David Vrzogic: Einer, der immer aufsteht

Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor.

Das Foto hat er aufgehoben. Es ist eine schöne Erinnerung von der Weihnachtsfeier der Dortmunder E-Junioren 1998. David Vrzogic, neun Jahre alt, Topfschnitt, und Leonardo Dédé, 20, Zahnspange.

Beide sind erst seit ein paar Monaten in Dortmund, der Profi ist aus Brasilien ins Ruhrgebiet gekommen, der Jugendspieler immerhin aus Wuppertal. Acht Jahre später stehen sie in einer Mannschaft. Und Vrzogic schenkt seinem Vorbild das Foto von damals. Von da an klebt es bei Dédé im Spind.

Verteidiger, weil gerade einer fehlt

Wer zwölf Jahre in einem Verein spielt, der wird, so alles normal läuft, unweigerlich ein Fan von ihm. Zwölf Jahre sind lang, und wenn einer erst 20 ist, sind sie mehr als ein halbes Leben. "Ich werde immer Fan von Borussia Dortmund sein", sagt David Vrzogic.

Sein Vater, der heute sogar beim BVB arbeitet, hatte einst Marcel Raducanu verehrt und seinen Sohn, als der noch keine neun Jahre alt war, zum Probetraining bei Borussia Dortmund angemeldet. Und er wurde genommen, nicht als Stürmer wie vorher, sondern als Verteidiger. "Da fehlte gerade einer", sagt er.

Angewiesen aufs "Eltern-Taxi"

Nun muss man wissen, dass Familie Vrzogic in Wuppertal wohnt, zum Training hin und wieder zurück, das sind rund 120 Kilometer. Und da keiner seiner Mitspieler im Bergischen zu Hause ist, gibt es auch keinen Fahrdienst des Klubs. Einzige Alternative: das Eltern-Taxi, mehrmals in der Woche.

"Ich ziehe den Hut vor meinen Eltern, dass sie das auf sich genommen haben, dafür bin ich ihnen sehr dankbar", sagt Vrzogic, der mit 16 ins Dortmunder Fußballinternat zieht und dort sein Fachabitur macht. Die Eltern kommen nur noch als Fans.

U 16-Debüt gegen Russland

Sein Platz in der Abwehr ist ihm sicher. Von den C-Junioren rückt er gleich in die U 17 auf. Meist spielt er auf der linken Außenbahn, manchmal auch innen, wie bei seinem Debüt in der U 16-Nationalmannschaft: "Das war im Oktober 2004 in Lohne, ein 2:0 gegen Russland. Trainer war Bernd Stöber."

Der sagt über seinen Schützling: "David war damals für sein Alter schon sehr weit, auf dem Platz und auch außerhalb. Seine Einstellung war vorbildlich, ein richtig guter Außenverteidiger, der sich auch ins Spiel nach vorne regelmäßig eingeschaltet hat."

Auch für Serbien hätte Vrzogic spielen können, seine Eltern kommen von dort, "aber Deutschland ist meine Heimat, hier bin ich geboren und aufgewachsen. Eine Alternative hat es für mich nicht gegeben". In den Nachwuchsteams des DFB gehört er fortan zum festen Stamm. 2006 erreicht er mit der deutschen U 17 bei der EM in Luxemburg das Halbfinale.

"Ein Junge mit Möglichkeiten"

2006, Vrzogic ist noch nicht einmal 17 Jahre alt, holt ihn BVB-Trainer Bert van Marwijk zu den Profis, gemeinsam mit Nuri Sahin. Vrzogic, sagt der Trainer, "ist ein Junge mit Möglichkeiten". Und wer den sachlichen Herrn van Marwijk kennt, der weiß, dass das schon ein ziemliches Kompliment ist.

Dédé kennt der Teenager schon von der Weihnachtsfeier, die anderen nur aus dem Stadion, als er Fan oder Balljunge war. Koller, Rosicky, Kehl - am Anfang siezt er sie. "Ich habe mich erst gar nicht getraut, überhaupt etwas zu sagen", sagt er. Doch die Stars nehmen ihm die Hemmungen. "Das sind doch alles ganz normale Leute." Das weiß er dann auch.

