:2 schlägt. Der HSV kommt dank Uwe Seelers Doppelpack gegen den MSV zu einem 3:0 und erobert Platz 3. Meister 1. FC Köln und Werder Bremen liefern sich ein großes Spiel, der FC gewinnt dank zweier Tore von Weltmeister Hans Schäfer mit 4:2.

Vor 30 Jahren beginnt die Europapokalsaison. Meister VfB Stuttgart ertrotzt mit dem letzten Aufgebot ein 1:1 bei Levsky Sofia, Peter Reicherts Tor berechtigt zu Hoffnungen. Lothar Matthäus fliegt in seinem ersten Europacup-Spiel für Bayern gleich vom Platz, er gibt seinem Gegenspieler vom FK Moss eine Ohrfeige. Trotzdem schießt der DFB-Pokalsieger noch drei Tore in Unterzahl und gewinnt mit 4:1, zweimal trifft Linksverteidiger Hans Pflügler. Im UEFA-Pokal gibt es lauter knappe Ergebnisse für das Bundesligaquartett. Zufrieden kann nur Mönchengladbach sein, Borussia gewinnt bei Banska Bystrica 3:2. 800 Fans aus der DDR feiern die Heynckes-Auswahl in der Tschechoslowakei. Der HSV ertrotzt beim FC Southampton ein 0:0, es ist in erster Linie das Werk von Torwart Uli Stein. Werder Bremen kassiert beim RSC Anderlecht drei Minuten vor Schluss das entscheidende 0:1, der 1. FC Köln schlägt Pogon Stettin vor nur 7000 Zuschauern mit 2:1. Ein Eigentor von Uwe Haas bringt die Kollegen auf Trab, Stefan Engels und Pierre Littbarski drehen mit ihren Treffern das Spiel.

Vor 20 Jahren einigen sich die Bundesligavereine auf ihrer Tagung in Frankfurt darauf, einen eigenen Verband innerhalb des DFB zu gründen. Ziel: mehr Selbständigkeit, bessere Vertretung der besonderen Interessen von Profiklubs. Zu dem Zweck soll im November 1994 eine Ligaversammlung einberufen werden.

20. September

Vor 100 Jahren tobt der Erste Weltkrieg. Der Ligabetrieb liegt auf Eis, aber Eintracht Frankfurt und Viktoria Hanau treffen sich für einen guten Zweck. Die Einnahmen gehen an das Rote Kreuz, der Sieg mit 3:2 an die Eintracht, die damals noch Frankfurter FV heißt.

Vor 30 Jahren fordert Teamchef Franz Beckenbauer eine Reduzierung der Bundesliga: "Im Grunde hat die Hälfte der Vereine in der höchsten Spielklasse nichts zu suchen. Eine Reduzierung auf 14 Klubs ist dringend notwendig."

Vor 25 Jahren ereignet sich in der Bundesliga eine Tragödie. Beim Nordderby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen endet die Karriere von HSV-Verteidiger Ditmar Jakobs. Der Nationalspieler rutscht bei einer Rettungsaktion ins Tor und bleibt mit dem Rücken an einem Karabinerhaken hängen, der durch die Wucht aufgeschnappt ist. Erst nach 20 Minuten kann Jakobs mit einer Flex-Maschine losgeschnitten werden. Bei der Rettungsaktion, bei der auch ein Skalpell zum Einsatz kommt, werden Nervenbahnen verletzt. Der Vizeweltmeister von 1986 kann nie wieder spielen. Da ist der 4:0-Heimsieg nur ein kleiner Trost. Tabellenführer Bayern München verliert am selben Tag in Stuttgart mit 1:2, überragender Mann ist der Schütze zum 1:0, der Argentinier José Basualdo. "Ganz Stuttgart liegt Basualdo zu Füßen", titelt der Kicker. Nach Bayerns Niederlage ziert ein punktgleiches Trio die Spitze, Bayer Leverkusen (2:0 in Bochum) und der 1. FC Köln (2:1 vs. 1. FC Nürnberg) ziehen gleich. Kölns Siegtor gegen Nürnbergs Himmelsstürmer erzielt Thomas Häßler in der 89. Minute. Am selben Tag verhängt das DFB-Sportgericht eine drakonische Strafe: Dortmunds Verteidiger Michael Schulz wird nach seiner Tätlichkeit gegen einen Linienrichter und einer Beleidigung ("Blinde Nuss") für sechs Monate gesperrt.