Kreuzband angerissen - und keiner hat´s gemerkt

Beim DFB-Pokalspiel in Thannhausen ist Vrzogic im Kader. Nach dem Spiel bittet er seinen Trainer, am nächsten Tag bei den A-Junioren mitzuspielen, um sich Spielpraxis zu holen. Der Trainer stimmt zu, und Vrzogic spielt. Gegen den 1. FC Köln verletzt er sich am rechten Knie, wird kurz behandelt, dann klingen die Beschwerden ab, weiter geht's.

Zwei Tage später verdreht er sich beim Basketball in der Schule das Knie, wieder das rechte: Kreuzbandriss. "Später hat sich herausgestellt, dass das Kreuzband schon im Spiel gegen Köln angerissen war, aber das hat keiner gemerkt. Ich auch nicht, ich hatte ja auch keine Schmerzen", sagt Vrzogic.

"Meine Zeit wird noch kommen"

Als er die Nachricht von der Schwere der Verletzung bekommt, kann er die Tränen nicht zurückhalten. Van Marwijk hatte ihm vorher gesagt, er solle sich darauf einstellen, dass er im nächsten Bundesligaspiel gegen den Hamburger SV spielen werde, Dédé habe sich verletzt. Dieser Traum zerplatzt.

Statt Premiere in der Bundesliga nun OP, Reha und sieben Monate Pause. Van Marwijk spricht dem 17-Jährigen Mut zu: "Ich weiß, was du kannst. Und du weißt es auch." Ein Trotzgefühl macht sich breit: "Anderen geht es noch schlechter als mir. Meine Zeit wird noch kommen."

Zurück nach sieben Monaten

Nach sieben Monaten kehrt er zurück. Doch unter dem neuen Trainer Jürgen Röber gelingt ihm der Sprung in den Profikader nicht. Vrzogic versucht, sich aufzudrängen durch gute Leistungen bei den A-Junioren, in der zweiten Mannschaft und durch Einsätze in den DFB-Teams. Im Mai 2008 holt er kurz vor Schluss der U 19-EM-Qualifikationspartie gegen Kroatien einen Elfmeter raus, Gebhart verwandelt zum 2:2, ein entscheidender Punkt.

Die Deutschen sind weiter. Vrzogic nicht. Er verletzt sich am Zeh. Als die Mannschaft Europameister wird, ist er nur Zuschauer. Wieder einmal. "Das war bitter", sagt er. "Aber es war eine große Geste von Horst Hrubesch, dass man mich zum Finale eingeladen hat und dass ich auch bei der Ehrung in Duisburg dabei sein konnte."

Der nächste Kreuzbandriss

Gerade wieder fit geworden, bleibt Vrzogic beim Spiel der Regionalliga West von Borussia Dortmund II beim 1. FC Kleve im Rasen hängen, das linke Knie verdreht sich. Wieder Kreuzbandriss, wieder lange Pause. "Natürlich ist das sehr bedrückend", sagt er. "Doch Fußball ist meine Leidenschaft. Ich habe nie daran gedacht, aufzuhören." Wie es das Schicksal will, heißt auf Seiten der Klever der Trainer Arie van Lent. Aber dazu später.

Wieder ist er ein halbes Jahr weg vom Fenster. Als er wieder mitspielen kann, ist der Weg nach oben im Grunde zu. Dédé ist immer noch da, und aus der zweiten Mannschaft ist Marcel Schmelzer zum Bundesligateam gestoßen. "Mir war klar, dass das schwer werden würde", sagt Vrzogic. "Am wichtigsten war mir aber, dass ich endlich mal wieder eine Saison verletzungsfrei würde durchspielen können."

In der BVB-Zweiten ist er Stammspieler in der 3. Liga. Als Highlight kommt die Nominierung für die U 20-WM in Nigeria hinzu, bei der die deutsche Mannschaft bis ins Viertelfinale vorstößt. "Ein unglaubliches Erlebnis", sagt er.

Neuanfang in Ahlen

Doch schon im Winter ist ihm klar, dass er sich verändern muss. "Ich wollte mich weiterentwickeln", sagt er. Angebote aus der Schweiz, aus Österreich und den Niederlanden schlägt er aus, stattdessen schließt er sich Zweitligaabsteiger Rot Weiss Ahlen an.

Hier kommt wieder Arie van Lent ins Spiel, der neue Ahlener Trainer, der Vrzogic das Vertrauen schenkt. "Er ist ein kompletter Außenverteidiger, gut in der Defensive wie der Offensive", sagt van Lent. In der derzeit schwierigen Situation des Absteigers gehöre der 21-Jährige zu den stabilsten Spielern. "Ich traue ihm zu, dass er sich noch weiter verbessern wird. Wir sind froh, dass wir ihn haben."

Kulturschock in der Kleinstadt

Auch Vrzogic fühlt sich wohl: "Hier habe ich gute Bedingungen vorgefunden." Er ist nach Ahlen gezogen, hat sich dort eine Wohnung genommen. Zum ersten Mal lebt er in einer Kleinstadt. "Ein kleiner Kulturschock", sagt er, "aber ein schöner. In der Stadt wird man erkannt, alles ist gemütlich."

Auch sportlich läuft, zumindest für ihn persönlich, alles nach Plan. Alle Saisonspiele hat er von Anfang bis Ende bestritten. Nur mit der Ausbeute von bislang neun Punkten könne man nicht zufrieden sein. "Wir haben das Potenzial, da unten wieder herauszukommen. Dazu möchte ich beitragen", sagt er.

Irgendwann wieder im Dortmunder Stadion spielen

In Kontakt mit Kollegen wie Nuri Sahin oder Neven Subotic steht Vrzogic immer noch. Und ins Dortmunder Stadion geht er nach wie vor regelmäßig, zuletzt gegen Kaiserslautern und die Bayern. Von der ersten Liebe kommt man oft nur schwer los.

"Na, klar, da kommt schon ein bisschen Wehmut auf", sagt er. "Schließlich war ich mal ein Teil der Mannschaft, auch wenn ich leider kein Pflichtspiel gemacht habe." Die atemberaubende Kulisse sei aber zugleich ein Ansporn für ihn: "Irgendwann möchte ich dort wieder auf dem Rasen stehen."

Er ist realistisch genug, um zu wissen, wie anstrengend dieser Weg sein kann. "Ich bin jetzt erst mal froh, in Ahlen zu sein. Ich will hier eine gute Saison spielen", sagt er. Allzu weit in die Zukunft schauen mag er nicht. Das hat er sich abgewöhnt. Irgendwas kann halt immer dazwischen kommen. "Entscheidend", sagt er, "ist, was jetzt ist, in diesem Moment."

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Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor.

Das Foto hat er aufgehoben. Es ist eine schöne Erinnerung von der Weihnachtsfeier der Dortmunder E-Junioren 1998. David Vrzogic, neun Jahre alt, Topfschnitt, und Leonardo Dédé, 20, Zahnspange.

Beide sind erst seit ein paar Monaten in Dortmund, der Profi ist aus Brasilien ins Ruhrgebiet gekommen, der Jugendspieler immerhin aus Wuppertal. Acht Jahre später stehen sie in einer Mannschaft. Und Vrzogic schenkt seinem Vorbild das Foto von damals. Von da an klebt es bei Dédé im Spind.

Verteidiger, weil gerade einer fehlt

Wer zwölf Jahre in einem Verein spielt, der wird, so alles normal läuft, unweigerlich ein Fan von ihm. Zwölf Jahre sind lang, und wenn einer erst 20 ist, sind sie mehr als ein halbes Leben. "Ich werde immer Fan von Borussia Dortmund sein", sagt David Vrzogic.

Sein Vater, der heute sogar beim BVB arbeitet, hatte einst Marcel Raducanu verehrt und seinen Sohn, als der noch keine neun Jahre alt war, zum Probetraining bei Borussia Dortmund angemeldet. Und er wurde genommen, nicht als Stürmer wie vorher, sondern als Verteidiger. "Da fehlte gerade einer", sagt er.

Angewiesen aufs "Eltern-Taxi"

Nun muss man wissen, dass Familie Vrzogic in Wuppertal wohnt, zum Training hin und wieder zurück, das sind rund 120 Kilometer. Und da keiner seiner Mitspieler im Bergischen zu Hause ist, gibt es auch keinen Fahrdienst des Klubs. Einzige Alternative: das Eltern-Taxi, mehrmals in der Woche.

"Ich ziehe den Hut vor meinen Eltern, dass sie das auf sich genommen haben, dafür bin ich ihnen sehr dankbar", sagt Vrzogic, der mit 16 ins Dortmunder Fußballinternat zieht und dort sein Fachabitur macht. Die Eltern kommen nur noch als Fans.