Vor 20 Jahren wird die zweite DFB-Pokalrunde komplettiert. Das Spiel 1. FC Kaiserslautern gegen Borussia Dortmund wird live in der ARD übertragen und macht Werbung für den Fußball. Die Gäste gehen in der regulären Spielzeit zweimal in Führung, der FCK gleicht stets aus, in der 89. Minute sorgt Andreas Brehmes Elfmeter zum 2:2 für die Verlängerung. Matthias Sammer erzielt das dritte Dortmunder Führungstor in der 97. Minute, aber die Kräfte der seit 80 Minuten dezimierten Borussen (ausgerechnet der Ex-Lauterer Thomas Franck sieht Gelb-Rot) reichen nicht. In einem typischen Betzenberg-Fight rennen die Pfälzer den kommenden Meister nieder und gewinnen noch mit 6:3. Die Zahl der Verwarnungen (elf) übertrifft die der Tore noch, die 33.000 sehen eine echte Pokalschlacht. Trotz der Packung sind alle voll des Lobes für Borussias Libero Matthias Sammer. Tribünengast Jupp Heynckes sagt: "Das war außerirdisch. Es braucht nicht mehr diskutiert werden, wer der beste deutsche Libero ist: Matthias Sammer." Pokalsieger 1995 kann er trotzdem nicht werden. Am selben Tag fordert Bundesligist MSV Duisburg den Nigerianer Emmanuel Amunike per Einschreiben auf, endlich zum Training zu kommen. Der WM-Teilnehmer hat zwar einen Vertrag beim MSV unterschrieben, erkennt diesen aber nicht an: "Die MSV-Offiziellen sind nicht ehrlich. Niemand kann reelle Dokumente vorlegen, dass der Vertrag mit dem MSV ein ehrlicher Vertrag war." Der WM-Teilnehmer hat auch einen Vertrag bei Sporting Lissabon unterzeichnet, die Portugiesen sagen: "Wir können beweisen, dass Duisburg Dokumente und Unterschrift gefälscht hat." Der MSV dementiert entschieden und lässt den Scheck über 800.000 Dollar für Amunikes Klub Zamalek Kairo erst mal sperren. Ein weiteres Kapitel einer wochenlangen Posse.

21. September

Vor 90 Jahren trifft die Nationalmannschaft auf Ungarn. In ihrem 50. Länderspiel hofft sie in Budapest vergeblich auf Geschenke, die Gastgeber gewinnen 4:1 (2:0). Tull Harder (HSV) erzielt nach 55 Minuten das Ehrentor zum 1:3, Teamkollege Hans Lang trifft zuvor bereits ins eigene Netz (42.). Die DFB-Auswahl bietet eine schwache Leistung und verliert verdient.

Vor 40 Jahren wird der fünfte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Dabei setzt sich die Krise von Meister Bayern München fort, er verliert beim bis dahin sieglosen Schlusslicht Wuppertaler SV mit 1:3. "Beckenbauer war überfordert", lautet die ausgesprochen seltene Schlagzeile im Kicker. Trainer Udo Lattek sieht die Probleme im mentalen Bereich: "Gegen eine Mannschaft wie Schalke, da ist meine Truppe voll da, aber Spiele wie gegen Wuppertal, die schenken wir förmlich her." Noch ein Großer steckt in der Krise, der 1. FC Köln ist das neue Schlusslicht. Beim 0:1 gegen Kickers Offenbach pariert Gästetorwart Fred Bockholt gleich zwei Elfmeter von Hannes Löhr und Harald Konopka, letzteren zwei Minuten vor Schluss. In einer Spontanreaktion verpflichtet der Vorstand den 34-jährigen Manager und Ex-Profi Karl-Heinz Thielen, wieder am Training teilzunehmen. Trainer Tschik Cajkovski: "Thielen muss ran, ob er will oder nicht." An der Spitze stehen zwei Nordklubs: der HSV (3:0 bei TeBe Berlin) und überraschend Aufsteiger Eintracht Braunschweig (2:0 vs. Bochum). Dahinter folgt Pokalsieger Eintracht Frankfurt, die gegen Kaiserslautern zu einem schmeichelhaften 5:1 kommt. Bis zur 73. Minute steht es 1:1, aber binnen 15 Minuten schießt Eintracht vier Tore. Trainer Dietrich Weise bedauert Kollege Ribbeck öffentlich: "Erich, du tust mir leid."

Vor 20 Jahren findet das auf einen Mittwoch vorgezogene Münchner Derby statt. Erstmals seit 13 Jahren treffen sich die Bayern und der TSV 1860 wieder in der Bundesliga. Der Meister wird seiner Favoritenrolle gerecht und gewinnt das "Auswärtsspiel", das es offiziell ist, vor 64.000 Zuschauern mit 3:1. In der ruppigen Partie gibt es drei Platzverweise. Nach der Bayern-Führung durch Markus Schupp fliegt Teamkollege Christian Nerlinger vom Platz (35.), trotzdem erhöht Christian Ziege auf 2:0 (55.). Dann sieht Löwe Bernhard Winkler Rot (70.), aber Peter Pacult verkürzt per Elfmeter auf 1:2. Nach einem groben Foul des Löwen Manfred Schwabl heißt es wieder Rot (83.), Joker Alexander Zickler nutzt die Überzahl zum 3:1 (87.).

Vor zehn Jahren trifft Bayern München im DFB-Pokal auf den VfL Osnabrück. Der VfL wehrt sich vor heimischer Kulisse tapfer und unterliegt erst in letzter Minute mit 2:3. Der für Oliver Kahn eingesetzte Michael Rensing muss sich Vorwürfe gefallen lassen, da ihn Joe Enochs aus 25 Metern überwindet. "Den muss er haben", sagt Manager Uli Hoeneß. Als Thomas Reichenberger in der 73. Minute auf 2:1 erhöht, liegt die Sensation in der Luft. Doch Claudio Pizarro (73.) und Roy Makaay (90.) verhindern die Bayern-Blamage.