U 16-Debüt gegen Russland

Sein Platz in der Abwehr ist ihm sicher. Von den C-Junioren rückt er gleich in die U 17 auf. Meist spielt er auf der linken Außenbahn, manchmal auch innen, wie bei seinem Debüt in der U 16-Nationalmannschaft: "Das war im Oktober 2004 in Lohne, ein 2:0 gegen Russland. Trainer war Bernd Stöber."

Der sagt über seinen Schützling: "David war damals für sein Alter schon sehr weit, auf dem Platz und auch außerhalb. Seine Einstellung war vorbildlich, ein richtig guter Außenverteidiger, der sich auch ins Spiel nach vorne regelmäßig eingeschaltet hat."

Auch für Serbien hätte Vrzogic spielen können, seine Eltern kommen von dort, "aber Deutschland ist meine Heimat, hier bin ich geboren und aufgewachsen. Eine Alternative hat es für mich nicht gegeben". In den Nachwuchsteams des DFB gehört er fortan zum festen Stamm. 2006 erreicht er mit der deutschen U 17 bei der EM in Luxemburg das Halbfinale.

"Ein Junge mit Möglichkeiten"

2006, Vrzogic ist noch nicht einmal 17 Jahre alt, holt ihn BVB-Trainer Bert van Marwijk zu den Profis, gemeinsam mit Nuri Sahin. Vrzogic, sagt der Trainer, "ist ein Junge mit Möglichkeiten". Und wer den sachlichen Herrn van Marwijk kennt, der weiß, dass das schon ein ziemliches Kompliment ist.

Dédé kennt der Teenager schon von der Weihnachtsfeier, die anderen nur aus dem Stadion, als er Fan oder Balljunge war. Koller, Rosicky, Kehl - am Anfang siezt er sie. "Ich habe mich erst gar nicht getraut, überhaupt etwas zu sagen", sagt er. Doch die Stars nehmen ihm die Hemmungen. "Das sind doch alles ganz normale Leute." Das weiß er dann auch.

Kreuzband angerissen - und keiner hat´s gemerkt

Beim DFB-Pokalspiel in Thannhausen ist Vrzogic im Kader. Nach dem Spiel bittet er seinen Trainer, am nächsten Tag bei den A-Junioren mitzuspielen, um sich Spielpraxis zu holen. Der Trainer stimmt zu, und Vrzogic spielt. Gegen den 1. FC Köln verletzt er sich am rechten Knie, wird kurz behandelt, dann klingen die Beschwerden ab, weiter geht's.

Zwei Tage später verdreht er sich beim Basketball in der Schule das Knie, wieder das rechte: Kreuzbandriss. "Später hat sich herausgestellt, dass das Kreuzband schon im Spiel gegen Köln angerissen war, aber das hat keiner gemerkt. Ich auch nicht, ich hatte ja auch keine Schmerzen", sagt Vrzogic.

"Meine Zeit wird noch kommen"

Als er die Nachricht von der Schwere der Verletzung bekommt, kann er die Tränen nicht zurückhalten. Van Marwijk hatte ihm vorher gesagt, er solle sich darauf einstellen, dass er im nächsten Bundesligaspiel gegen den Hamburger SV spielen werde, Dédé habe sich verletzt. Dieser Traum zerplatzt.

Statt Premiere in der Bundesliga nun OP, Reha und sieben Monate Pause. Van Marwijk spricht dem 17-Jährigen Mut zu: "Ich weiß, was du kannst. Und du weißt es auch." Ein Trotzgefühl macht sich breit: "Anderen geht es noch schlechter als mir. Meine Zeit wird noch kommen."

Zurück nach sieben Monaten

Nach sieben Monaten kehrt er zurück. Doch unter dem neuen Trainer Jürgen Röber gelingt ihm der Sprung in den Profikader nicht. Vrzogic versucht, sich aufzudrängen durch gute Leistungen bei den A-Junioren, in der zweiten Mannschaft und durch Einsätze in den DFB-Teams. Im Mai 2008 holt er kurz vor Schluss der U 19-EM-Qualifikationspartie gegen Kroatien einen Elfmeter raus, Gebhart verwandelt zum 2:2, ein entscheidender Punkt.

Die Deutschen sind weiter. Vrzogic nicht. Er verletzt sich am Zeh. Als die Mannschaft Europameister wird, ist er nur Zuschauer. Wieder einmal. "Das war bitter", sagt er. "Aber es war eine große Geste von Horst Hrubesch, dass man mich zum Finale eingeladen hat und dass ich auch bei der Ehrung in Duisburg dabei sein konnte."

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Der nächste Kreuzbandriss

Gerade wieder fit geworden, bleibt Vrzogic beim Spiel der Regionalliga West von Borussia Dortmund II beim 1. FC Kleve im Rasen hängen, das linke Knie verdreht sich. Wieder Kreuzbandriss, wieder lange Pause. "Natürlich ist das sehr bedrückend", sagt er. "Doch Fußball ist meine Leidenschaft. Ich habe nie daran gedacht, aufzuhören." Wie es das Schicksal will, heißt auf Seiten der Klever der Trainer Arie van Lent. Aber dazu später.

Wieder ist er ein halbes Jahr weg vom Fenster. Als er wieder mitspielen kann, ist der Weg nach oben im Grunde zu. Dédé ist immer noch da, und aus der zweiten Mannschaft ist Marcel Schmelzer zum Bundesligateam gestoßen. "Mir war klar, dass das schwer werden würde", sagt Vrzogic. "Am wichtigsten war mir aber, dass ich endlich mal wieder eine Saison verletzungsfrei würde durchspielen können."

In der BVB-Zweiten ist er Stammspieler in der 3. Liga. Als Highlight kommt die Nominierung für die U 20-WM in Nigeria hinzu, bei der die deutsche Mannschaft bis ins Viertelfinale vorstößt. "Ein unglaubliches Erlebnis", sagt er.

Neuanfang in Ahlen

Doch schon im Winter ist ihm klar, dass er sich verändern muss. "Ich wollte mich weiterentwickeln", sagt er. Angebote aus der Schweiz, aus Österreich und den Niederlanden schlägt er aus, stattdessen schließt er sich Zweitligaabsteiger Rot Weiss Ahlen an.

Hier kommt wieder Arie van Lent ins Spiel, der neue Ahlener Trainer, der Vrzogic das Vertrauen schenkt. "Er ist ein kompletter Außenverteidiger, gut in der Defensive wie der Offensive", sagt van Lent. In der derzeit schwierigen Situation des Absteigers gehöre der 21-Jährige zu den stabilsten Spielern. "Ich traue ihm zu, dass er sich noch weiter verbessern wird. Wir sind froh, dass wir ihn haben."

Kulturschock in der Kleinstadt

Auch Vrzogic fühlt sich wohl: "Hier habe ich gute Bedingungen vorgefunden." Er ist nach Ahlen gezogen, hat sich dort eine Wohnung genommen. Zum ersten Mal lebt er in einer Kleinstadt. "Ein kleiner Kulturschock", sagt er, "aber ein schöner. In der Stadt wird man erkannt, alles ist gemütlich."

Auch sportlich läuft, zumindest für ihn persönlich, alles nach Plan. Alle Saisonspiele hat er von Anfang bis Ende bestritten. Nur mit der Ausbeute von bislang neun Punkten könne man nicht zufrieden sein. "Wir haben das Potenzial, da unten wieder herauszukommen. Dazu möchte ich beitragen", sagt er.

Irgendwann wieder im Dortmunder Stadion spielen

In Kontakt mit Kollegen wie Nuri Sahin oder Neven Subotic steht Vrzogic immer noch. Und ins Dortmunder Stadion geht er nach wie vor regelmäßig, zuletzt gegen Kaiserslautern und die Bayern. Von der ersten Liebe kommt man oft nur schwer los.

"Na, klar, da kommt schon ein bisschen Wehmut auf", sagt er. "Schließlich war ich mal ein Teil der Mannschaft, auch wenn ich leider kein Pflichtspiel gemacht habe." Die atemberaubende Kulisse sei aber zugleich ein Ansporn für ihn: "Irgendwann möchte ich dort wieder auf dem Rasen stehen."

Er ist realistisch genug, um zu wissen, wie anstrengend dieser Weg sein kann. "Ich bin jetzt erst mal froh, in Ahlen zu sein. Ich will hier eine gute Saison spielen", sagt er. Allzu weit in die Zukunft schauen mag er nicht. Das hat er sich abgewöhnt. Irgendwas kann halt immer dazwischen kommen. "Entscheidend", sagt er, "ist, was jetzt ist, in diesem Moment."